Das darfst du nicht verdrängen

Das darfst du nicht verdrängen

Jan hat seinen Jugendstundenleiter Marco aufgesucht. Er braucht für seine Entscheidung einen geistlichen Rat. So sitzt er jetzt in Marcos Büro zwischen Computer, Regalen voller Bücher und Ordnern in einem alten, abgewetzten Lederohrensessel. „Dieser Sessel, Jan, ist zwar nicht mehr der neueste, aber es ist mein ‚Lieblingsleseplatz’, von dem ich mich nicht trennen kann. Doch wir sind ja nicht hier zusammen, um über Sitzgelegenheiten zu reden. Was gibt’s, Jan? Wo drückt der Schuh?“

„Ach, ich weiß nicht so recht, was ich machen soll. Nächste Woche in den Herbstferien wollen wir – einige Jungs aus der Klasse – eine Fahrradtour machen. Mit Übernachten, Zelten, und so. Echt super Plan, macht bestimmt wahnsinnig Spaß!“ – „Ja, das glaub ich Dir. Aber, da fehlt doch noch etwas in deinem Bericht, Jan. Du bist doch nicht zu mir gekommen, um zu fragen, wie viel Zoll die Reifen deines Fahrrads haben müssen, oder?“

„Du hat es erraten, Marco. Ich habe bei der Sache irgendwie ein ungutes Gefühl. Meine ‚innere Stimme’ meldet sich dabei zu Wort.“ – „Und, was ist der Grund für das ungute Gefühl? Oder, anders ausgedrückt: was sagt dir Deine ‚innere Stimme’?“ – „Nun, einige der Jungs sind bekannt dafür, dass sie dem Alkohol recht gut zusprechen können. Ich bin mir sicher, sie werden auch auf der Tour ihre Pullen dabei haben. Und bei zweien bin ich mir ziemlich sicher, dass sie auch Drogen nehmen. Das lässt alles in einem problematischen Licht erscheinen.“

„Und da sie Deine Einstellung kennen, werden sie bei so einer Gelegenheit, wo Du ihnen ziemlich ausgeliefert bist, versuchen, Dich damit hineinzuziehen. So könnte die Aktion ganz schön schief gehen. Dein Gewissen warnt Dich zu recht davor. Und Du solltest die Stimme Deines Gewissens nicht verdrängen. Wenn Du bei einer Sache nicht ruhig bist und Dein Gewissen sich immer wieder meldet, dann lass besser die Finger davon. Aber die Idee mit der Fahrradtour ist gar nicht so schlecht. Vielleicht sollten wir mal so etwas mit den Jungs der Jugendstunde in Angriff nehmen.“ – „Das fände ich echt super, Marco“

Als Jan nach Hause ging, fühlte er erstmals eine innere Ruhe in der Sache. Er war froh, auf die Stimme seines Gewissens gehört zu haben. Jetzt will er ganz intensiv um Kraft bitten, auch gegenüber seinen Kameraden fest zu bleiben.