Bibel praktisch

Hilfe oder Hindernis!? - Heiraten 27

In den letzten Jahren sind in „Folge mir nach“ einige Artikel zum Thema „Heiraten“ / „Unverheiratet sein“ erschienen. Besonders ein Artikel in FMN 2007/3: „Singles in der Warteschleife“ hat mich sehr beschäftigt. Der Autor versuchte dort, jungen Gläubigen, die ledig sind, aber gern heiraten würden, Hilfestellung zu geben. „Hängen geblieben“ bin ich besonders am letzten Abschnitt, in dem er verheirateten Christen verschiedene Hinweise gab, um Verständnis für die Herausforderungen von Ledigen zu entwickeln und ihnen kein Hindernis zu sein.

 

Grundlagen und äußere Einflüsse

Die sozialen Beziehungen, in denen ein Mensch steht, können entweder hilfreich für ihn sein oder seinen Weg erschweren. Es ist eine durchaus bekannte Tatsache, dass die Gedanken und Vorstellungen vor allem eines jungen Menschen auch von seiner Umgebung mit beeinflusst werden. Das heißt: Neben dem Wort Gottes und den eigenen Charaktereigenschaften formen Erziehung und auch soziales Umfeld das Denken von Kindern und Jugendlichen mit. Ich habe mich deshalb gefragt, welche Grundlagen in zwei wichtigen Lebensbereichen von jungen Gläubigen gelegt werden, oder gelegt werden könnten. Und zwar meine ich das Elternhaus und den Kreis der Glaubensgeschwister. Diese beiden Bereiche haben durch den engen Umgang miteinander ohne Zweifel prägenden Einfluss auf junge Menschen. Wenn es Eltern oder erwachsenen Christen darum geht, Jüngeren eine gesunde biblische Haltung zu den Themen „Leben als Single“ oder „Heirat“ zu vermitteln, ist es sicher auch gut, die eigene Haltung zu diesem Thema  zu überdenken. Als „betroffener“ Vater von 3 heranwachsenden Kindern empfinde ich das selbst als eine große Herausforderung. Was also geben wir ihnen durch unser Reden und Vorbild mit auf den Weg?

 

Das Elternhaus - ein Schutzraum!?

Zu Hause werden die Fundamente gelegt. Wir Eltern haben bekanntlich einen gewaltigen Einfluss auf die Gedanken und Einstellungen unserer Kinder. Wie sieht es da z.B. mit unserer Haltung als Eltern zum zukünftigen Leben unserer Kinder aus? Gibt es für uns nur die Möglichkeit, dass unsere Kinder natürlich später auf jeden Fall heiraten? Ziehen wir es überhaupt in Betracht, dass dies nicht geschehen könnte? Ich denke, eine Ausgewogenheit auch in dieser Frage ist wichtig. Die Kinder sollen zu Hause eine gottgemäße positive Einstellung zu Ehe und Familie erhalten und gute Vorbilder in ihren Eltern haben. Aber wir müssen ihnen ebenfalls vermitteln, dass es auch einen anderen Weg geben könnte und dass jeder den Willen des Herrn für sein persönliches Leben erkennen und annehmen sollte. Das gilt nicht nur für die gezielte biblische Belehrung in der Familie, sondern vor allem für die alltäglichen Unterhaltungen, an denen sie teilnehmen. Wir übertragen dabei (oft unmerklich in Nebensätzen) unsere eigenen Anschauungen auf sie. Viele Bemerkungen enthalten Wertungen, die unsere Kinder von frühester Jugend an in sich aufnehmen. Wie oft fallen Aussagen wie: „Wenn du mal verheiratet bist ...“! Oder: „Warte mal, bis  du Kinder hast, dann wirst du darüber anders denken.“ Diese Äußerungen sind an sich richtig, aber wenn es ausschließlich dabei bleibt, suggerieren wir damit, dass es keine andere Möglichkeit als Heiraten gibt. Das wird nicht ohne Wirkung bleiben! Ganz wichtig ist es deshalb auch, wie wir zu Hause über Ledige denken und reden. Auch jüngere Kinder verstehen schon ganz gut, wenn zum Beispiel in der Unterhaltung bei Tisch der Kopf über jemand geschüttelt wird, der „immer noch nicht verheiratet“ ist. Haben wir Achtung vor solchen, die ihr Leben allein führen? Zeigen unsere Reden, dass wir ihnen und ihrer speziellen Situation verständnisvoll gegenüberstehen? Laden wir Alleinstehende ganz selbstverständlich ein, unterstützen und integrieren wir sie? Unsere Kinder sind scharfe Beobachter und werden ihre Schlüsse für sich selbst daraus ziehen.

Wir sollten auch bedenken, dass wir als Eltern selbst nicht wissen können, welchen Weg der Herr unsere Kinder führen will. Es ist deshalb wichtig, sie vor allem zu selbstständigen Christen zu erziehen, sie dahin zu führen, persönlich ein Leben mit dem und für den Herrn Jesus zu führen. Am stärksten wirkt da immer noch das Vorbild von uns Eltern. Sehen sie bei uns ein lebendiges Glaubensleben mit dem Herrn Jesus? Das hilft mit, ihnen eine gute Basis für  ihr späteres Leben zu geben, mit oder ohne Ehepartner. Fehlt die Ausrichtung auf den Herrn, werden die natürlichen menschlichen und körperlichen Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Liebe die Überlegungen beherr schen; wann und wen man heiraten soll, wird dann im Eigenwillen entschieden. Die Frage nach dem Willen des Herrn wird dabei leicht auf der Strecke bleiben. Das ist keine gute Voraussetzung für eine christliche Ehe. Diese braucht ein festes Fundament in dem Wissen: Der Herr Jesus wollte uns zusammenstellen. Nur eine Ehe, die darauf basiert und die in enger Beziehung mit dem Herrn Jesus geführt wird, kann in allen Höhen und Tiefen des Lebens bestehen (Mt 7, 24.25).

Worum es mir also vor allem geht ist, dass das Zuhause ein Schutzraum sein sollte, in dem wir unsere Kinder im Glauben fördern. So können wir ihnen helfen, den einen oder den anderen Lebensweg vom Herrn anzunehmen. Da die meisten Jugendlichen eine gewisse Not mit ihren Gefühlen haben, wäre es doch schön, wenn wir sie nach Möglichkeit darin entlasten. Ein wichti ger Punkt ist dabei das offene und verständnisvolle Gespräch zwischen uns Eltern und unseren Jugendlichen. Wir zeigen ihnen damit, dass wir sie ernst nehmen, und geben ihnen Gelegenheit, sich auszusprechen. Gerade, wenn es um die Not geht, einen bestimmten Lebensweg anzunehmen, brauchen Jugendliche oft Unterstützung. So können diese Dinge in einer christlichen Familie gemeinsam getragen werden. Nur nebenbei: Was lesen und sehen unsere Kinder? Manche Mädchen lesen gern christliche Romane, oft Liebesgeschichten. Die müssen ja nicht unsauber sein, aber ein reichlicher Konsum solcher Literatur beschäftigt die  Gedanken und Gefühle mehr mit diesem Thema, als vielleicht nötig ist. Und manche DVD liefert – für Jungen und Mädchen – große Gefühle frei Haus, durch die Bedürfnisse und Gefühle mehr geweckt oder angestachelt werden, als gut ist.

Ich weiß nur zu gut, wie schwer es manchmal im Alltag fällt, die genannten Aspekte zu berücksichtigen. Wir haben es da als Eltern immer wieder nötig, uns selbst zu prüfen und uns von dem Herrn Weisheit für unsere eigenen Haltungen und Taten zu erbitten.

 

Der Geschwisterkreis

Junge Leute bewegen sich nicht nur in der Familie. Auch im Geschwisterkreis am Ort und darüber hinaus leben sie und werden sie geprägt. Hier gilt vom Prinzip her das gleiche wie beim Umgang in der Familie. Welche Haltung zum Thema „Heiraten“ tritt ihnen von Seiten der Geschwister entgegen? Dies klang auch in dem oben genannten Artikel in „Folge mir nach“ schon an.

Während meiner eigenen „Singlezeit“ habe ich einige Male die Erfahrungen gemacht, dass alle möglichen, sicher sehr wohlmeinenden Geschwister mich darauf ansprachen, warum ich denn nicht heiraten wollte. Es wäre doch so langsam an der Zeit (ich war damals Ende zwanzig und erst vier Jahre gläubig). Ob es denn keine netten Schwestern gäbe ...? Und wie manches Mal wird öffentlich spekuliert, wer zu wem passt, wer sich mit wem vielleicht bald verloben könnte und manches mehr.

Schaffen nicht auch hier solche mehr Folge mir nach  Hilfe oder Hindernis Heiraten // Bibel praktisch    oder weniger offen ausgesprochenen Gedanken und Reden eine Atmosphäre, die einen Jugendlichen zu sehr in Richtung „Heirat-muss-(jetzt)-sein“ beeinflussen? Kann es nicht passieren, dass sich Ledige manchmal wie „aussätzig“ fühlen, wenn sie mit dreißig noch nicht verheiratet sind? Besteht nicht die Gefahr zu unweisen Schritten, um dem Druck von außen zu entgehen? Wie schnell ist dann eine Beziehung eingegangen, die nicht vom Herrn gewollt war!

Es ist klar, nach Hebräer 13,4 soll die Ehe „geehrt sein in allem“ (oder „bei allen“, siehe Fußnote in der Elberfelder Übersetzung CSV 2003). Wir dürfen und sollen grundsätzlich positiv zur Ehe stehen. Es geht mir hier aber um das allgemeine Klima, in dem Ledige leben. Auch im Geschwisterkreis können wir es ihnen da leicht machen oder nicht. Weisheit und Einfühlungsvermögen im Umgang miteinander sind deshalb nötig. Auch hier kann ein geistliches, auf den Herrn Jesus ausgerichtetes Umfeld unter Geschwistern, geprägt von Gottes Wort, ohne moralischen Druck, sicher förderlich sein. So können wir mehr helfen als durch unbedachte Kommentare ...

 

Achtung Aufgepasst!

Es gibt aber auch Umstände, wo die Dinge ganz anders liegen. Hier und da kann es nämlich sogar ratsam sein,  einen jungen Bruder zu einer Heirat zu ermuntern. Der Eine ist vielleicht von Natur aus zu ängstlich, oder hat schon schlechte Erfahrungen gemacht. Enttäuschungen haben ihm den Mut genommen. Ein anderer befürchtet, die Verantwortung für eine Familie nicht tragen zu können. Wenn man Zugang hat, hilft vielleicht ein vertrautes Gespräch unter vier Augen, um so jemand zu ermutigen. Der Herr kann auch schwierige Fälle lösen!

Und dann gibt es bisweilen Brüder, die ledig sind, bei denen man sich aber fragt, ob sie wirklich den„höheren Weg“ eines Lebens allein für den Herrn gehen. Denn nur das meint Paulus, wenn er in 1. Korinther 7, 38 schreibt, dass es besser ist, nicht zu heiraten. Bleibst du wirklich ledig, um dem Herrn besser dienen zu können? Oder hast du dich vielleicht ganz gut im „Hotel Mama“ eingerichtet? Scheust du nicht in Wirklichkeit das turbulente und bisweilen anstrengende Familienleben, das auch immer wieder geistliche Herausforderungen bietet und damit Verantwortung fordert? Das wäre eine Art Selbstsucht, die den bequem erscheinenden Weg vorzieht.

Noch einmal: Der Herr weiß den Weg für einen jeden, und seinen Willen zu erkennen und anzunehmen wird vor allen Irrwegen bewahren und Zufriedenheit schenken. Dazu jungen Menschen eine hilfreiche Hand zu reichen – sollte das nicht vielleicht unsere Aufgabe sein?

 

Befiehl dem HERRN deinen Weg und vertraue auf ihn, und er wird handeln!Psalm 37,5