Athen und Korinth - Ein Umfeld, das bis heute aktuell ist

Die zweite Missionsreise des Apostels Paulus

ATHEN UND KORINTH – EIN UMFELD, DAS BIS HEUTE AKTUELL IST APOSTELGESCHICHTE 17,16–18,22

In einigen Artikeln begleiten wir den Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise. In dem letzten Beitrag zu dieser Reihe treffen wir ihn in Athen, wo er auf dem Areopag spricht, und in Korinth, wo er eine lange Zeit arbeitet.

 

Athen ist bis heute eine bekannte Stadt. Damals war es ein Zentrum des Weltgeschehens, und auch Korinth war eine bedeutende Stadt. Dorthin kam Paulus von Beröa aus zunächst alleine, seine Begleiter Silas und Timotheus sollten ihm folgen.

Als Paulus noch alleine in Athen war und auf die Ankunft seiner Begleiter wartete, schaute er sich in der Stadt um. Das tat er, um einen Anknüpfungspunkt für die Verkündigung des Evangeliums zu haben, und es dauerte nicht lange, bis sich eine Gelegenheit zum Gespräch ergab. Doch zunächst fällt auf, dass Paulus nicht teilnahmslos durch Athen ging, sondern dass das, was er sah, seinen Geist erregte. Vielleicht waren sein Eifer für Gott und seine Liebe zu Ihm so stark, dass er durch den vielfältigen Götzendienst in Eifer für seinen Gott geriet. Vielleicht war es auch die Orientierungslosigkeit der Menschen, die ihn erschüttern ließ. Auf jeden Fall waren es Empfindungen, die auch der Herr Jesus hatte (vgl. z.B. Joh 2,13–17 und Lk 10,30–37). Siehst Du die Dinge auch so, wie der Herr Jesus sie sieht? Je mehr wir die Dinge sehen und beurteilen, wie unser Herr es tut, desto mehr werden wir Ihm auch in unserem Verhalten ähnlicher werden.

Götzendienst und Philosophie

Zunächst unterredete sich Paulus dann in der Synagoge mit den Juden. Außerdem sprach er auf dem Marktplatz dieser Stadt voller Götzenbilder mit den Menschen, die sich dort aufhielten. Dort wurde er auch von Philosophen unterschiedlicher Richtungen angegriffen, die ihn schließlich zum Areopag führten. Von diesem bekannten Hügel aus konnte Paulus zu einem großen Publikum reden. Doch bevor wir uns die Worte von Paulus ansehen, wollen wir verstehen, was es mit den Philosophen auf sich hat.

Athen war in der damaligen Zeit eine Hochburg der Philosophie. Das heute noch bekannte Wahrzeichen, die Eule von Athen, ist das Symbol für die Entstehung der „Liebe zur Weisheit“ (Philosophie = Liebe zur Weisheit). In Weisheit und mit menschlicher Logik und Vernunft versuchen die Philosophen, alle Dinge zu erklären. Im Allgemeinen klammern sie Gott und jede Macht aus, die sie nicht erklären können. Die einzelnen Philosophen verfolgten verschiedene Richtungen mit unterschiedlichen Erklärungsansätzen und Denkmodellen, die jeweils in unterschiedlichen Schulen gelehrt und verbreitet wurden. Zwei Richtungen werden in unserem Text genannt – die epikuräischen und die stoischen Philosophen.

Die epikuräischen Philosophen waren materialistisch geprägt und versuchten, jedes scheinbar übernatürliche Phänomen auf natürliche Weise zu erklären. So benötigten sie Gott nicht. Sie lebten im Genuss der materiellen Dinge und suchten darin ihre Befriedigung.

Die stoische Philosophie wollte mit Hilfe von physikalischen Zusammenhängen, Logik und Ethik in allen Naturerscheinungen und natürlichen Zusammenhängen ein durchgängiges Wirkungsprinzip erkennen. Damit ergab sich für den Stoiker ein Ordnungsprinzip, in dem er seinen eigenen Platz suchte. Er strebte nach Befriedigung darin, diesen Platz in Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Ruhe auszufüllen.

Eins hatten beide philosophischen Richtungen gemeinsam: Sie suchten ihre Befriedigung in einem System, in dem Gott keinen Platz hatte und das sie mit ihrem Verstand erklären konnten. Daher wundert es uns nicht, dass sie mit Spott antworteten, als Paulus von der Auferstehung und damit einem nicht natürlich erklärbaren Phänomen sprach. Damit kommen wir zu dem, was Paulus auf dem Areopag predigte.

Die Botschaft an die Athener

Paulus stellte in aller Einfachheit und 10 Klarheit den wahren Gott vor und ließ sich nicht auf Diskussionen und philosophische Argumentationen ein. Zwar knüpfte er bei dem an, was er in Athen gesehen hatte und traf damit genau ins Zentrum der ungestillten Bedürfnisse seiner Zuhörer. Aber er wählte nicht Worte menschlicher Weisheit, sondern stellte in Einfachheit die göttliche Wahrheit vor. Genauso hat er es auch in Korinth getan (siehe 1. Kor 1,17b und 2,1.2).

Es ist interessant, dass Paulus gerade da, wo er sich in einer Hochburg der Weisheit und Philosophie befand, bei der ganz einfachen und grundlegenden Wahrheit von dem Schöpfergott begann. Damit stellte er sich in einen Gegensatz zu den Überlegungen der Philosophen, denn diese wollten in ihren Denkmodellen alle Dinge mit ihrem Verstand und mit menschlicher Weis- heit erklären. Allerdings wird gerade in Athen deutlich, dass kein menschliches Denkmodell in der Lage ist, den Menschen zu überzeugen und zufrieden zu stellen. Die Athener, unter denen sich viele Philosophen und kluge Denker befanden, hatten doch „einem unbekannten Gott“ einen Altar gebaut. Tief im Inneren glaubten sie vielleicht doch, dass es einen solchen Gott geben könnte.

Paulus verkündigt also diesen unbekannten Gott als den Gott, der die Welt erschaffen hat. Dieser Schöpfer- Gott hat Autorität und wird Herr des Himmels genannt. Er kann weder von Menschen bedient noch erklärt werden – auch nicht von dem weisesten Philosophen. Er ist es, der Leben geschaffen hat. Deshalb ist der Mensch sein Geschlecht, das Geschlecht Gottes. Der Mensch stammt von diesem Gott ab und hat deshalb auch das Bedürfnis, in Gemeinschaft mit diesem Gott zu sein. Doch spätestens seit Golgatha, als die Ablehnung und der Hass der Menschen gegenüber Gottes Sohn überdeutlich wurden, ist bewiesen, dass der Mensch aus eigener Kraft nicht in Gemeinschaft mit Gott kommen kann. Deshalb gebietet Gott, Buße zu tun. Das ist der einzige Weg zu Gott – der Weg der Buße und des Glaubens an den Herrn Jesus. Gott ist ein Heiland-Gott, der nicht will, dass irgendjemand verloren geht (vgl. 1. Tim 2,3.4). Das ist der Grund, warum Er die Menschen aufruft, Buße zu tun. Es wird der Tag des Gerichts kommen: Durch einen Menschen, den Herrn Jesus, wird Gott die Welt richten, und jeder, der dem Gebot Gottes zur Buße nicht gehorsam ist, wird für ewig verloren gehen.

Als der vollkommene Mensch ist der Herr Jesus der geeignete Richter: Kein Mensch wird ein Gegenargument bringen können, wenn der Herr Jesus Gericht ausüben wird, denn Er, der Richter, ist nicht nur Gott, sondern auch selbst wirklicher Mensch. Als Mensch hat Er Gottes Willen in seinem ganzen Leben ausgeführt und damit vorgelebt, dass ein Leben ohne Sünde möglich ist. Niemand kann Ihm entgegenhalten, dass es unmöglich sei, ein Leben zur Ehre Gottes zu führen.

Doch obwohl sein Leben vollkommen war, ist Er am Kreuz gestorben. Ein sündiger Mensch muss sterben; Er aber, der keine Sünde getan hat, stand nicht unter dem Todesurteil. Dennoch ist Er gestorben, um meine und Deine Sünden zu sühnen. Aber Er ist nicht im Tod geblieben – Gott hat Ihn auferweckt. Damit hat Gott bestätigt, dass sowohl das Leben des Herrn Jesus auf der Erde völlig zu seiner Freude war (vgl. Apg 2,27) als auch das Werk am Kreuz Gottes Ansprüche vollkommen zufrieden stellte. Damit hat Er sich das Recht erworben, den Erdkreis zu richten. Er ist der beste und geeignetste Richter, den man sich vorstellen kann. Das ist eine Herrlichkeit seiner Person, für die wir Ihn bewundern!

Diese Beweisführung des Apostels Paulus war unwiderlegbar. Tatsächlich glaubten einige Männer und Frauen seinen Worten, andere wollten gerne mehr von dieser Botschaft erfahren. Doch es gab auch solche, die diese Worte nicht annehmen wollten und sich darüber lustig machten. Da sie die Worte von Paulus nicht widerlegen konnten, spotteten sie. Doch Paulus ließ sich nicht beirren. Später setzte er seine Reise weiter fort und kam nach Korinth, wo er ebenfalls den Herrn Jesus verkündigte.

Gott macht sein Versprechen wahr

In Korinth trafen seine Mitarbeiter Silas und Timotheus wieder auf Paulus, so dass dieser mehr Zeit für die Verkündigung des Wortes Gottes einsetzen konnte. Zunächst arbeitete er in Korinth als Zeltmacher, um seinen Unterhalt zu verdienen. Auch darin ist der Apostel Paulus ein gutes Beispiel für jeden Diener heute. Er legte Wert darauf, nicht abhängig von Menschen zu sein und seinen Zuhörern nicht zur Last zu fallen. Er wollte jeden Hinderungsgrund vermeiden, die Botschaft klar und deutlich zu predigen. Lieber nahm er Mühe auf sich und verzichtete auf manche Annehmlichkeit.

Doch bei aller Mühe und bei allem Einsatz war Paulus nicht allein. Gott blickte auf ihn und ermunterte ihn (Apg 18,9.10). So arbeitete Paulus eine lange Zeit in Korinth.

Allerdings bedeutete die Zusage Gottes nicht, dass es keine Schwierigkeiten geben konnte. Im Gegenteil – Paulus wurde vor den Prokonsul gebracht und angeklagt. Hatte sein Gott ihn verges- sen? Nein! Er befreite ihn aus dieser gefährlichen Lage und machte sein Wort wahr. Gott steht zu seinem Wort! Der Teufel wird immer aktiv, wenn Gott sein Werk betreibt. So war es in Korinth – der Herr wollte ein großes Werk in dieser Stadt wirken (siehe Apg 18,10) und der Teufel sorgte dafür, dass Menschen sich vereinten, um Paulus zu widerstehen. Aber Gott entgleitet nichts. Er behält immer die Oberhand, so auch hier, und rettete Paulus.

Der Apostel konnte noch eine längere Zeit in Korinth wirken. In dieser Stadt, die voller Unmoral war, gab es deutlich mehr Menschen, die seine Botschaft annahmen, als in Athen, der Stadt der gebildeten Philosophen. Ob nicht auch heute gerade da ein großes Arbeitsfeld ist, wo wir es auf den ersten Blick nicht vermuten? Von Korinth aus reiste Paulus schließlich über Ephesus und Jerusalem zurück nach Antiochien. Wie viele Menschen wohl im Lauf dieser Reise den Heiland gefunden haben?

Missionsdienst heute

Wir haben Paulus auf seiner Reise begleitet und manche Lektion gelernt. Der Apostel befestigte einerseits die Jünger und die Versammlungen und verkündigte andererseits das Evangelium der Gnade Gottes. Hast Du Dich einmal gefragt, ob Du nicht vielleicht auch eine Aufgabe, kleiner oder größer, zu erfüllen hast? Viele Traktate warten darauf, verteilt zu werden. Viele Brüder und Schwestern warten darauf, besucht zu werden. Vielleicht ganz nahe in Deiner Heimat, vielleicht auch in einem weit entfernten Land. Wo und wie der Herr Jesus Dich gebrauchen möchte, musst Du Dir selbst von Ihm zeigen lassen. Aber dass Er Dich in irgendeiner Weise gebrauchen möchte, zeigt die Bibel an vielen Stellen ganz klar. Bist Du bereit, für Ihn zu wirken?

Ein junger Mann kam während seiner Ausbildung in eine neue Umgebung. Er hatte den Wunsch, dem Herrn Jesus zu dienen und betete um Klarheit, welche Aufgabe für ihn zu tun sei. Dabei wünschte er, nicht unbedingt Traktate verteilen zu müssen, weil ihm diese Arbeit nicht zusagte. Als er in seine neue Wohnung kam, entdeckte er einen Karton mit über 10.000 Verteilschriften. Er betete weiter um eine passende Aufgabe, doch ihm wurde klar, dass der Karton in der Wohnung die Antwort auf seine Gebete war. Sollte er wirklich diese ungeliebte Arbeit beginnen? Als er ein Ja zum klaren Hinweis Gottes gefunden hatte und mit der Verteil-Arbeit begann, machte er viele gute Erfahrungen, fand weitere Betätigungsfelder, und als der Karton leer war, wurde ein neuer bestellt. Hast Du schon die Aufgabe begonnen, die der Herr Jesus Dir „vor die Füße“ gelegt hat?