Gilgal

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Geistliche Segnungen – wie kann ich sie genießen?


Als Kinder Gottes sind wir reich gesegnete Menschen. Gott hat uns in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet (Eph 1,3): Eine Reihe dieser geistlichen Segnungen finden wir in Epheser 1. Zum Beispiel: Wir sind heilig und untadelig vor Gott in Liebe (V. 4), zuvor bestimmt zur Sohnschaft (V. 5), von Gott in Liebe angenommen (V. 6), erlöst durch das Blut Christi, haben die Vergebung der Sünden (V. 7), eine herrliche Zukunft im Himmel vor uns (V. 11), sind versiegelt mit dem Heiligen Geist (V. 13) usw. Auch wenn dieser Segen zum Himmel gehört: Wir brauchen nicht darauf zu warten, bis wir dort angekommen sind. Er ist uns schon heute geschenkt. Wir können ihn genießen, indem wir uns in Gedanken damit beschäftigen, in der Praxis danach leben und Gott dafür danken und preisen. Um das richtig tun zu können, ist allerdings eine gewisse geistliche Zubereitung, eine „Rüstung“ notwendig.

 

Das Buch Josua demonstriert diese„Rüstung“ anhand von Ereignissen, „die als Vorbilder für uns geschehen sind“ (1. Kor 10,6). Die ersten fünf Kapitel dieses Buches berichten von dem Einzug des Volkes Israel in das Land Kanaan. Nach der langen Reise durch die Wüste zog das Volk durch den Jordan und hielt sich zuerst in Gilgal auf (Jos 4 und 5). Das gesegnete Land gehörte ihnen zwar schon – Gott hatte es ihnen ja zugewiesen, es konnte aber nicht so- fort bewohnt werden, da es sich noch im Besitz starker Feinde befand. Zuerst einmal war Kampf angesagt. Und dafür bereitete Gott das Volk in Gilgal vor.

Nun die bildliche Deutung dieser geschichtlichen Ereignisse: Das Land Kanaan ist ein Bild der himmlischen Örter, in die wir heute schon in Christus versetzt sind (vgl. Eph 2,6): Es ist der himmlische, geistliche Bereich, wo wir mit Christus verbunden sind und woher unser Segen stammt. In Gedanken können wir uns dorthin begeben, z.B. wenn wir beten oder über Gottes Wort nachdenken oder unsere Entscheidungen bewusst danach ausrichten. Doch wie im Land Kanaan, so gibt es auch in den himmlischen Örtern Feinde: geistliche Mächte der Bosheit (vgl. Eph 6,12). Damals wollten die Feinde das Volk nicht im Land wohnen lassen; heute will Satan uns am Genuss der himmlischen Segnungen hindern. Die Segnungen selbst kann er uns nicht rauben, weil sie uns in dem Herrn Jesus aus Gnade geschenkt sind, aber den Genuss und die Freude daran. Deshalb benötigen auch wir eine gute Ausrüstung in „Gilgal“, um das himmlische Land erobern zu können.

Der Aufenthalt des Volkes in Gilgal ist durch fünf Merkmale gekennzeichnet, die für uns eine geistliche Bedeutung haben:

1. Die 2 x 12 Gedenksteine (Kap. 4).

2. Die Beschneidung (Kap. 5,2–9).

3. Das Passahfest (Kap. 5,10).

4. Das Getreide des Landes (Kap. 5,11). 5. Der Oberste des Heeres des HERRN (Kap. 5,13–15).

Die 2 x 12 Gedenksteine

Gott fordert sein Volk auf, zwölf Steine aus dem Jordan zu nehmen und sie in Gilgal, am Ufer des Jordan, aufzurichten. Josua selbst nahm – in Eigeninitiative – andere zwölf Steine und richtete sie im Flussbett des Jordan auf (Kap. 4,9). Was sagen uns diese Steine?

Der Blick auf Christus

Die 12 Steine im Jordan sind ein Denkmal davon, was Christus gelitten hat, indem Er für uns in den Tod gegangen ist (Ps 88,8).

Die 12 Steine am Ufer des Jordan sprechen davon, dass Er nicht im Tod geblieben ist, sondern dass Er auferweckt wurde und jetzt in der Herrlichkeit ist.

Der Blick auf unsere Stellung

Unter diesem Blickwinkel reden die Steine im Jordan davon, dass wir mit Christus gestorben sind (Röm 6,8). Die Steine am Ufer des Jordan zeigen, dass wir mit Christus auferweckt worden sind (Eph 2,6).

Der Blick auf unsere Praxis

Wenn wir an die Steine im Jordan den- ken, stehen wir bildlich am Ufer des Jordan und denken an unseren Herrn, der für uns in den Tod ging. Wir denken an das, was Er auf sich genommen hat, um uns zu erretten, und an die Liebe, die Ihn trieb, das Gericht Gottes über unsere Sünden auf sich zu nehmen.

Die Steine am Ufer des Jordan reden zu unserem Gewissen. Sie erinnern uns daran, was wir vom Tag unserer Bekehrung an sein sollten: „Haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm 6,11).

Um die geistlichen Segnungen besser erfassen, genießen und verteidigen zu können, ist es nötig, uns immer wieder daran zu erinnern, was wir einst waren, was aus uns geworden ist, was dazu nötig war und welche praktischen Konsequenzen für unser Leben daraus hervorgehen sollten.

Die Beschneidung

Die zweite Lektion des Volkes in Gilgal war die Beschneidung. Sie war von Gott als ein Zeichen seines Bundes mit Abraham eingesetzt worden (vgl. 1. Mose 17) und war folglich für den Israeliten ein Kennzeichen seiner Zugehörigkeit zum Volk Gottes.

Im Neuen Testament wird die geistliche Bedeutung der Beschneidung in einem doppelten Sinn vorgestellt.

Die grundsätzliche Bedeutung der Beschneidung

In Kolosser 2,11 wird von der„Beschneidung des Christus“ gesprochen. Damit ist sein Tod am Kreuz gemeint. Dort verurteilte Gott die Sünde in der Person unseres Herrn (Röm 8,3). Und so, wie jeder Gläubige mit dem Herrn Jesus in seinem Tod und in seiner Auferstehung vereinigt ist, so empfängt auch jeder in Ihm die Beschneidung: Der alte Mensch besteht vor Gott nicht mehr. Unser Fleisch (unsere alte Natur) ist nutzlos in dem geistlichen Kampf, der zum Genuss unseres geistlichen Erbes nötig ist.

Die praktische Bedeutung der Beschneidung

Es gibt bei der „geistlichen“ Beschneidung auch für jeden Gläubigen eine praktische Seite. Die wird in Kolosser 3,5 ff. vorgestellt. Weil wir grundsätzlich mit Christus gestorben sind, sind wir aufgefordert, unsere „Glieder, die auf der Erde sind“, zu töten. Unter„Gliedern“ ist alles das gemeint, was immer wieder aus unserer alten Natur hervorkommt. Paulus erwähnt z.B. sexuelle Sünden, Leidenschaft, Habsucht, Zorn und Wut, Lügen usw. Es ist ganz einfach: Wenn wir solche Sünden nicht täglich – spätestens am Abend – Gott im Selbstgericht bekennen, sind wir nicht in der Lage, den himmlischen Segen wirklich zu genießen. Dann haben wir keine Kraft, unserem Feind, Satan, zu widerstehen.

Das Passahfest im Land

Nach langer Unterbrechung erfüllte das Volk durch die vollzogene Beschneidung erst jetzt wieder die Voraussetzung, das Passah zu feiern (vgl. 2. Mo 12,48). Anscheinend war es vorher nur beim Auszug aus Ägypten (2. Mo 12) und einmal in der Wüste (4. Mo 9) gefeiert worden. Das Passah spricht von dem Werk des Herrn Jesus, der am Kreuz sein Blut, d.h. sein Leben, gegeben hat (vgl. 1. Kor 5,7).

Die Passahfeier im verheißenen Land macht deutlich, dass der Tod des Herrn am Kreuz die Grundlage jedes Segens ist. Ohne den Tod des Herrn Jesus gäbe es keine Vergebung, keine Gotteskindschaft – nichts. Alle geistlichen Segnungen unseres himmlischen Erbes haben ihre gerechte Grundlage in dem Blut des Herrn. Daran sollten wir immer denken – und dafür danken. Es ist nicht von ungefähr, dass sowohl der Epheser- als auch der Kolosserbrief (zwei Briefe, die uns besonders unsere geistlichen Segnungen vorstellen) die Erlösung in Verbindung mit der Sündenvergebung erwähnen (vgl. Eph 1,7; Kol 1,14).

Das Opfer des Herrn Jesus ist von größ- ter Bedeutung. Es bleibt uns stets in Erinnerung; es ist uns Speise. Dadurch bekommen wir Kraft, den Kampf zu führen und die Segnungen zu genießen.

Das Getreide des Landes

Am Tag nach dem Passah konnte das Volk von der Frucht des Landes Kanaan essen: ungesäuertes Brot und geröstete Körner. Gott gab jetzt seinem Volk eine Nahrung, die ihren Bedürfnissen und ihrer neuen Stellung im verheißenen Land angepasst war.

Als solche, die in das himmlische Land versetzt sind, ernähren wir uns auch von dessen „Erzeugnissen“. Es ist Christus selbst, der verherrlichte Mensch im Himmel.

Das ungesäuerte Brot weist auf Jesus hin, der als sündloser, reiner Mensch über diese Erde ging. Und wie Körner durch Feuer geröstet werden, so ging Er als wahrer Mensch auch durch das Feuer des Gerichts Gottes. Jetzt aber ist Er verherrlicht im Himmel. Er hat dort einen Ehrenplatz und will unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken: Er tut alles für uns. Dort bei Ihm werden wir auch einmal sein, das ist unser eigentliches Ziel.

Um die himmlischen Segnungen erfassen zu können, ist es erforderlich, dass wir uns auch von dem Herrn Jesus in diesem Charakter ernähren. Alle geistlichen Segnungen hat Gott uns in dem verherrlichten Christus und durch Ihn geschenkt (Eph 1,3). Deshalb können sie von uns nur in Gemeinschaft mit Ihm in diesem Charakter genossen werden.

Was die praktische Auswirkung dieser Nahrungsaufnahme betrifft – wir werden dem verherrlichten Christus ähnlicher werden (vgl. 2. Kor 3,18), wenn wir in der Bibel von Ihm lesen, bereit sind, uns von Ihm verändern zu lassen und den Geist in uns wirken lassen. Dann werden auch unsere Entschiedenheit und Hingabe deutlich zunehmen (vgl. Phil 3,8.14).

Der Oberste des Heeres des HERRN

Das letzte Ereignis in Gilgal war für Josua eine große Ermutigung vor dem Beginn der Kämpfe: Der Oberste des Heeres des HERRN erscheint ihm. Es war der HERR selbst, der das Volk aus Ägypten herausgebracht und es durch die Wüste geführt hatte. Jetzt stellt Er sich an die Spitze des Heeres Israels, um sie zum Sieg im Kampf gegen die Feinde zu führen. Das gab Josua Mut und Zuversicht.

Auch wir sind nicht allein im Kampf gegen die Feinde in den himmlischen Örtern. Epheser 6,10 fordert uns auf: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“. Unsere Kraft liegt in dem, der „das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist“ (Kol 2,10) und dem Gott „alles unterworfen hat“ (Eph 1,22).

Es liegt nun an uns, seine Herrschaft anzuerkennen, uns seiner Führung anzuvertrauen (Jos 5,14) und in praktischer Heiligkeit unser Leben zu führen (vgl. Jos 5,15). Wie gut, dass wir den Sieger auf unserer Seite haben!

Gilgal – ein bedeutsamer Ort damals für die Israeliten. Nach jedem Kampf kehrten sie dorthin zurück, um sich von Gott für den nächsten Schritt wieder neu ausrüsten zu lassen. Das geistliche Gilgal – ein bedeutsamer „Rüstungsort“ für (junge) Christen, um sich dann den Segen des Himmels praktisch anzueignen, den Gott für sie vorgesehen hat.

Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst. (Josua 1,9)