Bibelübersetzungen - Welche ist empfehlenswert?

Bibelstudium

Welche Bibelübersetzung ist empfehlenswert?

Nein – in diesem Artikel geht es nicht darum, Dir die einzig mögliche Bibelübersetzung vorzuschreiben! Die gibt es nämlich nicht. Dieses „Interview“, das aus Fragen entstanden ist, die immer wieder gestellt werden, kann Euch vielleicht eine kleine Hilfe bei der Auswahl einer guten Bibel geben. Es ist nicht als Werbung für eine spezielle Ausgabe zu verstehen.

 

Frage: In dieser Zeitschrift wird aus der Elberfelder Bibelübersetzung (Edition CSV Hückeswagen) zitiert. Warum habt Ihr diese Übersetzung gewählt?

Genauigkeit und Zusammenhang

Antwort: Seit Jahrzehnten ist die Elberfelder Übersetzung eine anerkannt gute Bibelübersetzung. Bei der Überarbeitung 2003 (Edition Hückeswagen) wurde die Genauigkeit der Übersetzung unter Berücksichtigung der aktuellen wissenschaftlichen Ausgaben des Grundtextes weiter verbessert. Grundlage dieser Überarbeitung war es, dass die Übersetzer alle Ansätze der Bibelkritik ablehnen, welche die Inspiration und Autorität des Wortes Gottes und seine innere Einheit in Frage stellen. Dem Gesamtzusammenhang der Heiligen Schrift muss daher besonders Rechnung getragen werden, wenn der Handschriftenbefund gelegentlich – und hier handelt es sich um vergleichsweise sehr wenige Stellen – nicht eindeutig ist. Die Überarbeiter betonen deshalb, dass sie nicht in allen Fällen dem Text der wissenschaftlichen Grundtext-Ausgaben folgen. Darüber hinaus haben sie einige sprachliche und stilistische Überarbeitungen vorgenommen. Wegen der Genauigkeit der Übersetzung ist diese Übersetzung gut geeignet für „Folge mir nach“, für das persönliche Bibelstudium und für die tägliche Andacht.

Frage: Warum legt Ihr so großen Wert darauf, dass die einzelnen Worte der Bibel genau übersetzt werden?

Wörtlich

Antwort: In Johannes 14,23 sagt der Herr Jesus: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten.“ Die genaue Kenntnis seines Wortes ist Voraussetzung dafür, es halten zu können. 1. Korinther 2,13 spricht sogar davon, dass jedes einzelne Wort vom Geist Gottes inspiriert worden ist. Daher kann es bei einer Bibelübersetzung nicht nur um Gedankengänge gehen. Wir wollen Wort für Wort gerne wissen, was der Heilige Geist hat aufschreiben lassen. Da jedoch die wenigsten unter uns in der Lage sind, griechisch oder hebräisch zu lesen, benötigen wir eine Übersetzung, die möglichst jeden einzelnen Ausdruck exakt wiedergibt.

Frage: Andere, freie Übersetzungen lesen sich aber leichter und sind dadurch verständlicher.

Antwort: Das ist richtig. Allerdings besteht bei einer freien Übersetzung stets die Gefahr, dass die Lesbarkeit auf Kosten der Genauigkeit geht. Was nützt es, einen gut lesbaren Text in Händen zu halten, wenn dieser nicht genau das wiedergibt, was Gott gesagt hat? Gott hat seine ewigen, eigentlich für den Menschen unfassbaren Gedanken, in eine endliche, für den Menschen verständliche Form gebracht. Wir wollen nicht vergessen, dass es göttliche Gedanken sind, die wir in der Bibel in Händen halten. Daher sollten wir uns auch die Mühe machen, diese Gedanken richtig zu verstehen. Leser einer freien Übersetzung haben nicht die Möglichkeit, den vollständigen Sinn zu erfassen. Je genauer die Übersetzung am Grundtext angelehnt ist, umso geringer ist die Gefahr, dass Inhalte verloren gehen.

Frage: Was halten Sie von Bibelübersetzungen wie z.B. „Hoffnung für alle“?

Verständlich?

Antwort: Genau diese Ausgabe ist eine der Bibelfassungen, die keine Wort-für-Wort-Übersetzung bieten. Sie gehört zu den sogenannten kommunikativen, vermittelnden, Bibelübersetzungen (wie auch die Gute-Nachricht-Bibel). Diese legen den Schwerpunkt nicht auf die Worttreue in der Übersetzung, sondern auf die inhaltliche Verständlichkeit. Das Problem besteht darin, dass man den Inhalt nur dann richtig verstehen kann, wenn man auch (in der Übersetzung) möglichst die Worte liest, die der Grundtext wirklich vorgibt. Die kommunikativen Ausgaben dagegen liefern dem Leser die Auslegung des Grundtextes – und die kann richtig oder falsch sein, auf jeden Fall wird sie festgelegt. Wer sich dann den Grundtext oder grundtextnahe Übersetzungen anschaut, wird zum Beispiel bei der Ausgabe „Hoffnung für alle“ manche Überraschungen oder Enttäuschungen erleben. Ein Beispiel, das die Veränderung des Bibeltextes deutlich macht: Epheser 4,11.

Richtig?

Hfa: „Einige hat er beauftragt, Gemeinden zu gründen, einige reden in Gottes ausdrücklichem Auftrag, und andere gewinnen Menschen für Christus. Wieder andere leiten die Gemeinde oder unterrichten sie in Gottes Wort.“

Elb:„Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer ...“ Zwar wird in „Hoffnung für alle“ an einigen Stellen der wörtliche Text in einer Fußnote angeboten, aber an vielen nicht einmal das (vgl. hierzu die Stellungnahme in FMN 1998/Heft 8, S. 24.).

Bibel?

Dann gibt es inzwischen Textfassungen, die man gar nicht mehr Bibel nennen kann. Zum Beispiel die Volxbibel (siehe FMN 2/2006, S. 12) und die sogenannte Bibelübersetzung in gerechter Sprache. Bei der letzteren handelt es sich um eine gotteslästerliche Ausgabe, in der Gott wechselweise eine männliche und eine weibliche Person ist, obwohl der Grundtext Gott ohne eine einzige Ausnahme in der männlichen Form nennt. Dabei ist zudem zu bedenken, dass im Herausgeberkreis das Netzwerk lesbischer Theologinnen und andere im Widerspruch zur Bibel stehende Organisationen beteiligt sind.

Hinzugefügt

Es handelt sich bei dieser Ausgabe also um keine korrekte Übersetzung des Grundtextes, sondern um das Vermischen des Bibeltextes mit heute üblichen gesellschaftlichen Werten und Vorstellungen. Es wurden ganz bewusst Hinzufügungen vorgenommen. Andere Aussagen wurden weggelassen oder umformuliert, damit sie den Wunschvorstellungen und der Weltanschauung der Übersetzer besser gefielen. Damit ist diese Ausgabe nicht für den allgemeinen Gebrauch und schon gar nicht für ein Bibelstudium geeignet. Sprüche 30,6 warnt: „Tu nichts zu seinen Worten hinzu, damit er dich nicht überführe und du als Lügner erfunden werdest.“

Frage: Kann man solche Bibelausgaben nicht vielleicht als Einstiegshilfe für Ungläubige oder Jungbekehrte empfehlen?

Antwort: Die Volxbibel und die Bibel in gerechter Sprache auf keinen Fall. Wie könnte man einen verfälschten oder sogar gotteslästerlichen Text jungen Leuten empfehlen? Darüber hinaus ist jede Veränderung bzw. Hinzufügung oder Weglassung des biblischen Grundtextes Gift. Mischt man etwa etwas Gift in die Babynahrung, nur damit sie leichter zu essen ist? Das wird kein vernünftiger Mensch tun. Es ist besser, von Anfang an in einer möglichst genauen Übersetzung zu lesen, als später erst lernen zu müssen, was wirklich wahr ist, und was menschliche Einfügungen sind.

Besser

Bibelübertragungen wie „Hoffung für alle“ sollen ja den Einstieg in die Welt der Bibel erleichtern, und sind dem einen oder anderen vielleicht am Start eine Hilfe gewesen. Aber ist es nicht viel besser, wenn wir Jungbekehrte oder Interessierte an eine exakte Übersetzung heranführen und ihnen im Gespräch oder durch Begleitmaterial „Starthilfen“ geben, anstatt sie in einer Übertragung heimisch werden zu lassen, die ihnen letztlich den Blick für das echte Wort Gottes versperrt? Hier sind wir gefordert! Es gibt übrigens eine Reihe von guten Bibelausgaben, die „Einsteigern“, die mit der Bibel noch nicht vertraut sind, durch Zwischenüberschriften das Lesen erleichtern.

Frage: Manche Sätze in den worttreueren Übersetzungen sind so formuliert, dass ich sie dreimal lesen muss, bis ich etwas verstehe. Muss das so sein?

Einlesen und Lebendig

 

Antwort: Man sollte beim Lesen bedenken, dass das Wort Gottes keine Unterhaltungslektüre ist. Was die komplizierten Formulierungen in den wortgetreueren Übersetzungen betrifft, so kann man die Erfahrung machen, und bekommt auch die Rückmeldung von manchen jungen Leuten, dass man sich nach recht kurzer Zeit an den Stil solcher Übersetzungen gut gewöhnen kann. Die Frage ist doch, was uns wichtiger ist: ein Text, der auf Kosten der Genauigkeit und damit der Wahrheit gut zu lesen ist, oder ein Text, den ich konzentrierter lesen muss, der dafür aber möglichst nah am Grundtext orientiert ist. Jesus Christus sagt von sich:„Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63). Sie sind nicht einfach so dahergesagt, sondern voll tiefem, weitreichendem Inhalt. Sogar seine Zuhörer damals verstanden seine Reden nicht immer (Joh 10,6). Und dennoch sind etwa die Evangelien und viele Teile des Alten Testaments gar nicht so schwierig zu lesen. Jeder Bi- belteil, den wir unter Gebet unter der Leitung des Heiligen Geistes lesen, wird zu einem lebendigen Text, denn das Wort ist wirklich „lebendig und wirksam“ (Heb 4,12).

Andererseits müssen wir festhalten, dass kein Mitarbeiter der worttreueren Übersetzungen Fehlerlosigkeit beanspruchen wird – und das trifft auch auf die Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hükkeswagen) zu. Eine Übersetzung ist nicht das Original, das von Gott inspiriert und fehlerfrei ist. Auch sie ist das Werk von Menschen. Es wird daher zum Beispiel immer wieder geprüft, ob bestimmte Wörter noch verständlich und gebräuchlich sind bzw. ob bestimmte Wendungen einfacher formuliert werden können.

Frage: Wenn ich, bevor ich morgens das Haus verlasse, ein paar Minuten in der Bibel lese, bleiben mir viele Sätze unverständlich.

Antwort: Das muss nicht so bleiben. Wenn man sich morgens bewusst ein paar Minuten Zeit nimmt, kann man auch kurz über ein paar gelesene Verse nachdenken. Es geht ja nicht darum, ganze Kapitel zu lesen. Lieber drei Verse, die mir eine Botschaft für den Tag mitgeben, als 30, die ich nur überlesen habe. Du musst Dir ja auch nicht gerade morgens die schwierigsten Bibeltexte vornehmen. Suche Dir aber zu anderen Zeiten Gelegenheit, Dich in Ruhe, ohne Termindruck im Nacken, mit Gottes Wort zu beschäftigen. Bete vorher, dass Er Dir das Gelesene verständlich macht. Dann wirst auch Du erleben, dass in der Tiefe große Schätze zu heben sind. Gottes Wort ist Nahrung für die Seele. Je mehr Du die Worte des Herrn verstehst, umso fester wirst Du bei Ihm bleiben und Ihn lieben.

Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat einmal gesagt, dass ihm die Bibelstellen, die er nicht versteht, viel weniger Probleme machen, als die, die er sehr gut versteht. Bei fast jeder Bibellektüre gibt es genug, was Du verstehen kannst. Denk darüber nach und vertraue Gott, dass Er Dir das andere zu seiner Zeit deutlich machen wird.