Ernst Modersohn

Ernst Modersohn – Evangelist und Schriftsteller

Ernst Modersohn wurde am 14. Februar 1870 als fünftes Kind nach drei Brüdern und einer Schwester in Soest geboren. Sein Vater war ein sehr strenger und ernster Mann, der von Beruf Bauunternehmer war. Die Kinder fanden keinen rechten Zugang zu ihm. Dagegen lobte Ernst später seine Mutter als gute Erzieherin, von der er viel gelernt und übernommen habe.

 

Modersohn wurde ein gern gehörter Prediger, ein guter Seelsorger und Schriftsteller, und hatte nur den einen Wunsch, das weiterzugeben, was auch sein eigenes Leben prägte: unter der Führung Gottes zu leben! In jedem seiner Bücher spürt der Leser, dass er mit seinen Diensten allein Gott die Ehre gab und andere Menschen motivierte, allein auf Gott zu vertrauen. Das war für ihn Sinn und Zweck seiner Arbeit. Doch bis es so weit kam, musste er einige Erfahrungen machen.

Die Kindheit

Ernst Modersohn wuchs in einer, wie wir sagen würden, ganz normalen Familie auf. Schon früh wurde sein Talent zum Schreiben entdeckt. Bereits im Alter von 16 Jahren fing er an, Gedichte, kleine Novellen und Skizzen zu schreiben. Bald wurden seine Schreibarbeiten in einer Zeitung veröffentlicht. Er selbst schreibt über sich, dass er in seiner Jugendzeit durch die Liebe zur Schriftstellerei und Dichtkunst vor manchen Gefahren bewahrt wurde.

Schauspieler oder Prediger?

Doch war die Liebe zur Kunst auch eine Gefahr für ihn. Denn seine Begabung wurde schnell bekannt, und eine Zeitung forderte ihn auf, Theaterberichte zu verfassen. Daraufhin besuchte er die Theateraufführungen und schrieb für die Zeitung. Das begeisterte ihn sehr. Er sah sich selbst schon als Schauspieler auf der Bühne stehen. Das war sein Traum. Als jedoch sein Vater von diesem Vorhaben erfuhr, verbot er seinem Sohn Ernst ganz entschieden dieses Vorhaben. Viel später wiederum schreibt Ernst Modersohn selbst: „Mein Vater blieb fest, und ich bin ihm heute im Alter noch dankbar, dass er mich dadurch vor einer falschen Weichenstellung bewahrt hat.“

Zunächst war es für ihn sehr schwer herauszufinden, welchen Beruf er erlernen könnte. Nach langem Abwägen von unterschiedlichsten Möglichkeiten, die er mit seinem Vater durchdachte, entschied er sich schließlich für ein Studium der Theologie. Er begann dieses Studium, ohne Frieden mit Gott zu haben. Sein Studium war also ein rein theoretisches Erforschen der „Lehre von Gott“. Er eignete sich viel Kopfwissen an und lernte die ersten Predigten auswendig. So bestand er schließlich sein Examen.

Pfarrer ohne neues Leben

Nun wollte er natürlich seine Arbeit im Kirchendienst beginnen, aber keine Stelle war für ihn frei. Schließlich wurde ihm durch Empfehlung eine Stelle als Lehrer angeboten. Er nahm diese Stelle an und musste nun 105 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren unterrichten. Dabei kam er sich so hilflos vor, dass er aus lauter Verzweifelung anfing zu beten. Hierbei machte er folgende Erfahrung: Das Gebet war für ihn die einzige Hilfe in der Not. Nach einiger Zeit machte ihm sein neuer Beruf als Lehrer dann sogar Freude.

Am 1. September 1893 wurden dann zwei Lehrvikariatstellen frei – so wird die praktische Ausbildungszeit für Pfarrer in der evangelischen Kirche genannt. Gott führte Ernst Modersohn zu einer freien Stelle in das Siegerland. Hier begann er seine neue Arbeit mit Eifer, aber schon bald war er ganz enttäuscht, als eine Halskrankheit ausbrach, die ihn schon vorher einmal gequält hatte und Reden praktisch unmöglich machte. Zunächst rieten ihm zwei Ärzte, seinen Beruf aufzugeben. Sie waren der Meinung, dass die Krankheit durch das häufige Predigen erneut ausgebrochen sei. Was Modersohn damals nicht wusste: Gott hatte seine Hand im Spiel. Denn dieses Ereignis war der Wendepunkt in seinem Leben! Völlig verzweifelt, ratlos, unsicher und entmutigt wandte er sich an Gott.

Man kann zwar noch nicht von einem Sündenbekenntnis reden, aber Modersohn vertraute sich in dieser Situation ganz Gott an. Gott bekannte sich dazu und führte ihn zu gläubigen Christen im Siegerland, die ihm den Weg zu Gott wiesen. Mehr und mehr erfuhr er über den einzigen Weg zu Gott, nämlich den Herrn Jesus. Er übergab Ihm sein Leben nahm Ihn an als seinen persönlichen Heiland und Herrn.

Freud und Leid – nah zusammen

Zwar konnte er keinen genauen Tag seiner Bekehrung nennen, aber sein Leben sollte jetzt einzig und allein dem Herrn geweiht sein. Ihm wollte er dienen, von Ihm wollte er zeugen und Menschen für diesen Herrn und Heiland gewinnen. Das sollte sein weiteres Leben bestimmen. Gesundheitlich ging es ihm nicht merklich besser, und vor mancher Predigt musste sein Hals massiert werden. Doch sein Vertrauen auf Gott wurde belohnt. Keine einzige Predigt musste wegen der Halserkrankung abgesagt werden!

Im Jahr 1894 wurde Ernst Modersohn Pfarrer in Weidenau im Siegerland. Am 9. April 1896 heiratete er Hedwig, eine gläubige Frau aus Münster. Die beiden führten eine glückliche Ehe, und der Herr schenkte ihnen drei Töchter. Im Jahr 1900 wurde Modersohn dann Pfarrer in Mülheim an der Ruhr. Dort übernahm er auch Aufgaben im schriftlichen Dienst.

Sehr plötzlich wurde seine Frau krank und starb. Das war eine große Not für ihn. Er hatte in seiner Frau eine große Hilfe gehabt und spürte umso mehr die Einsamkeit. Das Alleinsein mit drei Töchtern war für ihn sehr schwer.

Doch nach einiger Zeit schenkte ihm der Herr, dem er auch in den Zeiten der Not treu gedient hatte, die Gewissheit, dass er noch einmal heiraten solle. Durch seinen schriftlichen Dienst lernte er seine zukünftige Frau kennen. Diese Ehe bezeichnete er aufgrund der Ereignisse des Zustandekommens der Verbindung später als eine im Himmel geschlossene Ehe. Sowohl Ernst als auch seine künftige Frau, Gertrud von Werthern, waren sicher, dass sie zusammengehörten, bevor sie sich überhaupt gesehen hatten. Allein durch den schriftlichen Kontakt erhielten beide diese Gewissheit. Modersohn schreibt dazu in einem seiner lesenswerten Bücher, dass ohne die Sicherheit vom Herrn die erste Begegnung sicher die letzte gewesen wäre.

Auch diese zweite Verbindung war eine glückliche Ehe, wenn es auch für die Frau nicht einfach war, eine neue Mutter für drei Mädchen zu sein. Sie erzog diese Kinder mit viel Gebet, und der Herr schenkte noch drei weitere Kinder dazu. Mit großer Dankbarkeit durfte Ernst Modersohn miterleben, dass alle sechs Kinder sich für den Herrn Jesus entschieden.

Botschafter Jesu Christi in Wort und Schrift

1906 wurde Modersohn nach Blankenburg versetzt. Dort übernahm er die Leitung des Allianzhauses und des Thüringischen Gemeinschaftsbund. In dieser Zeit gründete er die Wochenschrift „Heilig dem Herrn“. 1910 wurde er freigestellt für den evangelistischen Dienst, und schon bald nannte man ihn „den deutschen Moody“. Während des zweiten Weltkrieges erhielt er ein fast fünfjähriges Reise-, Rede- und Schreib- verbot durch das Hitler-Regime.

Ernst Modersohn reiste mehr als dreißig Jahre als Evangelist umher. Er sprach in kleinen und großen Sälen – auch ohne Mikrofon. Er sprach aus einer gelebten Gemeinschaft mit dem Herrn heraus, mit dem festen Bewusstsein, dass sein Herr ihn für diesen Dienst berufen hatte. Mit ca. 260 Büchern und Heften (Gesamtauflage von über 4 Millionen) wurde er ein bekannter Schriftsteller.

An verschiedenen Orten und auf unterschiedliche Art und Weise hat Modersohn Menschen auf Christus hingewie- sen. Sowohl solche, die noch kein Leben aus Gott hatten als auch die, die bereits den Heiland angenommen hatten. Das war ihm wichtig – er wollte Menschen zu Christus führen.

Bis heute lohnt es sich, Bücher von Modersohn zu lesen. Sie zeigen deutlich, dass ein Leben mit dem Herrn der Mühe wert ist. Modersohn hatte die Gabe, anderen Menschen Mut zu machen, denn er sprach und schrieb aus seinen eige- nen Erfahrungen. Sein Leben ging nicht nur über Höhen, doch immer wieder erlebte er die Hilfe seines Herrn.