Bibel praktisch

19 Konstrastpunkte: Letzte Tage - Schwere Zeite VIII

Endzeit und Jüngerschaft: Hat sich der eine oder andere Leser vielleicht auch schon gefragt, warum Gott sein Leben für die christliche Endzeit bestimmt hat? Wer weise ist, wird sich bemühen, die Gegenwart zu meistern – auch wenn es schwere (oder gefährliche) Zeiten sind, wie die Bibel es in 2. Timotheus 3 voraussagt.

 

Verräter – oder Freunde?

Wer von Verrat oder Verräter hört oder liest (wie auch in 2. Timotheus 3,4), denkt meist an Judas Iskariot. Das gilt nicht nur für Bibelkenner, nein, auch die Welt spricht von Judas, dem Verräter. Er ist mit seiner verwerflichen Tat sprichwörtlich in die Geschichte eingegangen. Vielleicht hängt das mit der häufigen Erwähnung dieser bösen Tat zusammen. Denn immer dann, wenn Judas Iskariot in den Evangelien erwähnt wird, fügt der jeweilige Schreiber (sinngemäß) hinzu: „... der ihn auch überlieferte.“

Ein Verrat ist ein schwerer Vertrauensbruch. Das hatte unser Herr tief empfunden. Auf Ihn weisen die Worte Davids prophetisch hin: „Denn nicht ein Feind ist es, der mich höhnt, sonst würde ich es ertragen ... sondern, du, ... mein Freund und mein Vertrauter; die wir vertrauten Umgang miteinander pflegten“ (Ps 55,13-15). Können wir uns einen schlimmeren Verrat vorstellen, als die Liebe eines Menschen zu benutzen, um sie gegen ihn einzusetzen – wie jemand mal gesagt hat? Wohl kaum.

Menschen verraten andere, um Vorteile in Form von Geld, Macht oder Ansehen zu erlangen. Das trifft auch auf Judas zu. In der zukünftigen Drangsalszeit wird es genauso sein, wenn die treuen Juden an die Synagogen und Gefängnisse überliefert werden. „Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden einige von euch zu Tode bringen“ prophezeite Jesus seinen Jüngern (Lk 21,16). Kaum zu glauben, dass selbst engste Verwandte verraten werden. Doch so ist der Mensch ohne Gott.  Verraten werden um des Glaubens willen – wie Daniel das seinerzeit erlebte –, das kann bis aufs Äußerste gehen. Da braucht man einen lebendigen Glauben an den lebendigen Gott. Aber es ist ein Vorrecht. Der Herr preist solche glückselig (vgl. Mt 5,11.12).

Gläubige Christen sollten nie Verräter sein. Wir wollen unsere Praxis daraufhin prüfen – egal in welchem Lebensbereich. Etwas anderes ist es, „wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht“ (1. Joh 5,16), ihn darauf anspricht und im Fall einer gravierenden Sünde die Versammlung (Gemeinde) darüber informiert. Das hat nichts mit Verrat zu tun. Gott gegenüber sind wir verpflichtet, das Böse in der Versammlung zu richten (vgl. 1. Kor 5). Und letztlich ist das auch nicht ein Missbrauch der Bruderliebe, sondern echte Liebe, die das Beste für den Bruder sucht: seine Umkehr zu Gott.

„Ein Freund liebt  zu aller Zeit“ (Spr 17,17).

 

Verwegen – oder vorsichtig?

Das in 2. Timotheus 3,4 zugrunde liegende griechische Wort für „verwegen“ kann auch mit „übereilt“ übersetzt werden (vgl. Apg 19,36). Gemeint sind solche, die unbesonnen und rücksichtslos ihren eigenen Willen verfolgen, koste es, was es wolle. Wer wollte nicht zustimmen, dass dieses Verhalten unsere Gesellschaft kennzeichnet? Ein Grund dafür mag die fehlende Zeit sein. Ob sie wirklich fehlt, lassen wir einmal offen. Jedenfalls ist unsere Zeit hektisch. Vieles geschieht in Eile. Und wer in der Hektik Entscheidungen trifft, wird manche „Randbedingung“ außer Acht lassen. Das kann schwerwiegende Folgen haben. Tragisch wird es, wenn andere darunter leiden müssen.

Aber der Hauptgrund liegt woanders. Das machen die vorher aufgezählten Endzeit-Merkmale in 2. Timotheus 3 deutlich. Wer übereilt handelt, verfolgt damit nämlich meist auch ein Ziel. Leider geht es dabei selten um die Sache Gottes oder um das Wohl des „Nächsten“; vielfach soll das„Ich“ zufrieden gestellt werden. Wo Selbstsucht die Liste der Endzeit-Merkmale anführt (vgl. V. 2), ist eben nichts Gutes zu erwarten. Dann macht jeder das, was er will. Und dafür nimmt man manches in Kauf.

Auf der Suche nach einem treffenden Beispiel für Verwegenheit, fällt Joab, der Heeroberste Davids ins Auge. Sicherlich gab es wenige Personen in Davids Königreich, die so viele Heldentaten vollbracht haben wie Joab. Er war kein Feigling! Wenn der Kampf von vorn und von hinten losging, dann ergriff er strategische Maßnahmen und hoffte letztlich auf die Hilfe Gottes (vgl. 2. Sam 10,9 ff.). So hat er manchen Sieg errungen. Erschreckend ist allerdings, dass er größtenteils für sich selbst kämpfte – ohne Rücksicht auf Verluste. Mit allen, die ihm seine Position hätten streitig machen können, machte er kurzen Prozess. Das fängt mit dem Mord an Abner an, dem Heerobersten Sauls (2. Sam 3), und endet mit der Ermordung Amasas, den David an Joabs statt als Heeroberster eingesetzt hatte (vgl. 2. Sam 19,14 mit 2. Sam 20,8 ff.). Obwohl äußerlich auf der Seite Davids, kämpfte Joab eigentlich nicht für David. Es gab keine Herzensverbindung zwischen den beiden. Für den gnädigen König David waren die Söhne der Zeruja zu hart (vgl. 2. Sam 3,39). Damit disqualifizierte sich Joab: Er wurde nicht in die Heldenliste Davids aufgenommen (vgl. 2. Sam 23).

Bei unseren Überlegungen zur Verwegenheit am Beispiel Joabs wollen wir nicht blind über uns selbst sein. Handeln wir auch schon mal übereilt und suchen dabei das Unsere (vgl. Phil 2,21)?