Bibel praktisch

Geistliches Wachstum

Wird ein Kind geboren, so wird ab dem Moment der Geburt aufmerksam beobachtet, ob sich das Neugeborene gut entwickelt. Entdecken die Eltern Wachstums- und Entwicklungsstörungen, so werden sie alles unternehmen, um die Störungen zu beseitigen. Trifft das, was im natürlichen Leben selbstverständlich ist, im geistlichen Leben nicht genauso zu? Wünscht unser himmlischer Vater nicht auch geistliches Wachstum bei seinen Kindern? Und hat er nicht alles gegeben, um Wachstum zu ermöglichen? Er freut sich über jeden Fortschritt, den er in deinem geistlichen Leben sieht. Das spornt an, über die folgenden Verse aus dem 1. Petrusbrief nachzudenken.

„Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden, und wie neugeborene Kinder (Säuglinge) seid begierig nach der vernünftigen (wortgemäßen, vom Wort dargebotenen), unverfälschten Milch, damit ihr durch dieselbe wachset zur Errettung, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist. Zu welchem kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus. Denn es ist in der Schrift enthalten „Siehe ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden. Euch nun, den Glaubenden, ist die Kostbarkeit“ (1. Pet 2,1–7).

 

Kennzeichen 1 – ablegen

Geistliches Wachstum beruht auf dem Ablegen von aller Bosheit, allem Trug, von Heuchelei und Neid und allem üblen Nachreden. Wenn wir nicht Energie darauf verwenden, diese Dinge abzulegen, so wird geistliches Wachstum nicht möglich sein. Diese Energie und Kraft haben wir nicht in uns selbst. Aber es steht uns eine unerschöpfliche Kraftquelle zur Verfügung – die Kraft Gottes selbst. Bitten wir ihn um diese Kraft und prüfen wir unser praktisches Verhalten konsequent und gründlich, denn es geht in diesem ersten Kennzeichen um alle Bosheit und allen Trug!

  • Bosheit ist alles das, was aus dem Bösen kommt. Es ist insbesondere auch das, was aus unserem Eigenwillen – der dem Willen Gottes entgegensteht – hervorkommt. Das Gegenteil von Bosheit ist, das Gute zu wünschen und zu tun, und das bedeutet, in allem nach dem Willen Gottes zu fragen.
  • Trug ist das, was der Wahrheit entgegensteht. Wir können uns selbst betrügen, wir können unsere Mitmenschen betrügen und wir können sogar versuchen, Gott zu betrügen (Er kennt natürlich die Wahrheit genau). Das Gegenteil ist Wahrhaftigkeit.
  • Heuchelei ist das Vortäuschen von Empfindungen und Haltungen, die in Wahrheit gar nicht vorhanden sind. Ist es nicht für uns alle ein Problem, dass wir nach außen manchmal erscheinen wollen, wie wir im Inneren gar nicht sind? Das Gegenteil ist Lauterkeit und Wahrhaftigkeit.
  • Neid ist das Verlangen unseres Herzens nach dem, was ein anderer besitzt, und es ihm nicht gönnen . Vergleichen wir uns nicht oft mit anderen und wünschen, das zu besitzen, was Gott ihnen gegeben hat? Im Gegenteil dürfen wir glücklich und zufrieden sein mit dem, was Gott uns schenkt.
  • Übles Nachreden hat zum Ziel, unsere Mitmenschen schlecht zu machen, oft, um besser dazustehen. Häufig hat übles Nachreden seine Ursache im Neid. Das Gegenteil finden wir in Philipper 4,8: Wenn es irgendein Lob gibt, dieses erwäget!

Wollen wir uns neu vornehmen, diese Dinge wie ein Kleidungsstück abzulegen und stattdessen den Herrn Jesus „anzuziehen“?

 

Kennzeichen 2 – Nahrungsaufnahme

Ohne Nahrungsaufnahme verkümmert unser geistliches Leben in kürzester Zeit. Auch hier gilt das Gesetz des natürlichen Lebens uneingeschränkt. Die Nahrung für unser geistliches Leben ist die Bibel. In der Bibel wird uns der Herr Jesus vorgestellt. Er ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Daher finden wir in der Bibel das, was dem neuen Leben in uns entspricht – was ihm schmeckt und was dieses Leben fördert.

Die Nahrung wird hier als vernünftige und unverfälschte Milch vorgestellt. Wir dürfen begierig nach dieser Nahrung sein wie ein neugeborenes Kind. Ein neugeborenes Kind hat Verlangen nach nichts anderem als nach der guten Milch. Und es schreit so lange, bis es diese Milch bekommen hat. Sind wir durch das gleiche Verlangen nach der guten Milch des Wortes Gottes gekennzeichnet? Schaffen wir uns die nötigen Freiräume, um Zeit zum Lesen des Wortes Gottes zu haben? Oder lassen wir uns durch unsere Umgebung davon abhalten, diese Nahrung zu uns zu nehmen? Ohne diese Nahrung gibt es kein geistliches Wachstum.

 

Kennzeichen 3 – das Ende des Wachsens

Geistliches Wachstum wird einmal zu einem Ende kommen. Dieses Ende ist dann erreicht, wenn wir die Errettung in vollem Umfang besitzen. Wenn Petrus von Errettung spricht, meint er oft die Errettung am Ende unseres Weges – wenn wir bei dem Herrn Jesus sind und auch die Errettung unseres Leibes erlebt haben. Unser Körper wird umgestaltet sein und seinem Leib der Herrlichkeit entsprechen. Dann werden wir den Herrn Jesus sehen, wie Er ist, und Ihm gleich sein. Damit hört das geistliche Wachstum auf. Aber bis dahin dürfen wir jeden Tag weiter wachsen. Ob wir gerade bekehrt sind oder schon viele Jahre zu dem Herrn Jesus gehören – wir dürfen jeden Tag weiter wachsen, jeden Tag näher zu dem Herrn Jesus kommen und Ihm ähnlicher werden.

 

Kennzeichen 4 – Erfahrungen sammeln

Im Laufe unseres geistlichen Wachstums dürfen wir Erfahrungen mit dem Herrn Jesus sammeln und in diesen Erfahrungen erleben (oder schmecken), dass Er gütig ist. Dies geschieht vielleicht besonders, wenn Schwierigkeiten in unser Leben kommen, in denen wir Ihn kennenlernen, wie wir Ihn in der „Theorie“ wohl nie kennengelernt hätten. Immer werden wir dabei erleben, dass Er gütig ist. Je mehr wir in unserem geistlichen Leben wachsen, desto mehr werden wir von seiner Güte schmecken!

 

Kennzeichen 5 – das Ziel und der Inhalt geistlichen Wachstums

Worin liegt der eigentliche Kern des geistlichen Wachstums? Geistliches Wachstum führt uns näher zu dem Herrn Jesus. Deshalb heißt es in Vers 4, dass wir zu dem Herrn Jesus kommen. Wir, das sind Menschen, die bereits grundsätzlich zu dem Herrn Jesus gehören. Aber sie wachsen und dieses Wachstum führt sie immer näher zu Ihm. Dies bedeutet nicht, große Dinge für den Herrn zu tun oder hohes Ansehen im Volk Gottes zu erlangen. Geistliches Wachstum bedeutet einfach, dem Herrn Jesus näher zu kommen. Ihn besser kennenzulernen, seine Stimme besser zu verstehen, seine Weisung zu erkennen und seine Gedanken und Beurteilungen zu teilen und Ihm ähnlicher zu werden (vgl. dazu auch Eph 4,13–15). Wenn wir das verstehen, wissen wir, dass geistliches Wachstum einerseits dem Herrn Jesus Freude macht, aber andererseits auch unser eigenes Glück bedeutet!

 

Kennzeichen 6 – Wirkungen und Genuss

Wenn ein Christ geistlich wächst, wird das für seine Umgebung nicht unbemerkt bleiben. Je ähnlicher wir dem Herrn Jesus werden, umso mehr werden wir auch die gleichen Reaktionen unserer Umwelt erleben, wie der Herr Jesus sie erlebt hat. Wenn Er gehasst und verachtet war, dann werden auch wir gehasst und verachtet werden. Eine andere Reaktion unser Umgebung, die ja genauso gottlos ist, wie sie zu der Zeit war, als der Herr Jesus hier auf der Erde gelebt hat, können wir nicht erwarten. Aber das Bewusstsein, dass wir auch diese Erfahrungen mit dem Herrn Jesus teilen, wird uns Kraft geben, diese schwierigen Situationen zu durchleben.

Auf der anderen Seite dürfen wir erleben, dass der Herrn Jesus für uns wertvoll wird. Und wir dürfen sogar verstehen und empfinden, wie der Herr Jesus kostbar ist für Gott. Dies dürfen wir genießen. Das bedeutet, dass wir das genießen können, was Gott selbst zum Genuss ist.