Gesetz und Freiheit - wie passt das zusammen?
Gesetz und Freiheit – wie passt das zusammen?
Auf den ersten Blick sieht der Ausdruck „Gesetz der Freiheit“ nach einem Widerspruch in sich selbst aus. Denn entweder ist man frei von einem Gesetz oder aber man steht unter einem Gesetz.
„Wer aber in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit, nahe hineinschaut und darin bleibt, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, dieser wird glückselig sein in seinem Tun“ (Jak 1,25).
„So redet und so tut als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen“ (Jak 2,12).
Die Christen in der Anfangszeit und das Gesetz
Die Empfänger des Jakobusbriefes lebten in den allerersten Tagen der Christenheit. Das Evangelium wurde zunächst nur den Juden verkündet, und demzufolge waren die ersten Christen auch alle Juden (Apg 2–8; 11,19). Diese Judenchristen hatten nun ein Problem damit, sich von dem mo- saischen Gesetz zu trennen. Es war ihnen ja von Gott selbst gegeben worden – sollte es Gott dann einfach wieder weglegen? So beobachteten sie auch als Christen weiter- hin die Gesetze (Apg 15,1; 21,20–25). Sie kannten das Gesetz Moses deshalb ganz genau, und daran knüpft Jakobus nun in seinem Brief an, um ihnen das Gesetz der Freiheit vorzustellen.
Wenn Jakobus vom vollkommenen Gesetz spricht, meint das nicht, dass das mosaische Gesetz unvollkommen gewesen wäre (Röm 7,12). Nicht das Gesetz an sich war unvollkommen. Aber auf seiner Grundlage konnte niemand vollkommen werden, weil unter ihm die Segnungen von der Erfüllung der Gesetzesgebote abhing. Kein Mensch, mit Ausnahme des Herrn Jesus, konnte das Gesetz erfüllen. Denn wenn man in einem Punkt schuldig geworden war, war man des ganzen Gesetzes schuldig (Jak 2,10.11). Niemand konnte unter dem Gesetz Leben oder Vollkommenheit erlangen (Gal 3,10). Deshalb wurde es abgeschafft (Heb 7,18.19). Ja, es musste abgeschafft werden, damit Menschen zur Vollkommenheit gebracht werden konnten.
Das Gesetz der Freiheit
Das Gesetz der Freiheit ist – einfach gesagt – ein Ausdruck, der die Offenbarung des Wil- lens Gottes in der Zeit der Gnade bezeichnet. Es wird deshalb vollkommen genannt, weil es nicht nur die Mindestanforderungen Gottes an den natürlichen Menschen stellt – wie das Gesetz vom Sinai –, sondern den ganzen Willen Gottes für Gläubige enthält. Wir sind also unserer neuen Natur nach in vollkommener Übereinstimmung mit die- sem Gesetz, d. h. mit dem, was Gott ist und was Er will. Der Gläubige ist freigemacht, nicht auf Grund der Werke des Gesetzes, sondern auf der Grundlage des Erlösungswerkes von Golgatha (vgl. Röm 8,3.4). Von dem Augenblick an, da wir dem Herrn Jesus angehören, sind wir frei von der Macht der Sünde und der Macht Satans – ob wir das empfinden und praktizieren oder nicht. Nun ist es unsere Freude, seinem göttlichen Willen zu folgen. Es ist für unsere neue Natur keine Last mehr, seinem Wort zu gehorchen, sondern wir dürfen und können es freiwillig tun. Der Wille des neuen Menschen ist völlig in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Wir haben eine Natur, deren Wünsche und Neigungen im Einklang mit Gottes Gedanken sind und die ihre Freiheit darin findet, seinen Gedanken zu entsprechen. Das vollkommene Vorbild dazu finden wir im Herrn Jesus selbst. Er hätte als der wahre hebräische Knecht die Freiheit wählen können (2. Mo 21,1–6). Aber Er entschied sich aus Liebe zu seinem Herrn dafür, weiter zu dienen.
So fand Er seine Freiheit darin, den Willen Seines Gottes und Vaters zu tun (Joh 4,34). Sein ganzes Leben zeigt uns, was freiwillige Hingabe und vollkommener Gehorsam Gott gegenüber sind.
Möchten wir uns doch mehr mit Ihm beschäftigen, auf diese Weise nahe in das Gesetz der Freiheit hineinschauen und anschließend auch darin bleiben. Dann werden wir in der Lage sein, einen Weg zu seiner Ehre und Freude zu gehen, indem wir Ihm freiwillig und gerne dienen.
Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte, (Röm 8,3)
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