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Du aber!

In dem neuen Jahr 2004 darf sich jeder von uns wieder ganz persönlich von Gott ansprechen und anspornen lassen: „Du aber” – so spricht Gott dich und mich direkt an. Wo Er diese Worte gebraucht, geht es Ihm nicht um eine allgemeine Belehrung, sondern Er gibt mir einen konkreten Auftrag: „Du aber ...” Und Er stellt einen Gegensatz auf: „Du aber ...” – es soll einen Unterschied zwischen mir und anderen Menschen geben. Es geht jedoch nicht um den anderen. Das „Du” steht vorne. Gott betont damit: Es geht um dich und mich, um jeden Einzelnen persönlich. Das soll ein Anreiz für das neue Jahr sein!

Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.” (2.Tim 4,5)

Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.” (1. Tim 6,11)

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist.” (2. Tim 3,14)

 

1. „Du aber” – ein Prinzip

„Du”

Der Einzelne – du – ist Gott immer wichtig. Wir können das „ein Prinzip” nennen. Natürlich hat Gott nicht nur eine Beziehung zu Einzelnen, sondern auch zu ganzen Völkern oder einer Gesamtheit von Gläubigen. Für Ihn hat zum Beispiel die Versammlung (Gemeinde, Kirche) eine ganz besondere Bedeutung. Aber Gott fängt immer mit dem Einzelnen an:

  • Er baut seine Versammlung nur aus Menschen, die sich vorher einzeln zu  Ihm bekehrt haben. Die hat Er ganz persönlich auserwählt und berufen (1. Kor 12,12; Röm 8,19 ff.; Eph 1,3 ff.). Die Errettung ist eine persönliche Sache zwischen Gott und dem Einzelnen; keine andere Person oder Institution kann meine Sünden vergeben, und niemand außer dem Herrn Jesus kann Gottes Vergebung erwirken.
  • Er hat nicht nur eine Beziehung zu der Versammlung als Ganzes, sondern Er hat eine persönliche Beziehung zu jedem einzelnen Gläubigen – als Vater zu seinem Kind (Joh 20,17; Röm 8,16 ff.), als Erretter zu dem Verlorenen (Eph 5,2; Heb 5,9) oder als Schöpfer zu seinem Geschöpf (Röm 9).
  • Er gibt jedem einzelnen Gläubigen seine persönlichen Gaben und persönlichen Aufgaben und Dienste (Röm 12; 1. Kor 14; Eph 4; ...) – es ist z.B. nicht die Aufgabe der Versammlung als solche, sich etwa um die Armen zu kümmern, zu lehren oder das Evangelium zu verkündigen.
  • Er ruft jeden Einzelnen zu persönlicher Treue auf: Ein heiliges Leben nach Gottes Maßstäben – das ist meine persönliche Verantwortung (1. Kor 6,19 f.; 2. Kor 5,15). Andere Gläubige kann Gott freilich benutzen, um mich auf Fehler hinzuweisen und mir zu helfen, wieder mit Gott ins Reine zu kommen.
  • Er wünscht sich von jedem Einzelnen Dankbarkeit und Anbetung (Joh 4,23; Heb 13,15) – nicht nur gemeinsam, wenn wir als Versammlung zusammenkommen. Die Zusammenkommen als Versammlung sind allerdings einzigartige Gelegenheiten, Gott gemeinsam anzubeten.

„Aber”

Gott sieht ein „Aber”, einen Gegensatz zu anderen, wenn Er uns zu einem Verhalten auffordert, das Ihm gefallen kann. Leider ist nicht jeder Mensch Gott gehorsam. Zum Beispiel „gebietet” Gott – was das ewige Heil betrifft – jedem Menschen, dass er Buße tun soll (Apg 17,30) – aber nicht jeder bekehrt sich. Überhaupt hat kein Mensch – selbst wenn er sich bekehrt hat – einen Lebenswandel, der Gott „rundum” gefällt: Da gibt es Entscheidungen in Einzelfällen, aber auch wichtige Weichenstellungen, da gibt es Gesinnungsfragen und Lebenskonzepte, in denen der Einzelne entweder Gott folgt, oder einen Weg geht, der Ihm missfällt. Letzteres muss nicht bewusst geschehen, sondern die Abweichung von Gottes Willen kann auch die Folge einer falschen Ausrichtung oder reine Unkenntnis von Gottes Willen sein.

Solche Abweichungen äußern sich dann möglicherweise nicht nur in dem jeweiligen, persönlichen Leben, sondern können um sich greifen und zu einem Beispiel werden, dem andere folgen – auch ich, auch du?

  • „Du aber” – das kann bedeuten, dass wir uns anders verhalten als andere – auch als andere Gläubige –, um Gott treu zu sein.

Oder anders: Es sind vielleicht nicht einzelne Menschen, die ein schlechtes Beispiel abgeben, sondern der Einfluss der Gesellschaft insgesamt – der Welt – macht sich bemerkbar. Dem ist jeder ausgesetzt, und jeder Gläubige steht in der Gefahr, weltlich zu werden – auch ich, auch du!

  • „Du aber” – das kann bedeuten, dass wir uns anders verhalten, als die Gesellschaft von uns erwartet, um Gott treu zu sein.

Paulus schrieb an Timotheus, weil er ihn vor verschiedenen Menschen und vor bestimmten, gefährlichen Einflüssen warnen musste. Und das ist Gottes wichtige Botschaft: „Du aber”! Er fordert dich und mich auf, treu zu sein – ungeachtet dessen, wie andere sich verhalten. Das ist ein Prinzip.

Die Betonung liegt aber auf dem „du”: Der Blick auf andere und ihre Fehler hilft nicht weiter1. Weder können wir unsere eigenen Fehler durch die Fehler anderer entschuldigen, noch machen deren Fehler unser Wohlverhalten „noch besser” und für Gott wertvoller. Nein, die Devise lautet: „Du aber” – du und ich stehen in unserer persönlichen Verantwortung vor Gott.

Schau dir bitte einmal die drei Verse aus den beiden Timotheus-Briefen (am Anfang des Artikels) genauer an, auch in ihrem Zusammenhang! Welchen Gegensatz stellt Paulus auf? Was beschreibt er vorher, wovon soll ich mich unterscheiden? Was ist seine Aufforderung an mich persönlich?

 

2. „Du aber” – nicht: „Nur du”

Jedes „Du” ist ein Teil von „Ihr”, jedes „Ich” ist ein Teil von „Wir”. Wenn Gott uns persönlich anspricht und zur Treue auffordert, dann hat Er damit zugleich unser Umfeld im Blick – unsere Familie, unsere Freunde, unsere Mitgeschwister. Das heißt:

  • Unsere persönliche Treue ist nicht nur zur Ehre Gottes, sondern sie ist häufig auch zum Nutzen anderer. Wenn wir Gottes Gedanken in unseren vielfältigen Beziehungen (gegenüber Ungläubigen, in der Familie, im Beruf, in der Versammlung, ...) verwirklichen, ist das mit Segen für alle Beteiligten verbunden. Mir persönlich ist diese Tatsache wichtig geworden: Gott verbindet Segen mit unserer Treue – zum Beispiel, wenn wir in unseren Beziehungen als Kind zu unseren Eltern, als Arbeitnehmer zu unserem Vorgesetzten oder als Ehepartner zueinander Gottes Willen tun.
  • Unsere persönliche Treue verbindet sich auch mit einer Hoffnung: Gott kann uns benutzen, ein Vorbild und Ansporn für andere zu sein. Gott, der den Menschen geschaffen hat, weiß, dass der Einzelne sich von anderen motivieren und mitreißen läßt – zum Guten wie zum Schlechten. Gott kann unsere Treue benutzen, um andere anzuspornen. So können wir hoffen und Ihn darum bitten, dass, wenn wir uns von dem Herrn Jesus „ziehen” lassen, auch andere Ihm „nachlaufen” (Hld 1,4). Freilich ist das nicht das vorrangige Ziel unserer Treue, und leider haben wir auch keine Garantie, dass dies geschieht, denn es bedarf dazu einer Herzensentscheidung des Einzelnen, die wir nicht herbeiführen können. Schließlich sollten wir uns auch solche Herzensentscheidungen – wenn sie geschehen – nicht ans Revers heften, denn es ist Gott, der das Wollen und das Wirken schenkt (Phil 2,13).
  • Das weist auf eine Gefahr hin, die bei alledem besteht: Gott möchte nicht, dass wir uns als geistliche Elite fühlen. Das wäre Hochmut, wir wären weltlich (1. Joh 2,16) und gerade nicht treu. Wie schade wäre das! Schon Elia lag falsch, als er meinte, er allein sei als Treuer übrig geblieben, und es gab doch 7.000 Menschen, die sich nicht zum Götzendienst hatten hinreißen lassen (1. Kön 19). Es ist schon wahr: Gott möchte – und fordert – unsere persönliche Treue und Heiligkeit. Aber wir wollen bei allem Bemühen der Versuchung nicht erliegen, uns etwas auf unsere Treue einzubilden. Das ist eine Frage der Gesinnung und Redlichkeit. Gott sagt ganz klar: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade” (1. Pet 5,5) und: „Wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst” (Gal 6,3). Und wer könnte von sich behaupten, wirklich heilig zu leben? Niemand kann allein aufgrund persönlicher Treue und Heiligkeit gegenüber Gottes Maßstäben bestehen. Das gilt auch nach der Bekehrung und auch dann, wenn wir uns noch so sehr um persönliche Heiligkeit bemühen. Was wir sind, sind wir aus Gnade. Was Gott an unserem Verhalten gefällt, hat Er zuvor bereitet (Eph 2,10). Das hält uns demütig.
  • Diese Erkenntnis wird auch unseren Dienst an anderen beeinflussen: Bei Menschen, die den Herrn Jesus noch nicht angenommen haben, werden wir die persönliche Treuepflicht gegenüber dem Herrn Jesus nicht einfordern, solange die Basis hierfür noch nicht gelegt wurde: die neue Geburt. Gegenüber unseren Mitgeschwistern werden wir uns nicht zum Maß aller Dinge erheben.

 

3. Beispiele in der Bibel

In der Bibel finden wir einige Beispiele dafür, wie Gläubige ein gutes „Du-aber”-Verhalten zeigten – oder wie sie das Gegenteil praktizierten.

Du aber rede, was der gesunden  Lehre geziemt.  Titus 2,1

 

Gute Vorbilder

  • Abram – oder: „Du aber verzichte auf deine verdiente Belohnung, wenn sie dich von der Welt abhängig macht”: In einer Schlacht hatte der König von Sodom seine gesamte Habe verloren. Weil auch Lot gefangen genommen worden war, zog Abram in den Kampf und eroberte sie zurück. Das Angebot des Königs: „Gib mir die Seelen, und die Habe nimm für dich”, lehnte er mit den Worten ab: „Wenn ich irgendetwas nehme von dem, was dein ist! – Damit du nicht sagest: Ich habe Abram reich gemacht” (1. Mo 14).
  • Josua und Kaleb – oder: „Du aber halte fest an den Zusagen Gottes, auch wenn andere gegen dich intrigieren und dich sogar bedrohen”: Zwölf israelitische Kundschafter hatten die Gefahren gesehen, die für die Eroberung Kanaans zu überwinden waren, aber auch den Reichtum, der sie dort erwartete. Josua und Kaleb stützten sich gläubig auf Gottes Zusage, dass Er sie in das Land bringen wollte. Die übrigen Zehn hatten dasselbe gesehen, aber sie hatten nicht den Glauben der zwei Treuen. Sie brachten das Volk gegen sie auf, so dass nur die Erscheinung von Gottes Herrlichkeit das Volk hinderte, sie zu steinigen (4. Mo 13 f.). Gott belohnte die gläubige Standhaftigkeit dadurch, dass diese zwei die einzigen Israeliten waren, die Ägypten als Erwachsene erlebt hatten und dann nach Kanaan gelangten.
  • Samuel – oder: „Du aber diene dem Herrn treu, auch wenn es um dich herum drunter und drüber geht”: Es ist erstaunlich und ein Wunder von Gottes Gnade, wie Samuel als junger Levit im Dienst für den Tempel bewahrt blieb, obwohl die Priesterfamilie so sündig war, dass Gott sie wenig später richtete. Samuel hörte auf Gott und hatte eine persönliche Beziehung zu Ihm, so dass er sich von der Zügellosigkeit der Priester nicht anstecken ließ (1. Sam 2 f.).
  • Daniel – oder: „Du aber verzichte auf Angenehmes, wenn es dich verunreinigt”: Alle aßen die Tafelkost, die Nebukadnezar ihnen verordnet hatte. Daniel und seine Freunde taten es nicht, weil sie sich nicht verunreinigen wollten. Gott belohnte das (Dan 1,5-20).
  • Ein Aussätziger – oder: „Du aber bete Gott von Herzen an, auch wenn viele andere, die genauso gesegnet sind wie du, es nicht tun”: Von zehn Aussätzigen, die der Herr Jesus geheilt hatte, kam (nur – aber immerhin) einer zu Ihm und „verherrlichte Gott mit lauter Stimme” (Lk 17,11-19).

 

Schlechte Beispiele

  • Lot – oder: „Du aber halte dich lieber von der Welt fern, um nicht von ihr mitgerissen zu werden”. Lot ging Schritt für Schritt in die geistliche Katastrophe: Ihm gefiel die Ebene von Sodom und Gomorra; er schlug Zelte auf bis nach Sodom; bald wohnte er dort; letztlich hatte er gar eine einflussreiche Position in Sodom inne. Die verheerenden Folgen für ihn, seine Familie und das Volk Israel können wir in 1. Mose 19 nachlesen. Abraham zeigt uns dagegen vorbildlich, wie man aus Glauben lebt und von Gott gesegnet wird.
  • Das Volk Israel zur Zeit Maleachis – oder: „Du aber bete an, obwohl ringsum geheuchelt wird”: Wenn das gesamte Volk schon jahrelang Blindes, Lahmes und Krankes opfert, könnte man der Meinung sein, dass der Tisch des Herrn sowieso „verächtlich” ist und man deshalb bei seinen eigenen Opfern nicht auf Gottes Ehre zu achten braucht. Das sieht Gott völlig anders (Mal 1).
  • Ananias und Sapphira – oder: „Du aber folge dem guten Beispiel anderer nur aus ganzem Herzen und mit Wahrhaftigkeit”: Das „du aber” zielt auf unser Herz. Wenn wir etwas für den Herrn tun, dann aus Überzeugung und in Aufrichtigkeit. Er akzeptiert es nicht, wenn es nur der Form nach geschieht oder wir uns gar in ein besseres – lügnerisches – Licht stellen (Apg 5,1-11).
  • Demas – oder: „Du aber lass dich nicht vom Zeitgeist dazu verführen, deinen Dienst aufzugeben”: Wo liegen für uns Gefahren, unseren Dienst für den Herrn zu quittieren, weil wir uns von aktuellen Gedanken und Gesinnungen anstecken lassen (2. Tim 4,10)?
  • Pilatus – oder: „Du aber lass dich nicht von der allgemeinen Meinung zu falschen Entscheidungen hinreißen”: Das Prinzip der Politik: Des Volkes Stimme entscheidet. So verurteilt der Statthalter Roms den Herrn Jesus, von dessen Unschuld er überzeugt ist, zum Tode (Joh 19,1-16).

 

4. Die Belohnung

Es geht uns bei alledem ja nicht in erster Linie um eine Belohnung. Aber Gott verheißt sie uns, und ich möchte sie nicht verachten, sondern mich motivieren las sen. Er ist gütig. Wer treu ist, wird bewahrt und belohnt (s. die vielfältigen Beispiele in Offb 2,10.17.26 f.; 3,5.10 ff; 3,20 f.).

Lesen wir – als Ansporn – nochmals die genannten Stellen aus den Timotheusbriefen: In 1. Timotheus 6 weist Paulus auf die zukünftige Erscheinung2 des Herrn Jesus hin und gibt den Treuen die Verheißung, bis zum Ende ihres irdischen Lebens bewahrt zu werden und später die öffentliche Herrlichkeit des Herrn Jesus zu teilen. Welch eine Anerkennung liegt darin! Ähnliches lesen wir in 2. Timotheus 3. Dort legt Paulus darüber hinaus Wert darauf, dass wir schon jetzt geistlichen Gewinn haben, wenn wir treu sind. Aber es ist schon bemerkenswert, dass die eigentliche Ausrichtung des Treuen nach oben ist – zur Herrlichkeit. Mit Paulus’ Worten aus 2. Timotheus 4: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.” Die Anerkennung des Herrn Jesus, des treuen Dieners, der für uns gestorben ist – gibt es etwas Motivierenderes?