Beeindruckend

Gottes Geduld

Mir reißt gleich der Geduldsfaden!! Wer hat das nicht schon gesagt oder Ähnliches gefühlt? Ja, wir kündigen es nicht nur an, sondern es geschieht tatsächlich – und das oft unberechtigt. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Eigentlich schade, denn wir wollten doch unserem Heiland ähnlicher werden. Der letzte Gedanke führt uns direkt zu Ihm, dem Sohn Gottes. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie geduldig Er ist? Wenn wir von Gottes Geduld reden, dann ist klar, dass seine Geduld uns Menschen gegenüber gemeint ist, denn mit wem sollte Gott sonst geduldig sein?

Oft haben wir aber nur Gottes Geduld den Ungläubigen gegenüber vor Augen. Und wirklich – wie langmütig ist Gott, dass Er dem bösen Treiben dieser Welt noch kein Ende gemacht hat (2. Pet 3,9)! Aber lasst uns auch einmal daran denken, wie viel Geduld und Gnade der Herr Jesus seinen Jüngern entgegenbrachte. Vielleicht zeigt uns das dann, wie viel Geduld Er täglich mit uns haben muss. Wenn ich sage „Geduld und Gnade“, dann deswegen, weil seine Geduld ja seiner unendlichen Gnade entspringt. Wenn wir also von seiner Geduld reden, ist dies in diesem Sinn ein Teilbereich seiner Gnade, die zu bewundern wir nie zu Ende kommen werden – das empfinden wir sicher alle.

 

Geduld mit unserem Unverständnis über seine Person

Der Herr Jesus kündigte seinen Jüngern an, was Ihn treffen würde, nämlich dass Er „nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tage auferweckt werden müsse“ (Mt 16,21). Dies bewegte sein Herz derart, dass Er es seinen Jüngern mehrmals mitteilte. In Matthäus 20,17-19 lesen wir, wie der Herr vor seinem letzten Besuch in Jerusalem noch einmal ganz deutlich in vielen Einzelheiten vorhersagt, dass er leiden und sterben müsse und am dritten Tag auferstehen würde.

Und die Jünger? Offenbar verstanden sie überhaupt nicht, was Er ihnen aus seinem bewegten Herzen heraus sagen wollte. Ganz deutlich lesen wir davon in Markus 9,32, Lukas 9,45 und 18,34. Der Herr Jesus hat sicher bei diesen Gelegenheiten gespürt, wie allein und einsam Er wirklich auf der Erde war. Selbst seine engsten Vertrauten, die Ihn täglich erleben konnten, verstanden Ihn nicht. Prophetisch lesen wir davon in den Psalmen: „Ich habe auf Mitleiden gewartet, und da war keines“ (Ps 69,20); „Ich bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dache“ (Ps 102,7). Und doch endete seine Geduld nicht, die Jünger immer wieder an seinen Empfindungen teilhaben zu lassen. Der Herr sehnte sich danach, dass sie mitempfanden, was Ihn bewegte, aber leider waren die Jünger nicht mit Ihm sondern mit sich selbst beschäftigt. Das zeigt Lukas ganz deutlich, denn direkt nachdem der Herr ihnen erneut seine Leiden ankündigte, lesen wir davon, dass die Jünger darüber nachdachten, wer wohl von ihnen der Größte sei (Lk 22,24). Der Herr Jesus hat ihr Unverständnis für seinen Weg tief empfunden und doch – Er gibt sie nicht auf mit dem Gedanken, dass sie ja doch nichts verstanden, wie wir es wahrscheinlich getan hätten, sondern voller Geduld nimmt Er ihre Überlegung, wer der Größte sei, zum Anlass, ihnen eine weitere Belehrung über wahre Demut zu geben.

Wir könnten weitere Beispiele aus den Evangelien anführen, um zu sehen, wie oft seine unendliche Geduld dem Unverständnis begegnete. Immer handelte Er in Gnade mit den Seinen. Denken wir nur daran, wie Er sich um die beiden Jünger kümmerte, die nach Emmaus gingen. Sie glaubten immer noch, dass Er derjenige sei, der Israel erlösen würde. Er erklärte ihnen dann in Geduld von Mose und den Propheten anfangend, dass Er zuerst leiden musste, bevor Er in die Herrlichkeit eingehen konnte, obwohl sie es hätten aus den Schriften selbst erkennen können.

Wenn wir also seine Reaktion sehen über das Unverständnis der Jünger, so merken wir, dass es Ihm sehr kostbar ist, dass wir Ihn erkennen in dem, was und wie Er ist, wie Er handelt und überhaupt in allem, was Ihn betrifft. Für einen Gläubigen, der Ihn aufrichtig liebt, wird das keine Frage sein, und er wird jede Energie daran setzen.

 

Geduldiges Warten auf unser Handeln

Der Herr wartet auch heute geduldig darauf, dass wir uns in unseren Herzen mit Ihm beschäftigen. Wenn wir jetzt die Lupe von einzelnen Begebenheiten mit den Jüngern wegnehmen und auf uns – jeder persönlich – richten, müssen wir uns nicht alle schämen? Wie viele unterschiedliche  Gelegenheiten gibt es in meinem oder deinem Leben, in denen der Herr Geduld mit uns haben muss?

  • Der Herr wartet – vielleicht bei dir darauf, dass du dich klar zu Ihm bekennst und dich taufen lässt.
  • Vielleicht wartet Er darauf, dass du seinem Wunsch nachkommst, auch durch das Teilnehmen am Mahl des Herrn besonders an Ihn zu denken. Es ist ja nichts Kompliziertes, nein, Er hat uns darin ein ganz einfaches Zeichen hinterlassen. Oder willst du etwas Großes tun wie der aussätzige Naaman? Seine Bediensteten mussten ihm sagen: „Hätte der Prophet etwas Großes zu dir geredet, würdest du es nicht tun? Wie viel mehr denn, da er zu dir gesagt hat: Bade dich, und du wirst rein sein!“ (2. Kö 5,13).
  • Jeder von uns kann überlegen, womit der Herr bei uns so viel Geduld haben muss – wir müssen bekennen: Oft wissen wir sogar ganz genau, worauf Er wartet und müssen uns fragen, ob nicht sogar in diesem oder jenem Fall unser Zögern Sünde ist. Lasst uns dann keinen Augenblick länger seine Geduld „strapazieren“!
  • Überdenken wir einmal unseren Weg mit Ihm. Wie viel Geduld hatte Er bisher mit uns, wenn wir im geistlichen Wachstum stillstanden oder sogar Schritte rückwärts machten? Er bemüht sich um uns: „Ihr seid die Reben ... Jede, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe.“ (Joh 15,2.5)

Das Nachdenken über seine Geduld führt uns zunächst zur Dankbarkeit und spornt uns an, seinen Willen mehr zu erkennen und dann auch danach zu handeln. Das möchte Er doch so gerne! Und lässt uns das nicht zuletzt zur Anbetung seiner Person kommen?