Bibel praktisch

David und Bathseba - oder die Bilanz eines "Augenblicks"

Er war der Mann nach dem Herzen Gottes. Der, den Gott sich erwählt hatte, um König über Israel zu sein. Ein Mann, der viele Erfahrungen mit seinem Gott gesammelt hatte. Einer, der manche Glaubensprobe bestanden hatte. Ein Glaubensheld. Und doch – auch dieser Mann, David, fiel in schlimme Sünden. Die Bibel berichtet davon zu unserer Warnung!

Ob wir die Glaubenskraft Davids gehabt hätten, die er in so vielen Situationen seines Lebens bewiesen hatte? Ob wir Saul verschont hätten, wenn unsere Freunde uns geraten hätten, ihn zu töten – wo Saul doch David verfolgte, um ihn auszulöschen? Ob wir wirklich um unseren Verfolger getrauert hätten wie David in 2. Samuel 1? Wenn ein solcher Glaubensmann fähig war, zum Ehebrecher und zum Mörder zu werden, dann sollten wir umso mehr auf der Hut sein. Denn zu dem, was David getan hat, sind auch wir fähig. Und so schnell, wie es bei David bergab ging, so schnell kann es auch bei uns bergab gehen.

Dieser Weg bergab hatte verschiedene Stationen, die in 2. Samuel 11 beschrieben werden.

 

Ein wenig Schlaf ...

Das Volk Israel war unter der Führung Joabs in den Krieg gegen die Ammoniter gezogen. Aber wo war David, der als König sein Volk von der Knechtschaft seiner Feinde befreien sollte? Statt das Volk im Kampf anzuführen, war er in Jerusalem geblieben. Und was tat er dort? Er ruhte aus! So nahm alles seinen Anfang. In den Sprüchen werden wir zweimal gewarnt: „Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen; und deine Armut kommt wie ein gewappneter Mann (Spr 6,10 und 24,33).“ David ruhte aus – vielleicht nur ein wenig. Doch dann begegnete ihm ein „gewappneter Mann“, um ihn an einer verwundbaren Stelle zu treffen. Die Begierde Davids wurde geweckt – weil David „ein wenig“ geruht hatte.

Und wir? Wenn wir nachlassen, dem Herrn Jesus treu und entschieden zu folgen, wenn wir nachlassen, wachsam zu sein, dann wird auch uns ein solcher „gewappneter Mann“ zu schaffen machen. Der Teufel wird versuchen, uns zu verführen (2. Kor 11,3). Oder wir werden dem Fleisch – der sündigen Natur in uns – erliegen (Rö 7,17.18). Solange wir mit Gottes Hilfe dem Teufel widerstehen, wird er von uns fliehen (Jak 4,7). Solange wir uns der Sünde für tot halten und im Geist leben, werden wir der Begierde des Fleisches nicht nachgeben (Gal 5,16). Aber sobald wir anfangen, die Dinge locker zu nehmen und auszuruhen, stehen wir in Gefahr zu erliegen!

 

Er sah ...

Als David von seinem Lager aufstand, da sah er etwas. Er sah eine Frau, die sich badete. Mit diesem Anblick wollte der Teufel ihn locken. Und es ist ihm gelungen. Und in David wurde die Begierde des Fleisches geweckt. Dieser Begierde gab David nach! Ob er schon beim ersten Blick gesehen hatte, dass diese Frau eine schöne Frau war? Oder hat er vielleicht ein zweites Mal hingesehen – und dabei etwas genauer als beim ersten Mal?

Der Herr Jesus erklärte den Jüngern in Matthäus 6,22.23, dass das Auge die Lampe des Leibes ist. Wenn das Auge einfältig ist, dann wird der ganze Leib licht sein. Aber wenn das Auge böse ist, dann wird der Leib schnell dem Auge folgen – der ganze Leib wird finster sein. Wie vieles möchte heute durch unsere Augen Einfluss auf unseren ganzen Körper und auf unser ganzes Leben nehmen! Achten wir auf unsere Augen und auf das, was sie sehen?

Welche Zeitschriften schauen wir uns an? Wozu nutzen wir Computer und Internet? Welche Seiten des Versandhauskatalogs oder des Ferienprospektes betrachten wir am intensivsten? Oft können wir den ersten Blick nicht vermeiden. Beim Einkauf die Reklametafel oder das Titelbild der Zeitung, beim Gang durch die Fabrik der Wandkalender, – davor können wir kaum weglaufen. Aber folgen diesem ersten Blick dann weitere – vielleicht der heimliche Klick auf den nächsten Link? Wir sollten nicht leichtfertig mit diesen „Blicken“ umgehen – wir könnten sonst die Erfahrungen Davids im eigenen Leben teilen müssen! Wenn wir den Herrn Jesus um Kraft bitten, wird Er uns vor dem zweiten Blick bewahren!

 

Wenn die Begierde empfangen hat ...

Davids Begierde war geweckt. Das, was er gesehen hatte, weckte die Lust in ihm. Spätestens jetzt hätte David einhalten müssen. Aber leider gibt er seiner Lust nach. Er sendet Boten, um Erkundigungen über die Frau, die er gesehen hatte, einzuholen. Und schließlich lässt er diese Frau, Bathseba, holen – obwohl er wusste, dass sie verheiratet war!

Kennen wir diese Kette? Fehlende Wachsamkeit, die zu unguten Blicken führt? Lust, die durch diese Blicke geweckt wird? Wie schnell folgt der Lust dann ein böser Gedanke! „Jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen!“ So genau nimmt der Herr Jesus dieses Thema in Matthäus 5,28. Ein Blick, die Lust, und dann der Gedanke, der Lust nachzugeben. So schnell kann es zu einer Sünde in Gedanken kommen. Dann können wir noch Halt machen, die Sünde bekennen und vor Schlimmerem bewahrt bleiben. Gehen wir mit solchen Gedanken jedoch leichtfertig um, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis den Gedanken Taten folgen!

 

... gebiert sie die Sünde!

David machte nicht Halt. Er gab seiner Lust nach. Und was war die Folge? Die Lust „empfing“ und sie gebar Sünde (Jak 1,15). Und der einen Sünde folgte schnell die nächste!

Wenn Jakobus diesen Vorgang mit einer Geburt vergleicht, dann macht das deutlich, dass mancher innere Kampf damit verbunden ist, bis die Sünde „geboren“ ist. Da ist der gewappnete Mann – das Fleisch, die sündige Natur in uns. Durch die Begierde will sie uns zum Sündigen bringen. Aber da ist auch der Heilige Geist in uns, der uns vor jeder Sünde bewahren möchte. Ein Widerstreit in unserem Inneren! Wem geben wir nach? Wenn wir verwirklichen, dass das Fleisch gekreuzigt ist und im Geist wandeln, werden wir nicht sündigen. Aber Achtung! Je nachlässiger wir mit unseren Blicken umgehen, desto mehr wird der Heilige Geist, der in uns wirken möchte, gedämpft. Und dann wird schnell das Fleisch die Überhand gewinnen.

Wenn einmal die erste Sünde geschehen ist, dann folgen leicht weitere. David wurde zum Ehebrecher. Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch Bathseba nicht schuldlos ist. Sie hat – ebenfalls gegen besseres Wissen – in diese Schandtat eingewilligt. Aber der vor Gott Verantwortlichere war zweifellos David, denn er war König und besonders bevorrechtigt. Und um die Sünde des Ehebruchs vor den Menschen zu verbergen, wandte er viele Anstrengungen auf! So folgte schließlich der Sünde des Ehebruchs noch die Sünde des Mordes.

 

Die Bilanz des Augenblicks

Ein Blick der Augen Davids hatte zu einem Augenblick des „Genusses“ geführt. Ein kurzes Vergnügen für das Fleisch hatte David mit Bathseba gehabt. Und was war die Bilanz dieses Augenblicks? David hatte die Gemeinschaft mit seinem Gott verloren. David hatte die Ruhe seines Gewissens verloren. Und wie unruhig und angestrengt versuchte er, nach außen weiterhin gut auszusehen – seine Sünde zu verbergen! Wie viel war verloren! Ein treuer Kämpfer im Volk Gottes (Urija). Die Kraft zum Zeugnis bei David – wie muss er dem „Mitwisser“ Joab gegenübergestanden haben, als dieser ihm von dem Tod Urijas berichtete. Auch Bathseba stand auf der Seite der Verlierer – sie verlor ihre Reinheit und Ehre als Ehefrau. Sie verlor ihren gottesfürchtigen Ehemann. Und auch sie verlor die Ruhe des Gewissens.

David hat sowohl die Gemeinschaft mit Gott als auch die Ruhe des Gewissens wiedergefunden – und doch musste er in seinem weiteren Leben unter den Folgen dieses Augenblicks leiden. Sein Kind musste sterben – und nicht nur das Kind, das er mit Bathseba gezeugt hatte. Er musste vierfach erstatten. Aus seiner eigenen Familie kam Unglück über ihn. Während seiner ganzen Lebenszeit herrschte Krieg zwischen Israel und seinen Feinden. Traurige Bilanz des kurzen Augenblicks, die der Prophet Nathan David in 2. Samuel 12 vorstellen muss.

Auch wenn wir es vielleicht nicht wahrhaben wollen – auch in unserem Leben kann die Bilanz eines sündigen Augenblicks solche Folgen haben. Der Schaden, den wir uns und anderen durch eine Sünde zufügen, wird das „Glücksgefühl“ des Augenblicks bei weitem überwiegen, auch wenn es vielleicht nicht so gravierende Folgen geben wird wie bei David! Ganz zu schweigen von der Verunehrung des Namens Gottes, die mit jeder Sünde verbunden ist (vgl. 2. Sam 12,14).

 

Ein Ausblick

Was uns in der weiteren Geschichte Davids beeindruckt, ist sein schonungsloses Bekenntnis. Er kannte den Weg zurück und er beschritt ihn, ohne irgendetwas zu beschönigen. Das war das Geheimnis dafür, dass Davids Leben wieder ein Leben zur Ehre Gottes werden konnte. Weil David bekannte, konnte Gott ihm vergeben. Weil er seine Sünde bekannte und sie ließ, konnte er Barmherzigkeit erfahren (Spr 28,13). Und wenn auch die Folgen seines Tuns nicht ausbleiben konnten, so triumphierte schließlich doch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Ein Sohn von Bathseba wurde der Nachfolger Davids auf dem Königsthron. Die, „die Urijas Frau“ (Mt 1,4) gewesen war, Bathseba, wird im Geschlechtsregister des Herrn Jesus erwähnt. Und in der Berichterstattung im Buch der Chronika wird die Sünde Davids gar nicht erwähnt!

Dieser Ausblick macht unsere Verantwortung nicht kleiner. Aber er lässt uns neuen Mut fassen, in unserem Leben durch Bekenntnis „aufzuräumen“ und wieder neu wachsam zu sein.