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Kurze Gedanken zu „Geheimnis der Gottseligkeit”
„Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: ER, der geoffenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von [den] Engeln, gepredigt unter [den] Nationen, geglaubt in [der] Welt, aufgenommen in Herrlichkeit” (1. Tim. 3,16)!

Zu dem Artikel „Gottseligkeit” in Heft 2/94, S. 9-11, seien einige ergänzende Gedanken zu dieser Stelle aus dem 1. Timotheusbrief gestattet. Im Zusammenhang dieser Stelle geht es um das praktische Verhalten im Haus Gottes (V. 14.15). Zu Beginn des 2. Kapitels wird gezeigt, dass dieses Haus ein Bethaus sein soll. Im weiteren Verlauf geht es um das unterschiedliche Verhalten von Männern und Frauen in diesem Haus entsprechend der Schöpfungsordnung Gottes. Des weiteren findet man Personen, die von dem Hausherrn berufen werden, um im geistlichen Bereich (Aufseher o. Älteste, vgl. 3,113 mit Tit 1,5-9) und im materiellen Bereich (Diener o. Diakone, vgl. Apg. 6,1-7) für Wohl und Ordnung in Seinem Haus zu sorgen. Dabei werden an ihren persönlichen Lebenswandel hohe Anforderungen gestellt, weil sie den übrigen als Vorbild für ein Leben in Gottseligkeit mit einem Verhalten, das von Gottesfurcht gekennzeichnet ist, dienen sollen.
In Bezug auf das Haus Gottes selbst finden wir an anderer Stelle die wichtige Wahrheit, dass es durch die persönliche Gegenwart Gottes gekennzeichnet ist. Z. B. sagt Jakob, nachdem er den Traum mit der Himmelsleiter gehabt hatte: „Fürwahr, der HERR ist an diesem Ort! dies ist nichts anderes als Gottes Haus“ (1. Mo 28,16.17). Auch der Tempel, der in der Zukunft in Jerusalem gebaut werden wird, prägt die Stadt, die heißen soll: „Der HERR daselbst” (Hes 48,35). Die Himmelsleiter in dem Traum Jakobs zeigt noch etwas: die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Diese Verbindung würde ganz praktisch für ihn bedeuten, dass Gott sich höchstpersönlich um sein Wohlergehen kümmern wollte. Und er sollte einen Ort haben, wo er mit Ihm zusammentreffen konnte, um mit dem großen Gott Gemeinschaft zu haben. Doch Jakob findet erst nach langen Jahren der Flucht und des Umherirrens dorthin zurück.
Aber es blieb nicht bei dieser Verbindung auf Distanz. Der große Gott ist persönlich die Leiter herabgekommen. Im A.T. hat Er das bereits in der Gestalt des Engels des HERRN getan (2. Mo 3,8a). Doch das große Wunder, der Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte, ist, dass der Ewige in der Fülle der Zeit in der Person Seines Sohnes herabgekommen ist. Johannes 1,14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter unter uns ... Vergleiche auch, was der Herr zu Nathanael sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.” Gott steht nicht mehr am oberen Ende der Leiter, sondern am unteren! Darum lesen wir auch nichts mehr von einer Leiter; sie wird nicht mehr benötigt! Großartig!
Nun, was hat das mit dem Geheimnis der Gottseligkeit zu tun? Die Antwort vorweg genommen: Alles! Der Ausdruck „Geheimnis” scheint mir hier insbesondere auf die verborgene Kraft des Lebens eines Gläubigen in Gottesfurcht hinzuweisen. Es geht um das, was dahinter steckt, was die Kraft für ein Leben in Gottseligkeit verleiht. Diese Kraft liegt aber genau in dieser großartigen Wahrheit: Gott wurde Mensch und ist nun als solcher zur Rechten Gottes erhöht, um uns von dort aus zu stützen, zu versorgen, sich höchstpersönlich um unser Wohl zu kümmern. Gleichzeitig beinhaltet „Haus Gottes“ auch den Gesichtspunkt, dass sowohl die örtliche Versammlung (1. Kor 3,16) als auch unser Leib (1. Kor 6,19) Tempel Gottes bzw. des Heiligen Geistes ist. So nahe ist Gott uns gekommen: Er wohnt mitten unter uns (gemeinsamer Aspekt) und in unseren Herzen (persönlicher Aspekt). Das verleiht uns einerseits den Wunsch, andererseits auch die Kraft zum Handeln.
Diese kraftspendende Wirkung der Wahrheit, dass Gott in der Person des Herrn Jesus Christus Mensch geworden ist, der jetzt als Mensch zur Rechten Gottes sitzt, wird auch durch die Form unseres Verses deutlich. Die obige Schreibweise lässt die Struktur eines Gedichtes oder eines Liedes deutlich erkennen. Ja, wenn es um Seine Person und Seine Herrlichkeit geht, dann kann ein Gläubiger kaum teilnahmslos bleiben. Das wäre geradezu ein Alarmzeichen für einen schlechten inneren Zustand. Nein, wenn es um Ihn geht, dann kommt eine innere Saite zum Klingen. Da wird das Herz warm. Da zieht echte Freude zusammen mit tiefem Frieden ein.
Und das Schöne ist, dass es keinen Grund gibt, auch nur im geringsten an dieser Wahrheit zu zweifeln. So gut ist sie bezeugt und bestätigt. Schon vor Seiner Geburt gab der Heilige Geist Elisabeth die Worte ins Herz: „Und woher mir dieses, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?” (Lk 1,43). Die Engel bezeugen anlässlich Seiner Geburt: „Euch ist heute in Davids Stadt ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr“. Petrus erkannte: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes” (Mt 16,16). Und der Herr sagte Petrus, dass er diese Offenbarung von Seinem Vater hatte. Des weiteren wird dieses Evangelium in der ganzen Welt gepredigt. Es geht nämlich nicht um irgendeine besonders gute Lebensphilosopie, auch nicht um jemand, der längst gestorben ist, zu dessen Grab man noch pilgern kann usw., sondern es geht um keinen Geringeren als den Sohn Gottes selbst, um Gott, geoffenbart im Fleisch. Wie hätte sich anders eine solche Botschaft mit radikal lebensverändernder Wirkung trotz massivster Angriffe bis heute erhalten können (vgl. Mk 16,19-20)? Darum wird dieses Evangelium, besser: Er, in der Welt geglaubt. Das ist überzeugend: Ein Gott, der sich nicht zu schade ist, sich für Seine Geschöpfe derart tief zu erniedrigen, bis zum Tod am Kreuz. Aber Er ist nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden und hat sich zur Rechten Gottes auf den Thron gesetzt. Oder, wie es hier steht: Er wurde aufgenommen in Herrlichkeit. Er lebt! Er hat gesiegt über Sünde, Tod und Hölle. Und Sein Sieg ist auch unser Sieg.
Das ist die Kraft, die uns zu einem Leben in Gottseligkeit stärkt. Das ist die Botschaft, die in uns das Verlangen wirkt, Ihm zu gefallen, für Ihn zu leben und zu zeugen, Ihn mit unserem Leben zu ehren und zu verherrlichen. Und sie ist überhaupt nicht kompliziert, sondern so einfach, dass man nicht viel Intelligenz braucht, um sie, besser: Ihn, ins Herz aufzunehmen. Ihn im Herzen zu haben, das ist Glück, das ist Kraft, das ist Trost, das ist Freiheit. Hast Du Ihn schon? Wenn nicht, dann Lass Dir sagen: Du verpasst etwas! Und wenn Du Ihn hast, lebst Du mit Ihm? Was bedeutet Er Dir? Bedenke doch: Hier liegt die Quelle für echte Kraft. Alles andere taugt nichts. Das ist das Geheimnis der Gottseligkeit.
Uwe Stötzel, Siegen