Danke, Vater

Hast Du heute schon danke gesagt?” Mit diesen Worten beginnt ein Lied, das wir bisweilen mit den Kindern singen. Aber einmal ganz ehrlich, nicht nur Kindern fällt es schwer, danke schön zu sagen. Viele Menschen, ob groß oder klein, alt oder jung, tun sich damit manchmal ganz schön schwer. In einer Gesellschaft, die zunehmend von Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Habgier und Eigenliebe gekennzeichnet wird, ist Dankbarkeit keine sehr aktuelle Tugend.
Kein Wunder, denn Gottes Wort beschreibt die Menschen unserer Tage als „undankbar” (2. Tim 3,2; Lk 6,35), d.h. als solche, für die Dankbarkeit eine wesensfremde Eigenschaft ist. Als Schöpfer kann Gott von Seinen Geschöpfen Dankbarkeit erwarten, doch selbst das wird Ihm verweigert. Paulus schreibt den Römern: „Weil sie [die Menschen], Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten, noch ihm Dank darbrachten” (Röm 1,21).

Dankbarkeit - der Wille Gottes

Als Kinder Gottes sind wir in ganz neue Beziehungen zu Gott gebracht worden. Er ist unser Vater, der uns liebt und für uns sorgt. Kinder Gottes haben eine andere Sichtweise als die Menschen dieser Welt. Das gilt auch für Dankbarkeit Es ist Gottes ausdrücklicher Wille, dass wir dankbar sind:
Danksaget in allem, denn dieses ist der Wille Gottes in Christo Jesu gegen euch“ (1. Thesv5,18).
Haben wir darüber schon einmal nachgedacht? Gott will dankbare Kinder haben. Gott will Kinder haben, die Seine Gaben nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern sich darüber freuen und auch „danke schön” sagen können. Gibt es nicht jeden Tag zahllose Gründe, Gott dankbar zu sein? Wer mit offenen Augen durch das Leben geht, findet jeden Tag viele Gründe, Gott zu danken. „Und seid dankbar“ (Kol 3,15) das sollte unser Leben, auch wenn wir noch jung sind, prägen.

Danke Gott für ...

Wollen wir uns heute von Gott die Augen öffnen lassen für Dinge, für die wir dankbar sein können? Haben wir Gott heute schon gedankt:
- für das große Heil, das uns im Herrn Jesus geschenkt ist?
- für die Vergebung der Sünden?
- für die Tatsache, dass wir Kinder Gottes sind?
- für den Frieden mit Gott?
- für die herrliche Zukunft, die vor uns liegt?
- für den Segen, den Er uns beim Lesen und Hören der Bibel gibt?
- für die vielen Gebetserhörungen?
- für Seine Führung in unserem Leben?

Haben wir Gott heute schon gedankt:
- für die tägliche Nahrung?
- für Bekleidung?
- für unsere Wohnung?
- für Eltern und Geschwister?
- für den Arbeitsplatz?
- für Gesundheit?
- für äußeren Frieden?
— für die Freiheit, für Ihn arbeiten zu können?
- für beruflichen Erfolg?
- für ... ?

Wir merken schnell, dass jeder für sich selbst die Liste verlängern kann. Jeder Leser sollte sich einmal in Ruhe überlegen, für welche Dinge er Gott danken kann. Wenn wir sie dann aufschreiben, werden wir uns wundern, wie lang die Liste plötzlich wird. Oft sind es nicht nur große und besondere Dinge, für die wir danken können. Vielmehr dürfen wir gerade die kleinen und unscheinbaren Dinge des Alltags bewusst aus der Hand Gottes nehmen und Ihm dafür danken.

Dank im Herzen - Lob auf den Lippen

Dankbarkeit und danke sagen gehören zusammen. Gott gibt uns Dank in das Herz, aber Er gibt uns den Dank auch auf die Lippen. Deshalb spricht die Bibel an vielen Stellen auch von „danksagen” ‚oder „loben“. Danksagung und Lob sind ausgedrückte Dankbarkeit.
=> „Danksagend allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus” (Eph 5,20).
=> „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte” (Kol 1,12).
=> ‚Alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn” (Kol 3,17).
Dass wir danke sagen, ist etwas, worauf Gott wartet. Es ist für Ihn wie ein Opfer, über das Er sich freut.
=> „Wer Lob [oder: Dank] opfert, verherrlicht mich” (Ps 50,23).
=> „Ich ... werde dir opfern mit der Stimme des Lobes [oder: Dankes]“ (Jona 2,10).
=> „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen“ (Heb 13,15).
Danke sagen ist unzertrennlich mit Gebet verbunden, denn im Gebet reden wir mit Gott und können Ihm sagen, was wir empfinden. Eigentlich sollte es kein Gebet ohne Dank geben, denn selbst unsere Bittgebete können mit Dank verbunden werden: „In allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor
Gott kundwerden” (Phil 4,6).

Danken für andere

Bisher haben wir mehr die persönliche Seite der Dankbarkeit gesehen. Es gibt jedoch auch gemeinschaftliche Aspekte der Dankbarkeit. Der erste ist in der Überschrift angesprochen. Wir danken nicht nur für das, was wir selbst empfangen haben, sondern wir danken auch für andere.
Ist es nicht schade, dass es auch unter Kindern Gottes viel Zank und Streit gibt, so dass man übereinander schimpft und kein gutes Haar an dem anderen lässt? Dann sehen wir unsere Geschwister nicht so, wie Gott sie sieht. Gott möchte uns die Augen öffnen, damit wir in unseren Geschwistern das finden, für das wir danken können. Dann hört das Schimpfen von selbst auf. Wir können die Probe aufs Exempel machen. Wenn wir mit einem Bruder oder einer Schwester Mühe haben und viel Negatives sehen, dann sollten wir im Gebet einmal ganz konkret darüber nachdenken, ob es nicht etwas gibt, für das wir danken können. Auf einmal sehen wir unseren Bruder oder unsere Schwester in einem ganz anderen Licht.
Es ist doch sicher nicht von ungefähr, dass über die Hälfte der Briefe des Apostels Paulus damit beginnen, dass er Gott für seine Geschwister dankt (lies z.B. 1. Kor 1,4; Phil 1,3; 1. Thes 1,2). Damit hatte er die richtige Ausgangsposition für das, was er ihnen dann zu sagen hatte. Davon dürfen wir lernen (ohne natürlich zu vergessen, dass wir auch füreinander bitten dürfen und sollen).

Danken mit anderen

Das ist der zweite Aspekt der gemeinschaftlichen Dankbarkeit. Wir danken Gott persönlich in unseren Gebeten, wir tun es aber auch gemeinsam mit anderen, sei es in den regelmäßigen Zusammenkünften der Gläubigen, sei es als gelegentliche Gebetsgemeinschaft mit Gläubigen am Ort.
Wenn wir einmal an unser Zusammenleben in einer örtlichen Gemeinde denken, dann gibt es auch hier viel Grund und Ursache für gemeinsam ausgesprochenen Dank, z.B. für den Frieden untereinander, für Segen im Lesen und Betrachten der Bibel, für gemeinsame Arbeit im Werk des Herrn, für evangelistische Einsätze usw.
Am allermeisten haben wir jedoch Grund und Ursache, dem Herrn Jesus gemeinsam für das zu danken, was Er am Kreuz auf Golgatha getan hat. Seine Liebe gilt uns persönlich, Seine Liebe gilt aber auch Seiner Gemeinde, und deshalb sollten wir Ihm auch gemeinsam dafür danken. Einen besonderen Ausdruck findet diese Dankbarkeit ohne Zweifel dann, wenn wir zum Brotbrechen zusammen sind. Als der Herr Jesus Seinen Jüngern das Gedächtnismahl gab, hat Er es ausdrücklich mit Danksagung verbunden (Lk 22,19; 1. Kor 11,24). Sollten wir nicht daraus lernen? Sind unsere Herzen nicht immer ganz besonders zu Lob und Dank gestimmt, wenn wir gemeinsam damit beschäftigt sind, was Er am Kreuz von Golgatha für uns tat? Und ist es nicht oft so gewesen, dass diese Dankbarkeit in Anbetung mündete, wo wir uns selbst vergaßen und nur noch an Ihn dachten?

Ein Leben aus Dankbarkeit

Wir haben uns daran erinnert, dass Dankbarkeit in Worten ausgesprochen wird. Aber ist das alles? Ich denke nein. Dankbarkeit will auch ausgelebt sein. Was soll ein Vater denken, dessen Kind sich zwar für alles bedankt, was er für es tut, sich aber ansonsten nicht darum kümmert, was der Vater sagt? Dankbarkeit kann ausgesprochen werden, Dankbarkeit kann und soll aber auch ausgelebt werden. Jeder Tag unseres Lebens ist eine einmalige Chance, die Gott uns gibt, Ihm zu zeigen, dass wir dankbar sind. Das ist ein Leben aus der Dankbarkeit heraus, indem wir unseren Herrn durch Gehorsam ehren. Dieser Herausforderung wollen wir uns jeden Tag stellen. Dann wird der Herr auch durch unser Leben verherrlicht.
Ernst-August Bremicker