Salz und Licht

Ihr seid das Salz der Erde.
Ihr seid das Licht der Welt
(Mt 5,13.14)

So sprach der Herr Jesus damals seine Jünger an, und Seine Worte haben auch heute noch Gültigkeit. Heute sind es nicht mehr Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes und die anderen, sondern heute sind wir es: Du und ich. Der Herr Jesus meint uns, wenn er sagt: "Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt". Jünger des Herrn Jesus, d.h. solche, die Ihm nachfolgen möchten, haben eine Funktion, eine Aufgabe auf dieser Erde und in dieser Welt.

Zwei unterschiedliche Funktionen

Der Herr Jesus gebraucht hier zwei Bilder, um uns deutlich zu machen, was Er meint. Er spricht vom Salz und vom Licht, um uns unsere Funktion in Bezug auf unsere Mitmenschen zu zeigen. Dabei handelt es sich offensichtlich um zwei voneinander verschiedene Dinge, denn es ist uns ja ganz klar: Salz ist nicht Licht, und Licht ist nicht Salz.

Salz war schon im Altertum ein wichtiges Mittel, das nicht nur zum Würzen, sondern auch zum Konservieren von Nahrungsmitteln benutzt wurde. Salz bewahrt das Gute und wirkt der Fäulnis und dem Verderben einer Sache entgegen. Dabei kann Salz seine guten Eigenschaften nur dann ausüben, wenn es mit der Sache verbunden ist, auf die es einen positiven Einfluss haben soll. Beim Licht ist es genau umgekehrt. Licht deckt auf, aber nur dann, wenn es von der Sache, die es beleuchten soll, getrennt ist, bzw. dieser Sache gegenübersteht.
Wenn sich Licht und Finsternis vermischen, gibt es Dämmerung, und man kann schlecht sehen. Je größer aber die Dunkelheit, um so heller erstrahlt selbst schon ein kleines Licht.

Halten wir also zunächst fest: Als Jünger des Herrn Jesus haben wir zwei Funktionen: Wir sollen einerseits als Salz dem Bösen entgegenwirken, andererseits als Licht für unseren Herrn scheinen.

Zwei unterschiedliche Bereiche

Entsprechend den beiden Funktionen spricht der Herr Jesus auch von zwei unterschiedlichen Bereichen. Salz sind wir in Bezug auf diese Erde, Licht in Bezug auf diese Welt. Diese Bereiche können wir nicht einfach austauschen. Wir sind nicht das Salz der Welt und das Licht der Erde, sondern es ist genau umgekehrt - und das hat auch seinen guten Sinn.
Wenn wir das Salz der Welt wären, dann müssten wir uns ja mit ihr verbinden, damit das Salz eine Wirkung haben könnte. Die Bibel fordert uns aber eindeutig dazu auf, diese Welt nicht zu lieben, sondern getrennt von ihr zu leben (1. Joh 2,15). Deshalb ist es unmöglich, Salz der Welt und Licht der Erde zu sein. Nein, der Herr Jesus hat es mit Absicht so gesagt.

Worin liegt nun der Unterschied zwischen "Erde" und "Welt"? Im allgemeinen Sprachgebrauch können wir diese Worte ja manchmal austauschen, in der Bibel haben sie aber an vielen Stellen eine ganz unterschiedliche Bedeutung.
Die Erde spricht zunächst von der Schöpfung Gottes, die nach ganz bestimmten Prinzipien "funktioniert" und für die Er moralische "Regeln" und Ordnungen vorgesehen hat (z.B. die Ehe). Nachdem wir durch die Sünde Gott und Seiner Schöpfungsordnung eine Absage erteilt hatten, hat Gott sich weiter bemüht, sich weiter offenbart und damit neue und z.T. andere Verantwortlichkeiten für uns verbunden. Denken wir z.B. an den Grundsatz der "Regierung" nach der Sintflut (1. Mo 9,6), an das dem Volk Israel gegebene Gesetz und an den Reichtum, den Gott der Christenheit gegeben hat.
Diese Bereiche, in denen Gott etwas "geschaffen" oder dem Menschen "gegeben" hat und mit denen er jeweils eine bestimmte moralische Ordnung verbunden hat, fallen
unter den Begriff "Erde" (oder: "Land").
Im Gegensatz dazu ist die Welt ein System, das Satan geschaffen hat. Es ist der Bereich, der von Satan regiert wird. Er ist der Fürst dieser Welt. Die Welt ist gekennzeichnet von Tod, Sünde und Finsternis. Die Welt ist ein böses System, vor dem wir mit Recht gewarnt werden.
Nachdem wir jetzt unsere beiden Funktionen kennengelernt haben und auch wissen, wo wir diese ausüben sollen, wollen wir sehen, was es für unser Leben als Christen bedeutet, Salz und Licht zu sein.

Ihr seid das Salz der Erde

Die Sünde der Menschen hat zwar diese Schöpfung negativ beeinflusst (was wir z.B. durch die Umweltprobleme täglich zu spüren bekommen), die Gedanken und Grundsätze Gottes haben sich durch den Sündenfall aber nicht verändert. Seine Gedanken haben immer noch Gültigkeit, auch wenn wir Menschen zu Gott "nein" gesagt haben. Salz der Erde zu sein, bedeutet nun für uns, dass wir uns in jeder Hinsicht gerecht verhalten und so zeigen, was ein Leben nach christlichen Grundsätzen ist. Als Jünger des Herrn Jesus leben wir z.B. auch in irdischen Beziehungen, aus denen wir gar nicht heraus können und auch nicht sollen. Denken wir z.B. an:
- unser Leben als Familie (Beziehung Kindern / Eltern und umgekehrt)
- unser Leben als Ehepartner (Beziehung Mann /Frau und umgekehrt)
- unser Leben als Schüler und Auszubildende (Beziehung Schüler / Lehrer und umgekehrt)
- unser Berufsleben (Beziehung Arbeitnehmer / Arbeitgeber und umgekehrt)
- unser Leben als Staatsbürger (Beziehung Bürger / Regierung)

Wir stehen in diesen Beziehungen wie die Menschen dieser Welt. Wir sind Bürger unseres Staates, wir werden erzogen, gehen zur Schule oder Universität, werden ausgebildet, heiraten und gründen Familien, nehmen am Berufsleben teil, wir leisten unseren Militär- oder Ersatzdienst, wir nehmen am Straßenverkehr teil, usw.
Doch was unterscheidet Jünger Jesu als "Salz der Erde" von den übrigen Menschen? Während die Sünde all diese Beziehungen beeinflusst und beschmutzt, haben wir die Aufgabe, uns nicht nur in den "geistlichen", sondern auch in den "irdischen" Dingen als Christen zu offenbaren und so zu zeigen, wie Gott sich solche Beziehungen vorstellt. So wirken wir als Salz dem Verderben entgegen, das sich immer mehr ausbreitet. Tut es nicht oft weh, wenn wir sehen, wie die Grundsätze Gottes mit Füßen getreten werden? Aber fragen wir uns ganz persönlich, ob wir - ob ich - durch unser Verhalten und Leben klarmachen, dass noch eine wirksame Kraft Gottes da ist, die uns hilft, dem Verderben entgegenzutreten und zu zeigen, dass es auch anders geht.

Nennen wir einige konkrete Beispiele:
=> erkennen wir den Grundsatz an, dass wir der Obrigkeit gehorsam sein sollen, oder verhalten wir uns wie viele Mitmenschen (z.B. im Straßenverkehr, im Umgang mit Behörden)?
=> erkennen wir den Grundsatz an: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", oder nutzen wir jede Gelegenheit, um unsere Steuererklärung unbemerkt zu manipulieren?
=> erkennen wir Jüngeren den Grundsatz an, dass wir Älteren unterwürfig sein sollen, oder sind wir aufmüpfig (in der Schule, zu Hause, oder selbst in der Gemeinde)?
=> erkennen wir die göttlichen Grundsätze im Berufsleben an, oder blasen wir in das gleiche Horn wie die ungläubigen Arbeitskollegen ?
=> erkennen wir die göttlichen Grundsätze an, dass Geschlechtsgemeinschaft nur in der Ehe stattfinden darf, oder denken wir z.B. über vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr, über Homosexualität und andere Verderben bringende Praktiken wie viele Menschen dieser Welt?
=> erkennen wir die göttlichen Grundsätze über die Stellung von Mann und Frau an, oder hat uns die vorherrschende Meinung unserer Mitmenschen zu einem anderen Verhalten veranlasst?

Es wird eine Zeit kommen (im 1000-jährigen Reich), wo die Grundsätze Gottes allgemein auf dieser Erde anerkannt werden. Jetzt aber ist die Zeit, wo wir - als einzelne Salzkörner - noch zeigen können, wie Gott es eigentlich gemeint hat. Wir wollen uns gegenseitig Mut machen, solche Salzkörner zu sein - und zwar da, wo Gott uns hingestellt hat, in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Militär- oder Ersatzdienst, in der Freizeit, im Urlaub, oder wo es auch sei.

"Ihr seid das Licht der Welt"

Als Licht der Welt haben wir die Aufgabe, den Menschen dieser Welt ein Zeugnis zu sein. Unsere ungläubigen Mitmenschen kennen das Licht des Wortes Gottes in der Regel nicht, weil sie die Bibel nicht lesen. Deshalb sind sie auf das Licht solcher angewiesen, die göttliches Licht in sich haben und so in der Lage sind, dieses Licht auch scheinen zu lassen.
Salz wirkt innerlich und unsichtbar. Licht dagegen wirkt äußerlich und wird von allen wahrgenommen. Unsere Mitmenschen beobachten uns. Sie hören unsere Worte, beobachten unser Verhalten, sehen unsere Werke. Sind wir darin ein Zeugnis?

Drei wichtige Dinge wollen wir beachten:
1. Während wir als Salz der Erde z.T. auch in den gleichen Beziehungen wie unsere Mitmenschen leben, werden wir in Bezug auf diese Welt aufgefordert, getrennt von ihr zu leben. Nur so können wir als Licht ein Zeugnis für unseren Herrn sein. Der Herr Jesus ist uns dabei das herausragende Beispiel. Er war "das Licht der Welt". Er lebte und arbeitete unter den Menschen. Sein Licht deckte alles auf. Er hatte Kontakt zu Zöllnern und Sündern. Er sprach mit ihnen, er aß mit ihnen. Er hatte Kontakt zu Pharisäern und Schriftgelehrten. Auch mit ihnen hatte Er Tischgemeinschaft. Bei all diesen Gelegenheiten schien göttliches-Licht. Doch nie hat der Herr Jesus sich mit dem bösen Tun dieser Menschen verbunden. Moralisch war Er völlig von ihnen getrennt, Er hatte kein gemeinsames Teil mit ihnen. Darin ist Er uns ein Beispiel. Nur in der Trennung vom Bösen können wir den Menschen ein Zeugnis sein. Wenn wir uns z.B. um Alkoholabhängige bemühen wollten, wäre es völlig verkehrt, zuerst selbst zu trinken. Wer an Drogenkranken arbeitet, wird doch nicht auch zuerst selbst Drogen nehmen.
2. Licht der Welt zu sein, bedeutet nicht, diese Welt zu verbessern. Wir sind nicht dazu berufen, diese Welt zu verändern. Als Salz der Erde wirken wir wohl dem Verderben entgegen, aber an keiner Stelle gibt der Herr uns die Aufgabe, das System "Welt" zu verändern. Als Licht der Welt können wir die Finsternis nicht vertreiben, wohl aber ein Zeugnis für den Herrn Jesus sein. Die Bibel zeigt uns klar, welchen Kurs diese Welt nimmt. Sie wird von Satan beherrscht und ist damit unverbesserlich. Gott rettet einzelne Menschen und bewirkt so in ihnen eine radikale Veränderung. Es wäre jedoch unrealistisch, darauf zu hoffen, diese Welt als solche verändern und verbessern zu können.
3. Das Licht, das wir weitergeben, ist nicht aus uns selbst. Die Lichtquelle ist der Herr Jesus. Paulus schreibt den Ephesern: "Denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts" (Eph 5,8). Praktisch hat das die Konsequenz, dass wir unser Licht nur dann scheinen lassen können, wenn wir uns von dem Licht des Herrn Jesus bescheinen lassen. Der Mond kann nur deshalb Licht zur Erde abstrahlen, weil er von der Sonne angestrahlt wird. Schiebt sich etwas zwischen Mond und Sonne, dann können wir den Mond nicht mehr sehen. So ist es auch bei uns. Wenn in unserem Leben etwas zwischen uns und dem Herrn steht, dann verdunkelt sich unser Licht oder scheint schließlich gar nicht mehr.

Licht zu sein, bedeutet also, ein Zeugnis von dem zu geben, der uns zu Lichtern gemacht hat. Worin besteht nun dieses Zeugnis? Im Philipperbrief lesen wir: "... auf dass ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter welchem ihr scheinet wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens" (Kap. 2,15). Das Wort des Lebens weist uns auf den Herrn Jesus selbst hin. Als Licht der Welt ist es unsere Aufgabe, Ihn darzustellen. Vielleicht wundern wir uns, dass Paulus nicht davon spricht, dass wir das Wort des Lebens reden sollen. Ein Wort wird ja üblicherweise geredet und nicht dargestellt. Bedeutet das nicht, dass ein Zeugnis für den Herrn Jesus nicht nur im Wort besteht, sondern dass unser ganzes Benehmen und unser Handeln angesprochen ist? Unser ganzes Leben sollte ein Zeugnis für den Herrn Jesus sein.
Wie wichtig ist es für uns alle, dass wir ein Licht für die Welt sind. Können meine Mitschüler sehen, dass ich anders bin als sie? Merken meine Arbeitskollegen, dass ich nicht über schmutzige Witze lache? Falten wir bei gemeinsamen Mahlzeiten mit Ungläubigen in der Kantine, in der Mensa oder im Restaurant die Hände, auch wenn die anderen sich über uns lustig machen? Nehmen wir Stellung, wenn der Name Gottes in den Schmutz gezogen wird? Wenn wir in unserem Verhalten konsequent sind, werden unsere Worte nicht ohne Wirkung bleiben.

Konsequenz

Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, geht uns alle an. Niemand, der ein Eigentum des Herrn Jesus ist, kann sich wegstehlen und sagen: Damit habe ich nichts zu tun, das ist nichts für mich. Ob wir jünger oder älter sind, noch zur Schule gehen oder schon arbeiten, ob wir ledig oder verheiratet sind:
=> in allen Lebenssituationen können wir durch unser Verhalten zeigen, was ein Leben nach den Grundsätzen Gottes bedeutet.
=> in allen Lebenssituationen können wir durch unser Verhalten ein Zeugnis für unseren Herrn sein, indem wir Ihn, das Wort des Lebens, darstellen.

Der Abschnitt in Matthäus 5 endet mit den Worten:
"Also lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen" (Mt 5,16).
Das ist Gottes Ziel mit Deinem und meinem Leben. Andere Menschen sollen dazu gebracht werden, den Vater zu verherrlichen. Deshalb wollen wir uns gegenseitig motivieren, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Es lohnt sich in der Tat.
Ernst-August Bremicker