Fragen und Antworten

Stand der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen in der Mitte des Gartens Eden?

Antwort: Die Ansicht, dass dieser Baum in der Mitte des Gartens gestanden habe, ist sehr verbreitet. In den Worten Evas in 1. Mose 3,3 scheint man die Bestätigung dafür zu finden. In Kapitel 2,9 hingegen heißt es nur von dem Baum des Lebens, dass er in der Mitte stand.
Der Kern der Frage ist, ob bei der „Mitte des Gartens” an einen Punkt zu denken ist oder an einen Kreis, in dem sowohl der Baum des Lebens als auch der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen gestanden haben können. Ich habe den Eindruck, dass wir an eine punktuelle Mitte denken müssen.
dass beide Bäume in der Mitte gestanden haben, erscheint mir unwahrscheinlich, und zwar aus drei Gründen:
1. Der Wortlaut in Kapitel 2,9 lässt eher darauf schließen, dass allein der Baum des Lebens in der Mitte stand.
2. Eva spricht in Kapitel 3,3 nur von „dem Baum”, der in der Mitte des Gartens stand, nicht von „den Bäumen”; daraus geht hervor, dass also nur ein Baum in der Mitte stand.
3. Ihr Fehler war, dass sie in ihren Gedanken den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen an die Stelle des Baumes des Lebens setzte. Sie machte übrigens noch einen gravierenden Fehler in ihrer Aussage, nämlich dass Gott gesagt habe, sie dürften die Frucht nicht anrühren. Das war eine Übertreibung.
Das ist auch mit der vorbildlichen Bedeutung der Bäume völlig in Einklang. Beide Bäume, die zweifelsohne buchstäblich im Garten Eden gestanden haben, symbolisieren darüber hinaus zwei Grundsätze, die wie ein roter Faden durch die gesamte Heilige Schrift laufen. Der Baum des Lebens ist das Prinzip der Segnungen Gottes und der Baum der Erkenntnis das Prinzip der Verantwortung des Menschen.
Das Handeln Gottes in der Zeit des Gesetzes unterscheidet sich von Seinem Handeln in der Zeit der Gnade vor allem darin, dass Gott unter dem Gesetz das Leben, das der Mensch empfangen sollte, davon abhängig machte, dass der Mensch seiner Verantwortung entsprach („Und meine Satzungen und meine Rechte sollt ihr beobachten, durch welche der Mensch, wenn er sie tut, leben wird“ (3. Mo 18,5). In der Zeit der Gnade hingegen gibt Gott einem Menschen, der sich bekehrt, zuerst neues Leben und erwartet dann von ihm die Erfüllung dementsprechender Verantwortlichkeiten.
So wichtig auch unsere Verantwortung als Menschen gegenüber Gott ist, so darf sie doch in unserem Denken und Handeln nicht den Mittelpunkt einnehmen. In der Mitte stehen die Güte Gottes und Seine Segnungsabsichten in Bezug auf uns Menschen. Wir wollen niemals das ein von dem anderen trennen aber wir dürfen ihre Plätze nicht miteinander vertauschen.