Biblische Begriffe

Unter diesem Titel haben wir die Absicht, in loser Folge einige Ausdrücke, die wir im Text derHeiligen Schrift finden, zu erläutern. Dabei möchten wir nicht etwa eine sogenannte „theologische“Deutung der Begriffe geben, sondern ganz einfach zum allgemeinen Verständnis beitragen. MancheWörter, die wir in der Heiligen Schrift lesen, die wir in Ansprachen und Vorträgen oft hören oder auch vielleicht selbst gebrauchen, sind nicht für jedermann sofort verständlich.
Das kann zum einen an der Bedeutung eines Begriffes selbst liegen, zum anderen aber auch daran, dass manche Wörter im Laufe der Jahre in unserem „normalen“ Sprachgebrauch eine andere Bedeutung bekommen haben. Wenn sie dann im Sinne der Heiligen Schrift verwendet werden in Vorträgen oder in Schriften, mag der Zuhörer oder Leser mit dem Verständnis dessen, was gesagt oder geschrieben wird, seine Schwierigkeiten haben.
Hier können uns vielleicht diese kürzeren Erklärungen eine Hilfe bieten.

Auferbauung - Erbauung - bauen

Im allgemeinen Sprachgebrauch hat das Wort „Erbauung“ und das dazugehörige Adjektiv „erbaulich” einen etwas negativ süßlichen Sinn erhalten: man meint abwertend, das sei nur etwas für alte Frauen und sogenannte „fromme Seelen”. Aber diesen Sinn hat es in der Heiligen Schrift natürlich keineswegs.
Der im Grundtext verwendete Ausdruck oikodome mit seinen verschiedenen Formen bedeutet so viel wie ‚„aufbauen”, „aufrichten”, „errichten” und meint damit eine echt konstruktive Arbeit, eine Arbeit, die also auch innere Energie und Mühe kostet. Ein Wort zur Auferbauung oder Erbauung dient dazu, dass etwas Festes, Bleibendes errichtet wird, dass „Herzen befestigt werden”.
Diese Auferbauung, dieses Bauen wird unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten in der Heiligen Schrift verwendet: unter dem Gesichtspunkt, wie Gott in Seiner Gnade wirkt und „baut“, und andererseits unter dem Gesichtspunkt, dass der Mensch „bauen” soll und dafür verantwortlich ist.
Das erstere, das Wirken Gottes, geschieht durch den Herrn Jesus, der gesagt hat: ,,Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen” (Mt 16,18). Es wird auf vollkommenem Grund gebaut, auf Christus selbst, und wie alles, was Gott tut, vollkommen ist, so ist auch dieses Bauen vollkommen. Das sagt Epheser 2,21: „in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn”. Hier werden „lebendige Steine”, ein Bild von Menschen, die durch die neue Geburt Leben aus Gott haben, aufgebaut als ein „geistliches Haus” (1.Pet 2,5). Noch einmal: dieses Bauen ist ein vollkommenes Werk der alleinigen Gnade Gottes. Dasselbe Wort aber wird nun auch verwendet unter einem anderen Gesichtspunkt: dem Bauen und Auferbauen, wie es gläubige Christen tun sollen. Gott gibt ihnen die Gnade, hierin gemeinsam zu arbeiten, „Mitarbeiter” zu sein unter der Herrschaft Gottes. Da zeigt sich, wie zielgerichtet und verantwortungsbewusst wir unsere Arbeit tun: welches Ziel habe ich, und wie arbeite ich, um es zu erreichen? Hier ist jeder von uns angesprochen.
„Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut” (1. Kor 3,10 ff.).
Der Apostel Paulus konnte von sich als einem „weisen Baumeister” sprechen, und er und die von dem Herr Jesus gegebenen Gaben an die Versammlung, nämlich Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer haben nach Epheser 4,11 in besonderer Weise die Aufgabe, zur Auferbauung der Versammlung zu wirken.
Die Tätigkeit, die „Arbeit“ aber auch eines jeden Gläubigen muss immer aufbauend, konstruktiv sein: in der Arbeit des Evangeliums genauso wie in der Bemühung um den Bruder und die Schwester sowie um die Versammlung insgesamt. Ich möchte dazu fünf Stellen (unter vielen anderen) zitieren:
Rö 14,19: „Laßt uns nun dem nachstreben, was des Friedens ist, und dem, was zur gegenseitigen Erbauung dient” (s.a. Judas 20).
Rö 15,2: „Ein jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung”.
1. Kor 10,23: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut“.
1. Kor 14,26: „Wenn ihr zusammenkommet, so hat ein jeder von euch einen Psalm,hat eine Lehre, hat eine Sprache, hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.”
2. Kor 10,8: ‚,... die uns der Herr zur Auferbauung und nicht zu eurer Zerstörung gegeben hat”.
Eines wird aus diesen Stellen klar:
Das anzustrebende Ziel ist Aufbau oder Erbauung im Gegensatz zu Zerstörung. Gott will immer aufbauen, Satan will immer zerstören. Gottes Ziel ist die Auferbauung, damit wir alle auf der Heiligen Schrift gegründet sind und den Sohn Gottes, den Herrn Jesus, besser kennenlernen.
Zum Bauen gehört Durchhaltevermögen und Eifer. Man baut ein Haus nicht an einem Tag. Zerstören dagegen kann die Sache eines Augenblicks sein: eine grobe Unachtsamkeit oder der Einsatz des falschen Werkzeuges kann manches zum Einsturz bringen.
Zum Bauen gehört auch, dass man sich vorher hinsetzt, um sich über die Kosten klarzuwerden (Lk 14,28) und um den Bauplan zu studieren: wer nicht den Plan Gottes in Seinem Wort untersucht, wird nicht gut bauen und „auferbauen“ können. Man muss auch den richtigen Zeitpunkt und Ort, wo man wirken soll, wissen. Da hat das Gebet seinen wichtigen Platz.
Zum Bauen gehören Kraft und Fähigkeit. Diese haben wir nicht in uns selbst. Sie kommen von Gott, „durch den Trost des Heiligen Geistes” (Apg 9,31) und durch Sein Wort (Apg 20,32).
Wir müssen daher überprüfen, ob wir eigentlich nützlich zur „Erbauung“ sind, d.h., ob unsere innere Haltung, unser Reden (auch in bezug auf die Zusammenkünfte, d.h. in den Zusammenkünften und auch nachher „über” die Zusammenkünfte!), ob unser Umgang mit unseren Mitgläubigendem Ziel Gottes dient, „einander zu erbauen”, und darum Gott ehrt, oder ob wir nicht manchmal eher hindern, Herzen entfremden, zerstören, anstatt aus Liebe zu unserem Herrn und unseren Mitgeschwistern zu „erbauen”. „Die Liebe erbaut”(1. Kor 8,1).
Der Herr Jesus sagt - und ohne das Wort „erbauen” zu gebrauchen, meint Er doch auch gerade dies -:
„Wer nicht mit mir ist, ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut”. (Mt 12,30 und Lk 11,13).