Fragen und Antworten

Frage: Wo befand sich das Paradies aus 1. Mose 2 und 3?

Antwort: Dazu lesen wir zuerst einmal 1. Mose 2,10 14: „Und ein Strom ging aus von Eden, den Garten zu bewässern; und von dort aus teilte er sich und wurde zu vier Flüssen. Der Name des ersten ist Pison; dieser ist es, der das ganze Land Hawila umfließt, wo das Gold ist, und das Gold dieses Landes ist gut; daselbst ist das Bdellion und der Stein Onyx. Und der Name des zweiten Flusses: Gihon; dieser ist es, der das ganze Land Kusch umfließt. Und der Name des dritten Flusses: Hiddekel; dieser ist es, der vor Assyrien fließt. Und der vierte Fluss, das ist der Phrath.”
Der hier erwähnte Strom entsprang in Eden, durchfloss den Garten, bewässerte ihn und teilte sich bei seinem Austritt aus dem Paradies in vier Flüsse. Phrat und Hiddekel sind leicht als Euphrat und Tigris zu identifizieren. Schwieriger ist es mit Pison und Gihon. Offensichtlich waren die Flüsse schon damals nicht leicht auszumachen, weshalb der biblische Verfasser diesen beiden Flüssen eine detaillierte Beschreibung beifügt.
Pison und Gihon haben in den Auslegungen die merkwürdigsten Deutungen erfahren, u.a., dass der Pison der Nil und der Gihon der Ganges seien. Der geschätzte englische Ausleger William Kelly schreibt dazu (Lectures Introductory to the Old Testament, Vol. I, The Pentateuch, S. 23): „Ohne dass ich in solch einer Sache mein persönliches Urteil durchdrücken will, möchte ich die Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass der Pison und der Gihon, die hier beschrieben werden, zwei Flüsse auf der Nordseite Edens sind, wovon der eine in das Schwarze Meer fließt und der andere in das Kaspische Meer. Ich glaube, ... dass es sich um den Phasis [Pison] und den Aras oder Araks [Gihon] handelt.”
Die Quellen dieser Flüsse befinden sich alle in der heutigen Osttürkei, dem türkischen Teil des Armenischen Hochlands. Die Begründung der Tatsache, dass die Quellen später alle in einem Umkreis von ca. 500 km lagen und nicht mehr aus der Teilung eines Stromes hervorgingen, ist sicher in den geologischen Veränderungen durch die Sintflut zu suchen.
Wie man zu der weitverbreiteten Ansicht gekommen ist, dass das Paradies im Zweistromland, dem heutigen Irak, gelegen habe, ist mir unverständlich. Es ist schon recht merkwürdig, das Paradies in der Gegend der Mündung von Euphrat und Tigris zu suchen, statt in der Nähe ihrer Quellen.