Das Problem der Gewalt in unserer Gesellschaft

Es ist 13.30: Bing — Bong - die letzte Schulstunde ist beendet. Die 15- und 16-jährigen Schüler der 9. und 10. Klasse rasen die Treppe hinunter und versammeln sich vor der Schule auf einem Parkplatz. Ein großer Kreis bildet sich - eng geschlossen. Zwei Schüler prügeln sich. Der eine blutet aus der Nase, doch der andere schlägt weiter. Inzwischen liegt der blutende Schüler auf der Erde. Alle zuschauenden Schülerinnen und Schüler gröhlen: „Weiter drauf, nur drauf!” Ein Fußtritt gegen Kopf des auf dem Boden Liegenden beendet dieses schreckliche Schauspiel. Ein Lehrer versucht von außen in den Kreis einzudringen. Aber er wird von den Zuschauern abgehalten. Nur mit größter Mühe verschafft er sich Zugang zu dem Verletzten. „Hau ab, Pauker”, schreien die Schüler.
Zwei 15-jährige Schüler schlagen im November 92 einen 28-jährigen Arbeitslosen zusammen, durchsuchen ihn nach Geld und ermorden ihn schließlich.
Ein 15-jähriger Schüler würgt eine Rentnerin in ihrer Wohnung, schüttet ihr anschließend kochendes Wasser über den Kopf, rammt ihr sein Taschenmesser in den Bauch und schlägt ihr schließlich mit einem Hammer auf den Kopf. Er war beim Diebstahl ihres Portemonnaies entdeckt worden.
Zwei zehnjährige Schüler aus Liverpool töten einen zweijährigen Jungen auf bestialische Weise; Motive sind unklar...
Gewalt in der Schule, Gewalt auf dem Kinderspielplatz, Gewalt zwischen Eheleuten, Gewalt in der Familie, unter Geschwisterkindern, usw. sind heute in. Ganz zu schweigen von den Gewalttaten der rechten und linken Jugendbanden, die immer wieder für Schlagzeilen in der Presse sorgen. Es ist einfach er schreckend.
Viele Pädagogen, Psychologen und Ärzte stehen dieser Entwicklung ratlos gegenüber.
Auch Politiker fragen sich, ob möglicherweise das Erziehungskonzept der 68-er Pädagogengeneration doch fehlerhaft gewesen sei. Der Bielefelder Jugendforscher Klaus Hurrelmann meint:
„Ich darf noch einmal sagen, dass das heutige Problem der Jugendlichen, schon der Kinder, tatsächlich die Erfahrung ist, in einem regellosen Raum zu leben. Und wenn sie die Erfahrung der Regellosigkeit psychologisch für sich als Haltlosigkeit erfahren, dann rutschen sie weg, und eine Reaktion darauf, neben Depression und Krankheit, ist Aggression. Wir brauchen wieder glaubwürdige Autoritäten.”
Und dabei läuft doch seit vielen Jahren unter Erziehern, Lehrern, Psychologen und Psychotherapeuten das Anti-Gewalt-Programm. In den Richtlinien für die Fächer Deutsch, Politik, Sozialkunde usw. wird doch schon seit mindestens 23 Jahren gegen die Gewalt gepredigt. Aber die Gewalt nimmt trotz Aufklärung zu. Ist das nicht eine merkwürdige Entwicklung? Aufklärung ist ein gutgemeintes Konzept, aber nicht das von unserem Schöpfer offenbarte Konzept. Genau das ist das Problem unserer Gesellschaft. Wir hören nicht auf unseren Schöpfer. Und ER weiß es eben viel besser. Er kennt die Lösung.

Wie entsteht Gewalt? Was Menschen so denken

Viele Forscher nehmen an, dass zum Menschen der Aggressionstrieb gehört. Dieser Trieb möchte sich gerne über das Ich entfalten. Aber er stößt auf den Widerstand der gesellschaftlichen, religiösen und sonstigen Normen, die wiederum das Gewissen der Menschen beeinflussen. Wenn die Triebenergie zu stark ist, kann es zu bestimmten Äußerungsformen von Gewalt kommen, von denen hier zwei genannt werden:
- die personale direkte Gewalt in Form von Schlagen, Treten, Boxen, Schießen usw.
- die strukturelle indirekte Gewalt, wenn es sich z.B. um soziale Ungerechtigkeit handelt.
Gewalt muss also nicht immer zu körperlichen Schäden führen, sondern kann auch zu psychischen bzw. psychosozialen oder sozialen Problemen führen.
Wir können hier nicht alle Hypothesen (wissenschaftliche Annahmen) aufführen, die man sich zur Entstehung der Gewalt ausgedacht hat. Sehr viele Forscher reden davon, dass der Aggressionstrieb zum Wesen des Menschen gehöre (Ch. Darwin, S. Freud, K. Lorenz), andere wiederum sprechen davon, dass Aggression aus der Tatsache der Minderwertigkeit der menschlichen Organe entspringe (].G. Herder, I. Kant, A. Gehler, A. Adler). Eine weitere Gruppe bezieht die Tatsache der menschlichen Aggression einfach auf die soziale Ebene und meint, dass Aggression dadurch entstehe, dass Menschen ohne einen rechten Gebrauch der gesunden Vernunft miteinander umgehen (C.F.v. Weizsäcker) .
Aber was sagen wir Christen zu diesem Thema? Lasst uns darüber ein wenig nachdenken:

Wie entsteht Gewalt? Eine bibelorientierte Antwort

In 1. Mose 6,11 heißt es: "Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat” (vgl. V.13). Die Ursache für Korruption und Gewalt stellt 1. Mose 6,5 fest: „Und der HERR sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.”
Das Herz des Menschen ist die Schaltzentrale, die Quelle, der Ursprung aller Denkprozesse und Handlungsweisen. Hier wird letztlich entschieden, was man denkt, warum man so denkt und warum jemand so handelt wie er handelt.
Nun, das Urteil Gottes über die vorsintflutliche Welt ist eindeutig: Alles Gebilde der Gedanken des menschlichen Herzens ist nur böse. Sind unsere Welt und Gesellschaft besser als die vorsintflutliche Welt und Gesellschaft? (Vgl Mt 24,37 ff.). Gewiss, eine Demokratie gab es damals nicht, aber das Herz des Menschen ändert sich eben nicht mit der Staatsform. Es bleibt schlecht, verdorben, wenn nicht eine Reinigung des Herzens stattfindet.

Wie wurde das Herz des Menschen böse?

Römer 5,19 gibt eine deutliche Antwort: „Denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, ...”
Gott hatte ein eindeutiges Gebot gegeben, und der Mensch hatte dieses Gebot übertreten. Die daraus folgende Entfremdung von Gott führte auch zu innerer Disharmonie und zum Bruch der glücklichen Gemeinschaft zwischen Adam und Eva. Die Sünde als böses Prinzip in uns Menschen ist unter anderem ein Beziehungs- und ein Kommunikationszerstörer. Durch die Zerstörung der Gemeinschaft mit Gott kommt es zu Entfremdungsprozessen im Menschen selbst (innere Gespaltenheit; Röm 7) und in der Gesellschaft („verhasst und einander hassend”; Tit 3,3b). Wir brauchen uns dann nicht über die Gewalttat Kains (1. Mose 4), über die Vergnügungssucht der vorsintflutlichen Bewohner der Erde (1. Mo 6,1-4; Mt 24,38), über den gewaltigen Jäger Nimrod zu wundern. Ein dem Schöpfer-Gott abgewandtes Herz führt zu jeder Form von Sünde, eben auch zu Gewalttat. In Jakobus 4,1 heißt es:,Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher, aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten?” Wer durch die „eigene Lust” fortgezogen und gelockt wird, kann nichts anderes hervorbringen als Sünde, und eine Form der Sünde ist die in vielen Stellen erwähnte (nicht Gott-gewollte) Gewalttat, z.B. in 1.Mose 4.

Wie lösen wir das Problem der Gewalt?

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass es ein großer Irrtum ist, wenn Menschen annehmen, dass es seit dem Sündenfall eine Welt ohne Gewalt geben kann? Im Paradies entschied der Mensch sich in freier Wahl gegen Gott. Die Verletzung des göttlichen Gebotes zog göttliches gern nach sich. Gott selbst ‚trieb den Menschen aus” — aus dem Garten Eden (1. Mo 3,24). Wenn der Mensch sich gegen Gottes Willen aufbäumt, muss Gott ihn richten. Gott setzt zur Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung Autoritäten ein, damit das Böse nötigenfalls mit Gewalt unterdrückt oder wirkungslos gemacht werden kann. So entstehen Gesellschaftsformen, Staatsgebilde, die letztlich nur durch die Androhung von Gewalt zusammengehalten werden können. Bitte schlage doch einmal die Bibel auf und lies die folgenden Schrifttexte: 1. Mose 4,14; 6,13; 9,6; 11,7-8; 1. Mose 15,17 und 5. Mose 20,1ff; Römer 13,4. Alle menschlichen Versuche, dieGewaltausübung in der Menschheit in den Griff zubekommen, sind nichts weiter als der törichte Versuch spekulationsfreudiger Utopisten und Idealisten. Das Böse ist in der Welt und muss bestraft werden. Der Staat soll dafür das „Schwert“ benutzen (Rö 13,3.4; 1. Petr 2,14); aus der Versammlung soll der Böse „hinausgetan“ werden (1. Kor 5); in der Familie ist besonders der Vater verantwortlich für eine Erziehung der Kinder in der „Zucht und Ermahnung des Herrn” (Eph 6,4).
Gutgemeinte Friedensbewegungen, Friedensmärsche, der Einsatz von Demonstrationen gegen politische Gewalttat, Aufklärungsaktionen zum Thema „Frieden in einer gewaltfreien Welt” erscheinen aus humanistischer Sicht ohne Frage wertvoll, aber aus biblischer und prophetischer Perspektivesindsiezum Scheitern verurteilt.
Inzwischen haben auch führende Leute der neomarxistischen Bewegung (1968-er Bewegung) festgestellt, dass ihre revolutionären Ideen offensichtlich unwirksam geblieben sind.
Die Lösung der gesamten Gewaltproblematik ist an sich recht einfach:
1 Der Mensch muss sich als sündiger Mensch erkennen und anerkennen, dass das Lustprinzip (der Aggressionstrieb) in ihm dem „Gesetz der Sünde und des Todes” gehorcht (Buße und Bekehrung).
2 Von diesem Gesetz werden wir befreit durch das „Gesetz des Geistes Lebens in Christo Jesu” (Rö 8,3). Gewalttat und alles Böse, was aus dem menschlichen Herzen hervorkommt, ist nur dann beherrschbar wenn ich mein Leben der Herrschaft des Herrn Jesus und der Leitung des Heiligen Geistes unterstelle.
Das Herz wird durch den „Glauben gereinigt“ (Apg 15,9), und Glauben bedeutet ja nichts anderes als „Vertrauen auf den HERRN“. Wenn wir wirklich dem HERRN Jesus vertrauen, dann versuchen wir nichts mehr durchzudrücken, dann ist nicht mehr die menschliche Vernunft und Kraft Basis für unser Handeln, sondern die Gesinnung des Herrn und Sein Wort (Lies Kolosser 3,1217).
3 Der HERR sagt: „Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen; und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen... . Denn wenn ihr liebt,die euch lieben, welchen Lohn habt ihr ?... Und wenn ihr eure Brüder allein grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?” (Mt 5,44-47)
4 Wir dürfen dem Herrn Jesus danken, dass wir als Christen eben gerade nicht Böses mit Bösem vergelten müssen, sondern auf Gott vertrauen dürfen, der zu Seiner Zeit auf aufrichtige Gebete antwortet. Der Glaube vertraut auf Gottes Handeln.