Die gute Saat

Mein Leben hat keinen Sinn mehr

Gütig ist der Herr zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm trachtet.

Klagelieder 3,25

 

Am Tag meiner Drangsal suchte ich den Herrn; meine Hand war bei Nacht ausgestreckt und ließ nicht ab; meine Seele weigerte sich, getröstet zu werden.

Psalm 77,3

 

Der Inhaftierte steht vor dem Gefängnisseelsorger. Er hält einen Brief in der Hand und sagt: „Herr Pfarrer, ich wollte Sie heute noch ein letztes Mal sehen.“

„Was ist los? Sie sind doch nicht krank?“

„Seit acht Jahren kann ich den Himmel nur durch diese Gitterstäbe sehen. Bis jetzt habe ich das noch ausgehalten. Es gab einen Menschen, der an mich dachte, mir schrieb und auf mich wartete. – Hier ist der letzte Brief. Meine Frau hat mich verlassen. Jetzt hat mein Leben keinen Sinn mehr.“

Der Seelsorger kannte den Mann. Der war keiner von denen, die von Selbstmord redeten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Vorsichtig erwiderte er: „Es tut mir wirklich leid, zu hören, dass alle Sie aufgegeben haben. Aber denken Sie daran: Gott gibt Sie nicht auf. Er sucht Sie. Er wartet auf Sie. Und ich glaube, jetzt ist es Zeit, dass Sie sich zu Ihm wenden. Ich werde für Sie beten. Aber ich habe auch eine Bitte an Sie: Lesen Sie das Evangelium, das ich Ihnen gebe.“

Zwei Tage später, an einem Sonntagmorgen, war der Mann in der Gefängniskapelle, wo der Pfarrer über den Glauben an Jesus Christus sprach. Das Gesicht des Gefangenen strahlte. In der Einsamkeit der Zelle, in seiner Verzweiflung, war Gott ihm begegnet. Und Er hatte ihm mehr gegeben als die Freiheit, die er ersehnte: das Heil seiner Seele.

„Hätten mein Vater und meine Mutter mich verlassen, so nähme doch der HERR mich auf.“

Psalm 27,10