Der Segen

Land gewinnen (Josua 13-19)

„Sieh zu, dass du Land gewinnst“ ist eine Redewendung, die so viel bedeutet wie: „Geh weg, entferne dich möglichst schnell“. Wörtlich genommen, könnte diese Aufforderung als eine Überschrift über die Kapitel 13-19 des Buches Josua stehen. Denn diese Kapitel beschreiben, wie das Land Kanaan an die einzelnen Stämme Israels per Los verteilt wurde und Gott dazu aufforderte, die zugeteilten Gebiete ohne Zögern in Besitz zu nehmen.

 

Warum so ausführlich?

In diesen Kapiteln werden zahlreiche Ortsnamen genannt und Grenzverläufe detailliert beschrieben. Warum wird das so ausführlich berichtet? Offensichtlich war es Gott wichtig, dass jeder Israelit einen Teil des verheißenen Landes Kanaan bekam, es kannte und in Besitz nahm.  

In einem vorigen Artikel haben wir bereits gesehen, dass das Land Kanaan in der Bildersprache des Alten Testaments ein Bild der „himmlischen Örter“ ist, von denen wir im Epheserbrief fünfmal lesen. Das ist der himmlische Bereich, wo wir mit Christus verbunden sind und woher unser Segen kommt (vgl. Eph 1,3.20; 2,6). Gott möchte, dass auch wir dieses „Land“ für uns ganz persönlich kennen und schätzen lernen – und es in Besitz nehmen.

 

Was es zu gewinnen gibt

Zu Beginn der Landverteilung beschreibt Gott noch einmal das Land in seiner gesamten Ausdehnung (vgl. Kap. 13,2-6). Josua und das Volk sollten genau wissen, was es zu verteilen galt. Das gilt auch für uns: Um zu wissen, welche Segnungen Gott für uns bereithält, müssen wir zuerst die Bibel lesen. In Epheser 1 oder Römer 8 werden viele Segnungen genannt, die alle in den himmlischen Örtern zu finden sind1. So wie jeder Stamm ein eigenes Erbteil mit genau beschriebenen Grenzen erhielt, möchte Gott auch jedem von uns einen persönlichen Genuss dieser Segnungen schenken.

 

Ausdauer und Einsatz gefragt

Traurig: Kein Stamm nahm sein Erbteil vollständig in Besitz. Immer wieder heißt es, dass die Israeliten die Kanaaniter nicht vollständig vertrieben (Kap. 13,13; 15,63; 16,10; 17,12.13). Daher forderte der Herr sie wiederholt auf, weiterzumachen, die Feinde zu vertreiben und das Land in Besitz zu nehmen (s. Kap. 13,1; 18,2.3)

Auch wir haben geistliche Feinde, die uns daran hindern wollen, den göttlichen Segen zu genießen: die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (vgl. Eph 6,12). Satan und seine Mächte können uns das himmlische Erbe und die damit verbundenen Segnungen nicht wegnehmen, da der Herr Jesus es uns durch seinen Sieg am Kreuz erworben hat. Aber der Teufel versucht, uns daran zu hindern, den unser gegenwärtiges Erbes praktisch in Besitz zu nehmen und zu genießen – beispielsweise durch übermäßige Beschäftigungen mit irdischen Dingen wie Hobbys, Sport … Auf alle Weise versucht er, uns davon abzuhalten, die Bibel zu intensiv lesen. Daher brauchen wir manchmal einen Impuls, um mit neuer Motivation und Glaubensenergie unser himmlisches Erbe weiter zu erobern. Haben wir feste Zeiten im Tagesablauf dafür eingeplant?

 

Vorbilder für die praktische Inbesitznahme des Landes

Neben den vielen geographischen Angaben begegnen uns in diesen Kapiteln verschiedene Personen, von denen wir einiges über die praktische Inbesitznahme des Landes lernen können.

 

Kaleb

In den Kapiteln 14 und 15 finden wir Kaleb, einen Mann mit unerschütterlichem Glauben und nicht nachlassender Kraft. Er hatte das verheißene Land bereits als Kundschafter gesehen und war tief beeindruckt von seiner Schönheit und Fruchtbarkeit (4. Mo 13–14). Diese Erinnerung ließ ihn nicht los – 45 Jahre trug er sie in seinem Herzen. Sobald es um die Verteilung des Landes ging, war Kaleb sofort zur Stelle. Er erinnerte Josua an die Verheißung des Herrn, ihm ein Erbteil zu geben (Kap. 14,6 ff.).

Kaleb bat um das Gebirge, auf dem die Enakim2 wohnten, mit ihren großen und befestigten Städten. Das war schwieriges Gelände, aber Kaleb wollte genau das Land, das er damals als Kundschafter betreten hatte. Sein Glaube und seine Entschlossenheit, das verheißene Erbe zu erhalten, sind beispielgebend. Kaleb scheute weder Mühe noch mächtige Feinde, wenn es darum ging, das verheißene Land zu bekommen.

 

Othniel

In Josua 15,13-19 begegnen wir Othniel („meine Kraft ist Gottes“), einem jungen Mann voller Energie und Interesse für das Land. Er eroberte die Stadt Kirjat-Sepher („Stadt des Buches“), die in Debir („Sprachort, Sprecher“) umbenannt wurde. In Verbindung mit der Bedeutung der Namen können wir eine Anwendung für uns ableiten: Ist die Bibel für uns ein Buch wie viele andere Bücher der Weltliteratur oder suchen wir darin das Reden Gottes zu uns? Auch heute werden junge Menschen gebraucht, die in der Kraft Gottes das Wort Gottes für sich in Besitz nehmen und zu einem Ort zu machen, an dem Gott zu ihren Herzen sprechen kann. Junge Christen, die sich mit Hingabe dem Wort Gottes widmen und daraus leben, können einen guten geistlichen Einfluss ausüben. Othniel, der sich bewährt und mit Eifer etwas von dem Land erobert hatte, wurde später der erste Richter Israels (Ri 3,8–11).

 

Aksa und die Töchter Zelophchads

Bibelstudium und die Beschäftigung mit den geistlichen Segnungen sind auch für (junge) Frauen wichtig! Die Beispiele Aksas in Josua 15,16-19 und der Töchter Zelophchads in Josua 17,3-6 zeigen das deutlich.

Aksa stand in ihrem Interesse an den Segnungen des Landes weder hinter ihrem Vater noch hinter ihrem Ehemann Othniel zurück. Ihr genügte es nicht, ein Feld zu bekommen, sie wollte dort auch Früchte ernten und bat ihren Vater deshalb um Wasserquellen. Es ist wertvoll, wenn junge Frauen großes Interesse an den himmlischen Segnungen haben und Ehefrauen ihre Männer in dieser Hinsicht „fordern“ und motivieren.

Ein weiteres Vorbild finden wir in den fünf Töchtern Zelophchads (Jos 17,3-6). Diese Frauen hatten schon Jahre zuvor ein Erbteil gefordert (4. Mo 27). Ihnen ging es um den Erhalt ihres Erbteils, das sie sehr wertschätzten. Seitdem waren einige Jahre vergangen. Doch als das Land verteilt wurde, waren sie wieder zur Stelle. Sie erinnerten Josua und Eleasar an das Versprechen Gottes. Ihr beständiges Interesse an dem Erbteil hatte auch durch ihre Heirat und die Jahre des Wartens bei allen fünf nicht nachgelassen! Ein solch anhaltendes Interesse an den geistlichen Segnungen wünschen auch wir uns.

 

Die Leviten

Schließlich werden in Josua 13-19 auch die Leviten mehrfach erwähnt. Sie erhielten kein Erbteil in Kanaan (Kap. 13,14.33; 14,4; 18,7), doch Gott gab ihnen etwas noch Wertvolleres:

  • die Feueropfer des Herrn (13,14),
  • den Herrn selbst (13,33) und
  • das Priestertum (18,7).

Sie bekamen die große Freude, mit dem Herrn selbst beschäftigt zu sein, der allen Segen im Land schenkte. Die Leviten erinnern uns daran, dass unser größter Segen nicht die Gaben sind, sondern der Geber selbst. Der Segen, den wir empfangen haben, ist groß, und wir wollen uns gegenseitig motivieren, immer mehr „Land zu gewinnen“ und zu genießen. Doch größer als der Segen ist der Geber des Segens, den wir dafür loben und danken wollen.

 

 



[1] Beispiele für diese Segnungen sind: Dass wir Söhne und Kinder Gottes geworden sind (Eph 1,4.5; Röm 8,14.16); dass wir Miterben Christi sind (Eph 1,11; Röm 8,17), dass wir den Heiligen Geist besitzen (Eph 1,13; Röm 8,9).
[2] Die Enakim gehörten zu den Riesen (vgl. 5. Mo 2,10.11.21).