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Frage zu dem Artikel: „Freund und Freundin - geschlechtsübergreifende Freundschaften im Licht der Bibel“ (07/2011)

„Hallo, ich wollte fragen ob es dazu vielleicht Bibelstellen gäbe“

 

Liebe J.,

 

Ich freue mich, dass du diesen Artikel – obwohl er schon vor über 10 Jahren erschienen ist – aufmerksam gelesen hast. Es ist richtig und wichtig, dass wir bei allen Fragen, die uns bewegen, in unsere Bibel schauen und nicht einfach irgendwelchen Ratschlägen außerhalb der Bibel folgen.

 

Dabei ist folgendes wichtig: Die Bibel ist kein „Ratgeberbuch“ wie andere Bücher und kein „Paragraphenwerk“. Das heißt, dass wir nicht zu jeder Frage unseres praktischen Lebens konkrete Anweisungen, Gebote oder Verbote bekommen. In manchen Fällen lesen wir zwar konkrete Hinweise, in andern Fällen nicht. Dennoch gilt, dass wir nicht nur die „Gebote“ (die konkreten Anweisungen) befolgen (der Herr Jesus nennt das: „meine Gebote halten; vgl. Joh 14,15.21; 15,10), sondern ebenfalls, sein „Wort“ halten (Joh 14,23; Joh 17,6). Damit ist gemeint, dass wir uns immer wieder die Frage stellen, was in einer konkreten Situation der Wille des Herrn ist und Ihm Freude macht (vgl. Röm 12,2; Eph 5,10).

 

Das gilt auch für das Thema „geschlechtsübergreifende Freundschafen“. Der von dir angesprochene Artikel macht deutlich, was die Gedanken der Bibel sind, ohne dass eine ganz konkrete „Verbotsstelle“ genannt wird.

 

Ich rekapituliere noch einmal: Es gibt in der Bibel Beispiele für Freundschaften zwischen Männern (z.B. David und Jonathan) und zwischen Frauen (Ri 11,37.38; Lk 15,9). Es gibt allerdings kein einziges Beispiel für eine Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen. Das sollte uns zu denken geben.

 

Und wir können das auch gut verstehen: Da der Mensch nach 1. Thessalonicher 5,23 aus Geist, Seele und Körper besteht, kann man die (sexuellen) Gefühle und körperlichen Kontakte in einer Freundschaft zwischen Mann und Frau kaum vermeiden (Beispiele sind Sichem und Dina in 1. Mose 34 sowie Amnon und Tamar in 2. Samuel 13). Und hier ist die Bibel sehr konkret in ihrer Ablehnung und Warnung vor geschlechtlichen Beziehungen vor und außerhalb der Ehe. Die Bibel nennt das Hurerei (z.B. 1. Kor 6,18; 7,2; Eph 5,3; 1. Thes 4,3; Heb 13,4).

 

Ich möchte auf ein konkretes Beispiel hinweisen: Als die Moabiterin Ruth auf dem Feld des Boas arbeitete, hatte sie Kontakt mit den Schnittern (den jungen Männern) und den Mägden. Boas gibt ihr dann folgenden Rat: „Hörst du, meine Tochter? Geh nicht, um auf einem anderen Feld aufzulesen, und geh auch nicht von hier weg, sondern halte dich hier zu meinen Mägden … habe ich nicht den Knaben geboten, dich nicht anzutasten? Und wenn du durstig bist, so geh zu den Gefäßen und trink von dem, was die Knaben schöpfen“ (Ruth 2,8.9). Wir sehen einerseits ein normalen und angemessenen Umgang zwischen beiden Geschlechtern bei der Arbeit, andererseits sollte Ruth sich ansonsten nicht zu den Knechten, sondern zu den Mägden halten.

 

Klar – das Ganze entsprach ohne Frage der damaligen Kultur, und doch stehen solche Verse nicht ohne Grund in der Bibel. Die (engere und freundschaftliche) Verbindung zwischen Mann und Frau gehört in die Ehe bzw. Anbahnung der Ehe. Und mit der Anbahnung einer Ehe kann – und darf – man nicht spielen. Dafür ist die Entscheidung viel zu wichtig. Deshalb entspricht es den Gedanken Gottes, wenn junge Frauen und Männer im Umgang miteinander vorsichtig sind. Es geht nicht darum, eine zu verkrampfte Distanz zu halten, wohl aber zu enge Kontakte und Freundschaften zu vermeiden.

 

Abschießend möchte ich auf den Artikel von Matthias Baum „Freundschaft zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau“ hinweisen (Folge mir nach 08/2016), der das Thema aufgreift und eine Reihe von guten Hinweisen gibt.

 

Gottes Segen und herzliche Grüße

Ernst-August