Themenheft

Versammlungsstunden – was für welche gibt es?

Das Neue Testament zeigt uns an mehreren Stellen, dass sich die Christen an einem Ort zu unterschiedlichen Zusammenkünften getroffen haben. Wir wollen der Frage nachgehen, welche Ausprägungen des Zusammenkommens als Versammlung es nach Gottes Wort gibt.

Gott möchte, dass die Gläubigen an einem Ort die weltweite Versammlung, die sich aus allen wiedergeborenen Gläubigen zusammensetzt, sichtbar machen. Sie tun das insbesondere dadurch, dass sie sich regelmäßig zu unterschiedlichen Zusammenkünften versammeln. Das ist dann ein Zusammenkommen „als Versammlung“ (1. Kor 11,18). Aber nicht jede Zusammenkunft von Christen trägt diesen Charakter[1]. Wenn die Zusammenkünfte grundsätzlich unter der Autorität des Herrn Jesus und Leitung des Heiligen Geistes stehen und die Gläubigen dabei die Belehrungen des Wortes Gottes über die Versammlung Gottes am Ort und über die weltweite Versammlung verwirklichen möchten, kommen sie „als Versammlung“ zusammen.

Der Herr Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20). Wenn wir in seinem Namen zusammenkommen, ist Er das Zentrum der Versammlungsstunden. Dann will Er den Ablauf bestimmen. Und nicht nur das: Wir haben auch die Verheißung, dass Er persönlich in unseren Zusammenkünften gegenwärtig ist. Wenn uns das mehr bewusst ist, werden wir uns auf seine Gegenwart freuen, ja, wir werden gespannt sein, wie Er uns in den Stunden leiten will!

Im Neuen Testament lesen wir von mindestens drei verschiedenen Ausprägungen von Zusammenkünften als Versammlung[2]:

  • Das Zusammenkommen zum Brotbrechen
  • Das Zusammenkommen zum Gebet
  • Das Zusammenkommen zur Erbauung

Dabei fällt auf, dass es keine Regeln über die Länge und den Ablauf der Versammlungsstunden gibt. Auch zu der Frage, wer sich beteiligen darf, sagt die Bibel nichts – mit der Ausnahme, dass Frauen in der Versammlung schweigen sollen (1. Kor 14,34-36). Alles soll unter der Leitung des Herrn geschehen und Ihn, das Haupt, verherrlichen. Dahin wirkt der Heilige Geist, der in jedem Gläubigen und in der Versammlung wohnt.

1.     Das Zusammenkommen zum Brotbrechen

Von den ersten Christen liest man, dass sie täglich in den Häusern zusammenkamen und das Brot brachen (Apg 2,42.46). War ihre Erinnerung an den Tod ihres Herrn vielleicht so lebendig, dass sie täglich daran dachten? Schon einige Jahre später war es offensichtlich üblich, dass die Gläubigen am ersten Tag der Woche – unserem Sonntag – zum Brotbrechen zusammenkamen (Apg 20,7). Könnte es auch einen geeigneteren Tag dazu geben als den Auferstehungstag des Herrn Jesus?

Was ist nun die Bedeutung des Brotbrechens im Einzelnen?

  • „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ (1. Kor 11,24.25). Wir denken beim Brotbrechen nicht in erster Linie an unsere Erlösung, sondern erinnern uns an die Leiden und den Tod unseres Erlösers.
  • „Sooft ihr dieses Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn bis er kommt.“ (1. Kor 11,26). Nicht durch unsere Anwesenheit beim Brotbrechen, sondern durch das Essen von dem Brot und dem Trinken aus dem Kelch verkündigen wir den Tod des Herrn und zwar so lange, bis Er wiederkommt. Im Himmel werden wir das Mahl des Herrn nicht mehr einnehmen.
  • Am Tisch des Herrn (ein Symbol für Gemeinschaft) drücken wir unsere Gemeinschaft mit dem gestorbenen, auferweckten und verherrlichten Christus, sowie Gemeinschaft mit allen Gliedern des Leibes Christi aus (1. Kor 10,16.17). Und wir erfreuen uns an der Tatsache, dass die Gesamtheit aller Gläubigen auf der Erde den einen Leib Christi bildet (Eph 4,4).
  • Wir kommen als eine heilige Priesterschaft zusammen, um Gott geistliche Schlachtopfer zu bringen (1. Petr 2,4). Unsere Opfer sind nicht materieller Art, wie im jüdischen Gottesdienst, sondern geistlicher Natur. Es sind Opfer des Lobes (Joh 4,24; Heb 13,15).

 „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ – Das war der letzte Wunsch des Herrn Jesus „in der Nacht, in der er überliefert wurde“ (1. Kor 11,23), bevor Er aus Liebe zu uns sein Leben hingab. Willst du diesem Wunsch nicht gerne aus Dankbarkeit folgen und dann, nicht nur formal, sondern mit innerer Beteiligung am Brotbrechen teilnehmen?

2.     Das Zusammenkommen zum Gebet

Die ersten Christen kamen auch zum gemeinsamen Gebet zusammen (Apg 2,42). Gemeinsame Gebetsversammlungen als Versammlung waren ein fester Bestandteil des Zusammenlebens der Gläubigen im Neuen Testament (siehe Apg 4,24-31; 12,5).

Auch zu den Gebetsstunden finden wir im Wort Gottes keine Hinweise, wie sie ablaufen oder welche Inhalte die Gebete haben sollten.

Dabei ist es auffallend, dass der Herr Jesus gerade den gemeinsamen Gebeten der örtlichen Versammlung besondere Segensverheißungen zuspricht. Durch seine persönliche Gegenwart gibt Er die Garantie, dass die übereinstimmenden Gebete der Versammlung, die in seinem Namen ausgesprochen werden, von dem Vater erhört werden (Mt 18,19.20).

Sollte das nicht ein starker Ansporn für uns sein, die Zusammenkünfte zum Gebet nicht zu versäumen? Leider gehören gerade die sogenannten Gebetsstunden häufig zu den am wenigsten besuchten Zusammenkünften.

Ein besonderes Kennzeichen unseres Zusammenkommens zum Gebet sollte Einmütigkeit sein. Wir werden keine Gebete vortragen, über deren Inhalt unter den Anwesenden unterschiedliche Auffassungen existieren. Gebetsstunden sind auch keine „Informationsstunden“, in denen die Anwesenden erst durch gesprochene Gebete über bestimmte Themen informiert werden. Daher kann es sehr nützlich sein, wenn den Geschwistern vor einer Gebetsstunde konkrete Gebetsanliegen bekannt gegeben werden. Auch sollen wir Gott (und den Geschwistern) in den Gebeten keine „langatmigen Predigten“ halten, sondern in kurzen, gezielten und konkreten Gebeten unsere Bitten und unseren Dank vorbringen.

 Dabei gibt es ein breites Spektrum, das wir vor Augen haben können:

  • für die Verbreitung und Verkündigung des Evangeliums (Apg 4,29-31; 2. Thes 3,1.2),
  • für die Errettung verlorener Menschen (1. Tim 2,1-4),
  • für das geistliche Wohlergehen und Wachstum der einzelnen Gläubigen (Eph 6,18; Kol 4,12),
  • für Gläubige in notvollen Situationen (Verfolgung, Krankheit, Trauer, Arbeitslosigkeit; Apg 12,5; Joh 11,3),
  • für Fragen und Probleme, die die örtliche Versammlung betreffen, sowie für die Leitung des Herrn in solchen Fragen,
  • für Geschwister, die im Werk des Herrn (örtlich oder über den Ort hinaus) tätig sind (Eph 6,19; Kol 4,3; 1.Thes 5,25)

Übrigens: Die Bibel spricht an keiner Stelle von einer „Gabe des Gebets“. Die (gläubigen) Männer werden unabhängig von ihrem Alter aufgefordert, an jedem Ort zu beten (1. Tim 2,8). Das schließt die Gebetsstunden mit ein. Es ist eine Freude für alle Anwesenden, wenn sich auch junge Brüder unter der Leitung des Heiligen Geistes am gemeinsamen Gebet beteiligen.

3.     Das Zusammenkommen zur Erbauung

In den Zusammenkünften zur Erbauung kommen wir als Versammlung zusammen, um etwas von Gott zu empfangen. In 1. Korinther 14 werden uns ausführliche Hinweise mit verschiedenen Schwerpunkten zu diesem Zusammenkommen gegeben.

  • Das Ziel dieser Zusammenkünfte ist die Erbauung der Versammlung (V. 3.4.5.12.17.26), d.h. die einzelnen Gläubigen und die Versammlung als Ganzes sollen im Glauben gestärkt und auf den Herrn Jesus ausgerichtet werden.
  • Das herausragende „Mittel“, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Weissagung (V. 3.4.6). Weissagung ist das Reden aus der persönlichen Gemeinschaft mit Gott in die Situation der Zuhörer, sodass die Zuhörer durch die Verkündigung des Wortes Gottes in das Licht Gottes gestellt werden und ihren jeweiligen geistlichen Bedürfnissen entsprochen wird.
  • Auch Gebete (V. 14), Psalmen, d.h. geistliche Loblieder (V. 15.16.26), Danksagungen (V. 16) und Belehrungen über die Bibel (V. 26) haben in Versammlungsstunden ihren Platz und tragen zur Erbauung der Anwesenden bei. 
  • Bei der Ausübung der Gaben in den Zusammenkünften besteht große Freiheit. Aber die Gaben sollen nicht „unkontrolliert“ benutzt werden, weil sonst Unordnung entsteht und die Versammlung nicht erbaut wird. Daher soll auch nicht durcheinander und vorschnell geredet werden. Und die Anzahl der Redenden ist limitiert (V. 26-33).

Es muss nicht immer eine „perfekte“ Predigt von 45 oder 60 Minuten sein, um die Versammlung zu erbauen. Manchmal ist es gerade ein kurzes Wort, vom Heiligen Geist gewirkt, das die Herzen und Gewissen der Zuhörer besonders anspricht.

Und als Zuhörer wollen wir lernen, nicht so sehr auf den Diener zu achten, sondern mehr auf das, was der Herr uns zu sagen hat. Das wird uns vor liebloser Kritik bewahren.

 



[1] Zusammenkünfte, bei denen nur eine bestimmte Personengruppe angesprochen werden soll und deshalb nicht alle Glaubensgeschwister eingeladen sind (z.B. Jugendstunden, Bibelkonferenzen oder Bibelfreizeiten), sind keine Zusammenkommen als Versammlung.
[2] Die Frage, ob es nur diese drei Ausprägungen des Zusammenkommens als Versammlung gibt, ist nicht ganz eindeutig zu beantworten. Bibelstellen wie Apg 11,26 oder 14,27 sind vielleicht ein Hinweis auf weitere Zusammenkünfte als Versammlung. Auch die Aufnahme eines Gläubigen in die Gemeinschaft oder der Ausschluss eines Bösen aus der Gemeinschaft der Geschwister kann nur vollzogen werden, wenn die Versammlung im Namen des Herrn Jesus versammelt ist (Mt 18,18.20/1.Kor 5,4.13).