Themenheft

Aufgaben für Jüngere in den Zusammenkünften

In diesem Themenheft geht es um die Versammlung Gottes. Dabei gehören (wie in eigentlich allen Lebensbereichen) Theorie und Praxis zusammen. Dieser Artikel soll einige praktisch ausgerichtete Gedankenanstöße im Hinblick auf die regelmäßigen Zusammenkünfte geben.

Nichts für mich?

Wenn du eine junge Frau bist, lass dich durch die Überschrift dieses Artikels nicht abschrecken – bitte lies weiter, denn dieser Artikel richtet sich in großen Teilen auch an dich!

Wenn du ein junger Mann bist, lass dich dafür gewinnen, über die Verantwortung nachzudenken, die Brüder in den Zusammenkünften haben, um dann selbst (eines Tages) mit der Hilfe des Herrn dieser Verantwortung zu entsprechen.

Einleitung

Wenn die Überschrift dieses Artikels mit dem Wort „Aufgaben“ beginnt, gibt das schon die Ausrichtung dieses Textes vor: Für jeden von uns ist der Besuch der Zusammenkünfte mit Verantwortung verbunden. Als Glied am Leib Christi, als Teil seiner Brautgemeinde, als lebendiger Stein im Haus Gottes ist man niemals ein bloßer „Besucher“, der sich einfach hinsetzen und alles an sich vorbeirieseln lassen kann! Wir kommen zum Namen des Herrn Jesus zusammen; wir sind dort, weil Er dort ist – wie könnten wir da unbeteiligt und womöglich desinteressiert unsere Zeit „absitzen“?! Dennoch kann sich (auch in meinem Leben) sehr schnell eine bloße Gewohnheit und eben auch eine Gleichgültigkeit einschleichen, die den Stellenwert der Zusammenkünfte als Versammlung kleiner erscheinen lässt und uns das Bewusstsein unserer Verantwortung raubt.

Anwesend sein

„Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des HERRN gehen!“ (Psalm 122,1)

In einem Land, in dem Religions- und Versammlungsfreiheit herrscht, ist es ein Leichtes für uns, die Zusammenkünfte der Gläubigen regelmäßig aufzusuchen – sofern gesundheitliche Einschränkungen bzw. berufliche oder familiäre Verpflichtungen dies nicht verhindern. Wenn wir uns dann noch einmal neu bewusstmachen, dass wir nicht zu irgendeinem Termin oder irgendeiner Verabredung gehen, sondern in die Gegenwart unseres Herrn und Heilands kommen dürfen, sollten diese „Termine“ in jeder Woche oberste Priorität haben. Letztlich ist es eine Herzensfrage: Sind mir die Menschen wichtiger, mit denen ich mich versammele, oder der Herr Jesus? Ist mir meine private Freizeitgestaltung wichtig oder der Herr Jesus? Ist mir mein „Wohlbefinden“ (wie auch immer ich das definiere) wichtig oder der Herr Jesus[HM1] ?

Aufmerksam sein

Wenn wir nun die Zusammenkünfte besuchen, stellt sich eine weitere Frage: Wie sitzen wir dort? Welche Herzenshaltung kennzeichnet mich und dich? Manche Faktoren, die uns ablenken wollen, lassen sich nicht so leicht ausschalten; manche störenden Einflüsse sehr wohl – beispielsweise das Vibrieren des stummgeschalteten Smartphones in der (Bibel-)Tasche oder die Müdigkeit nach einer mal wieder viel zu kurzen Nacht. Vielleicht beschäftigen dich aber auch Sorgen und Probleme, die sich nicht so einfach „beheben“ lassen – dann versuche dir unter Gebet bewusst zu machen, dass du jetzt in die Gegenwart des Herrn Jesus eintrittst und tatsächlich bei Ihm bist. Er wird dir Konzentration und seinen Segen schenken.

Noch ein weiterer Gedanke: Nirgendwo sonst haben wir größeren Gewinn als in der Gegenwart des Herrn Jesus – sei es, wenn wir zusammengekommen sind, um das Brot zu brechen; sei es, wenn Er sein Wort an unsere Herzen richtet; sei es, dass wir versammelt sind, um unsere Herzen vor Ihm auszuschütten. Es ist also absolut wertvoll und segensreich, wenn wir mit ganzem Herzen und voller Konzentration an den Zusammenkünften teilnehmen (wobei klar ist, dass jeder von uns mal in einer besseren und mal in einer schlechteren Verfassung ist).

Zubereitet sein

Der Gedanke der Zubereitung für die Aufgaben in den Zusammenkünften schließt sich nahtlos an die aufmerksame und aktive Anwesenheit in den Versammlungsstunden an; man kann wohl sagen, dass sich die Zubereitung zu Hause und die segensreiche Anteilnahme an den Zusammenkünften in gewisser Weise gegenseitig bedingen. Je mehr ich mich schon im persönlichen Bereich mit dem Werk des Herrn Jesus, mit dem Wort Gottes und auch mit Gebetsanliegen im Hinblick auf andere beschäftige, desto eher werde ich die Versammlungsstunden als lebendig und gesegnet erleben.

Konkret bedeutet das für dich als junge Schwester: Lies deine Bibel, beschäftige dich mit der Person und dem Werk des Herrn Jesus und bete für all die Anliegen, die Gott dir zeigt. Du wirst erleben, wie Brüder als „Mund der Versammlung“ auch deine Gedanken, Empfindungen und Anliegen zum Ausdruck bringen, indem sie beten oder ein Lied vorschlagen. Und wenn du manche Schwachheit bei den Brüdern feststellst, dann sind deine Gebete umso notwendiger. Wie schön, wenn du dann vielleicht erlebst, dass der Herr auf solche Gebete antwortet.

Für uns als Brüder bedeutet es, sich ebenfalls mit der Person und dem Werk des Herrn Jesus, mit dem Wort Gottes selbst und den Belangen der Geschwister zu beschäftigen. Daraus werden sich Anliegen „entwickeln“, die dann auch einen Platz in den Zusammenkünften haben können. Das fängt im Kleinen an: Vielleicht ist dir in deiner morgendlichen Bibellese einmal aufgefallen, dass der Herr Jesus durch sein Blut aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk und jeder Nation Menschen für Gott erkauft hat (Off 5,9) – dann wird es vielleicht auch die Gelegenheit geben, ihm dafür in den Zusammenkünften danken. Oder du hast von einem Büchertischeinsatz am nächsten Wochenende im Nachbarort gehört und betest seitdem selbst dafür – dann nimm dieses Gebetsanliegen doch mit in die Gebetsstunde und bringe es dort in einfachen Worten vor „den Thron der Gnade“.

Abhängig sein

Dabei ist es eine ständige Herausforderung für uns alle, Brüder und Schwestern, unser Leben in der Abhängigkeit vom Herrn Jesus zu führen. Gerne reden wir im Hinblick auf die Zusammenkünfte als Versammlung von der Leitung des Heiligen Geistes, die dort stattfinden soll. Tatsächlich wird es (bei all unserem menschlichen Versagen) überall dort, wo der Herr Jesus als Autorität anerkannt wird, auch so sein, dass der Heilige Geist den Ablauf der Stunden lenkt. Doch für diese Leitung durch den Heiligen Geist gilt, dass sie im persönlichen Leben eines jeden einzelnen Gläubigen Wirklichkeit sein muss; so redet auch Gottes Wort von der Leitung des Geistes zunächst einmal im Hinblick auf das persönliche Leben der Heiligen (vgl. Röm 8,14; Gal 5,18).

Wenn wir die Männer und Frauen der Bibel, die sich vom Geist Gottes leiten ließen, anschauen, fällt uns immer wieder auf, dass sie auf die Führung Gottes warteten – so ist es für uns Brüder in den Zusammenkünften ein guter Grundsatz, aufeinander und insbesondere auf die Leitung durch den Heiligen Geist zu warten. Es geht nicht darum, ein Lied vorzuschlagen, weil es „mir so gut gefällt“ oder weil es „gerade so gut passt“. Vielleicht passt es gut, aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt – manch einer hat schon erlebt, dass das Lied, das er auf dem Herzen hatte, nach dem Verlesen einer Bibelstelle oder nach einem Gebet „noch besser passte“ und dann eben auch „dran“ war.

Wir müssen uns dabei bewusstmachen, dass es kein „Patentrezept“ für die Beteiligung in den Zusammenkünften gibt. Alles soll unter der Leitung des Herrn Jesus, zu seiner Ehre und letztlich auch zur Erbauung der Geschwister geschehen. Dennoch dürfen wir uns als junge Brüder nicht mit dem sprichwörtlichen Mantel des Schweigens verhüllen, sondern müssen uns über unsere Verantwortung im Klaren sein: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten“ (1. Tim 2,8). – Vielleicht können wir sagen: Mit dem Beten in den Zusammenkünften fängt die Beteiligung meistens an. Doch auch eine Liedstrophe, ein Lied oder vielleicht mit der Zeit auch ein (kurzer) Wortbeitrag liegen im Verantwortungsbereich von uns (jungen) Brüdern. Es mag sein, dass wir dabei auch einmal „danebenliegen“ und (hoffentlich) durch ältere Brüder korrigiert werden – lasst uns das gerne annehmen. Solche Erlebnisse fördern die Besonnenheit und bringen uns näher zum Herrn. Sie sollten allerdings nicht unsere grundsätzliche Bereitschaft blockieren, „überströmend zu sein zur Erbauung der Versammlung“ (1. Kor 14,12).

Für euch (junge) Schwestern: Ohne eure Gebete und eure eigene, persönliche Nähe zum Herrn Jesus ist der öffentliche Dienst durch die Brüder in den Zusammenkünften nur mit großen Einschränkungen möglich. Wenn wir „als Versammlung“ zum Herrn Jesus hin versammelt und uns von Ihm allein leiten lassen wollen, dann seid ihr als Schwestern ohne Frage mit eingeschlossen.

Fazit

Weil dieser Artikel nur einige kurze Impulse geben konnte, folgt zum Abschluss noch einmal der Kerngedanke: Es kommt auf die Herzenshaltung an! Als junge Geschwister wollen wir von Herzen da sein, wo der Herr Jesus seine Gegenwart verheißen hat; an diesem Platz muss sich alles seiner Autorität unterordnen – in dieser Gesinnung der Abhängigkeit und Demut kann Er dann die Brüder zu seiner Ehre als „Mund der Versammlung“ gebrauchen.