Bibel praktisch

Die Führung des Herrn

Die Führung des Herrn – bewusst erlebt?

Im Leben eines jungen Christen sind viele Entscheidungen zu treffen. Oft haben diese Entscheidungen weitreichende Konsequenzen. Umso wichtiger ist es, bewusst die Führung des Herrn Jesus in diesen Entscheidungen zu erleben. Zwei Beispiele aus der Bibel, in denen es um ein und dieselbe Frage geht, zeigen im Vergleich große Unterschiede, aus denen wir einiges lernen können. Es geht dabei um die Frage nach dem richtigen Ehepartner, aber die Prinzipien, die in diesem Artikel im Vordergrund stehen, lassen sich auf viele Entscheidungen übertragen.

 

Klare Grundsätze haben

In 1. Mose 24 lesen wir, dass Abraham seinen Knecht schickt, um eine Frau für Isaak zu finden. Er gibt ihm einen klaren Auftrag mit wenigen, aber verbindlichen Bedingungen:

Es soll auf jeden Fall eine Frau aus dem Land und der Verwandtschaft Abrahams sein.
Die Frau soll dem Knecht in das Land folgen, in das Abraham von Gott gebracht worden war.

Zunächst lernen wir aus dieser Begebenheit, dass wir für die Entscheidungen unseres Lebens klare Grundlagen haben. Diese finden wir in Gottes Wort. Es ist gut, wenn wir sie uns unter Gebet erarbeiten, bevor eine konkrete Entscheidung ansteht, damit wir sie unbeeinflusst aus der Bibel entnehmen. Zwei Beispiele machen deutlich, wie durch gute geistliche Randbedingungen Entscheidungen einfacher werden.

Auf der Urlaubsreise möchte ich auf jeden Fall die Zusammenkünfte der Gläubigen besuchen, da der Herr Jesus persönlich in der Mitte ist (Mt 18,20). Das gibt Klarheit für die Reiseplanung.
Im Beruf möchte ich dem Herrn Jesus dienen (s. Kol 3,23). Stehen zwei Alternativen zur Verfügung, wähle ich diejenige, bei der das besser möglich ist.

Dann übertragen wir die klaren Anordnungen Abrahams auch in unsere Zeit. Dabei gehen wir vorsichtig vor, um nicht über das hinaus zu gehen, was Gott uns durch diese Begebenheit aus dem Alten Testament wirklich zeigen will.

So wie Isaak auf jeden Fall eine Frau aus der natürlichen Verwandtschaft Abrahams bekommen sollte, so kommt heute für einen wiedergeborenen Christ nur ein Ehepartner aus der Familie Gottes, also ein Kind Gottes, ein Verwandter in geistlicher Hinsicht, in Frage (vgl. 2. Kor 6,14-18).
So wie Isaak auf keinen Fall nach Mesopotamien zurückkehren sollte, so soll heute durch eine Eheschließung kein geistlicher Rückschritt eintreten. Wenn der Herr z. B. einen klaren Auftrag zu einer Aufgabe für Ihn gegeben hat, dann wird Er keinen Ehepartner zeigen, der das nicht unterstützen möchte. Und wenn Er das Zusammenkommen der Gläubigen in Übereinstimmung mit der Bibel klar gemacht hat, dann wird Er auch einen Ehepartner zeigen, der dieses Zusammenkommen schätzt und besuchen möchte.

Zusammenfassend zu diesen Entscheidungskriterien können wir festhalten, dass die natürlichen Interessen sich den geistlichen Interessen unterordnen sollen.

 

Beten

Das erste, was der Knecht Abrahams tut, nachdem er den richtigen Ort erreicht hat, ist beten. Noch bevor er in die Stadt hineingeht, wendet er sich an Gott mit der Bitte um seine Führung. Bevor er irgendeine Frau gesehen hat, bittet er darum, dass der Herr ihm die richtige zeigt.

Sowohl aus der Tätigkeit als auch aus der Reihenfolge, in der Abrahams Knecht handelt, sollten wir lernen. Nur wenn wir beten, können wir auch die Führung des Herrn bewusst erleben. Nur wenn wir Ihn um Hilfe bitten, können wir das, was geschieht, als Antwort auf unser Gebet erkennen. Und nur wenn wir noch frei sind von eigenen Wünschen und Gefühlen, können wir wirklich die Leitung des Herrn klar erkennen.

Deshalb: Lasst uns beten und lasst uns früh genug damit beginnen! Und sollten wir es versäumt haben, dann sollten wir es Ihm bekennen und dann umso entschiedener seine Hilfe im Gebet suchen.

 

Warten können

Nachdem der Knecht Abrahams gebetet hatte, kann er auch auf die Führung des Herrn warten. Er sieht staunend zu, ob der Herr Glück zu seiner Reise gegeben hat oder nicht.

Das macht deutlich, dass er offen ist, auf Gottes Antwort zu warten. Natürlich hatte er Rebekka gesehen und ihr gutes Verhalten erkannt. Und doch wollte er Klarheit vom Herrn und blieb offen für ein „Ja“ und für ein „Nein“. Er verfiel nicht in Hektik oder Torschlusspanik, sondern wartete geduldig, bis die Kamele genug getrunken hatten. So erlebte er bewusst die Hilfe des Herrn und konnte voller Glück vor dem Herrn niederfallen und Ihn preisen.

Eins bleibt dabei noch zu bemerken. Obwohl der Knecht nun für sich völlige Klarheit hatte, setzt er Rebekka nicht unter Druck. Auch sie hat Freiheit für ihre Entscheidung. Ihre Antwort auf die Frage, ob sie mit diesem Mann gehen will, wird abgewartet.

Auch heute werden wir im Gebet die Kraft finden, auf Klarheit vom Herrn warten zu können. Manche Entscheidungen können nicht aufgeschoben werden. Dann dürfen wir darauf vertrauen, dass der Herr dem, der Ihm seine Werke anbefiehlt, auch die richtigen Gedanken schenkt (vgl. Spr 16,3). Andere Entscheidungen können warten und dann sollten wir sie nicht treffen, so lange wir noch keine Klarheit haben.

Bewusst die Führung des Herrn erleben

Auf diesem Weg hat der Knecht Abrahams ganz bewusst die Führung des Herrn erlebt. Alle weiteren Dinge haben sich sehr gut gefügt. Rebekka fand die richtige Antwort. Die Eltern gaben ihre Zustimmung. Die Reise verlief gut. Isaak war im richtigen Augenblick auf dem Feld. Diese Ehe hatte einen perfekten Start und begann unter dem Segen Gottes.

Auch heute kann das erlebt werden. Doch es gibt auch ein anderes Beispiel in der Bibel.

 

Den Herrn nicht fragen

Jakob machte sich einmal auf den gleichen Weg wie der Knecht Abrahams. Doch seine Randbedingungen waren anders. Er musste vor seinem Bruder Esau fliehen, den er betrogen hatte. Die Anweisungen seines Vaters gingen in die gleiche Richtung wie diejenigen von Abraham, aber sie hatten nicht die Klarheit wie in 1. Mose 24.

Als Jakob nach Paddan-Aram kam, lesen wir nichts von Gebet. Als er Rebekka sah, da küsste er sie sehr bald. Er nahm sich nicht die Zeit, auf Klarheit durch den Herrn zu warten. Seine Gefühle leiteten ihn. Den Herrn hat er nicht gefragt.

Es ist völlig klar, dass diese Frage der Wahl des Ehepartners eine Entscheidung ist, in der auch die Gefühle eine große Rolle spielen. Es wäre völlig unnatürlich, wenn zwei Menschen sich für einen gemeinsamen Lebensweg entscheiden, ohne Gefühle füreinander zu haben. Aber diese Gefühle dürfen nicht die Oberhand bekommen. Entscheidend ist die Frage, ob es der Wille des Herrn ist oder nicht. Gefühle verändern sich. Sie sind kein solides Fundament. Aber die Klarheit vom Herrn ist ein festes Fundament für eine Beziehung.

Die negativen Folgen seines Verhaltens muss Jakob bitter schmecken. Er wird von seinem Schwiegervater betrogen. Insgesamt vergehen 20 mühevolle und harte Jahre, bis Jakob sich auf den Weg nach Hause macht. Er kommt nach 20 Jahren zu der Einsicht, dass es der Herr war, der ihm aus Gnade seine Familie geschenkt hat (s. 1. Mo 33,5).

Was für ein Unterschied! Während der Knecht Abrahams die Führung des Herrn von Anfang an ganz bewusst erlebt, kann Jakob aufgrund seiner fehlenden Gemeinschaft mit dem Herrn erst nach 20 mühevollen Jahren dahin kommen, die Gnade des Herrn zu bezeugen. Der Herr ist mit Jakob zum Ziel gekommen. Das macht uns glücklich! Und doch wollen wir aus diesen Begebenheiten lernen, es von Anfang an mit dem Herrn zu beginnen. Der Segen Gottes wird dann nicht ausbleiben!

Christian Rosenthal


Manche Einzelheiten aus der Begebenheit lassen sich nicht unmittelbar übertragen. So wird in unserer Zeit kein Vater einen Beauftragten in ein anderes Land schicken, um eine Frau für seinen Sohn zu suchen. Eine grundsätzliche Sache lernen wir aber doch daraus: Bei der Entscheidung für einen Ehepartner sind der Rat der Eltern sehr wichtig!