Bibelstudium
Der zweite Brief des Petrus - Teil 1
„Eine Lampe an einem dunklen Ort“
Einleitung & Kapitel 1,1-15
Einige Gläubige im jungen Christentum kamen in den Genuss, zwei Briefe eines Apostels zu erhalten. Zu ihnen gehörten auch die gläubig gewordenen Juden in der Zerstreuung. Petrus weckt ihre gute Glaubenshaltung in diesem zweiten Brief auf, warnt vor kommenden Irrgeistern und stärkt sie durch Hinweise auf die gesicherte Zukunft für alle echten Christen – im Gegensatz zum Gericht der leblosen Christenheit. Wir spüren schon: Das sind Themen auch für 2013. Daher wollen wir uns mit ihnen überblickartig beschäftigen.
Einleitung
Petrus‘ Vermächtnis
Der Herr Jesus Christus hatte Petrus mitgeteilt, dass dieser bald heimgehen sollte (2. Pet 1,14). So greift er nochmals zur Feder und schreibt der Herde Gottes einen bewegenden letzten Brief. Bewegend, weil letzte, inspirierte Worte eines Apostels besonderes Gewicht haben. Bewegend aber auch, weil die angekündigten Zeitverhältnisse mit „vom Sturmwind getriebenen“, selbst ernannten Propheten (2. Pet 2,17) großen Anlass zur Sorge geben. Doch Petrus setzt traurigen Entwicklungen glückliche Verheißungen Gottes entgegen. Und er sagt seinen Briefempfängern: „Das Reich Gottes, der Tag der Ewigkeit naht – bleibt treu und lasst euch nicht irremachen; wachst im Glauben!“ Sind das nicht auch Appelle an uns heute? „Eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet“ – so beschreibt Petrus das prophetische Wort (2. Pet 1,19), und mit diesem Ausdruck kann auch der ganze Brief überschrieben werden.
Inhalt und Gliederung1
In seinem Brief behandelt Petrus weiter die Wege Gottes, dieses Mal aber nicht mit Gläubigen wie im ersten Brief, sondern mit Ungläubigen – mit vom Christentum abfallenden Menschen. Dieser Weg endet im Gericht (2. Pet 2,9). Doch für die echten Christen ist in dieser traurigen Epoche trotzdem ein glückliches Leben mit dem Herrn möglich – im Licht der Ewigkeit.
Der Brief lässt sich wie folgt gliedern:
- 1,1-15: Glaubens-Eifer – unsere Antwort auf Gottes Verheißungen
- 1,16-21: Christus, das göttliche Zentrum der Prophetie
- 2,1-22: Abfall und Gericht der Christenheit
- 3,1-18: Schutz und heiliger Wandel der Kinder Gottes.
Einige Schlüsselworte unterstreichen diese Themen:
- (Er-)Kenntnis: 1,2; 3,8; 2,20 (epignosis); 1,5.6; 3,18 (gnosis)
- Gerechtigkeit: 1,1.; 2,5.8.21; 3,13
- Gottseligkeit: 1,3.7; 2,9; 3,11
- Verderben: 1,4; 2,1.3.12.19; 3,7.16.
- Wachstum/Zunahme: 1,2.5.8; 3,18
1. 1,1-15: Glaubens-Eifer – unsere Antwort auf Gottes Verheißungen
1,1-2 Petrus und seine Mitgläubigen – verbunden durch Christus und den Glauben
Wie ein Leuchtstern am dunklen Horizont gebraucht Petrus gleich in seinen ersten Sätzen Formulierungen, die seine Briefempfänger damals und uns heute zur Freude führen:
- Alle Christen haben einen „gleich kostbaren Glauben“ empfangen: Der Inhalt der christlichen Wahrheit hat unschätzbaren Wert, erhaben über allen Betrug der (christlichen) Welt.
- Empfangen wurde dieser Glauben durch die Gerechtigkeit2 „unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus“: Jesus Christus ist Gott – und Retter! Das ist großartig und gibt täglich Grund zum Danken.
- Durch die Erkenntnis Gottes und des Herrn Jesus können Christen „vermehrt“, sozusagen progressiv, Gnade und Friede erhalten und erleben – ist das nicht Motiv genug, Gottes Wort zu studieren?
1,3-7: Gott schenkt – Christen antworten mit Glaubenseifer
Die Verse 3-7 bilden einen langen Satz, in dem zwei Hauptaussagen getroffen werden:
- Gott hat uns reich beschenkt, um mit uns Gemeinschaft haben zu können (Vers 3-4);
- unsere Antwort sollte „geistlicher Fleiß“, Glaubenseifer, sein (Vers 5-7).
Was hat uns Gott denn geschenkt? Alles, was zum Leben (unsere Beziehung zu Gott) und zur Gottseligkeit (unser Verhalten gegenüber Menschen – zu Gottes Ehre) nötig ist. Dabei hat Gott nicht sparsam gewirkt, sondern seine eigene Herrlichkeit und göttliche Kraft „aktiviert“. Das Ergebnis: „größte und kostbare Verheißungen“. Haben wir die Verheißungen, die Zusagen Gottes für uns Christen schon einmal gesammelt und studiert? Wir hätten lange zu tun … Zwei besondere Verheißungen sind für unser geistliches Leben von unschätzbarem Wert:
- das ewige Leben (2. Tim 1,10; Tit 1,2; 1, Joh 2,25): Dieses Leben bringt uns in Gemeinschaft mit göttlichen Personen;
- der Heilige Geist (Gal 3,14): Dieser göttliche „Bewohner“ in uns gibt uns die Kraft, in Neuheit des Lebens zu wandeln.
Was bezweckt Gott denn mit diesen Geschenken? Er möchte, dass wir „Teilhaber der göttlichen Natur“ werden (Vers 4): Christen teilen mit Gott zum Beispiel
- seine Interessen (an nicht erretteten Menschen, an den Kindern Gottes usw.),
- seine „Handlungsweisen“ (Gerechtigkeit, Gnade),
- sein „Wesen“ (Licht, Liebe) als Motiv für das tägliche Handeln. Haben wir schon einmal ein wenig diesen großen Wunsch Gottes praktiziert, im Gebet, im Bibellesen, im Alltag?!
Unsere Antwort auf derart großartige Geschenke und Ziele Gottes sollte da nicht ausbleiben, wir sollten dieses Glaubensgut nicht einfach gut wegschließen, sondern ihm eigene Glaubensenergie hinzufügen (Vers 5-7), und zwar mit Fleiß, mit Eifer. Sieben Kennzeichen, wie eine Pyramide aufsteigend oder auch wie eine Gliederkette ineinander greifend, dürfen wir uns (wieder) neu als „Agenda“ zu Herzen nehmen. Sie bauen aufeinander auf und stellen zugleich den jeweiligen Rahmen des vorher genannten Punktes dar. Wichtig ist, dass man sich nicht einen Teil auf Kosten eines anderen herausgreift, sondern alle sieben Glieder miteinander verbunden verwirklicht.
- Tugend: geistliche Energie, Entschiedenheit – statt „Standby- Modus“ und Abwartehaltung;
- Erkenntnis: Fleißig sein darf nicht zu einem „in die Luft schlagen“ führen, sondern soll zum Aufnehmen, Kennenlernen von Gottes Gedanken führen; andererseits kanalisiert Erkenntnis unseren Eifer.
- Enthaltsamkeit (oder „Selbstbeherrschung“): Mit dem frisch gewonnenen Wissen sollen Christen weise und besonnen umgehen – und zum Beispiel nicht „Zurückgebliebene“ kalt kritisieren;
- Ausharren: Die Umstände, auch unter Mitchristen, mögen manchmal zu einer Geduldsprobe werden; doch gerade dann erweisen sich geistliche „Tugenden“ wie die Selbstbeherrschung…;
- Gottseligkeit: Man kann mit einem „Poker-Face“ schwierige Situationen hinnehmen, aber ein Christ in der Nachfolge des Herrn möchte stattdessen auch dann in der Gesinnung seines Herrn „fromm“, Gott ehrend auftreten;
- Bruderliebe: Bei aller Ausrichtung auf Gott liebt der Christ seinen Bruder neben ihm und verhält sich entsprechend;
- Liebe: Die Bruderliebe ist verankert in der Liebe. „Dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten“ (1. Joh 5,3). Diese Perspektive reguliert auch unsere Bruderliebe.
Manche Christen sind sehr fleißig im Geldverdienen und sogar fleißig auf der Suche nach Vergnügungen, aber träge in göttlichen Dingen. Wundert es, wenn sie geistlich verschmachten? (F.B. Hole)
1,8-11: Echter Glaube > Frucht bringendes Leben > ewiger Segen
„Diese Dinge“, nämlich die sieben Kennzeichen, haben großen Einfluss auf unser Leben; deshalb kommt Petrus fünfmal darauf zurück (1,8.9.11.12.15). Wie sehen sie praktisch im Alltag aus bzw. wie sollten sie sich auswirken? Einige Punkte wollen wir aus diesen inhaltsreichen „Dingen“ mitnehmen:
- Sie sollten in unserem Leben vorhanden sein – ist das der Fall?
- Sie sollten zunehmen – Stillstand ist Rückgang.
- Gott und Menschen werden bei uns dann Fleiß statt Trägheit des Christseins wahrnehmen.
- Wir werden Frucht bringen – Christus wird sichtbar in unserem Leben.
- Wenn wir sie praktizieren, werden wir „niemals straucheln“ – durch Nähe zum Herrn Jesus.
- Wer sie nicht praktiziert, hat seine Bekehrung, die Sündenvergebung aus dem Auge verloren und keinen Blick mehr für die göttliche Weite3.
- Wir empfangen einen großen Segen, dürfen bald eingehen in das „ewige Reich“ unseres Herrn Jesus Christus“ und erhalten dann Lohn für Treue, aber auch schon jetzt Segen im Reich Gottes.
Lohnt es sich nicht, sich neu „ins Zeug zu legen“, mit Engagement geistliches Gut zu erwerben und dann auszuleben? Es ist eine große Freude für den Herrn Jesus und für uns…
Bin ich ein „progressiver“ Christ, der im Glaubensleben wächst und Frucht bringt, oder lasse ich mich durch andere „Attraktionen“ zu Trägheit und Blindheit verleiten?
1,12-15: Petrus tritt ab – Gottes Wort bleibt
Der christliche Glaube gehört nicht in den „Safe“, und das christliche Glaubensleben ist auch kein Selbstläufer. Deshalb appelliert Petrus – auch im Gedanken an seinen baldigen Abschied, sein Sterben – an die Briefempfänger, aktiv zu bleiben. Zugleich bestätigt er ihnen eine geistliche Festigkeit:
- Sie wussten um diese Dinge (Vers 12) – wie steht es darum bei dir und mir?
- Sie waren in der gegenwärtigen Wahrheit „befestigt“ – haben wir geistlich festen Boden unter den Füßen?
- Dennoch hielt es Petrus für recht, sie nochmals „durch erinnerung aufzuwecken“ (vgl. Kap. 3,1) – langweilen wir uns bei „Wiederholungsstunden“ in den Zusammenkünften, oder sind wir froh über Auffrischungen?
- Sie sollten auch nach seinem Heimgang jederzeit imstande sein, sich alles „ins Gedächtnis zu rufen“ – ist die christliche Wahrheit bei uns bedarfsweise „abrufbar“?
Auffällig ist, dass Petrus nicht etwa auf irgendwelche von ihm bestimmte Lehrer oder gar auf einen einzelnen Nachfolger hinweist, sondern auf die (niedergeschriebene) Wahrheit. Das ist auch unser Fundament heute: Wir sollen uns erinnern „an die von den heiligen Propheten zuvor gesprochenen Worte (also das Alte Testament) und an das Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel“ (das Neue Testament) (2. Pet 3,2). Das genügt vollauf – Hinzufügungen zum Bibeltext oder selbsternannte Nachfolger sind Menschenwerk …
Als Fazit von Petrus‘ einleitenden Hinweisen wollen wir für uns lernen:
- Gott hat uns reich beschenkt, um Gemeinschaft mit uns haben zu können;
- als Dank sollten wir darauf mit Fleiß im Glaubensleben reagieren;
- dieser Fleiß „beschert“ uns ein frohes, glückliches Leben mit dem Herrn, auch inmitten des immer deutlich werdenden Niedergangs der Christenheit.
Fußnoten
1 Für allgemeine Hinweise zu Briefempfängern und Verfasser siehe die Einleitung zur Bibelarbeit über 1. Petrus in Folge mir nach, 2012, Heft 9.
2 Der Ausdruck „durch die Gerechtigkeit“ weist offenbar auf die neue Epoche des Christentums hin, in der die Juden als Volk an sich keine Rechte haben, in der Gott aber gerecht handelt, wenn er glaubenden Juden diesen Glauben schenkt.
3 Der Ausdruck „der ist blind, kurzsichtig“ wird wörtlich mit „blind, kurzsichtig seiend“ übersetzt; weil jemand kurzsichtig ist, ist er blind für alles außerhalb seiner „Nahzone“.
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