Bibelstudium

Der erste Brief des Petrus - Teil 4

Petrus hat seinen Briefempfängern bereits grundsätzliche Hinweise zu einem heiligen Alltagsleben gegeben (1,13-25). nur wenn wir heilig leben, ist unser „Gottesdienst“ für Gott von Wert (2,1-10). nun präzisiert Petrus seine Hinweise mit vielen Details – und spornt seine Leser und auch uns besonders durch das großartige Beispiel des Herrn Jesus selbst an..

Das Verhalten von Christen in den irdischen Beziehungen
(Kapitel 2,11 – 3,9)

ohne Bürgerrecht – und doch zu Treue verpflichtet
(2,11-17)

Den Briefempfängern war ihr Status als Entrechtete und quasi Staatenlose gut bekannt. Aber gerade diese Position sollte sie zu einem heiligen, gottesfürchtigen Wandel anspornen:

  • für fleischliche Begierden gilt unter „Fremdlingen“ ein Abstinenzgebot (Vers 11);
  • gerade durch einen ehrbaren Lebensstil inmitten der Welt sind wir den Menschen um uns her ein Anlass, Gott die Ehre zu geben. Das tun sie entweder jetzt freiwillig, indem sie sich bekehren, oder sie werden es später tun müssen, am Gerichtstag (Vers 12).
  • Christen akzeptieren die staatlichen Institutionen und deren Anordnungen, nicht weil sie so gut sind, sondern „um des Herrn willen“; Gott hat sie eingesetzt (Vers 13.14);
  • Wer als Freier (von der Sünde) Gutes tut, erweist sich als ein Sklave Gottes (Röm 6,22) und beendet die Unwissenheit seiner Mitmenschen – sie sehen etwas von Gott in einem solchen Christen und haben keine Angriffsfläche für Kritik mehr (Vers 15.16).

Gerade durch „Gutes tun“ profilieren sich Christen in dieser Welt, insgesamt siebenmal benutzt Petrus diesen Ausdruck in seinem Brief (2,14.15.20; 3,6.11.17; 4,19). Ist das nicht Ansporn genug?


Betrachte ich die Repräsentanten des Staates und ihre Anordnungen als lästig, oder sehe ich in den Personen „Gottes Beamte“ und bete für sie?


Christus als Vorbild für das harte Leben von Sklaven – und für uns
(2,18-23)

Das Arbeitsleben war im Römischen Reich durch manche Rohheit, Ungerechtigkeit und Gewalt gekennzeichnet. Sollten die Untergebenen daher aufbegehren? Zum zweiten von insgesamt drei Malen in diesem Teil seines Briefes fordert Petrus zur Unterordnung auf (vgl. 2,13 und 3,1). Gerade durch das stille Leiden und Gutes tun verhielten sie sich Gott wohlgefällig (Vers 19.20). Doch woher sollten sie dazu die Motivation nehmen, wenn sie geschlagen und geknechtet wurden? Die Antwort besteht in einer Person: Christus! Sein Leben voller Leiden ist „Modell“ für Hausknechte, aber auch für uns als Christen ganz allgemein (Petrus erweitert ab Vers 21 offenbar den Kreis der Angesprochenen):

  1. Er hat für uns gelitten; damit sind nicht die sühnenden, stellvertretenden Leiden gemeint, sondern es geht um den Vorbildcharakter seiner Leiden in seinem Leben.
  2. Wir dürfen „Maß nehmen“ an seinem Verhalten und so seinen Fußstapfen nachfolgen.

Nun beschreibt Petrus detailliert Leiden und Verhalten des Herrn Jesus – darin dürfen wir Ihn bewundern, besonders aber sollen wir Ihm darin nachfolgen:

  1. Er tat keine Sünde (vgl. Joh 8,45.46) – wir sollen ebenfalls nicht sündigen (1. Joh 2,1);
  2. Er hat kein trügerisches Wort ausgesprochen – auch wir sollen wahr und „echt“ sein (vgl. 1. Pet 2,1; 3,10);
  3. Er hat auf verbale Angriffe nicht mit Protest reagiert, sondern geschwiegen – auch wir dürfen „ohne Worte“ (3,1) und durch Segnen (3,9) das Böse mit dem Guten überwinden (Röm 13,21);
  4. Christus hat Leiden, die Ihm zugefügt wurden, geduldig ertragen und alles Gott übergeben – auch wir dürfen hierin unserem Meister folgen (vgl. Mt 5,39).

Wir spüren, wie weit wir oft von diesem Vorbild des Herrn Jesus abweichen, aber wir dürfen Ihn neu um Kraft bitten, „so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1. Joh 2,6).

Christus – einzigartig als Sündenträger
(2,24.25)

In einer Erweiterung seines Gedankengangs stellt Petrus nun die Großartigkeit des sühnenden Leidens unseres Retters und Herrn vor. Wir wollen die bekannten Worte neu auf uns einwirken lassen:

  1. „der“ – Christus, das Lamm Gottes, rein und heilig, gibt sich hin für schmutzige Sünder wie dich und mich;
  2. „selbst“ – Es gab kein anderes Wesen im Universum, das das Problem „Sünde(n)“ lösen konnte;
  3. unsere Sünden“ – die Sünden aller Menschen, die je an Ihn glauben würden, galt es zu tilgen;
  4. „an/in seinem Leib“ – der Herr Jesus war vollkommen Mensch und hat als Mensch die Last unserer Sünden getragen;
  5. „auf dem Holz“ (nicht: „auf das Holz“ – Er blieb ohne eigene und fremde Sünde bis zu den drei Stunden der Finsternis) – ein am Holz Hängender war das Zeichen für die Abscheu vonseiten Gottes (5. Mo 21,23); und gerade dieses Kreuz war Gottes Kraft zur Errettung (1. Kor 1,18);
  6. „getragen hat“ – das Austilgen, Sühnen, „Vernichten“ der Milliarden von Sünden geschah dort am Kreuz; über das Wie dieses herrlichen und zugleich so schweren Tragens schweigt die Schrift (auch wenn uns Bilder wie zum Beispiel das Sündopfer ein wenig die Tiefe dieser Leiden veranschaulichen);
  7. „durch dessen Striemen ihr heil geworden seid“ – in einer Art Bildersprache (vgl. Jes 53,9) fasst Petrus nochmals dieses Sühnungswerk zusammen und appelliert an die Herzen damals und heute (es geht nicht um körperlich zugefügte Striemen, sondern um die „Schläge“ vonseiten des heiligen Gottes).

Ist das Leiden des Herrn Jesus nicht allergrößte Motivation, den Sünden abgestorben, für tot erklärt, jetzt nach Gottes gerechten Maßstäben zu leben (Vers 24c)?! 


Herr Jesus, präg tief in mich Deine Lammesart, und lass mich nie vergessen, was und wie Du auf Golgatha für mich gelitten hast.


Christliche Ehefrauen und Ehemänner – ein Segen füreinander
(3,1-7)

Petrus setzt die Reihe der Ermahnungen zum Unterordnen (vgl. 2,13 und 2,18) mit Hinweisen zum Verhalten von Ehefrauen fort. Im Eheleben kann man großes Glück, aber auch tiefstes Elend erleben; besonders schlimm trifft es dabei oft gläubig gewordene Frauen ungläubiger Männer. Aber auch gläubige Ehepartner können viel Schaden anrichten. Einige Hinweise aus diesem Abschnitt leuchten auch in unser, ach so modernes Leben hinein und können zu ernstem Beten für Ehen, aber auch zu richtigem eigenen Verhalten anregen:

  1. Die Unterordnung der Frau unter den Mann (Vers 1) geht normalerweise einher mit der Fürsorge des Mannes für seine Frau (dann ist es für beide leicht). Stimmt es bei dem Mann in dieser Hinsicht nicht (hier: weil er ungläubig ist), so darf die Frau sich vom Herrn die Kraft erbitten, ihn ohne Wort durch ein geistliches Verhalten zu gewinnen. Beten wir genug für solche Frauen?
  2. Das Auftreten einer christlichen Frau ist nicht durch „Hochstylen“, sondern durch das Sichtbarwerden eines stillen, verborgenen Lebens mit dem Herrn gekennzeichnet (Vers 3-5). Solche Frauen sind wertvoll, besonders für Gott. Haben wir das als Männer/Jungen und Frauen/Mädchen im Blick?
  3. Christliche Ehemänner treten nicht als Paschas auf, sondern umgeben ihre Frauen mit Liebe, berücksichtigen deren besondere Konstitution und genießen mit ihnen frohe Gemeinschaft des Glaubens, besonders im Gebet (Vers 7).

Das Resümee: Christen als Nachfolger ihres Herrn
(3,9.10)

Mit einem „Endlich aber“ beschließt der Apostel seine praktischen Hinweise in diesem Teil. Ein Grund zum Aufatmen für alle bisher nicht angesprochenen Gruppen von Christen, dass sie jetzt einbezogen werden? Ja, es sind jetzt wieder alle „dran“, aber die Hinweise sind herausfordernd und nur durch bewusste Nähe zum Herrn zu verwirklichen:

  1. „Seid alle gleichgesinnt“ – haben wir als Christen wirklich dieselbe Denkausrichtung auf Christus und sein Wort, oder lassen wir alle möglichen anderen Denkströmungen in unserem Herzen und Leben zu?
  2. „mitleidig“ – wann habe ich zum letzten Mal echtes Mitgefühl, Sympathie, mit einem Christen in Not empfunden und gezeigt?
  3. „voll brüderlicher Liebe“ – nicht die Wertschätzung von guten Freunden oder Verwandten, sondern echte Bruderliebe, auch und besonders zu „frischem Blut“ unter den Christen, ist gefragt. Kennzeichnet mich das?
  4. „barmherzig“ – erbarme ich mich über den Bruder, die Schwester neben mir, oder habe ich eher harte Urteile über ihn/sie?
  5. „demütig“ – weiß ich mehr oder habe ich mehr Erfahrung als andere und zeige das auch gerne? Oder ist mein Denken durch Bescheidenheit gekennzeichnet, so dass ich mich gerne zu den Niedrigen halte (Röm 12,16)?
  6. „vergeltet nicht …“ – zahle ich mit gleicher Münze heim? Oder habe ich von meinem Retter gelernt (2,23)? Immerhin steht diese Aufforderung dreimal im NT (Röm 12,17, 1. Thes 5,15)!
  7. „segnet“ – für den anderen Gottes Segen erbitten, auch wenn er mir gegenüber böse aufgetreten ist, stellt einen wirklich gesegneten Dienst dar. Handle ich so?

Der manchmal graue Alltag wird hell und gesegnet, wenn wir Christus vor Augen haben.


Wir spüren: Der oft schwierige Lebensalltag kann nur durch das immer neue Betrachten der Person des Herrn Jesus wirklich „gemeistert“ werden – so dass wir Kraft für den Weg erhalten und auch diesen „Meister“ mehr reflektieren. Darüber wollen wir auch in der nächsten Folge weiter nachdenken. Bis dahin: Viel Freude mit Jesus als Meister, Vorbild und Herrn im Alltag!

O Herr, wie warst Du doch
geduldig, rein und treu!
Lehr mich, in Demut so Dein Joch
zu tragen täglich neu.
(Geistliche Lieder, Nr. 201)