Bibelstudium

Der erste Brief des Petrus

der erste Brief des Petrus Teil 3

(Kapitel 1,13-2,10)

im ersten textteil des briefes (1,1-12) stellt Petrus den briefempfängern und auch uns die großartigkeit des christlichen glaubens mit dem herrn Jesus als zentrum vor. mit der ausrichtung auf ihn und die herrlichkeit im himmel sind wir nun mit der notwendigen „marschverpflegung“ versehen, um im alltag nach gottes Willen zu leben. außerdem schauen wir uns das große Thema der Priesterschaft an. das sind die beiden hauptthemen in diesem heft.

2. heiliger wandel und brüderliche liebe (Kapitel 1,13-25)

heilig leben aus Überzeugung (1,13-16)
Wer eine so großartige Errettung der Seele erfahren hat und außerdem noch auf eine herrliche Errettung am Ende des Lebens wartet, möchte sich gegenüber seinem Retter dankbar erweisen. Mit dem „Deshalb“ in Vers 13 verbindet Petrus diese beiden Gedanken und fordert uns auf, unsere Lebensführung auf den Herrn auszurichten. Wir sollen

  1. 1. die Lenden der Gesinnung umgürten: unser Denken „straffen“, erfüllt von der Errettung 1 ;
  2. 2. nüchtern sein: Nebeneinflüsse in unserem Leben „austrocknen“, um Gottes Willen zu erkennen;
  3. 3. auf die Gnade hoffen: den Blick gerichtet halten auf das Kommen des Herrn Jesus in Herrlichkeit, wenn wir die Gnade in ihrer Fülle erhalten werden.

Daraus ergibt sich ein Kontrast zum Leben vor der Bekehrung, in dem sündige Begierden den Alltag prägten. Jetzt sind wir Kinder des Gehorsams und haben daher von Natur aus den Wunsch, Gott zu gehorchen. Doch das müssen wir uns immer wieder bewusst machen:

  1. 1. Gott ist heilig;
  2. 2. Er hat uns berufen und für sich geheiligt (für immer, ohne Schwankungen; s. 1,2);
  3. 3. jetzt sollen wir auch „in allem Wandel“ heilig sein (täglich, leider ist das bei uns oft mit Schwankungen verbunden).


Gott selbst wirkt mit an unserer täglichen Heiligung, durch sein Wort (Eph 5,26; Joh 17,17). Bin ich bereit, selbst auch Hand anzulegen und die konkreten Aufforderungen zur Lebensheiligung zu beachten (Röm 6,19; 1. Pet 3,15)?

nähe zum Vater anlass zu gottesfurcht motiv: erlösung durch christus (1,17-21)
Den großen Gott, der uns zuvor erkannt und uns wiedergeboren hat (1,2.23), dürfen seine Kinder jetzt als Vater anreden. Großartige Vertrautheit – kennen wir sie? Doch dieser Vater erzieht

 

1 das umgürten ist sicher eine anspielung auf das erste Passah in Ägypten (2. mo 12,11) dort wurde die Kleidung in den reise-modus gebracht, hier im Petrusbrief wird diese „reisehaltung“ von unserer denkhaltung gesteuert.

 

und korrigiert seine Kinder entsprechend ihren Werken. Ein Kind Gottes kommt nicht mehr ins ewige Gericht (Joh 5,24), aber falsche Wege nötigen unseren Vater zum Eingreifen in unser Leben (vgl. Heb 12,10). Daher sollten wir in Gottesfurcht leben, d.h. mit heiliger Besorgnis alles Böse vermeiden und zugleich mit aller Entschiedenheit Gott zu ehren suchen – schließlich sind wir hier „Fremdlinge“ und leben nach himmlischen und nicht nach weltlichen Maßstäben. Doch was motiviert zu einem solchen Verhalten? Es ist das Wissen um die Erlösung durch den Herrn Jesus (Vers 18: „indem ihr wisst“):

  • Silber und Gold konnten früher äußerliches Freikaufen bewirken (2. Mo 30,15; Ps 105,37), aber keine ewige Erlösung;
  • diese ewige Erlösung wurde nur durch das Blut des Christus, d.h. durch seinen Tod, ermöglicht.

Über unseren Erlöser erfahren wir in diesen Versen wichtige Mitteilungen:

  1. 1. Diese Person wird als ein Lamm ohne Fehl und Flecken beschrieben, das daher als einziges Opfer „qualifiziert“ war, Sünden zu sühnen – als Reiner für die Unreinen;
  2. 2. Er war bereits vor Grundlegung der Welt zu diesem Opfertod ausersehen worden;
  3. 3. Er ist um unsertwillen offenbart worden, d.h. in diese Welt gekommen, und hat das Werk vollbracht;
  4. 4. durch Ihn glauben wir an Gott;
  5. 5. Er ist jetzt auferweckt und mit Majestät bekleidet im Himmel;
  6. 6. diese Person im Himmel fixiert unseren Glauben und unsere Hoffnung auf Gott.

Geben uns diese Begründungen für ein heiliges und gottesfürchtiges Leben nicht auch allen Anlass, unseren Erlöser im Alltag durch Gehorsam Ihm gegenüber zu ehren?


Wie steht es um meine Beschäftigung mit der Person und dem Werk des Herrn Jesus, damit ich ein wirklicher Nachfolger meines Erlösers werde?

Denn jene (Väter) zwar züchtigten uns für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, er aber zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Hebräer 12,10

erste Beweise des neuen lebens: dauerhafte Bruderliebe (1,22-25)
Bei der Bekehrung hat Gott gewirkt und unsere Herzen gereinigt (Apg 15,9; 1. Kor 6,22; Heb 9,14). Doch auch wir waren „aktiv“ und haben Gott beim Wort genommen und Ihm so gehorcht. Gehorsam ist ein wesentliches Kennzeichen von Christen:

  1. 1. Er ist die erste Regung des neuen Lebens (1,2: „zum Gehorsam Jesu Christi“);
  2. 2. er kennzeichnet uns als Gottes Kinder (1,14: „Kinder des Gehorsams“);
  3. 3. er führte zur Reinigung des Inneren (1,22: „… gereinigt durch den Gehorsam gegen die Wahrheit“).

Dieser Gehorsam gegen die Wahrheit zeigt sich sozusagen automatisch in der ungeheuchelten Liebe zum Bruder und zur Schwester. Sie haben dieselbe Errettung erlebt, besitzen dasselbe Leben, kennen denselben Gott als Vater. Doch auch hier gilt es, sich der Fakten bewusst zu bleiben und sie entsprechend auszuleben:

  • Die Liebe soll anhalten und nicht wie ein Strohfeuer innerhalb kurzer Zeit erlöschen („anhaltend“);
  • sie soll aus reinem Herzen betätigt werden, ohne falsche, unlautere Nebengedanken;
  • so wie wir aus unvergänglichem Samen, dem Wort Gottes, wiedergeboren wurden, sollte auch unsere Liebe zu den Mitgeschwistern durch diese Dauerhaftigkeit gekennzeichnet sein.


Herr Jesus, bitte hilf mir, bei meinen Mitchristen mehr die Merkmale des neuen Lebens und nicht ihre Schwächen und Fehler zu sehen – damit ich sie von Herzen liebe.

3. gottes Volk als heilige und königliche Priesterschaft (Kapitel 2,1-10)
Keine Sorge: Auch in diesem Kapitel geht es um jeden von uns, nicht nur um gereifte Christen jenseits von 30 oder 50 Jahren! Schließlich gehören wir als wiedergeborene Menschen alle zum Volk Gottes und möchten Ihm dienen!? Gerade „dienen“ beschreibt nämlich die zentrale Aufgabe von Priestern: Dienst für Gott und Dienst an Menschen. Daher können wir unbesorgt auch dieses Thema der Priesterschaft studieren – es ist vielleicht für den einen oder anderen eine Entdeckungsreise in ein neues Land. Auch wollen wir hier und da wieder zur Lupe greifen. Es lohnt sich allemal …

gott gemäßer alltag Voraussetzung für gott gemäße anbetung (2,1-3) Petrus, der „Praktiker“ unter den Aposteln, möchte seine Leser mitnehmen in die Großartigkeit des christlichen Gottesdienstes mit dem Herrn Jesus als „Leiter“ und Mittelpunkt. Doch gerade die Praxis im Alltag kann ein großes Hindernis hierfür sein. Daher müssen erst einmal diese Stolpersteine zur Seite geräumt werden:

  1. 1. Bosheit: eine falsche innere Einstellung;
  2. 2. Trug: Verstecken von falschen Gedanken und Taten;
  3. 3. Heuchelei: Vortäuschen falscher Tatsachen;
  4. 4. Neid: die Begierde nach Dingen, die andere besitzen;
  5. 5. Übles Nachreden: „stille Post“ mit oft verheerenden Folgen unter Christen.

Wie können diese schlechten Kleidungsstücke am besten „abgelegt“ werden? Durch permanente, hungrige Aufnahme von Gottes Wort! Das gibt Wachstum, und es hilft, das Böse zu meiden; außerdem ist es eine wichtige Voraussetzung, um Gott seinem heiligen Wesen gemäß anbeten zu können. Wir schmecken bei der Nahrungsaufnahme: Der Herr ist gütig!

eine heilige Priesterschaft in gottes haus (2,4-5)
Wer die Güte dieses Herrn einmal geschmeckt hat, möchte Ihm dafür auch Dank und Lob opfern, und zwar besonders gemeinsam mit anderen Erlösten. Die inhaltsreichen Verse vier und fünf können in sieben Punkte zusammengefasst werden. Der Gottesdienst der Christen wird gekennzeichnet durch

1. das wahre Zentrum: „zu welchem“: Der Herr Jesus ist die attraktive, anziehende Person des christlichen Zusammenkommens;

2. die richtige haltung: „kommend“: Wir sind zu Ihm als Retter gekommen, aber die Nähe zu Ihm muss immer neu realisiert werden und ist nicht ein für allemal „gebucht“;

3. die einzige Basis: „ein lebendiger Stein“: Christus als Sohn des lebendigen Gottes ist die Basis der Versammlung (Gemeinde, Kirche), vgl. Mt 16,18;

4. das geistliche haus: „werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus“: Christen bilden als Steine das eine Haus Gottes. Dieses Haus ist nicht sichtbar - wie das erste „Bethel“ („Haus Gottes“) durch Gottes Gegenwart geprägt war (1. Mo 28,17-19), nicht durch Äußeres. Gott wohnt in diesem Haus, das durch Herrlichkeit und Heiligkeit (Ps 29,9; 93,5) gekennzeichnet ist;

5. die neue Priesterschaft: „eine heilige Priesterschaft“: Der, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut (Off 1,5), hat uns jetzt auch zu Priestern gemacht (Off 1,6) – jeder wahre Christ ist ein solcher! Die Würde dazu kommt von Christus, durch dessen Opfer wir geheiligt worden sind (Heb 10,10) – eigene Leistungen oder Ordinationen durch andere sind da völlig fehl am Platz. Jeder ist persönlich Priester, aber es ist zugleich eine Priesterschaft, eine Priesterfamilie, die zusammen Gott dienen darf (Heb 2,11; 10,19);

6. die geistliche anbetung: „um geistliche Schlachtopfer darzubringen“: Im Alten Testament wurden Tiere und Lebensmittel geopfert, die im Vorausbild auf Christus und sein Opfer hinwiesen. Christen heute dürfen Gott Lob opfern, Ihn preisen, Ihm etwas sagen von der Schönheit der Person und der Größe des Werkes des Herrn Jesus. Das ist dann eine geistliche, „inhaltliche“ Anbetung, nicht mehr eine materielle wie früher(Joh 4,24). Zugleich sind diese „Opfer“ auch durch den Geist gewirkt (Phil 3,2). Themen dieser Lobopfer (durch Lieder, Gebete oder Bibeltexte „formuliert“) können zum Beispiel sein:

  • seine Liebe zu Gott und zu uns (Joh 10,17; Eph 5,2);
  • sein Gehorsam bis zum Tod (Phil 2,8);
  • seine Leiden am Kreuz für Sünden (Ps 22,1-12; 1. Pet 2,24; 1. Pet 3,18; 2. Kor 5,21);
  • seine Leiden von Menschen um der Gerechtigkeit willen (Ps 69); seine Leiden als Mensch, als verworfener Messias (Ps 102);
  • seine Hingabe an Gott (Heb 10,5).

7. das mitwirken christi: „Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“: Oft sind unsere Gedanken über den Herrn Jesus Stückwerk, mit Fehlern behaftet oder auch einfach sehr unkonzentriert. Das soll uns nicht entmutigen, dennoch an Ihn zu denken, Gott zu loben. Denn: Christus selbst als „Leiter“ des Gottesdienstes, als großer Priester stimmt den Lobgesang in unseren Herzen an (Heb 2,12; 10,21) und perfektioniert ihn so, dass er Gott wohlgefällig ist.


Das Singen von Liedern oder Lesen von Bibeltexten in den Zusammenkünften ist nicht automatisch Opfern von Lob. Es geschieht nur dann, wenn wir in Gedanken dabei sind und wenn die Themen uns im Herzen berühren. Gehe ich mit der richtigen Einstellung und zubereitet in diese Stunden? Womit beschäftige ich mich am Abend vorher?

christus anstoß oder Kostbarkeit (2,6-8)?
Die Person des Herrn Jesus zwingt zu einer Entscheidung, entweder für Ihn oder gegen Ihn: „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“ (Mt 12,30). So haben die Juden Ihn damals verworfen, sich an Ihm gestoßen und Ihn wie einen unbrauchbaren Stein beim Hausbau verworfen. Doch für die Briefempfänger, die ja auch aus dem Judentum kamen, bedeutete der Herr Jesus unendlich viel: Er ist

  • ein Eckstein, d.h. ein Stein, an dem sich das ganze Haus Gottes ausrichtet (Eph 2,20);
  • auserwählt: bei seiner Taufe (Mk 1,9.11), auf dem Berg (Mt 17,5) und auch in der Auferstehung (Röm 1,4) hat Gott gezeigt, dass Christus seine „erste Wahl“ ist – und Er sollte auch unsere sein;
  • kostbar: der Wert seiner Person übersteigt den Wert jeder anderen Person.

das neue Volk gottes eine königliche Priesterschaft (2,7-10)
Im Alten Testament wollte Gott aus dem Volk Israel ein Königreich von Priestern machen (2. Mo 19,6). Doch durch den Ungehorsam der Menschen damals konnte Gott seinen Plan nicht realisieren; trotzdem blieb Israel bis zur Verwerfung des Messias wenigstens äußerlich Gottes Volk. Da war es für die zu Christus bekehrten Briefempfänger aus dem Judentum ein starker Trost zu erfahren, dass gerade sie jetzt zu dem neuen Volk Gottes gehörten. Dieses neue Volk beschreibt Petrus mit vier Ausdrücken, die wir auch auf uns heute anwenden dürfen:

  1. 1. „ein auserwähltes Geschlecht“: nicht die ungläubige Masse der Juden (oder der Namenschristen heute), sondern die Glaubenden bilden eine auserwählte Familie (vgl. Jes 43,20.21 in Bezug auf die Zukunft Israels);
  2. 2. „eine königliche Priesterschaft“: Gottes Plan des Volkes von Priestern realisiert sich jetzt in den Christen, die wie Melchisedek (1. Mose 14) zum Segen für andere leben;
  3. 3. „eine heilige Nation“: Menschen, die an Christus glauben, werden von Gott geheiligt, abgesondert durch das Blut Christi (Heb 13,12);
  4. 4. „ein Volk zum Besitztum“: Die Erlösten gehören jetzt Gott als Eigentum (Tit 2,14).

Was für Ziele verfolgt Gott nun mit seinem Volk auf der Erde? Es soll seine Tugenden, seine Vortrefflichkeiten verkündigen, proklamieren. Wie geschieht das? Durch unser Verhalten, durch unsere Taten, durch unsere Worte sollen wir etwas von Gottes „Eigenschaften“ in dieser Welt zeigen, übrigens auch und zunächst gegenüber den Gläubigen, zum Beispiel:

  • seine Liebe: liebe ich die Menschen um mich herum?
  • seine Heiligkeit: gehe ich auf Distanz zu Bösem in meiner Umgebung?
  • seine Gnade: Zeigt sich in meinem Leben etwas von Gottes Gnade?
  • seine Barmherzigkeit: Begegne ich Menschen mit Mitleid und Erbarmen wie Gott?
  • seine Geduld, seine Güte usw.

Von Kapitel 2,11 an steigt Petrus mit vielen konkreten Hinweisen in diese Lebenspraxis ein und hilft uns dadurch, dieser königlichen Priesterschaft im Alltag zu entsprechen. Darüber wollen wir nächstes Mal nachdenken. Bis dahin: Viel Freude als „Priester“ – persönlich und in den Zusammenkünften zur Ehre Gottes, und im Alltag zum Segen für die Mitmenschen!


Zubereitete Gläubige preisen Gott als heilige Priesterschaft – im Heiligtum, „am Sonntag“. Als königliche Priester proklamieren sie durch Wort und Tat die Vortrefflichkeiten Gottes – im Alltag. Stimmen diese beiden Seiten der Priesterschaft bei mir überein, oder muss ich Sonntags- und Alltagsverhalten überprüfen?

martin schäfer