Bibelstudium

Der erste Brief des Petrus

der erste Brief des Petrus

Teil 2

Segnungen auf dem weg des gläubigen durch leiden zur herrlichkeit (Kapitel 1,1-12)

beim letzten mal haben wir den ersten Petrusbrief geöffnet und sowohl den autor als auch die empfänger ein wenig kennengelernt. Zusammen mit der ebenfalls vorgenommenen Skizzierung der hauptthemen hilft uns dies nun, die einzelnen abschnitte etwas näher zu beleuchten. Dabei wollen wir die Fernsicht (für die einleitung) beenden und mehr aus der nähe einblick in gottes Wort nehmen. ab und zu wird auch mal der griff zur lupe nützlich sein zu schön sind manche Details der Texte. Wer den bibeltext vor dem Durchlesen dieses Überblicks in ruhe und unter gebet auf sich hat einwirken lassen, kann jetzt sicher gut gerüstet einsteigen

 

Fremdlinge in der welt zuhause bei gott (1,1-2) Petrus schreibt an Fremdlinge, also Menschen, die von zuhause entfernt wohnten und zudem kein Aufenthaltsrecht an ihrem Wohnort hatten. Deshalb wurden sie zu Beginn an ihre Auserwählung erinnert, die in dreifacher Richtung beschrieben wird:

  1. „nach Vorkenntnis des Vaters“: Die persönliche Auserwählung entsprach der ewigen Kenntnis Gottes und hat ihren Ursprung in der Ewigkeit (Eph 1,3); sie steht übrigens im Kontrast zur nationalen, zeitlichen Erwählung von Israel (5. Mo 7,6);
  2. „durch (in) Heiligung des Geistes“: Der Heilige Geist hat in das Leben der Auserwählten eingegriffen und sie zur neuen Geburt geführt (Joh 3,3-6; 1. Thes 1,5) und sie dadurch geheiligt, für Gott reserviert ( vgl. 2. Thes 2,13); diese Heiligung ist ewig, absolut, innerlich – dem sollte im Leben von Christen die tägliche Heiligung (vgl. 1. Pet 1,15) folgen;
  3. „zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi“: Das erste Ziel und Zeichen des Gläubigen ist Gehorsam (Röm 6,19) – so wie der Herr Jesus stets seinem Gott gehorchte. Wer gehorcht, wird schnell lernen, dass er jetzt hinter dem Blut, dem Erlösungswerk des Herrn Jesus, in ewiger Sicherheit ist. (Der Ausdruck „Blutbesprengung“ nimmt Bezug auf 2. Mose 24,3-8 und auf 3. Mose 16,14.19 am Sühnungstag; vgl. Heb 9,18-24.)

Übrigens: Alle drei Personen der Gottheit werden in diesem kurzen Text erwähnt – ein besonders deutlicher Hinweis auf die Dreieinheit. Sie prägen auch die nächsten neun Verse dieses Kapitels:

1,3-5: Gott, der Vater
1,6-9: Gott, der Sohn (Jesus Christus)
1,10-12: Gott, der Heilige Geist.

Man kann gut verstehen, dass der Apostel den Geschwistern ein Wachstum in dem Bewusstsein der Gnade und dem Frieden dieser göttlichen Personen und des Heils wünscht (Vers 2)!

 


Wie steht es um mein Wissen, von Gott zu großartigen Segnungen auserwählt worden zu sein – so dass ich „exklusiv“ für Ihn geheiligt worden bin? Zeigt sich das in meinem Glaubens- und Alltagsleben?

 

Sieben motivationen für den glaubensweg (1,3-9)

Der lange Satz von Vers 3 bis Vers 9 bzw. sogar bis Vers 12 wirkt zunächst ziemlich kompliziert, und er ist tatsächlich sehr inhaltsreich. Für unser Überblicksstudium wollen wir uns auf einige Kernaussagen beschränken – eigene Detailstudien können dann darauf aufbauen.

Petrus kleidet seine Ausführungen in einen großartigen Lobpreis, der im Neuen Testament dreimal vorkommt:

  • Epheser 1,3: Lobpreis für die großen Segnungen in Christus im himmel;
  • 1. Petrus 1,3: Lobpreis für die zukünftigen Segnungen und die Bewahrung auf dem Weg;
  • 2. Korinther 1,3: Lobpreis für Tröstungen vom Vater der Erbarmungen.

In den sieben Versen stehen sieben Aspekte und Segnungen des Christen im „Rampenlicht“, um die geprüften Gläubigen damals und uns heute zu stärken auf dem Weg mit dem Herrn Jesus. Wir wollen uns diese Aspekte anschauen:

1. eine lebendige hoffnung (Vers 3)

Gott hatte die Briefempfänger in seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren (vgl. 1,23), und zwar nicht nur für diese Zeit, sondern für eine großartige Zukunft bei und mit Christus (Hoffnung meint in der Bibel etwas Sicheres, was man aber noch nicht sieht – nicht etwa etwas Vages, Unsicheres, vgl. Heb 11,1). Garantie für diese Hoffnung ist die Auferstehung des Herrn Jesus aus den Toten als Basis unseres Glaubens (vgl. 1. Kor 15,1-11).

2. ein erbteil (Vers 4) Die Juden hatten ihr ganzes Land als irdisches Erbteil verspielt und verloren. Jetzt wird das Augenmerk der Leser auf ein viel wertvolleres Erbe gelenkt, und zwar bevor über den manchmal rauen Weg zu diesem Ziel gesprochen wird. Es ist in den Himmeln aufbewahrt – weder Motte noch Rost noch die eigene Untreue können es vernichten. Vier Kennzeichen dieses Erbes vertiefen die Freude darüber; es ist

a) unverweslich: Die Substanz ist ewig und unvergänglich;

b) unbefleckt: Die Reinheit des Erbes kann durch keine einzige Sünde, nicht durch unreine Menschen (Off 21,27) und auch nicht durch den Teufel beeinträchtigt werden; vgl. dazu den Gegensatz zum irdischen Erbe in Jeremia 2,7;

c) unverwelklich: Die Schönheit ist großartig (vgl. die Blumen in 1. Kön 6,18.29);

d) aufbewahrt in den Himmeln: Der beste Tresor des Universums, den es gibt, sichert diesen Schatz.

Höchsterstaunlich: Das Erbteil wird nicht näher beschrieben! Übersteigt es unsere jetzigen Kapazitäten? Jedenfalls spricht das Neue Testament z.B. im Hebräerbrief vom „Vaterland“ und einer „Stadt“ (Heb 11,9.14), und der Herr Jesus verheißt seinen Jüngern als Erbe das (1000-jährige) Königreich (Lk 12,32) 1 . Freuen wir uns darauf?

3. errettung in herrlichkeit (Vers 5) Die Gläubigen werden auf ihrem Weg bewahrt, und zwar a) „durch (in) Gottes Macht“ – das ist die göttliche Kraft; b) „durch Glauben“ – das ist die persönliche Glaubensenergie (vgl. Lk 22,32).

Ein ähnliches „Duo“ beschreibt Paulus übrigens in Philipper 2,12.13: Die Christen sollten ihr eigenes Heil (nicht die ewige Errettung, sondern das Leben im Glauben bis zum Erreichen des Ziels, wenn der Erlöste bei Christus sein wird) bewirken – doch Gott selbst bewirkt das Wollen dazu.

Diese Bewahrung „gilt“ bis zur Errettung. Errettung – die haben wir doch schon längst, oder? Ja und nein. Gottes Wort benutzt dieses Wort nämlich im Wesentlichen in drei durchaus unterschiedlichen Aspekten:

  1. „Start-Errettung“: Errettung der Seele (1. Pet 1,9) bei der Bekehrung (Eph 2,8; 2.Tim 1,9);
  2. „Tages-Errettung“: Bewahrung auf dem Weg des Glaubens (Heb 7,25; Röm 5,10);
  3. „Schluss-Errettung“: Errettung zeitlich und vom Umfang her vollendet beim Kommen des Herrn Jesus als „Retter“ (Phil 3,21; 2.Tim 2,10).

Petrus benutzt den Ausdruck fast immer in dieser letzten Bedeutung. Diese Errettung wird also noch „offenbar“ werden, nämlich in der letzten Zeit (d.h. zu Beginn des Tausendjährigen Reiches) 2 und ist jetzt noch nicht zu sehen.

4. Versuchungen (Vers 6)

Die Freude auf die Errettung, das großartige „Finale“, geht einher mit Schwierigkeiten, Prüfungen, die unser guter Gott und Vater zu unserer Erziehung nutzt. Diese Prüfungen von oben sind zu unterscheiden von Versuchungen von innen und vom Teufel (vgl. Jak 1,13; 4,7) und haben einige Besonderheiten:

  1. Sie sind notwendig – zur Umkehr von verkehrten Wegen, zur Vorbeugung (Heb 12,6-8), oder um unseren Glauben zu stärken;
  2. sie sind zeitlich begrenzt („eine kurze Zeit“) – Gott ist der beste „Zeitmesser“ hierfür;
  3. sie sind qualitativ unserer Tragkraft angepasst (1. Kor 10,13) – Gott ist unser Vater!
  4. sie sind normal (1. Pet 4,12) – wir bleiben lebenslang in Gottes Schule;
  5. sie verfolgen ein Ziel (Vers 7) – Gott wird jede erduldete Prüfung belohnen!

Übrigens: Der Herr ist bei uns in diesen Prüfungen und liebt uns (Jes 43,1-3)!


Wo kein Glaube ist, ist auch kein Feuer der Erprobung nötig (W. Kelly). Herr, vermehre uns den Glauben, und gib uns Kraft, Dir treu zu bleiben!

 

5. lob (Vers 7)

Der Schmelzer schmilzt und reinigt das Metall – vielleicht, bis er sein eigenes Gesicht im so gewonnenen Spiegel sehen kann (Mal 3,2.3). Ist das nicht ein Ansporn, in Prüfungen auszuharren? Der Herr wünscht, dass sich seine Wesenszüge in unserem Leben widerspiegeln.

Wer dem Herrn treu bleibt, durch die Kraft, die Er selbst schenkt, wird Großartiges erleben: Seine Treue wird belohnt („Du guter und treuer Knecht … gehe ein in die Freude deines Herrn“, Mt 25,21) – und die Leiden werden zu Lob „umgemünzt“, wenn der Herr Jesus in Herrlichkeit offenbar wird. Dann werden alle Menschen sehen, was die Gnade Gottes in sterblichen, aber durch Gottes Kraft bewahrten Gläubigen bewirken konnte (vgl. 2. Thes 1,10; 1. Kor 15,58; Off 19,8). Ist das nicht ein starkes Motiv, auszuharren in dem Wissen: Meine bestandenen Prüfungen werden das Lob meines Erlösers steigern?!

6. Freude (Vers 8)

Die Offenbarung von Jesus Christus steht noch aus, aber bis dahin gucken wir als Christen nicht etwa ins Leere; ganz im Gegenteil:

  1. Wir lieben den Herrn Jesus, obwohl wir Ihn nicht gesehen haben (übrigens im Gegensatz zu Petrus). Warum? Weil Er uns zuerst geliebt hat (1. Joh 4,19);
  2. wir glauben an Ihn und frohlocken über Ihn mit herrlicher, „transformierter“ Freude, obwohl wir Ihn jetzt mit unseren leiblichen Augen nicht sehen.

Wie wird dieses Lieben, diese Freude, erzielt? Gottes Wort ist voll von Beschreibungen über unseren Erlöser; wenn wir mit den Augen des Herzens (Eph 1,18) dieses Wort lesen, kann die Freude nicht ausbleiben, sie fließt beinahe über in Jubel. Kennen wir etwas von dieser Freude?!

„Der Glaube ist das Fernglas für die Seele … wir sehen Jesus als eine Realität“ (F.B. Hole).

7. errettung der Seele (Vers 9)

Auf diesem Weg, der nicht immer leicht ist, von dem wir aber wissen, dass er in der Herrlichkeit endet, tragen wir schon einen gewaltigen Segen als „Trophäe“ mit davon: die Errettung der Seele. Was für ein Glück, erlöst zu sein, ewig gerettet, ein Eigentum des Herrn Jesus – dieses Glück kann uns niemand mehr streitig machen (vgl. Joh 10,27-30)!

Der Ausdruck „Ende des Glaubens“ meint offenbar:

  1. das Ziel des Glaubens: Wir haben dem Herrn Jesus und seinem Werk geglaubt, um gerettet zu werden (Eph 2,8);
  2. das ergebnis des Glaubens: Das Ergebnis dieses zuerst genannten Punktes ist bereits erreicht; die Errettung (nämlich der Seele) ist da.


Herr Jesus, bitte hilf mir, auf dem Lebensweg als Christ Dir auch in schwierigen Zeiten zu vertrauen; und gib mir immer wieder den Blick auf Dich selbst und auf die herrliche Zukunft bei Dir im Himmel.

rettung durch einen leidenden und auferstandenen christus (1,10-12)

Petrus greift in Vers 10 die Seelenerrettung auf und beschreibt, wie dieses Thema schon im Alten Testament niedergeschrieben wurde – und dass es den leidenden und verherrlichten Christus als „Basis“ hat.

  • Diese errettung ist nicht eine menschliche Leistung, sondern entspricht göttlicher gnade 3 („Errettung … die von der Gnade …“);
  • die Propheten des Alten Testaments haben von dieser Gnade, die den Christen aus Juden und Heiden geschenkt werden sollte, geweissagt (vgl. z.B. Ps 67,3; Jes 45,21.22);
  • in ihren Nachforschungen konnten sie als treue Juden nicht „herausbekommen“, wann („auf welche Zeit“) das sein könnte und was für eine Epoche („welcher Art Zeit“) das sein würde;
  • der Geist Christi in ihnen deutete schon damals auf die Leiden und die späteren Herrlichkeiten hin – beides war für die Realisierung des Heils erforderlich;
  • eine Offenbarung erhielten die Propheten allerdings, nämlich dass ihre Heilsbotschaft Menschen späterer Generationen und nicht ihrer Zeit galten;
  • schließlich wurde diese Botschaft durch die Evangelisten zur Zeit des Neuen Testaments verkündigt – auch das geschah (und geschieht) durch den Heiligen Geist;
  • der Inhalt der Verkündigung ist so großartig, dass Engel gerne mehr darüber wüssten – und sich doch nur anbetend vor ihrem Schöpfer verneigen können („hineinschauen“ meint „sich vorbeugen“), ähnlich wie die Cherubim-Engel auf die Bundeslade schauten (2. Mo 25,20).

Diese großartige Errettung wird in diesem Text übrigens in drei Stufen beschrieben:

  1. Die Propheten haben sie beschrieben, inspiriert durch den Heiligen Geist (V. 10.11);
  2. der Heilige Geist wurde vom Himmel gesandt und hat die Verkündigung bewirkt (V. 12);
  3. der Herr Jesus wird einmal erscheinen und die Errettung „komplettieren“ (V. 5).

Gerade diese Verse helfen uns zu verstehen, dass das Alte Testament voll ist von Hinweisen auf die Leiden unseres Herrn und auf die späteren Herrlichkeiten. Das ist neuer Ansporn, sich in solche Texte zu vertiefen und diesen Herrn Jesus besser kennenzulernen. Hier einige Abschnitte, die direkt den Herrn vorstellen: 2. Mose 12; 3. Mose 16; 4. Mose 19; Psalm 22, 40, 69, 102; Jesaja 6, 9, 50, 53. Wer sich durch den Geist in diese „ganze Wahrheit“ (Joh 16,13) leiten lässt, lernt seinen Herrn besser kennen und erhält viele Impulse für die persönliche und gemeinsame Anbetung.


Ist mir bewusst, dass ich die Gnade und Errettung den tiefen Leiden des Herrn Jesus verdanke, und freue ich mich auch über seine vielen Herrlichkeiten?

 

Der grandiose, zu Herzen gehende Lobpreis von Petrus motivierte die Empfänger damals, auch die folgenden Belehrungen und Unterweisungen mit Interesse zu lesen, und sicher auch, sie zu verwirklichen. So wollen wir beim nächsten Mal das „Deshalb“ in Vers 13 aufgreifen und über die nächsten Texte nachdenken. Bis dahin: Viel Freude beim Nach- und Vor-Studieren!

martin Schäfer

 

1 man könnte daher unter dem erbe vielleicht die himmlische „Seite“ dieses reiches (mt 13,43; 2. Tim 4,18) mit der wunderbaren Stadt (off 21,9-22,5) verstehen. Dennoch beinhaltet das erbe letztlich das ganze universum (eph 1,10.11.18)

2 in 2.Pet 3,3 geht es konkret um die letzten Tage (der christlichen epoche), während hier von letzter Zeit (ohne artikel) gesprochen wird und mehr die Kennzeichen dieser (kommenden) epoche erwähnt werden.

3 Diese im alten Testament angekündigte gnade der errettung im blick auf alle menschen ist zu unterscheiden von dem geheimnis über den erhöhten Christus und seine verbindung mit der versammlung (1. Kor 2,7-10; eph 3,1-12). Dieses wurde erst im neuen Testament offenbart und war zur Zeit des alten Testaments gänzlich verborgen und konnte daher dort nicht beschrieben werden.