Jesus Christus

Zwei Kohlenfeuer

Das Kohlenfeuer im Hof des Hohenpriesters

Von den Ereignissen an dem ersten Kohlenfeuer wird uns in allen vier Evangelien berichtet. Dieses Feuer brannte im Hof des Hohenpriesters Kajaphas. Dorthin war der Herr Jesus nach dem Verrat durch Judas gebracht worden, um zum Tod verurteilt zu werden. Petrus, der seinen Herrn liebte, folgte von weitem. Kurze Zeit zuvor hatte er voller Selbstbewusstsein verkündet: „Wenn auch alle an dir Anstoß nehmen, ich nicht.“ Der Herr sagte warnend, dass er Ihn noch in dieser Nacht dreimal verleugnen würde. Er jedoch entgegnete im Brustton der Überzeugung: „Wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen“ (Mk 14,31).

Nun kam die Stunde der Wahrheit. Es wird uns berichtet, dass Petrus von weitem folgte, nach dem der Herr am Ausgang des Garten Gethsemane gefangen genommen wurde (Mk 14,54). Zwar hatte Petrus seinen Herrn dort mit dem Schwert verteidigen wollen, war dann aber mit den anderen Jüngern geflohen. Nun hielt er sich jedoch auf Distanz. Interessanterweise berichtet Johannes davon, dass er gemeinsam mit Petrus Jesus folgte (vgl. Joh 18,15). Er verschaffte ihm sogar Zugang zu dem Hof des Hohenpriesters, indem er bei der Türhüterin ein Wort für ihn einlegte. Allerdings finden wir Johannes dann nicht mehr dort. Petrus aber wagte sich hinein in den Hof und saß dann mitten unter den Feinden seines geliebten Herrn, um sich an dem Feuer zu wärmen. Ansonsten umgab ihn Kälte und Nacht.

„O Petrus, an welch einem gefährlichen Platz hältst du dich auf?“, mag der eine oder andere jetzt denken. Halt! Befinden wir uns nicht auch manchmal an ähnlich gefährlichen Plätzen, mitten unter Menschen, die den Herrn Jesus verachten, verspotten und nichts von ihm wissen wollen (vgl. Ps 1,1)? Wahrscheinlich nicht gefährlich für Leib und Leben, aber gefährlich für unsere Seele.

Jetzt wird Petrus plötzlich von einer Magd angesprochen: „Sag mal, du gehörst doch auch zu diesem Jesus?“ Nun wird es brenzlig. Werden jetzt sein zuvor geäußertes Selbstvertrauen und sein Bekenntnis standhalten? Leider nein! Wie traurig war die Antwort. Er verleugnete den, den er lieb hatte. „Ich kenne ihn überhaupt nicht.“ – Haben wir auch schon eine solche Antwort gegeben, wenn wir auf unsere Zugehörigkeit zu Jesus angesprochen worden? – Plötzlich krähte der Hahn, wie es der Herr gesagt hatte.

Unbeachtete Warnsignale

Vielleicht hätten wir jetzt erwartet, dass bei Petrus alle roten Lampen angingen und er schleunigst diesen gefährlichen Platz verlassen würde, um nicht noch mehr Schaden anzurichten. Er ging zwar ein wenig in den Torweg hinaus, blieb aber immer noch in der Nähe des Feuers. Seine Neugier und vielleicht sein immer noch vorhandenes, wenn auch angeschlagenes Selbstvertrauen lähmten ihn. Nach kurzer Zeit wurde er wieder angesprochen, er sei doch mit diesem Jesus zusammen gewesen. „Er aber leugnete wieder“ (Mk 14,70). Nicht genug damit, er bekräftigte es sogar mit einem Eid.

Eine weitere Stunde verging. Noch immer hielt er sich an diesem gefährlichen Ort auf. Nun überstürzten sich die Ereignisse. Ein Verwandter des Malchus, dem Petrus das Ohr abgeschlagen hatte, war durch die entstandene Unruhe aufmerksam geworden. Er hatte ihn im Garten gesehen und jetzt auch an seiner Sprache als Galiläer erkannt. Jetzt war äußerste Gefahr in Verzug. Da fing Petrus an, sich zu verfluchen und zu schwören: „Ich kenne diesen Menschen nicht“ (Mk 14,71). Und wieder krähte der Hahn. Er sah noch einmal kurz zu seinem Herrn hin und merkte, wie dieser sich zu ihm umwandte und ihn anschaute. Dieser Blick traf ihn tief in sein Herz hinein. Hatte der Herr nicht gesagt: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ (Mk 14,72)? Wie sehr hatte er seinen Herrn, den er doch wirklich von Herzen liebte, verunehrt und betrübt! Bitterlich weinend verließ er diesen gefährlichen Ort.

Warnschilder auf unserem Weg

Wie oft hat der Herr auch auf meinem und deinem Weg Warnschilder aufgestellt. Manchmal waren wir viel zu sehr von uns überzeugt oder viel zu sehr von unserem Eigenwillen gefangen genommen und sind ungebremst aus der Kurve getragen worden. Und dann war das Leid groß. In solchen Situationen ist es heilsam, über die Ursache unseres Handelns nachzudenken und sich bewusst zu machen, inwieweit wir unseren Herrn verunehrt haben. Die Folgen unseres Handelns sind zwar manchmal bitter, wir können sie aber getrost dem Herrn überlassen. Bei Petrus finden wir jedenfalls aufrichtige Reue. Wir wollen uns durch die Ereignisse an diesem Kohlenfeuer „der Welt“ warnen lassen, solche Plätze aufzusuchen, wo wir unter lauter Feinden des Herrn Jesus Gefahr laufen, an der falschen Stelle Wärme zu suchen und Schaden zu nehmen.

am See Genezareth

Später begegnet uns ein ganz anderes Feuer. Nur Johannes berichtet uns davon (vgl. Joh 21,9). Der Herr Jesus selbst hatte es am Ufer des Sees Genezareth angezündet. An solch einem Feuer nimmt man keinen Schaden. Dort findet man Wärme und Liebe, weil der Herr selbst anwesend ist.

Für die Jünger lagen aufregende Stunden hinter ihnen. Der Herr war auferstanden und sowohl dem Petrus als auch bereits zweimal den Jüngern auf dem Obersaal erschienen. Die Sache zwischen dem Herrn und Petrus war in Ordnung gebracht. Er konnte sich wieder frei bewegen. Vielleicht fühlte er sich jetzt etwas zu frei. Wie immer ist er voller Initiative: „Ich gehe hin fischen“, sagte er den anderen. Diese gehen mit ihm. Hatte er denn seinen Auftrag vergessen? Der Herr hatte ihm doch einen neuen Beruf gegeben: Menschenfischer. Und konnte er sich nicht mehr an die Worte seines Herrn erinnern, als Er ihm prophezeit hatte, dass er ihn verleugnen würde? „Und bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder“, hatte der Herr noch hinzugefügt. Wie auch immer – Petrus und seine Kollegen versuchten auf dem See Genezareth zu fischen. Dieses Mal ohne Erfolg: „Und in jener Nacht fingen sie nichts“ (Joh 21,3).

wartet der Herr in Liebe auf seine Jünger

Der Herr Jesus, der alles weiß und sieht, wusste um dieses erfolglose Bemühen. In der Dämmerung des neuen Tages stand Er am Ufer. Er fragt die Jünger, ob sie etwas zu essen haben, um ihnen ihre eigene Hilflosigkeit deutlich zu machen. Er selbst hatte schon ein Kohlenfeuer angezündet und Fisch und Brot darauf zubereitet. Hier konnten sie Wärme und Nahrung finden. Allerdings wollte Er den Jüngern auch demonstrieren, dass Er zu helfen vermag, auch wenn alles aussichtslos zu sein scheint. Auf seine Aufforderung hin hatten die Jünger das Netz auf der rechten Seite des Schiffes ausgeworfen und eine große Menge Fische gefangen. Erst dadurch hatten sie Ihn überhaupt erkannt.

Auch heute geht die Initiative immer von dem Herrn Jesus aus. Er geht den Seinen nach. Seine Liebe ruht nicht, bis die Verbindung mit Ihm wieder völlig ungetrübt ist. Er lädt sie ein, weil Er die Gemeinschaft mit ihnen sucht. Bei Ihm gibt es keinen Mangel. Im Gegenteil, Er segnet gerne – jederzeit. Das war in der Tat ein angenehmes Frühstück bei dem Kohlenfeuer. Der Herr selbst war bei ihnen.

und stellt Petrus drei herzerforschende Fragen

Eines wollte der Herr noch mit Petrus klären und zwar im Beisein der anderen Jünger. Vor dem Kreuz hatte Petrus sich über die anderen gestellt: „Wenn alle … ich nicht“, hatte er behauptet. Das Gegenteil war eingetreten. Dreimal hatte Petrus ihn am Feuer des Kajaphas verleugnet. Jetzt brannte wieder ein Kohlenfeuer. Es war ein anderes. Und der Herr stellt drei Fragen:

  1. „Liebst du mich mehr als diese?“
  2. „Liebst du mich?“
  3. „Hast du mich lieb?“

Das Ergebnis ist eine völlige Wiederherstellung. Jede Spur des Selbstbewusstseins war verflogen. Er bestätigt seine Liebe zu seinem Herrn, merkt aber zugleich, dass er ganz auf die Liebe und Gnade des Herrn Jesus angewiesen ist. Der Herr schenkt ihm sein volles Vertrauen, indem Er ihn mit einem dreifachen Hirtendienst beauftragt.

Möchtest du auch ein nützliches Werkzeug für den Herrn Jesus sein? Dann meide die „Feuerstellen der Welt“ und suche den Ort auf, wo der Herr Jesus „ein Feuer angezündet“ hat. Dort trägt Er für alles Sorge, um dich und mich für seine Aufgaben, seien sie groß oder klein, zuzubereiten.