Bibel praktisch

Tisch des Herrn - Mahl des Herrn

Tisch des Herrn mahl des Herrn

Christen, die ihren Herrn lieben, denken besonders an Ihn, indem sie das Mahl des Herrn oder Abendmahl gemeinsam feiern. Dem Bibelleser fällt auf, dass Gottes Wort dabei neben der Formulierung „Brot brechen“ (Apg 2,42.46; 20,7) als Begriff für diese Handlung auch vom „Mahl des Herrn“ (1. Kor 11,20) und vom „Tisch des Herrn“ (1. Kor 10,21) spricht. Meint die Bibel damit letztlich dasselbe, geht es um eine Ergänzung oder wird gar ein Kontrast aufgezeigt? Eine kleine Gegenüberstellung und ergänzende Überlegungen sollen helfen, diese Frage zu klären und auch für die Praxis Anregungen zu geben. Gleichzeitig sei der Griff zu Detailauslegungen über beide Texte sehr empfohlen.

Tisch des Herrn Kennzeichen Mahl des Herrn Kennzeichen
Mit wem feiere ich das Mahl? An wen erinnere ich mich beim Mahl?
Auf welcher Grundlage tue ich es? Tue ich es in würdiger Weise?
Es geht besonders um den Gastgeber Es geht besonders um das Gedenken
Äußere Beziehungen wichtig Innere Haltung wichtig
Charakter der Gemeinschaft Die Art und Weise der Mahlfeier
Kontrast zum Tisch der Dämonen Kontrast zum „Gelage“ der Korinther
Unheilige Verbindungen führen auf Dauer zu einem Verlust der Reinheit der Versammlung Unwürdiges Essen führt zu zeitlichem Gericht (Krankheit, Tod)
Gemeinschaft im Vordergrund Gedächtnis im Vordergrund
Die Einheit des Leibes als Thema Christus, der Leidende als Thema
Heiligkeit betont Liebe betont („zu meinem Gedächtnis“)
Gemeinsame Verantwortung Persönliche Verantwortung

 

eine Handlung zwei schwerpunkte

Diese kleine Liste zeigt deutlich: Gottes Wort spricht über dieselbe Sache, dieselbe heilige, zu Herzen gehende Handlung des Brotbrechens, aber es werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Wir lernen daraus, dass wir einerseits einer persönlichen Würde und Verantwortung zu entsprechen haben, wenn der Herr uns in seiner Liebe selbst zu diesem Mahl einlädt; das

ist der Schwerpunkt in 1. Korinther 11. Andererseits zeigt der Bibeltext aus 1. Korinther 10 über den Tisch des Herrn, dass wir auch gemeinschaftlich Verantwortung füreinander tragen, auch

über den Ort selbst hinaus (weil es um den Leib Christi im Ganzen geht; V. 17), diese Feier nach biblischen Grundsätzen zu begehen. „Es gibt eine gemeinsame Freude und zugleich eine gemeinsame Verantwortung.“ 1 Gemeinschaft mit dem Herrn an seinem Tisch und Böses bei mir selbst oder bei anderen Mitteilnehmern schließen einander aus.

Mahl des Herrn nur am Tisch des Herrn?

Wenn Gottes Wort uns als Verständige (vgl. den Eingangssatz in 1. Kor 10,14) belehren möchte, sollten wir gerne diese Belehrungen mit dem erneuerten Verstand und mit unserem Herzen aufnehmen und dann praktizieren. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, dass wir beide Belehrungen des Herrn über das Brotbrechen beachten. Dennoch sollten wir nicht über Mitchristen zu Gericht sitzen, die die gemeinschaftliche Seite des Abendmahles vielleicht (noch) nicht kennen und beachten und an ihren Erlöser doch aus liebendem Herzen denken – der Herr kennt ihre und unsere Herzenshaltung und weiß uns zu segnen und uns weiterzuführen. Aber auch der umgekehrte Fall wäre bedauerlich: den Rechten des Herrn formal zu entsprechen und doch innerlich, persönlich das Mahl des Herrn unwürdig einzunehmen – wer könnte dann in Anspruch nehmen, dem Wunsch und den Rechten seines Erlösers entsprochen zu haben?

Wo ist der Tisch des Herrn?

Mit dem Ausdruck „Tisch des Herrn“ verbindet Gottes Wort besonders den Gedanken der Reinheit und Heiligkeit (1. Kor 10,18) und den der Gemeinschaft (V. 16). Vielleicht können die folgenden Stichworte helfen, die oft brennenden Fragen nach dem richtigen „Ort“, der „richtigen“ Versammlung (Gemeinde, Kirche) zu beantworten. Wenn man die Gegenwart des Herrn Jesus – an seinem Tisch oder auch in anderen Stunden – erfahren möchte, sollte man beachten:

  1. Die Herrlichkeit des Christus (Vers 16: „Blut des Christus“, „Leib des Christus“); seine Person und sein Werk stehen im Mittelpunkt der Zusammenkünfte – nicht der Mensch.
  2. Die Einheit des Leibes (Vers 17: „Ein Leib“); gottesfürchtige Menschen werden aufgenommen, Unabhängigkeit von Versammlungen wird abgelehnt.
  3. Die Reinheit des Hauses (Vers 18: „Gemeinschaft mit dem Altar“); Koexistenz mit dem Bösen wird nicht geduldet, weder beim Einzelnen, noch in der Gemeinschaft am Ort (zum Beispiel durch Irrlehren über den Herrn), noch darüber hinaus.
  4. Die Freiheit des Geistes und des Herrn (Vers 21: „Tisch des Herrn“); der Herr „präsidiert“ 2 an seinem Tisch und hat in den Zusammenkünften alle Rechte. 3

Richtig dabei sein eine Kleinigkeit oder unmöglich?

Wer ist nicht schon während der Zusammenkünfte zum Brotbrechen geistig abwesend gewesen und musste dies dem Herrn bekennen? Kommen wir manches Mal nicht auch bloß körperlich in den Zusammenkünften an undbleiben innerlich eher außen vor – sind beeinträchtigt durch die Wochenereignisse oder gar noch belastet durch einen „Weg der Mühsal“ (Ps 139,24)? Wie kann man das ändern? Der Herr Jesus kennt uns durch und durch und will uns dabei helfen – Er appelliert an unsere Verantwortung, aber Er zeigt uns auch in seiner Liebe einen Weg:

  • Verantwortung: „Reizen wir den Herrn etwa zur Eifersucht?“ (1. Kor 10,22). Habe ich mein Leben unter der Woche mit Ihm geführt, mögliche Zeit für das Lesen und Beten genutzt, bin Ihm treu nachgefolgt? „Wir werden am Tisch des Herrn nur das sein, was wir auch während der Woche sind.“ 4
  • Liebe: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (1. Kor 11,24): In seiner Liebe hilft Er uns, trotz Versagen das Brotbrechen zu realisieren – und an jedem ersten Tag der Woche möchte Er uns seine Gegenwart und sein Sterben neu groß werden lassen. Jemand hat einmal gesagt: „Wir sollen es immer so feiern, als wenn es das erste Mal und zugleich, als wenn es das letzte Mal wäre“. In dieser Haltung dürfte es uns leicht(er) fallen, in würdiger Weise an Ihn zu denken.

Hast du bisher dem Wunsch unseres Herrn noch nicht entsprochen? Lege mit seiner Hilfe Hindernisse zur Seite, schau nicht auf deine inneren „Wellenbewegungen“, nicht auf Geschwister und ihre Fehler oder auf die Schwierigkeiten unter/in den Versammlungen, sondern vertraue deinem Erlöser und reihe dich ein in die Schar der Erlösten, die an Ihn denken und seine Gedanken mit seiner Hilfe verwirklichen möchten. Du wirst es nie bereuen – und so mit Freude der Bitte deines Erlösers nachkommen.

Martin Schäfer

 

1 R.K.Campbell, l’Eglise, l’Assemblée du Dieu vivant, Valence o.J., Seite 127

2 The Lord’s Table, in The Bible Treasury, Vol 19, Seite 26

3 Vergleiche hierzu Botschafter des Heils in Christus, 1922, Seite 295-296, zitiert in R.K.C., a.a.O., Seite 134

4 Campbell, a.a.O., Seite 123