Vorbilder sind wieder in
Vorbilder sind wieder in
Lange Zeit waren Vorbilder „out“. Jeder wollte ein ganz individualistisches Leben führen. Jetzt scheint sich dieser Trend in unserer Gesellschaft wieder umzudrehen. Dabei ist es entscheidend, wen man als Vorbild wählt. Denn das Vorbild prägt einen Menschen – zum Guten oder zum Schlechten.
„Vorbilder sind wieder In“1, so wird in einer Jugendstudie ein Bericht über das Thema Jugend und Vorbilder überschrieben. Über diesen Trend waren die Jugendforscher selbst erstaunt, denn in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war ein Abwärtstrend festzu- stellen. Erwartet worden war deshalb eher eine Einstellung, wie sie ein Jugendlicher in einer vorherigen Jugend- studie ausgedrückt hat:„Ich will so sein, wie ich bin, und mich nicht an jemand anderem orientieren.“ Erst seit der Jahrhundertwende sind nach den Erkenntnissen der Jugendforscher Vorbilder wieder im Kommen. Bei der Frage, wer die Vorbilder sind, fiel den Eltern eine gewichtige Rolle zu, gefolgt von Sportlern, Schauspielern und Sängern.
Vorbilder haben und Vorbild sein
Dass wir von Mitmenschen aus unserem Umfeld beeinflusst werden, ist eine Tatsache. Etwas anderes ist die bewusste Wahl eines Vorbilds. Ein Vorbild ist eine Person, die jemandem aufgrund ihrer Lebensführung, ihrer Leistungen bzw. ihrer Bekanntheit durch frühere Errungenschaften oder auch nur wegen ihres Aussehens als Beispiel dient. Wer ein Vorbild hat, richtet sich oftmals nach ihm aus; die Auswahl eines Vorbilds hat Folgen und sollte demnach nicht beliebig sein. Im Judasbrief ist beispielsweise von „Irrsternen“2 die Rede, womit Betrüger bezeichnet werden, die eine falsche bzw. keine Orientierung geben. Um sich nicht „irritieren“ zu lassen, das heißt, nicht in die Irre geführt zu werden, sollte man seine Vorbilder am biblischen Maßstab messen.
Ein Vorbild: Christus
Wer sich Christ nennt, bekennt sich – vielleicht unbewusst – zu einem Vorbild: Jesus Christus. Er ist das Vorbild, das alle anderen Vorbilder übertrifft. Sich zu Ihm zu bekennen beinhaltet, so zu leben, wie Er gelebt hat (vgl. 1. Joh 2,6). Daraus lässt sich das Hauptkriterium ableiten, nach dem wir unsere anderen Vorbilder auswählen sollten: In einem guten Vorbild muss Jesus Christus gefunden werden! Etwas von seiner Liebe und Gnade, etwas von seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass man dem Herrn Jesus nur dann wirklich nachfolgen kann, wenn man zuerst eine persönliche Bekehrung erlebt hat. Das ist im biblischen Kontext die Voraussetzung, Christus als Vorbild zu folgen.
Gute Vorbilder ahmen Christus nach
Paulus forderte die Korinther auf, „seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi“ (1. Kor 11,1). Weil Paulus von Christus beeindruckt war und seinetwegen alles für Verlust und Dreck achtete (vgl. Phil 3,8), konnte er sich selbst als Muster für andere empfehlen. Die Qualität eines Vorbilds steigt für uns Christen also in dem Maß, in dem es mit Christus übereinstimmt.
So ist es verständlich, dass man im Neuen Testament häufig darauf hingewiesen wird, sich andere Christen als Vorbild zu nehmen, so weit sie Christus in ihrem Leben ähnlich sind (u.a. Phil 3,17; 2. Thes 3,9). Das bedeutet nicht, andere in jeder Hinsicht nachzumachen. Den Hebräern wurde geschrieben, den Glauben ihrer Führer nachzuahmen, und nicht ihr Verhalten zu kopieren (Heb 13,7).
Viele Vorbilder bleiben für uns unerreichbar. Das führt vielleicht dazu, dass man denkt: „Das schaffe ich nie“. Aber eine wesentliche Funktion von guten Vorbildern ist, dass sie motivieren. Mit ihren hohen Standards schützen sie uns davor, uns mit einem mittelmäßigen, dahinplätschernden Christenleben zufrieden zu geben. Und: Auch menschliche Vorbilder sind nicht vollkommen – das ist nur Christus!
Christus ist unser Vorbild, und als junge Gläubige haben wir die Chance und auch die Pflicht, uns die als Leitbilder zu nehmen, die Ihm nachgefolgt sind und nachfolgen. Wer sich so orientiert, wird selbst zu einem Vorbild. Ein Beispiel dafür sind die Gläubigen in Thessalonich, die Paulus vor ca. 2000 Jahren beschrieb: „Und ihr seid unsere Nachahmer geworden und die des Herrn, indem ihr das Wort aufgenommen habt in vieler Drangsal mit Freu- de des Heiligen Geistes, so dass ihr allen Gläubigen in Mazedonien und in Achaja zu Vorbildern geworden seid“ (1. Thes 1,6.7). Es ist sicherlich hilfreich, sich immer wieder zu fragen, von wem man sich beeinflussen lässt.
Stars und Idole
Während Vorbilder manchmal unerreichbar erscheinen, sind Stars und Idole noch weiter entrückt – bis in eine Traumwelt. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass in manchen Berichten über die Welt der Stars religiöse Begriffe gebraucht werden, dass man fast von einer Art „Ersatzreligion“ und „Göttern“ sprechen kann, auf die alle Sehnsüchte und Wünsche bezogen werden. Die Erfüllung der eigenen unerfüllten Wünsche wird dann im Leben der Stars und Idole gesucht, in ihrem Aussehen, ihrem Erfolg und ihrer Berühmtheit. Nebenbei bemerkt bedeutet „Idol“ ursprünglich: Götzenbild.
Die Medien fördern es in den letzten Jahrzehnten, dass immer mehr Stars und Idole in die Öffentlichkeit und in unser Leben treten. Diese „Vorbilder“ sollten wir auf den Prüfstand stellen. Dabei hilft die Frage: Kommen meine Stars und Idole mit ihrem Auftreten und ihrer Botschaft in erster Linie bei Menschen gut an, die ohne Gott leben? Wer von der Welt, deren Gott der Teufel ist (2. Kor 4,4), „vergöttert“ wird, kann kein Vorbild für einen Gläubigen sein. Zum Beispiel werden im 1. Johannesbrief falsche Lehrer u.a. daran festgemacht, dass „die Welt sie hört“ (Kap. 4,5). Weil sie zu dieser Welt gehören, reden sie auch im „Geist“ dieser Welt und finden dort Anklang. Dieses Prinzip lässt sich auf viele Idole übertragen.
Ein Christusnachfolger muss dagegen mit Ablehnung vonseiten der Welt rechnen, weil er zwar in, aber nicht von dieser Welt ist (Joh 17,14.15). Da- für bekommt er Gottes Anerkennung. Von Gott gekannt zu sein ist unendlich mehr, als die Anerkennung von Menschen zu haben, die meist sehr kurzlebig ist. Wie schnell Verehrung sogar in Hass umschlagen kann, zeigt eine Begebenheit aus der Apostelgeschichte: Nach der Heilung eines von Geburt an lahmen Mannes erhebt die dabeistehende Volksmenge Barnabas und Paulus fast in den Götterhimmel: Sie erhalten die Götternamen Zeus und Hermes. Kurz darauf schlägt die Stimmung um, und angestachelt von Paulus’ Gegnern beginnt die Menge, ihn zu steinigen (Apg 14,8–20).
Häufig werden Menschen abgöttisch verehrt, jedoch der vergessen, der seine Ehre keinem anderen gibt (Jes 42,8). Barnabas und Paulus haben Gottes „Monopol auf Ehre“ anerkannt und die Ehrerweisung der Volksmenge abgelehnt – anders als es damals Herodes tat (Apg 12,21–23) und heute viele Menschen tun.
Wer in seinem Leben nach Anerkennung jagt, wird am Ende mit leeren Händen dastehen (vgl. Mt 6,2). Wer dagegen beginnt, den Fußspuren des Herrn Jesus nachzufolgen (1. Pet 2,21), wird Ihn als sein persönliches Vorbild immer besser kennenlernen und bald sagen können: „Ich will so sein, wie Er ist.“
1 Zinnecker, Jürgen (Hg. u.a.): Null zoff & voll busy. Die erste Jugendgeneration des neuen Jahrhunderts. Opladen 2002, S. 52.
2 Judas 13. Wörtlich steht dort „herumschweifende Sterne“. Mit diesen Sternen beschreibt Judas gottlose Menschen, deren christliches Bekenntnis nur Schein ist. Sie „leuchten“ eine kurze Zeit und verschwinden dann in der Dunkelheit (wie Meteoren, Sternschnuppen).
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