Philippi und das Gefängnis

Die zweite Missionsreise des Apostels Paulus

PHILIPPI UND DAS GEFÄNGNIS

APOSTELGESCHICHTE 16,16–40

In einigen Artikeln begleiten wir den Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise. Diesmal treffen wir ihn in der Stadt Philippi, wo es heftigen Widerstand gibt.

Von Troas aus erreicht das Missionsteam über einige Zwischenstationen Europa. Doch wie sollen sie nun in einer ihnen unbekannten Stadt in einem neuen Erdteil mit der Arbeit beginnen? Wie sollen sie Kontakte knüpfen?

Die Gebetsstätte am Fluss

Zunächst machen sich die Missionare ein Bild der Lage. Dabei erfahren sie, dass vor der Stadt am Fluss ein Treffpunkt zum Gebet ist. Das ist ein guter Anknüpfungspunkt, und sie nutzen am nächsten Sabbat die Gelegenheit, dorthin zu gehen. Sie kommen ins Gespräch mit einigen Frauen und können die Botschaft von Jesus Christus verkündigen.

Es ist ganz anders als sonst. Keine Predigt in der Synagoge, sondern ein Gespräch mit Frauen am Fluss. So hat der Herr unterschiedliche Wege, um zu wirken. Es gibt in Philippi ein vorbereitetes Herz: Lydia hört auf das, was Paulus zu sagen hat, und der Herr öffnet ihr Herz. Sie glaubt und wird getauft. Und sie öffnet ihr Haus, so dass die Missionare eine Unterkunft haben. Das ist eine herrliche Antwort auf die Mühe der Missionare.

Auch wir dürfen nach Möglichkeiten suchen, die gute Botschaft von dem Herrn Jesus zu verkündigen. Es ist unsere Verantwortung, von Ihm zu erzählen. Dann möchte Gott das tun, was wir nicht können – die Herzen der Menschen auftun.

Freude und Not nahe beieinander

Wie werden sich Paulus und seine Begleiter über die Bekehrung von Lydia gefreut haben. Ihre Reise hatte sie dahin geführt, wo Gott ein vorbereitetes Feld hatte, und ihr Einsatz war belohnt worden. Doch schon bald darauf tauchen Schwierigkeiten auf. Immer dann, wenn Gott wirkt, wird auch der Feind Gottes aktiv. Satan tritt auf und versucht, das Werk Gottes zu behindern.

Dieser Feind ist durchaus ein mächtiger Feind. Wir sollten seine Macht nicht unterschätzen. Er hat jahrtausendlange Erfahrung im Umgang mit den Menschen. Er beobachtet und bewertet das Verhalten des Menschen und wird auf die Art und Weise, die ihm in der jeweiligen Situation passend erscheint, dem Werk Gottes zu schaden suchen. Aber er ist nicht allwissend. Er kann unsere Gedanken und Beweggründe nicht sehen. Das kann nur Gott. Und Satan ist ein besiegter Feind. Am Kreuz auf Golgatha hat der Herr Jesus ihn besiegt. Deshalb können wir mit der Hilfe des Herrn Jesus Satan widerstehen.

In Philippi benutzte Satan eine Frau mit einem Wahrsagegeist. Diese Frau war besessen von einem Python-Geist, einem Geist, der mit dem Wahrsagerorakel in Delphi, dem damaligen Zentrum der griechischen Wahrsagerei, verbunden war. Dieser böse Geist erkannte Paulus und seine Begleiter als Knechte Gottes, des Höchsten. Da auch die Dämonen, die Diener Satans, um die Existenz und Macht Gottes wissen, verwundert es uns nicht, dass dieser Wahrsagegeist von Gott dem Höchsten spricht.

Die Dämonen glauben und zittern (Jak 2,19), weil sie wissen, dass Gottes Macht größer ist als die Macht des Teufels. Das wird auch in Philippi deutlich. Paulus gebietet dem Geist im Namen Jesu Christi, von der Frau auszufahren und der Widerstand ist zunächst vorbei.

Auch heute gibt es Menschen, die Kontakt mit der Unterwelt aufnehmen. Satanismus und Okkultismus sind mehr denn je auf dem Vormarsch. Wenn wir auch wissen, dass Satan grundsätzlich ein besiegter Feind ist, so gilt es doch, vorsichtig zu sein. Noch wirkt Satan. Noch hat er Macht. Und er wird alles daran setzen, dem Werk Gottes und den Jüngern des Herrn Jesus zu schaden. Niemals sollten wir mit solchen Dingen leichtfertig umgehen, sondern wir müssen einen großen Bogen darum machen! Aber wir brauchen uns auch nicht zu fürchten. Gehen wir weiter an Gottes Hand und folgen seinem Auftrag. Er wird sich dazu bekennen und uns bewahren.

Geldliebe

Satan gibt niemals schnell auf – weder in Troas noch heute in unserer Zeit. Schon wählt er eine andere Taktik. Er benutzt die Liebe zum Geld, um Menschen zum Widerstand gegen die Diener Gottes zu bewegen. Hier waren es die Herren der Magd mit dem Wahrsagegeist, die mit ihr Geschäfte machten und nun ihre Felle davon schwimmen sahen.

Die erste Gläubige in Europa, Lydia, handelte mit Purpur. Sie hatte ein Geschäft, doch dieses Geschäft hatte sie weder davon abgehalten, Gott anzubeten, noch an den Herrn Jesus zu glauben. Weder das Geschäft an sich noch das Geld an sich sind das Problem. Aber die Liebe zum Geld führt uns von Gott weg. Sie ist eine Wurzel alles Bösen (1. Tim 6,10). Und wie viele Beispiele gibt es dafür, dass die Liebe zum Geld zum Problem im Volk und Werk Gottes geworden ist.

In Philippi sehen die Menschen, dass sie mit der Frau, die einen Wahrsagegeist gehabt hatte, keinen Gewinn mehr machen können, nachdem Paulus den Geist ausgetrieben hat. Das Leben, das für sie doch so angenehm gewesen war, der geregelte Tagesablauf, das gesicherte Einkommen – alles war dahin. Die Botschaft von dem Herrn Jesus hatte Durcheinander in ihr Leben gebracht. Sein Wirken und seine Kraft hatten die Situation verändert. Doch statt zu dem Herrn Jesus zu kommen, um wirkliche Ordnung und Sicherheit zu bekommen, nehmen sie die neue Situation zum Anlass, Paulus und Silas auf den Marktplatz zu schleppen und sie anzuklagen. Ohne Prüfung der Sache werden Paulus und Silas geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Ist jetzt alles vorbei?

Ein Ja zu den Wegen Gottes

Von den nächsten Stunden lesen wir in der Bibel nichts. Doch dann wird es Mitternacht. Paulus und Silas beten und lobsingen Gott. Sie haben ein Ja zu Gottes Wegen gefunden und können sogar lobsingen. Das ist der Zeitpunkt, in dem Gott eingreift. Bis dahin hatte er gewartet. Aber jetzt wartet er keinen Augenblick länger. Plötzlich geschieht ein Erdbeben und die Befreiung ist da. Der Gefängnis-Aufseher, der mit seinem eigenen Leben für die Sicherheit der Gefangenen haftete, will sich vor lauter Verzweiflung umbringen. Doch Paulus ruft ihm zu, dass keiner der Gefangenen die Flucht ergriffen habe. Das überwältigt den Mann und er stellt die Frage:„Was muss ich tun, um errettet zu werden?“

Gott will ganze Häuser retten

Die Antwort von Paulus und Silas ist so einfach und klar wie sie kurz ist:„Glaube an den Herrn Jesus und du wirst errettet werden, du und dein Haus“ (V. 31). Das ist bis heute die klare Botschaft des Evangeliums. Der Glaube an den Herrn Jesus rettet für den Himmel. Einen anderen Weg zum Heil gibt es nicht! Der Sohn Gottes kam als Mensch auf diese Erde, vollbrachte das Werk am Kreuz und kehrte als Auferstandener zurück zum Himmel. So hat Er den Weg zu Gott freigemacht. Das im Glauben anzunehmen, ist der Weg zum Heil. Hast Du diesen Weg schon eingeschlagen?

Der Kerkermeister nimmt die Aufforderung an. Ob er wohl jemals die gute Botschaft gehört hätte, wenn Paulus und Silas nicht ins Gefängnis gekommen wären? So sind Gottes Wege immer gut – auch wenn wir sie erst später verstehen!

Auf diese Weise setzte sich der Siegeszug des Evangeliums in Europa fort. Doch in seinen Heilsabsichten dachte Gott nicht nur an den Kerkermeister allein, sondern an seinen ganzen Haushalt. Bis heute möchte Gott gerne ganze Häuser retten. Zwar können Eltern ihre Kinder nicht bekehren, aber sie können und sollen ihnen mit Energie und Ernst den Herrn Jesus vorstellen. Denk daran – Gott will ganze Häuser retten.

Im Haus des Kerkermeisters in Philippi kam Gott zu seinem Ziel. Alle sollten gerettet werden, alle hörten die Worte von Paulus und Silas und alle wurden getauft. So konnte eine glückliche Gesellschaft eine gemeinsame Mahlzeit einnehmen und Gott danken.

Diese Begebenheit im Haus des Kerkermeisters macht manche Punkte klar, die grundsätzlich wahr sind:

Der Glaube kommt aus der Verkündigung.

Dieser Grundsatz wird in Römer 10,14.15 erklärt. Die Reihenfolge ist: Gott beruft und sendet seine Diener. Die Diener geben die Botschaft Gottes durch die Predigt weiter. So erreicht die Botschaft die Zuhörer und sie haben die Möglichkeit, zu glauben und Gott anzurufen. Wie hätte der Kerkermeister jemals glauben können, wenn er nicht durch Gottes Boten das Evangelium von dem Herrn Jesus vernommen hätte?

Glaube und Taufe gehören zusammen.

Schon in Markus 16,16 macht der Herr Jesus diesen Grundsatz deutlich: „Wer da glaubt und getauft wird, wird erret- tet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Der Glaube rettet für den Himmel, die Taufe zusammen mit dem Glauben für diese Erde. „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden“ (V. 16b). Hier ist von der Taufe keine Rede, weil sie im Hinblick auf die (ewige) Verdammnis keine Rolle spielt.

Aber die Taufe rettet für die Erde. Der Getaufte stellt sich auf die Seite des Herrn Jesus, des Retters, und damit auf die Seite derer, die errettet sind. Der Kerkermeister hatte verstanden, dass der Glaube und die Taufe zusammengehören – er selbst und sein ganzes Haus werden getauft, nachdem er an Gott gläubig geworden war.

Durch den Glauben kommen wir in eine ganz neue Gemeinschaft.

Der Glaube verbindet uns nicht nur mit Gott, dessen Feinde wir vor der Bekehrung gewesen sind. Der Glaube verbindet uns auch untereinander. Alle, die geglaubt haben, sind untereinander verbunden durch denselben Glauben an denselben Herrn. Weil wir so miteinander verbunden sind, müssen wir unseren Weg nicht alleine gehen! Wir werden ein natürliches Verlangen haben nach der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen! Diese Gemeinschaft fand im Haus des Kerkermeisters in einer gemeinsamen Mahlzeit von Paulus und Silas mit der Familie des Gefängniswärters eine schöne Gelegenheit!

Abschied aus Philippi

Für Paulus und Silas war es ein schwerer Weg, ins Gefängnis zu gehen. Aber nach der Nacht im Haus des Kerkermeisters werden sie verstanden haben, dass es ein guter Weg war, auf dem Gott zu seinem Ziel gekommen ist. Nicht nur die Bekehrung des Kerkermeisters. Auch die Hauptleute in Philippi erkennen, dass sie die Missionare ohne berechtigten Grund gefangen gesetzt hatten.

So werden Paulus und Silas freigelassen. Nachdem sie ein kurzes Zusammentreffen mit Lydia und den Brüdern hatten, verlassen sie die Stadt, um nach Thessalonich weiterzureisen. Etwa zehn Jahre später schreibt Paulus einen Brief an die Versammlung in Philippi. Aus diesem Brief erkennen wir, dass die Versammlung dort gewachsen ist und echtes Leben für Gott zeigte. Diese erste Begegnung mit Paulus hat sie die ganze Zeit geprägt.