Eine besondere Stunde

Eine besondere „Stunde“

Während der Parallelartikelsich mit den verschiedenen „Stunden“ im Johannes- Evangelium beschäftigt, werfen wir in diesem Beitrag einen Blick in alle vier Evangelien, um EINE besondere „Stunde“ näher anzuschauen. Eine „Stunde“, die besonders schwer war für den Herrn Jesus, aber auch besonders wichtig für uns Menschen. Es geht um seinen Tod für uns.

 

Der Herr Jesus, wahrer Gott, wurde wahrer Mensch. Der ewige, unendliche Gott band sich als Mensch an Raum und Zeit. Er, bei dem ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind (2. Pet 3,8), unterwarf sich als Mensch der menschlichen Zeitrechnung. So gab es in seinem Leben auch Momente (die Bibel spricht von „Stunden“), die von besonderer Bedeutung waren. Eine „Stunde“ war besonders schwer für Ihn, aber auch besonders wichtig für uns Menschen: Die Stunde seines Todes.

Schon als Gottes Sohn auf die Erde kam und Mensch wurde, wusste Er, dass Er die Erde nur über das Kreuz wieder verlassen würde. Menschen würden Ihn töten. Er würde sich in Gottes unnachsichtiges Gericht über die Sünde begeben. In Gethsemane stand diese Qual besonders nah und deutlich vor seinem Bewusstsein. Deshalb betete Er zu seinem Vater, „dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorübergehen würde“ (Mk 14,35). Wir bekommen einen kleinen Einblick in seine Not, wenn Er offen sagt: „Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen“ (Joh 12,27).

Er fügte sich in Gottes Plan; Er war gehorsam, und Er liebte die Seinen bis zum Äußersten. Es kam dann die Stunde, in der der Sohn des Menschen in Sünderhände überliefert wurde (Mt 26,45) und alle Jünger Ihn verließen (Joh 16,32). Anders als zuvor, als seine Stunde noch nicht gekommen war (Joh 7,30; 8,20), machte der Herr keinen Gebrauch von seiner göttlichen Macht, um sich seinen Feinden zu entziehen (vgl. Lk 4,30). Denn dies war die Stunde der Menschen und „die Gewalt der Finsternis“ (Lk 22,53). Die Gewalt der Finsternis konnte schalten und walten, wie sie wollte. Unvorstellbar ...

Diese „Stunden“, in denen der Herr Jesus litt, zunächst von Sünderhänden ans Kreuz genagelt und dann von Gott zur Sünde gemacht, waren auch unsere „Stunden“: Erst wurde – einerseits – restlos offenbar, wie böse wir Menschen sind, zu welchem Hass wir ge- genüber Gottes Sohn fähig sind. Dann legte – andererseits – der Herr Jesus in der qualvollen „Stunde“ der Gottverlas- senheit die Grundlage für unsere Errettung, indem Er unsere Sünden trug und zur Sünde gemacht wurde. Da wurde der Weg zu Gott freigemacht für jeden, der ihn gehen will.

Aber es war auch die „Stunde“ des Herrn Jesus. Er gab alles, was er hatte, er gab sich selbst für uns – aus Liebe. Er gab sich selbst zu Gottes Freude und Verherrlichung, als „duftender Wohlgeruch“ für Gott (Eph 5,2). Er offenbarte, wie erhaben Gottes Heiligkeit ist und wie weit Gottes Liebe geht. Als die Leiden seine Seele in Mühsal brachten, dachte Er schon an die spätere Frucht (Jes 53,11), für die vor Ihm liegende Freude erduldete Er das Kreuz (Heb 12,2).

So war diese Stunde der Leiden das Tor, durch das Er aus der sündigen, Ihn hassenden Welt zu seinem Vater zurückkehren konnte. In Johannes 13,1 blickt der Herr über die Leiden hinaus: „Als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte – da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1). Er war in die Welt gekommen, und die Welt kannte ihn nicht, nein, sie wollte ihn nicht und nahm ihn nicht an. Das war „diese Welt“. Er verließ die Welt aber erst, nachdem er die Stunde der Leiden erlebt, seinen Vater verherrlicht und das Werk vollbracht hatte, das Er Ihm aufgetragen hatte (Joh 17,1). Dann konnte Er zurückkehren zu seinem Vater. Welche Freude für Ihn!

Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, lama sabachthani? das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Matthäus 27,45.46)

Es ist vollbracht! (Johannes 19,30)