Bibel praktisch
Kommt her, frühstückt
Diese kurzen Worte stammen nicht aus dem Mund einer besorgten Mutter, sondern es sind Worte des Herrn Jesus selbst. Gemeint waren einige seiner Jünger, die nach einer langen und anstrengenden Nacht am frühen Morgen müde am Ufer des Sees Genezareth ihren Meister treffen. Der Herr Jesus kannte seine Jünger und Er wusste, was sie brauchten. Als sie am Ufer ankamen, war alles bereitet, und die Jünger konnten sich an einem nahrhaften Frühstück stärken. Allerdings mussten sie der Aufforderung ihres Herrn auch Folge leisten, nämlich zu frühstücken. Wer es noch nicht gemerkt hat – die Geschichte kannst du in Johannes 21 nachlesen, und die Überschrift zu diesem kleinen Beitrag findest du in Vers 12.
Natürliche Nahrung – geistliche Nahrung
In den Worten des Herrn Jesus liegt eine ganz praktische Unterweisung für unser tägliches Leben. Wenn wir nicht gerade auf einem besonderen „Diät-Trip“ sind, ist das Frühstück im allgemeinen die erste Mahlzeit des Tages. Bevor wir unsere täglichen Pflichten in Angriff nehmen, stärken wir uns in der Regel mit einem mehr oder weniger nahrhaften Frühstück. Keiner guten und für das Wohl ihrer Kinder besorgten Mutter würde es einfallen, ihre Kinder morgens ohne Frühstück aus dem Haus gehen zu lassen. Wie selbstverständlich sorgen wir dafür, dass unser Körper die notwendige Nahrung bekommt, um den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden.
Die Bibel zieht an mehreren Stellen Parallelen zwischen der natürlichen und der geistlichen Nahrung. So wird das Wort Gottes z.B. mit der Milch, der festen Speise, dem Honig, dem Brot, dem Wasser usw. verglichen. Gottes Wort ist unsere geistliche Nahrung, die wir brauchen, um geistliche Fortschritte zu machen. Anders ausgedrückt: Wenn wir aufhören, in der Bibel zu lesen, werden wir in unserem Glaubensleben nicht weiter kommen. Wer ein kleines Baby beobachtet, stellt fest, wie begierig es nach Nahrung ist. Wenn es Hunger hat, fängt es an zu schreien und hört in der Regel nicht eher auf, bis der Hunger gestillt ist. Genau dieses Bild gebraucht Gott, um uns zu zeigen, wie wir Verlangen nach seinem Wort haben sollten. So wie wir körperliche Defizite in Kauf nehmen, wenn wir uns nicht – oder nicht richtig – ernähren, so werden wir auch geistlich unterentwickelt sein, wenn wir nicht regelmäßig in der Bibel lesen.
Der Beginn des Tages
„Kommt her, frühstückt“– diese Aufforderung des Herrn an seine Jünger lässt uns – wenn wir sie auf uns übertragen - daran denken, dass der frühe Morgen durchaus geeignet ist, um regelmäßig einen Abschnitt aus Gottes Wort zu lesen. Der Herr fordert uns geradezu auf, zu Ihm zu kommen und alles andere einen Augenblick an die Seite zu legen. Wie oft sind wir schon am frühen Morgen mit anderen Dingen beschäftigt, mit dem, was der Tag bringen wird. Die Kinder und Jugendlichen denken vielleicht an die Schule, der Student an eine wichtige Klausur, die Hausfrau und Mutter an die vielen Dinge, die im Haus zu erledigen sind. Berufstätige denken an die Pflichten und Herausforderungen des Tages, an einen wichtigen Geschäftstermin oder sonstiges. Aber hat unser Herr nicht ein Recht darauf, dass wir gerade IHM die ersten Minuten des Tages geben, damit Er uns nähren kann?
Ausreden gibt es sicher genug. Nicht alle sind Frühaufsteher und mancher stellt den Wecker gern auf die letzte Minute. Auch ist nicht jeder morgens früh schon fit und aufnahmefähig.
Kein Zwang
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die persönliche Situation jedes einzelnen kann ohne Frage ganz unterschiedlich sein. Nirgendwo gibt es ein „Gesetz“, dass wir morgens früh in der Bibel lesen „müssen“. Und doch glaube ich, dass es gute Gründe gibt, gerade die Zeit am Morgen zum Lesen in der Bibel zu nutzen. Nicht umsonst gibt es eine ganze Reihe von Hinweisen in der Bibel, die in diese Richtung gehen, ohne dass wir uns dabei einen „Zwang“ auferlegen müssen. Die Kinder Israel z.B. sollten morgens früh das Manna auflesen, von dem sie sich am Tag nährten. Von dem Herrn Jesus selbst lesen wir, dass Er sich jeden Morgen das Ohr wecken lies (Jes 50,4), d.h. aufmerksam war auf das, was Gott Ihm sagen wollte. Und die Evangelien sprechen mehrfach davon, dass Er gerade am frühen Morgen die Gemeinschaft mit seinem Vater suchte. Sollte uns das nicht Hinweis genug sein?
Etwas für jeden
„Kommt her, frühstückt“. So wie der Meister damals ein gutes Frühstück für seine Jünger bereitet hatte, so bereitet er auch für uns jeden Morgen etwas zu. Er möchte uns jeden Morgen etwas für den Tag geben; ein Wort, das uns begleitet; einen Gedanken der uns Mut macht; einen Hinweis, der uns hilft; einen Trost, der uns aufmuntert; vielleicht eine Ermahnung, die uns korrigiert; oder einen Vers, über den wir uns einfach nur freuen. Er kennt unsere persönliche Situation viel besser als der beste Freund. Er ist in der Lage, uns genau das zu geben, was wir für den Tag brauchen.
Zum Nachdenken
Übrigens: Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, dass wir dann, wenn wir seiner Aufforderung nicht nachkommen, nicht nur uns selbst schaden, sondern auch unseren Herrn „enttäuschen“? Stellen wir uns einmal vor, die Jünger damals hätten das von dem Herrn vorbereitete Frühstück einfach ignoriert und anstatt dessen ihre eigenen Fische gebraten und gegessen (wiewohl der Herr sogar ihre Fische nimmt) ... Der Herr wäre bestimmt sehr traurig gewesen. Aber das Ausschlagen seiner Aufforderung ist undenkbar, oder?
Noch eine andere Frage, über die wir nachdenken dürfen: Wie viel Zeit nehmen wir uns eigentlich morgens früh, um unser natürliches Frühstück zu uns zu nehmen, und welche Zeit benutzen wir, um unser geistliches Frühstück einzunehmen? Dieser Vergleich regelt vielleicht manches. Und lassen wir einmal alle Ausreden beiseite. Ist es wirklich ein entscheidendes Problem, den Wecker ein paar Minuten früher zu stellen, oder die morgendliche Lektüre der Tageszeitung etwas zu reduzieren? Gehört das Lesen der neuesten Nachrichten vom Sport und der aktuellsten Börsenkurse hier etwa hin? Letztlich ist es eine Frage der Prioritäten, die wir setzen. Für Dinge, die uns echt wichtig sind, finden wir auch Zeit. Wenn es uns wirklich ein inneres Bedürfnis ist, morgens früh ein Wort von unserem Herrn zu hören, dann werden wir auch die Zeit dafür finden.
Glückliche Gotteskinder
Gotteskinder, die morgens in der Bibel gelesen haben, gehen anders in den Tag als solche, die es nicht getan haben. Können Gotteskinder, die morgens in der Bibel gelesen haben, nicht ganz anders reagieren, wenn nicht immer alles am Tag glatt läuft? Haben wir nicht schon manchmal erlebt, dass uns ein Bibelwort den ganzen Tag begleitet hat? Der Herr wird uns immer reich belohnen, wenn wir sein Wort aufschlagen, um darin zu lesen.
In dem Haus meiner Tante, bei der ich als Kind oft zu Besuch war, hing ein Spruch an der Haustür, der lautete: „Geh ohne Gebet und Gottes Wort niemals aus Deinem Hause fort“. Darin liegt ein Stück Lebenserfahrung, die wir uns zu eigen machen dürfen. Es wird garantiert nicht zu unserem Schaden sein.
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