Bibelstudium

5. Mose 12-26 - Bibelstudium

In dieser Ausgabe folgt nun der dritte Teil einer kurzen Einführung ins fünfte Buch Mose. Bitte lest diese Einführung gemeinsam mit dem Bibeltext und bittet Gott, dass Er euch sein Wort auftut und lebendig macht. - Fragen, die beim Lesen ent-stehen, versuchen wir gern zu beantworten.


Einführung in das 5. Buch Mose - Teil 3 (Kap. 12,1 - 26,19)

Einleitung

Mit Kapitel 12 des 5. Buches Mose kommen wir nun zum letzten und längsten Teil der zweiten Rede Moses, die viele Einzelbestimmungen enthält. Die „Sat-zungen und Rechte" sollten für das Volk eine Hilfe sein, jeden Lebensbereich dem HERRN zu weihen, und zwar besonders im Blick auf das Wohnen im Land. Bevor Einzelheiten folgen, wiederholt Mose die Aufforderung, alle Orte des Götzendienstes und die entsprechenden Kultgegenstande zu zerstören.


Der Ort, den der Herr erwählen würde

Ab Kapitel 12 finden wir immer wieder Ausdrücke wie „der Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, seinen Namen daselbst wohnen zu lassen". Nur dort sollte das Volk Gott anbeten; dorthin sollten auch die Opfergaben und Zehnten gebracht werden. Keinesfalls durfte das Volk vergessen, die Leviten mit Gaben zu unterstützen. Der Ort sollte ein Ort der Freude (V. 12.18) für das ganze Volk sein. Gemeint war letztlich die Stadt Jeru-salem, wo der Sohn Davids, Salomo, später den Tempel erbaut hat. Allerdings sollte es noch Hunderte von Jahren dauern, ehe David diesen Ort fand.

Allerdings war es erlaubt, an jedem beliebigen Ort im Land Fleisch zu essen, sofern es sich nicht um Opfer handelte.? In keinem Fall durfte jedoch das Blut der Tiere gegessen werden (vgl. 3. Mo 17,10-16). Darauf stand die Todesstrafe.

 

Einteilung 5. Mose 12, 1 - 26,19

  1. Völlige Zerstörung aller Orte des Götzendienstes - Neues Grundgesetz: Nur an der von Gott erwählten Stätte darf Gott durch Opfer geehrt werden (12,1-28)
  2. Verbot jeder Nachahmung heidnischen Gottesdienstes - Bestrafung der Götzendiener (12,29 - 13,18)
  3. Verbot heidnischer Trauerbräuche und unreiner Speisen (14,1-21)
  4. Der Zehnte - besonders der Zehnte in jedem 3. Jahr (14,22-29)
  5. Schuldenerlass in jedem 7. Jahr und Freilassung hebräischer Sklaven (15,1-18)
  6. Heiligung der fehlerfreien männlichen Erstgeburten von Rindern und vom Kleinvieh (15,19-23)
  7. Vorschriften bezüglich der drei jährlichen Hauptfeste (16,1-17)
  8. Rechtspflege - Verbot/Bestrafung des Götzendienstes (16,18 - 17,13)
  9. Das Gesetz für Könige (17,14-20)
  10. Einkünfte und Rechte der im Heiligtum dienenden Priester und der Leviten (18,1-8)
  11. Wahrsagerei/Zauberei und Verheißung echten Prophetentums mit Angabe seiner Kennzeichen (18,9-22)
  12. Aussonderung der Freistädte für Totschläger (19,1-13)
  13. Verbot der Grenzverrückung - Das Zeugnis vor Gericht und die Bestrafung falscher Zeugen (19,14-21)
  14. Die Kriegsgesetze (20,1-20)
  15. Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes (21,1-9)
  16. Verschiedene familienrechtliche Bestimmungen und menschliche Pflichten (21,10 - 22,12)
  17. Behandlung von Unzucht - Sittlichkeitsgesetze (22,13 - 23,1)
  18. Wer in die Versammlung Israels aufgenommen werden darf und wer auszuschließen ist (23,2-9)
  19. Einzelgebote wie Menschenliebe, Sittenreinheit, Ehescheidung usw. (23,16 - 25,4)
  20. Schwagerehe und andere Gebote wie die Vergeltung an den Amalekitern (25,5-19)
  21. Zwei Gebete: (a) Dankbarkeit gegenüber Gott für die Erlösung und (b) Anzeigen des Gebens des Zehnten im 3. Jahr - Schlussworte zu dem Hauptabschnitt (26,1-19)

 

Warnung vor heidnischem Götzendienst und Bestrafung der Götzendiener

Wie oft hatte Gott das Volk bisher im 5. Buch Mose vor dem Götzendienst warnen lassen!? Götzendienst ist ein zentraler Angriff auf die Beziehung Gottes zu seinem Volk. Mit jeder Warnung erhöhte sich die Verantwortung des Volkes. Wie oft mag Gott uns schon vor bestimmten Sünden gewarnt haben!

In Kapitel 13 warnt Mose das Volk vor falschen Propheten oder Träumern. Diese Personen könnten sogar Zeichen und Wunder tun (allerdings aus okkulter Quelle). Man könnte sie daran erkennen, dass sie zum Götzendienst verführen; man sollte ihnen keinesfalls Gehör schenken. Andererseits würde Gott solche Verführungen benutzen, um die Kinder seines Volkes auf die Probe zu stellen. - Der Prophet oder Träumer, der Abfall von Gott redete, sollte getötet werden.

Ebenso unnachsichtig sollte mit solchen - selbst nahen Verwandten oder guten Freunden - verfahren werden, die heimlich zum Götzendienst verführen wollten (V. 6-11). Das ganze Volk sollte sie steinigen; die anzeigende Person sollte selbst zuerst Hand anlegen. Die Tötung sollte für das ganze Volk eine abschreckende Wirkung haben. Wenn man in einer Stadt von einer Zusammenrottung von Männern hörte, die Götzendienst ausüben wollten (V. 7-18), sollte die Sache gründlich untersucht werden, und bei positivem Befund sollten alle Bewohner und die Tiere der Stadt erschlagen werden. Alles Hab und Gut sollte gänzlich mit Feuer verbrannt und die Stadt zu einem ewigen Schutthaufen werden.


Verbot heidnischer Trauerbräuche und unreiner Speisen

Wegen der besonders engen Beziehung des Volkes Israel zu Gott nennt Mose die einzelnen Israeliten hier Kinder [oder Söhne] Gottes (Kapitel 14). Natürlich bedeutet das nicht, dass alle Israeliten von neuem geboren waren (vgl. Joh 1, 12; 3,3). Je näher jemand zu Gott gebracht ist, umso mehr kann Gott erwarten, dass er in seinem Sinn handelt. Es gab damals - uns heute unbekannte - heidnische Bräuche, z. B. Ritzen der Haut oder bestimmte Rasuren, die man anlässlich eines Todesfalles durchführte. Auch heute mag beim Heimgang von Kindern Gottes die Trauer groß sein; für uns ist das jedoch immer eine schöne Gelegenheit, an die Auferstehung zu denken und der Hoffnung auf das Kommen Jesu Ausdruck zu geben.

Auf die Vorschriften bezüglich des Essens von Tieren gehen wir hier nicht ein, weil wir das bereits bei der Besprechung von 3. Mose 13 getan haben.


Die Zehnten - Schuldenerlass im 7. Jahr - Darbringung der Erstgeburt

Bereits im 4. Buch Mose finden wir Anweisungen bezüglich des Zehnten (18, 21-32). Es scheint sich hier in 5. Mose 14 nicht um einen zusätzlichen Zehnten zu handeln, sondern hier wird hinzugefügt, dass der Zehnte zur Wohnung Gottes gebracht werden sollte und dass die ganze Familie in der Gegenwart Gottes davon essen durfte. Außerdem war es möglich, die Zehnten oder Erstlingstiere am Heimatort zu verkaufen und für den Erlös bei der Wohnung Gottes wieder Naturalien und Tiere zu erwerben. Die ganze Familie sollte sich in der Gegenwart des HERRN freuen, und zwar zusammen mit den Leviten. Im 5. Buch Mose wird öfter auf die Freude in der Gegenwart Gottes hingewiesen, im 3. Buch Mose hingegen nur ein einziges Mal (23,40). Am Ende jedes 3. Jahres sollte ein zusätzlicher Zehnter für die Leviten, für verarmte Israeliten, Fremde, Witwen und Waisen bereitgestellt werden. Dieser Zehnte sollte in den Städten verbleiben. So sollten die Kinder Israel nicht nur für sich selbst mit Freude von allem Gebrauch machen, sondern auch mit Freuden weitergeben, zuerst den Leviten und dadurch dem HERRN, dann auch solchen, die selbst wenig Einkommen hatten. Gott würde dann selbst Freude daran haben, sein Volk weiterhin reichlich zu segnen.

So sollten sie auch alle sieben Jahre ihren Brüdern die Schulden erlassen, damit die Not gemildert würde (Kap. 15). In Bezug auf einen Armen sollte niemand sein Herz verhärten und verschließen; außerdem sollte jeder hebräische Sklave im siebten Jahr frei werden. Dabei sollte das Volk sich erinnern, dass sie selbst einmal Sklaven im Land Ägypten gewesen wa-ren. - Was die Darbringung der Erstgeborenen vom Rind- und Kleinvieh betrifft, so erfahren wir in den Versen 19-23, dass sie wohl als Friedensopfer (vgl. 3. Mo 3 und 7) dargebracht wurden, denn die Kinder Israel durften auch davon es-sen.


Die drei großen jährlichen Feste des Herrn

In Kapitel 16 werden noch einmal die Feste des Herrn erwähnt, die Mose bereits in 3. Mose 23 ausführlich beschrieben hatte. Die Verse 16 und 17 sind eine gute Zusammenfassung der wichtigen Punkte in diesem Kapitel: „Dreimal im Jahre sollen alle deine Männlichen vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an dem Orte, den er erwählen wird: Am Feste der ungesäuerten Brote und am Feste der Wochen und am Feste der Laubhütten; und man soll nicht leer vor dem HERRn erscheinen: ein jeder nach dem, was seine Hand geben kann, nach dem Segen des HERRN, deines Gottes, den er dir gegeben hat." Mose setzt hier die früheren Verordnungen (2. Mo 12; 3. Mo 23; 4. Mo 28 und 29) als bekannt voraus und behandelt vor allem die Dinge, die mit den Opfermahlen an diesen Festen verbunden waren, und erklärt, dass über die vorgeschriebenen Opfer hinaus freiwillige Opfer gegeben werden konnten (V. 2.10. 17).

Dreimal heißt es in diesem Kapitel: „Vor dem [Angesicht des] HERRN" (V. 11.16.16), und jedes Mal heißt es dabei, dass das Volk sich freuen und nur fröhlich sein sollte.

Die insgesamt sieben Feste werden hier zu drei großen Festzyklen zusammengefasst:

  1. Das Passahfest (zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote und der Erstlingsgarbe)
  2. Das Fest der Wochen (Pfingstfest)
  3. Das Fest der Laubhütten (mit dem vorausgegangenen Fest des Gedächtnisses des Posaunenhalls und dem großen Versöhnungstag)


Vorschriften zur Rechtspflege, zu Götzendienern und Königen

Damit Recht und Gerechtigkeit aufrechterhalten bliebe, sollte das Volk Richter und Vorsteher in allen Städten Israels einsetzen. Bestechungsgeschenke waren verboten, denn selbst Weise und Gerechte würden dadurch geblendet und ihr Urteil ungerecht werden. - Dann folgt wieder eine ernste Warnung vor dem Götzendienst (Kap. 17); Götzendiener sollten gesteinigt werden, aber niemals auf die Aussage eines einzelnen Zeugen hin. Außerdem sollte der Zeuge der Erste sein, der bei der Vollstreckung des Todesurteils Hand anlegte. - Gab es Rechtssachen, die in den Städten nicht geregelt werden konnten, so sollten die streitenden Parteien zu den Priestern bei der Wohnung Gottes gehen. Würde jemand auf den Priester nicht hören, sollte diese Vermessenheit ebenfalls mit dem Tod bestraft werden.


Der Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit sollst du nachjagen, auf dass du lebest und das Land besitzest, welches der HERR, dein Gott, dir gibt.

5. Mose 16,20

 

Einige Beispiele für Todesstrafe

  • Götzendienst bzw. Verleitung zum Götzendienst (3. Mo 20, 1-5; 5. Mo 17,2-7)
  • Betreiben von Okkultismus wie Totenbeschwörung, Wahrsagerei (3. Mo 20,6.27)
  • Verfluchen der Eltern (3. Mo 20,9)
  • Ehebruch, Hurerei, Homosexualität, Sodomie etc. (3. Мо 20, 10-21; 5. М 22, 13-27)
  • Gotteslästerung (3. Mo 24, 10-16)
  • Mord (3. Mo 24, 17.21; 5. Mo 19, 11-21; 2. Mo 21, 14)
  • Sabbatschändung (4. Mo 15,32-36)
  • Vermessenheit in Rechtssachen (5. Mo 17,8-13)
  • Falsche Prophezeiungen (5. Mo 18,20-22)
  • Widerspenstige Kinder (5. Mo 21,18-21)
  • Menschenraub zum Sklavendienst (5. Mo 24,7)

 

Der Abschnitt ab Kap. 17, 14 beginnt mit den Worten: „Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, und es besitzest und darin wohnst und sagst: Ich will einen König über mich setzen, gleich allen Nationen, die rings um mich her sind ..." Gott wusste, dass das Volk eines Tages einen König begehren würde (vgl. 1. Sam 8,5ff.), und ließ schon hier durch Mose sagen, dass der König bestimmte Dinge unbedingt beachten sollte:

  1. Er sollte sich die Pferde nicht mehren, vor allem auch, um zu verhindern, dass sie nach Ägypten zurückkehrten
  2. Er sollte sich die Frauen nicht mehren, damit er nicht zum Götzendienst verführt würde
  3. Er sollte sich Silber und Gold nicht sehr mehren
  4. Schließlich sollte er sich eine Abschrift des Gesetzes beschaffen, in der er alle Tage seines Lebens lesen sollte.

Die ersten drei Punkte hat der König Sa-lomo, der weiseste Mensch, der je gelebt hat, zu seinem großen Schaden nicht be-achtet. Ob er beim täglichen Lesen des Wortes Gottes treuer war?


Die Einkünfte der Priester und Leviten - Okkultismus - falsches und echtes Prophetentum

Kapitel 18 fährt damit fort, dass die Priester und Leviten Gott selbst zum Erbteil hatten und daher kein eigenes Erbteil (= Landbesitz) haben sollten; allerdings gehörten ihnen 48 Städte, wo sie wohnten (4. Mo 35,1-8; Jos 21, 1-42). Sie bekamen all das, was das Volk dem HERRN darbrachte (die Zehnten von Korn, Most und Ol, die Erstgeborenen vom Rind- und Kleinvieh). Dadurch wurden die Priester und Leviten sehr weitgehend mit Gott identifiziert. Wenn ein Levit begütert war, war das für das Volk kein Grund, ihn nicht zu unterstützen.

Jede Form von Okkultismus war dem Volk Israel strengstens verboten. Kinder durchs Feuer gehen zu lassen und sie somit zu opfern, diente häufig dazu, Wissen über die Zukunft zu erlangen oder böse Geister manipulieren zu wollen (Magie).

„Diese Aufzählung des Wortes Gottes umfasst alle denkbaren Arten des Okkultismus, zum Beispiel:

  • den Versuch, verborgene Dinge oder zukünftige Ereignisse durch übernatürliche Mittel zu sehen oder vorauszusagen
  • den Versuch, zukünftige Ereignisse aus den Sternen oder anderen „Zeichen" zu deuten
  • die Beschwörung dämonischer Mächte zum eigenen Nutzen oder zum Schaden anderer, z. B. durch einen Bann
  • das Befragen von Geistern und auch - angeblich - von Totengeistern. (In Wirklichkeit nahmen Totenbefrager Kontakt mit einem Dämon auf, der vorgab, die gestorbene Person zu sein.)"

Im Gegensatz zu diesen okkulten Praktiken stand die Offenbarung Gottes durch die Propheten und hier besonders durch „einen Propheten aus deiner Mitte". Das ist eine der deutlichsten direkten Prophezeiungen über Christus als den großen Propheten Gottes: „Einen Propheten, gleich dir, will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erwecken; und ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde" (V. 15). Wie abscheulich sind dagegen jeder Okkultismus und alle Lügenprophezeiungen für Gott.


Aussonderung der Freistädte für Totschläger

Mose hatte bereits drei Städte auf der östlichen Seite des Jordan als Zufluchts-städte bestimmt (4,41-43). Nach der Besitznahme des Landes sollten drei weitere Städte als Zufluchtsstädte bestimmt werden (vgl. 4. Mo 35,9-34). Diese Städte sollten gut und schnell erreichbar sein. Sie dienten einem Totschläger, der versehentlich jemand getötet hatte, als Zuflucht. Ein Mörder dagegen musste herausgegeben wer-den. Aus 4. Mose 35,28 wissen wir, dass ein Totschläger beim Tod des Hohenpriesters frei war. Wenn das Land sich später einmal noch weiter ausdehnen würde, sollten drei weitere Zufluchtsstädte dazukommen (V. 8-10).


Verbot der Grenzverrückung - Das Zeugnis vor Gericht und die Bestrafung falscher Zeugen

Gott wollte keine Grenzveränderungen, weil das empfangene Erbteil in der Familie bleiben sollte; außerdem war das Verändern der Grenzen Diebstahl (5. Mo 27,17; Hi 24,2; Spr 22,28; 23, 10; Hos 5,10). - Das Zeugnis einer einzelnen Person war unzureichend; es mussten mindestens zwei oder drei Zeugen sein. War jemand ein falscher Zeuge, so musste ihm die zu erwartende Strafe auferlegt werden. - Im Übrigen galt: „Leben um Leben, Auge um Auge usw.


Die Kriegsgesetze

Israel sollte sich nicht vor dem Feind fürchten, weil der Herr treu zu seinem Volk stehen würde (Kap. 20). Der Priester (Hohepriester) sollte zu dem Volk sprechen und ihm Mut machen. - Die Vorsteher sollten das Volk fragen, wer vor kurzem ein neues Haus gebaut und bezogen hatte. Er sollte zurückkehren, um das Haus erst einmal zu bewohnen - dasselbe galt beim Anlegen eines Weinbergs und für den, der sich verlobt, aber noch nicht geheiratet hatte. - Die Vorsteher sollten auch danach fragen, wer ängstlich sei. Ängstlichkeit würde mangelndes Vertrauen auf Gott verraten; so jemand sollte zurückkehren, damit er die anderen nicht ebenfalls verzagt machte. - Danach sollten die Vorsteher Heeroberste an die Spitze des Volkes stellen.

Bevor der Kampf begann, sollte der Stadt, gegen die man zog, zuerst ein Friedensangebot gemacht werden. Nahm die Stadt das Angebot nicht an, sollte sie belagert und erobert werden. Dann durften nur die Männer erschlagen werden. Die Frauen und Kinder samt allem Vieh und dem Besitz sollten Kriegsbeute sein. All das galt nicht für die kanaanitischen Städte, deren gesamte Einwohnerschaft getötet werden sollte, weil sie schlimme Götzendiener waren. Bei der Belagerung von Städten sollten keine Obstbäume vernichtet werden; Gott will das, was er geschaffen hat, auch erhalten, und zwar zum Wohl des Menschen.


Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes

Wenn ein Erschlagener auf freiem Feld gefunden wurde, so sollten die Ältesten und Richter der nächstliegenden Stadt eine Färse nehmen und ihr in einem Bach das Genick brechen, ihre Hände über der Färse waschen und ihre Unschuld beteuern (Kap. 21). Danach sollten sie den HERRn um Vergebung bitten. - Im Bild ist der Erschlagene des Volkes Israel Christus selbst. Israel hat große Schuld auf sich geladen; aber auch die junge Kuh, der das Genick gebrochen wurde, ist ein Bild von Christus, der geopfert wurde, damit Vergebung möglich ist. - So hat Gott Vorsorge dafür getroffen, dass das Volk Israel einmal wieder im Land wohnen wird, obwohl sie den Messias „erschlagen" haben.


Verschiedene familienrechtliche Bestimmungen und menschliche Pflichten

Wenn unter der Kriegsbeute eine schöne Frau war, die ein Israelit heiraten wollte, so musste sie sich den Kopf scheren (wodurch sie weniger attraktiv war), sich die Nägel schneiden, die Kleider der Gefangenschaft ablegen und um ihre Eltern trauern. Einen Monat später durfte der Israelit sie dann zur Frau nehmen. Vergewaltigung sollte es bei Kriegszügen nicht geben. Hatte der Israelit später keinen Gefallen mehr an ihr, konnte er sie frei entlassen; er durfte sie aber nicht als Sklavin verkaufen.

Hatte jemand zwei Frauen, von denen er eine liebte und die andere hasste, konnte er nicht den Sohn der geliebten Frau anderen Söhnen vorziehen. Der Erstgeborene, auch wenn er von der Gehassten war, sollte ein doppeltes Erbteil bekommen. - Manche sehen in dem Sohn der gehass-ten Frau ein Bild Israels, das wegen seiner Sünde gehasst wurde und doch wieder angenommen und im Land reich gesegnet werden wird.

Ein unbändiger und widerspenstiger Sohn, der nicht gehorchte, sollte von den Eltern zu den Ältesten der Stadt gebracht werden; es handelte sich um eine extreme Missachtung des Gebots, die Eltern zu ehren. Alle Bewohner der Stadt sollten ihn töten. - Der widerspenstige Sohn ist ein Bild des gottlosen Teils des Volkes Israel, der im Gericht umkommen wird.

In der Regel war wohl die Steinigung die Todesart für einen zum Tod Verurteilten. Es konnte sein, dass der Leichnam zur Abschreckung an einen Baum gehängt wurde. Ein Gehängter sollte nicht über Nacht hängen bleiben: „Ein Fluch Gottes ist ein Gehängter" (21,23). Dieser Ausspruch hat seine besondere Erfüllung im Tod des Herrn Jesus gefunden (Gal 3,13). Jesus nahm den schrecklichen Platz am Kreuz ein und wurde dadurch ein Fluch Gottes. Das war unser Platz, die wir an den Herrn Jesus glauben: „Dort an des Kreuzes Stamme wardst Du für uns ein Fluch" - „Du tratst an unsre Stelle aus freier Lieb und Huld" (Geistliche Lieder, 128,1; 155,3). Der Tod Christi ist die Grundlage jeder Gnade für uns und auch für das Volk Israel.

Die Kinder Israel sollten mit verirrten Tie-ren, die einem Israeliten gehörten, sorgfältig umgehen (Kap. 22); in dem ganzen Kapitel kommt Gottes Fürsorge für sein Volk und für die Tiere zum Ausdruck. - Die Kleidung einer Frau sollte nicht auf einem Mann sein und umgekehrt. Gott wollte, dass die unterschiedliche Rolle der Geschlechter auch in ihrem Äußeren gewahrt wurde (dieses Gebot scheint sich insbesondere auf Transvestitismus und vielleicht auch auf Homosexualität zu beziehen). - Weitere Beispiele für die Fürsorge für Tiere und Menschen finden sich in den Versen 6-8. - Der Weinberg durfte nicht mit zweierlei Samen besät bzw. mit zweierlei Gewächsen bepflanzt werden; Rind und Esel durften nicht gemeinsam vor einen Pflug gespannt wer-den; Kleidung von verschiedenartigem Stoff (z. B. Wolle und Leinen) durfte nicht gleichzeitig getragen werden. - Außerdem sollten die Oberkleider Quasten haben (vgl. 4. Mo 15,37-41).

Es konnte sein, dass ein Mann, um seine Frau loszuwerden, sie beschuldigte, vorehelichen Verkehr gehabt zu haben. Die Sache sollte von den Altesten genau untersucht werden. Wenn die Beschuldigung wahr war, sollte die Frau gesteinigt werden. Stimmt es nicht, sollte der Mann sie nicht entlassen können und selbst gezüchtigt werden. - Hurerei und Ehebruch wurden mit dem Tod bestraft; das galt auch für ein verlobtes Mädchen; in dieser Hinsicht nahm sie eine Stellung wie die verheiratete Frau ein. - Vorehelicher Verkehr konnte zu einer Ehe führen, es sei denn, dass der Vater der Frau sich weigerte, seine Tochter dem Mann zur Frau zu geben. - Ein Mann sollte sich nicht die Frau seines Vaters nehmen (das war übrigens die Sünde des Mannes in 1. Korinther 5, der aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde).


Wer durfte in die Versammlung Israels aufgenommen werden?

Kapitel 23 beginnt mit der Beschreibung von Personen, die nicht in die Versammlung des HERRN (es ist seine Versamm-lung!) kommen durften (zeugungsunfähi-ge [wegen Götzendienst kastrierte?] Per-sonen, uneheliche oder in Blutschande oder Prostitution gezeugte Kinder, auch Ammoniter und Moabiter, auch nicht die 10. Generation). - Von den Edomitern und Ägyptern durften Menschen in die Versammlung Gottes kommen, und zwar ab der dritten Generation. - Wenn es um die Gnade geht, macht Gott keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Völ-kern, wohl aber, wenn es um seine Regierung geht. Das zu akzeptieren ist die Weisheit des Glaubens.


Weitere Einzelbestimmungen

Es folgen eine Reihe von Einzelbestimmungen: Zur Reinhaltung des Kriegslagers musste ein Mann mit Samenerguss bis zum Abend des folgendes Tages (der Tag begann ja abends) sich außerhalb des Lagers aufhalten und sich reinigen. - Musste jemand seine Notdurft verrichten, sollten die Exkremente mit einer Schaufel vergraben werden. - Einen Sklaven, der vor einem harten Herrn floh, sollte man aufnehmen. - Prostitution (insbesondere Tempelprostitution) war verboten. Der Lohn durfte nicht in das Haus Gottes gebracht werden, auch nicht der Preis für einen verkauften Hund. - Ein Israelit durfte seinen Brüdern für das Leihen von Geld oder Waren keine Zinsen aufschlagen, wohl aber den Fremden. - Ein Gelübde sollte in jedem Fall eingelöst werden. - Weintrauben und Ähren eines fremden Feldes durften gegessen wer-den, man durfte sie aber nicht in sein Gefäß tun, offenbar, um nicht vorsätzlich die Ernte des anderen zu stehlen.

 

Einzelne Gebote bezüglich Eheschei-dung, Rechtsprechung und Fürsorge für die Armen

Wenn eine Frau, die mit einem Scheidebrief entlassen worden war, einen anderen Mann heiratete und auch dieser sie wieder entließ, konnte ihr erster Mann sie nicht wieder zur Frau nehmen. Gott wird einmal das Volk Israel dennoch wieder annehmen, obwohl es Hurerei mit den umliegenden Völkern und deren Götzen begangen hat. Die Gnade wird sich über das Gesetz erheben. - Jemand, der erst kurz verheiratet war, brauchte nicht in den Krieg zu ziehen (das ist eine Ergänzung zu Kap. 20,5-7). - Mühle und Mühlstein durften nicht gepfändet werden, da sie für das tägliche Leben benötigt wur-den. - Auf Menschenraub zwecks Versklavung stand Todesstrafe. - Besondere Vorsicht bei Aussatz (vgl. 3. Mose 13; 14)!

Wer seinem Nächsten ein Darlehen gegeben hatte und ein Pfand dafür haben wollte, durfte nicht dessen Haus betreten. Ein gepfändeter Mantel sollte bis zum Abend zurückgegeben werden, weil der Arme ihn möglicherweise als Schlaf-decke gebrauchte. - Ein armer Tagelöhner sollte seinen Lohn täglich bekommen. Väter sollten nicht für die Sünde ihrer Kinder getötet werden und umgekehrt. - Gott warnt und gebietet, die Rechtsprechung bei einem Fremden oder bei einer Waise nicht zu beugen. - Bei den verschiedenen Ernten (Getreide, Oliven, Weintrauben) sollte etwas für den Armen und den Fremdling übrig bleiben (vgl. 3. Mo 19,9.10; 23,22). - Hierbei spricht Gott auch ihr Herz an, indem Er sie daran er-innert, dass auch sie einmal Knechte in Àgypten gewesen waren, die Er erlöst hatte. - Bei Rechtshändeln zwischen zwei israelischen Männern durfte die Strafe für den Beschuldigten nicht über 40 Schläge hinausgehen (Kap. 25). Zucht sollte angemessen sein; der Bruder sollte aber nicht sterben. - Dem dreschenden Ochsen sollte das Maul nicht verbunden werden - das zeigt neben der tieferen geistlichen Bedeutung Gottes Güte gegenüber den Tieren (vgl. 1. Kor 9,9).


Vorschriften bezüglich der Schwager-ehe und andere Gebote wie die Vergeltung an den Amalekitern

Wenn ein Israelit ohne Nachkommen ver-starb, so sollte der Bruder des Verstorbe-

nen die Schwägerin zur Frau nehmen und ihr so die Schwagerpflicht leisten, damit dem Verstorbenen Nachkommen erweckt wurden. War der Schwager nicht bereit, sollte er beschimpft werden. - Wenn die Frau eines Mannes, der mit einem anderen im Streit war, den anderen Mann an der Scham ergriff, sollte ihr die Hand abgehauen werden. - Falsche Gewichts-steine waren nicht erlaubt - das war für Gott ein Gräuel. - Amalek sollte, weil es während der Wüstenreise die Nachhut angegriffen hatte, gänzlich ausgetilgt werden (vgl. 2. Mose 17). Wir müssen das Böse genauso hassen, wie wir das Gute lieben. Es darf keine Vermischung geben.


Zwei Gebete: (a) Dankbarkeit für die Erlösung und (b) Meldung der Erfüllung des Zehnten in jedem 3. Jahr - Schlussworte zu diesem Abschnitt

Das in Kapitel 26 beschriebene Gebet scheint für die erste Ernte bestimmt gewesen zu sein, die das Volk nach Besitznahme des Landes einbringen würde. Welch ein mit Spannung erwarteter Augenblick, bald im Land wohnen zu dürfen und die Früchte einbringen zu können! Ein geeigneter Augenblick, um im Gebet vor Gott an die eigene Herkunft und die Erlösung Gottes zurückzudenken; früher waren sie ein geringes Häuflein gewesen, nun durch Gottes Gnade ein ansehnliches, gesegnetes, reiches Volk. Voller Dankbarkeit sollten sie die ersten Früchte vor dem Herrn niederlegen und Ihn an-beten. „Und du sollst dich freuen all des Guten, das der Herr, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat, du und der Levit und der Fremdling, der in deiner Mitte ist" (V. 11). Was sollte uns heutzutage hindern, öfter Gott in diesem Sinn zu danken, dass Er auch uns so überaus reich gesegnet hat und uns ein Land gegeben hat, in das wir bereits jetzt versetzt sind (Eph 2,6)?

In den Versen 12-15 geht es um den Zehnten, der im 3. Jahr nach der Besitznahme des Landes dargebracht werden sollte. Er war für die Leviten, den Frem-den, die Waise und die Witwe bestimmt. Auch bei dieser Gelegenheit sollte der Israelit ein Gebet vor dem HERRN aus-sprechen. - In den ersten 12 Versen dieses Kapitels geht es um Dank und Anbetung für das, was Gott gewirkt hat. In dem Gebet in den Versen 13-15 geht es um das, was der Israelit gab, zusammen mit der Bitte, Gott möge weiterhin segnen. Gehört nicht beides zusammen?

Wie können wir um Segen bitten, wenn wir nicht selbst von dem weitergeben, was wir empfangen haben?

Die lange Rede Moses, die wir nun kurz gestreift haben, endet mit den zusammenfassenden Worten, die für sich selbst sprechen:

 


An diesem Tage gebietet dir der HER, dein Gott, diese Satzungen und Rechte zu tun: So beobachte und tue sie mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele. Du hast heute dem HERRN sagen lassen, dass er dein Gott sein soll und dass du auf seinen Wegen wandeln und seine Satzungen und seine Gebote und seine Rechte beobachten und seiner Stimme gehorchen willst.

Und der HERR hat dir heute sagen lassen, dass du ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote beobachten sollst; und dass er dich zur höchsten über alle Nationen machen will, die er gemacht hat, zum Ruhm und zum Namen und zum Schmuck; und dass du dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk sein sollst, so wie er geredet hat.