Lebensbilder

...da bin ich barmherzig geworden
Leid, Schmerz und Tod sind Themen, die die Menschen auch immer wieder die Frage nach dem Handeln Gottes stellen lassen. Und oft beginnen die Fragen mit dem Wörtchen WARUM? Das ist ein Wort, das auch für uns Christen eine gewisse Ohnmacht zum Ausdruck bringt. Und es redet auch von der Tatsache, daß Gott solange zu dieser Frage schweigt, bis wir wie Asaph „in die Heiligtümer Gottes" hineingehen. Aber die Not kann auch so großs sein, daß die Kraft noch nicht einmal für ein „Warum?" reicht.
Warum dieser Vorspann? Die nachfolgende Begebenheit aus dem Leben Friedrich von Bodelschwinghs liegt uns als Artikel schon seit zwei oder drei Jahren vor. Lange hatten wir keinen rechten Mut, sie zu veröffentlichen. Wenn wir es jetzt doch tun, dann mit der Absicht, das Ereignis als solches einfach auf uns wirken zu lassen. Ein Ehepaar, das in der Nähe Gottes lebte, läßt uns durch seinen eigenen Bericht daran anteilnehmen, wie sie in einem kaum nachvollziehbaren Schmerz dieses „Warum?" verarbeiteten.
Den von Bodelschwinghs waren in den Jahren 1863 - 1867 vier Kinder geboren worden. Ernst wurde am 7. Februar 1863 noch in Frankreich geboren, die nachfolgenden Kinder Elisabeth (16.7.1864), Friedrich (20.2.1866) und Karl (29.12.1867) dann in Dellwig. Ende 1868 erkrankte der älteste Sohn Ernst an Stickhusten, kurz darauf mußten die Eltern feststellen, daß auch die anderen drei kleinen Kinder von der Krankheit befallen waren.
„Von Bodelschwingh wertete in der Rückschau das Verhalten des fünfjährigen Ernst als eine Hinwendung auf die Ewigkeit. Der Junge sagte zu dem behandelnden Arzt: 'Du kannst mir mit deiner Medizin doch nicht helfen. Der liebe Gott muß mir helfen.'1.
Noch vor Ernst starb aber als erstes der vier Kinder der fast dreijährige Friedrich am 12. Januar 1869. Ihm folgte am 20. Januar seine Schwester Elisabeth, am 24. Januar der Kleinste der vier, Karl, und einen Tag später mußten die von Bodelschwinghs auch ihren Ältesten, Ernst, hergeben. Innerhalb von dreizehn Tagen hatten sie alle vier Kinder verloren.
Über diese Zeit fertigte Friedrich von Bodelschwingh einen ausführlichen Bericht an, mit dem er die Leser seines „Westfälischen Hausfreundes", einer von ihm herausgegebenen Zeitschrift, an seinem großen Leid teilnehmen ließ. Unter der Überschrift „Von dem Leben und Sterben vier seliger Kinder" verfaßte er einen Bericht, aus dem wir den letzten Teil wiedergeben.
„Wir legten abwechselnd das Haupt auf das Kissen des sterbenden Kindes, während ein lieber Hausgenosse uns mit kurzen Unterbrechungen die schönsten Lieder aus dem Gesangbuch und die köstlichsten Trostworte aus der Heiligen Schrift vorlas, z.B.: Röm. 5-8; Joh. 17; 2. Kor. 4,17 bis 6,10. Ich kann es nicht aussprechen, wie sehr uns die letzten bangen Stunden durch die wunderbare Kraft des Wortes Gottes abgekürzt und erleichtert wurden. Er hatte gerade Offenbarung 7 zu Ende gelesen: 'Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten' und wollte eben Offenbarung 21, vom himmlischen Jerusalem, beginnen - da war's vollbracht, und wir durften dem letzten geliebten Kinde die brechenden Augen zudrücken. Es war elf Uhr nachts am 25. Januar.
... Da lag nun die liebe Schar auf dem schönen Friedhof zu Dellwig, dicht neben dem Grabe meines treuen Kollegen, den wir hier auch zwischen drei seiner Kleinen gebettet, und wartet der fröhlichen Stunde der Auferstehung, Ernst und Elisabeth in der Mitte, Friedrich an Elisabeths, Karl an Ernstchens Seite.
Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. Denn der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und der Seele, die nach ihm fragt. Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen. Es ist ein köstlich Ding, daß ein Verlassener geduldig sei, wenn ihn etwas überfällt, und seinen Mund in den Staub stecke und der Hoffnung warte. Denn der Herr verstößt nicht ewiglich, sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte. Klagelieder 3. Mit diesem köstlichen Wort half uns der liebe Pastor Philipps, von den teuren Gräbern in unser nun vereinsamtes Haus zurückzukehren."
Damit schließt der Bericht Friedrich von Bodelschwinghs. Ein Biograph schreibt spätter: „Der Mutter fingen seit der Zeit die Haare an auszufallen, und noch nach einem Jahre zitterte ihre Hand beim Schreiben. Oft stand sie schluchzend an den Gräbern. Und ihren Mann sah man eines Tages mit einem Brett und vier Pfählen zum Kirchhof gehen, um an der stillen Stelle, wo die vier Gräber lagen, eine kleine Bank zu machen, damit er dort mit der Mutter zugleich nachdenken könne, was Gott ihnen durch solches Leid sagen wollte. Die geheimnisvolle Tiefe ihres Schmerzes ließ sie neue, ungeahnte Blicke tun in die Geheimnisse Gottes. „Damals" , so sagte von Bodelschwingh später einem trauernden Vater, ,als unsere Kinder gestorben waren, merkte ich erst, wie hart Gott gegen Menschen sein kann, und darüber bin ich barmherzig geworden gegen andere."
DENN ÜBER ALL SEIN TUN GIBT ER KEINE ANTWORT. (HIOB 33,13)
1 Hellmann, Es geht kein Mensch über die Erde, den Got nicht liebt, Wuppertal, 1993.
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