Post von Euch

Andreas Steinmeister nennt „gut gemeinte Friedensbewegungen, Friedensmärsche, den Einsatz von Demonstrationen gegen politische Gewalttat zwar wertvoll, aber aus biblischer Sicht und aus der prophetischen Sicht zum Scheitern verurteilt. Ich vermute, er würde sich wie wir Christen allgemein deshalb gar nicht erst so einer Sache anschließen.
Ich frage mich, ob wir es uns da heute nicht zu einfach machen. Nur das Gebet allein oder das Segnen der Gewalttäter hindert diese nicht an ihrem bösen Tun. Hätten zur Zeit des Dritten Reichs mehr Christen gegen Hitler demonstriert, anstatt sich entweder hinter ihn zu stellen wie die „Deutschen Christen“ oder aber ihre Aufgabe allein im Gebet zu sehen, wäre Hitler vielleicht nicht so weit gekommen. Hätten mehr Menschen die Judenverfolgung abgelehnt und sich ihr entgegengestellt, wäre manches sicherlich anders gekommen.
Sicherlich wissen wir aus den prophetischen Schriften, was in groben Zügen auf uns zukommt. Deshalb aber politisch völlig unbeteiligt zu sein, „nur“ zu beten und sich zu sagen, es kommt halt alles so, wie es vorherbestimmt ist durch die Prophetie - das halte ich für falsch und erinnert eher an den Glauben des Islam.
Christen sind doch dazu aufgerufen, Licht und Salz zu sein innerhalb dieser kaputten Welt und gerade nicht das Unrecht hinzunehmen. Sonst gäbe es vielleicht noch heute in den USA schwarze Sklaven und weiße Herren, was ja Christen wie Lincoln bekämpften.
Warum als Christ, vielleicht gerade als Christ, also nicht z.B. in einer Lichterkette stehen und damit signalisieren: Wir sind gegen das Unrecht, was hier geschieht.
Mit freundlichem Gruß Peter Hoeft

Sehr geehrter Herr Hoeft,
mit großem Interesse habe ich Ihren Leserbrief zu meinem Text in „Folge mir nach“ gelesen. ... Die außerordentlich wichtige Frage, ob sich ein Christ z.B. an „Demonstrationen gegen politische Gewalttat” beteiligen sollte, ist von grundsätzlicher Bedeutung. Daher möchte ich noch einige Punkte dazu schreiben.
1. Prinzipiell sagt uns die Schrift an keiner Stelle, dass wir uns politischer Gewalttat oder - ganz allgemein - politischem Unrecht durch angemessene politisch organisierte Reaktionen mit christlichem Vorzeichen entgegenstellen sollen. Demonstrationen sind ein demokratisches (kein geistliches) Mittel gegen moralisches (politisches) Unrecht unter der Voraussetzung, dass die vereinte Masse das Gute gegen das organisierte Böse durchsetzen könnte. Ich bin davon überzeugt, dass diese Form des Widerstandes nicht Gottes Wille ist. Aber wir werden wohl ermahnt, für die Obrigkeit zu beten (1. Tim 2,1-2), ihr untergeordnet zu sein (Röm 13,1.5; Tit 3,1), ihr nicht zu widerstehen (Röm 13,2), sie zu fürchten (Röm 13,3) und ihr Steuern, Respekt (Furcht), Zoll und Ehre (Röm 13,7; vgl. Mt 22,21) zu geben. Wir sollen uns aller menschlichen Einrichtung um des Herrn willen unterordnen (1. Pet2,13). Der Herr Jesus hat nicht zu politischem Widerstand aufgerufen (vgl. Mt 5,43-45) und er bestätigte, dass politische Gewalt „von oben“ sei (Joh 19,11; vgl. Spr 8,15 und Röm 13,1b).
Dazu kommt.noch ein weiterer Aspekt: Die Schrift gibt uns auch keinen Hinweis, gegen dieSklavereianzugehen. Wie sollten wir sonst Epheser 6,5ff; Kolosser 3,22; 1. Petrus 2,18; Titus 2,9 und den Philemonbrief verstehen? Natürlich sollte ein Sklave die Möglichkeit der Freilassung nutzen (1. Kor 7,21), aber ein Aufbegehren gegen die Sklaverei durch Sklaven wird jedenfalls in der Schrift nirgendwo geboten. Entsprechendes gilt für das Thema „Arbeitnehmer und Arbeitgeber“. Wohl wird den gläubigen Herren deutlich mitgeteilt, wie sie sich zu verhalten haben.
Natürlich sind wir froh, dass im allgemeinen der Sklavenhandel der Vergangenheit angehört, aber es ist wichtig, zunächst Gottes Grundsätze zu begreifen.
Das christliche Glaubensleben beweist seine Kraft dadurch, dass jemand in der Stellung und unter der Obrigkeit, unter der er sich befindet, nicht rebelliert, sondern
- zuerst nach dem Willen Gottes in Seinem Wort forscht;
- im Gebet seine und die ihn umgebenden Umstände vor dem HERRN ausbreitet und auf Gott vertraut, der Menschen und politische Strukturen sowie Gesellschaftsformen über Nacht ändern kann (siehe Ostblock);
- durch gute Werke Gottes Weisheit und Liebe dem Bösen gegenüberstellt;
- durch die Offenbarung christlicher Tugenden einen moralischen Widerstand dem Bösen gegenüber darstellt.
2. Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Aspekt. Die Gläubigen gehören zum Reich Gottes. Christus ist ihr HERR, dem sie dienen. Sie sind durch ihre „guten Werke“ das Licht der Welt (Mt 5,14-16). Sie sind das Salz der Erde und stellen ein moralisches Bollwerk gegen alles Böse in der Welt dar (Mt 5,13). Sie wandeln gemäß ihrer himmlischen Berufung (Eph 4,1ff) und reden Wahrheit, stehlen nicht, sondern wirken mit den Händen das Gute, haben keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellen sie bloß und möchten durch ein vorbildliches Ehe-, Familien- und Berufsleben den Herrn Jesus in Tat und Wahrheit bekannt machen (vgl. Eph 4,24ff; 5,11ff; 5,22 - 6,9). Auch ist ihr wahrer Kampf nicht „wider Fleisch und Blut“ (Eph 6,12).
Im 1. Petrusbrief lesen wir folgende Merkmale der „Kinder des Gehorsams”:
- sie leben ein Leben der Fremdlingschaft und sind im eigentlichen Sinn „ohne Bürgerrecht” (1,17; 2,11; vgl. 1. Kor 15,48; Phil 3,20£f; Joh 15,19-20; 17,14.16; Kol 1,13; 3,1-4).
- sie verkündigen die Tugenden eines himmlischen Herrn, der jetzt noch nicht Seine Rechte in der Welt durchsetzen will (2,9);
- sie wollen ihr Leben ehrbar unter den Nationen führen und gute Werke tun (2,12.15.20; 3,16-17);
- sie sind bereit, sich jedem gegenüber zu verantworten, der Rechenschaft über die in ihnen lebende Hoffnung fordert (3,15).
3. Christen sind keine Mucker, verkriechen sich nicht in eine abgelegene Ecke, um nur sich selbst zu leben. Sie leben nicht ängstlich vor sich hin.
Nein, sie haben eine Botschaft für diese Welt - das Evangelium von Jesus Christus, dem von dieser Welt gekreuzigten, auferstandenen, verherrlichten und wiederkommenden Herrn (Gal 6,14). Diese Botschaft durch zieht die Apostelgeschichte (vgl. 2,14ff; 3,12ff; 4,8ff;7,2ff;7 52; 8,4ff usw). Sie war so kraftvoll, dass die Menschen davon sprachen, dass „diese Jünger Jesu] den Erdkreis aufwiegeln” und gegen die „Verordnungen des Kaisers handeln, indem sie sagen, dass ein anderer König sei - Jesus” (17,6-7).
Wie kam es zu diesen Behauptungen? Nicht durch politisch orientierte Aktivitäten, sondern durch die Verkündigung der Botschaft von dem Herrn Jesus Christus. In der Tat können die Auswirkungen der Annahme dieser Botschaft in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens enorme Auswirkungen haben. Christen bekennen sich öffentlich zu Gottes Wahrheit da, wo Er sie hinstellt - in der Schule, im Berufsleben, in der Nachbarschaft - vielleicht auch durch Anzeigen in der Zeitung, möglicherweise durch bibelorientierte Kommentare zu bestimmten Gegenwartsthemen.
4. Christen sind „Gesandte [Botschafter] für Christus“, nicht für eine Verbesserung der gesellschaftlichen Strukturen (2. Kor 5,20), und haben die Botschaft: „Lasst euch versöhnen mit Gott“. Das ist ihr Auftrag. Sie kämpfen nicht für bessere gesellschaftliche Strukturen und neue politische Parteien - allerdings werden sich in der Regel sehr wohl gesellschaftliche Verhältnisse ändern, wenn viele Menschen einer Region zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus kommen (vgl. 2. Kor 10,35; Bhil'1,27; 2. Tim 2,4,4,7):
5. Sollten Christen auf gesellschaftliche Probleme angesprochen werden, so gilt es, folgendes deutlich zu machen:
a) Sie geben Antwort, indem sie die Lehre ihres Herrn weitergeben und den Fragesteller im Namen dieses Herrn Jesus auffordern, sich IHM unterzuordnen (Ko14,5-6;2. Tim4,2; | 1. Pet3,15).
13
b) Sie bezeugen durch ihre Werke in der familiären und beruflichen Stellung, in der sie sich befinden, die Überlegenheit der Werte ihres Herrn über die relativen Werte einer pluralistisch orientierten Gesellschaft (vgl. Dan 1,12-13; Tit 2,8.10; 1. Thes 5,12).
c) Sie stellen sich unter das Liebes-, Friedens- und Wahrheitsgebot ihres Herrn und bleiben in ihren Worten und Taten für ihre Mitmenschen überprüfbar (2. Tim 1,8; Kol 4,5-6; 1. Thes 5,11-12; besonders 1. Tim 3,7, u.a.).
6. Allerdings gilt für uns Kinder Gottes auch Apostelgeschichte 4,19-20 und Kap. 5,29. Es gibt ein geistliches „Unmöglich” und ein eindeutiges „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen”. Wenn ein Mensch oder auch die Obrigkeit von uns Christen etwas verlangt, das wir niemals mit einem vor Gott reinen Gewissen tun können, dann gilt es zu leiden. Ein Arzt wird z.B. keine Abtreibung vornehmen, ein Pädagoge wird seine Schüler nicht zum Ungehorsam den Eltern gegenüber erziehen, ein Fabrikant wird nicht der Devise huldigen: Hauptsache Expansion und Kapital, auch wenn man sich wirtschaftlicher Unredlichkeit (sprich Sünde vor Gott) schuldig macht, usw. Der Christ ist zuerst Gott verantwortlich. Das ist ein oberster, unumstößlicher Grundsatz. Wenn wir das als Christen in den verschiedenen Berufszweigen mehr verwirklichen würden, wäre das Zeugnis für unseren hochgelobten Herrn gewiss kraftvoller.

Lieber Bruder Hoeft,
ich glaube also nicht, dass wir „nur beten” sollen, aber ich halte es auch für nicht in Übereinstimmung mit der wahren Berufung des Christen, wenn dieser Aktionsmittel zur Förderung der Interessen der Christen (des Christentums) oder auch der Menschen im allgemeinen wählt, die dem Wort Gottes entgegen sind.
Der Herr antwortet zu seiner Zeit auf die Gebete Seiner Jünger, die geistliche Standhaftigkeit und das Vertrauen auf IHN, indem ER Gesetze ändern und Staatsformen zerbrechen lässt, Regierungen absetzt und Erlasse widerrufen lässt. ER bewirkt letztlich die Freiheit, in der wir noch leben dürfen, ER lässt an vielen Orten Gutes zum Wohl der Menschen und der Gläubigen zu. ER öffnet Türen (1. Kor 16,9; 2. Kor 2,12; Kol 4,3; Offb 3,7).
Darum wollen wir vornehmlich für unsere Obrigkeit beten, ihr untertan sein und das Evangelium verkündigen und jede geöffnete Tür nutzen, um gute Werke zu betreiben zur Verherrlichung Gottes und zum Wohl unserer Mitmenschen (Gal 6,10; 1. Pet 2,12; Jak 4,17)-allerdings mit dem festen Vorsatz: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.”
Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis: Die Gedanken, die ich niedergeschrieben habe, entsprechen der Überzeugung, die ich dem Wort Gottes entnommen habe. Es handelt sich um meine Erkenntnis. Im übrigen gilt: „Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest. Er steht oder fällt seinem eigenem Herrn... Ein jeder sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt... Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheißt... Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.”
Möge der HERR Sie durch Sein Wort und Seine Führungen segnen.
Ihr Andreas Steinmeister