Hat die gute alte Ehe versagt?

Eine traurige Bilanz (Gedanken zu einer Statistik)

Hat sie versagt, die gute alte Ehe? Es sieht ganz so aus. Die Statistik, die ich vor mir habe, weiß nicht viel von glücklichen Ehen zu berichten. 1992 wurden in Deutschland über 130000 Ehen geschieden. Es gibt hier bereits 2,6 Millionen "Ein-Elternfamilien", wo ein Elternteil die Kinder allein erzieht. In Berlin, Hamburg und München lebt jeder zweite im Alter zwischen 25 und 50 Jahren als "Single". Kein Wunder also, da ein großer Teil unserer Zeitgenossen die herkömmliche Ehe - standesamtlich geschlossen und auf Lebenszeit berechnet - für veraltet, für so nicht mehr durchführbar oder gar für unzumutbar halt. Ist es da nicht praktischer, ja logischer, von vornherein auf die herkömmliche Eheschließung zu verzichten? Jeder von uns kennt Paare aller Altersgruppen, die sich für das Zusammenleben in einem eheähnlichen Verhältnis entschieden haben. Obwohl solche unverbindlichen Partnerschaften der Ehe gegenüber rechtlich benachteiligt sind,
nimmt ihre Zahl ständig zu. Die öffentliche Meinung bejaht diese "Ehen ohne Trauschein" zwar nicht uneingeschränkt, sieht aber jedenfalls nichts Anstößiges mehr darin.

Sieht Gott die Ehe heute anders?

Auch Christen können in den Sog dieser Überlegungen geraten, weil diese aus menschlicher Sicht verständlich erscheinen. Aber nicht menschliche Logik, sondern Gottes Wort ist unsres Fußes Leuchte (Ps 119,105), d.h. Handlungsrichtlinie in dunkler Zeit.
Über Gottes Sicht lässt uns die Bibel nicht im Zweifel. Er hat sexuelle Gemeinschaft auf die öffentlich und rechtmäßig geschlossene Ehe beschränkt; ohne Ehe ist sie "Hurerei, Unzucht" (griech. porneia), neben der Ehe "Ehebruch". Ich führe hier nur eine Stelle an, die das gut zusammenfasst: "Die Ehe sei geehrt in
allem, und das Bett unbefleckt; Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten" (Heb 13,4).
Zusätzlich haben wir die klare Aussage des Herrn über das eheähnliche Verhältnis der
samaritischen Frau am Jakobsbrunnen: "Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann" (Joh 4,18).

Die Ehe reformbedürftig?

Wir fragen uns natürlich nach den Ursachen der Entwicklung, die in der obigen Statistik deutlich wird. Warum gerät die Ehe zunehmend ins Abseits? Kein Christ wird sich dem unsinnigen Gedanken anschließen, Gott hatte dem Menschen mit der Ehe etwas Unausgereiftes zugemutet, das offensichtlich gar nicht funktionsfähig ist. Wir müssen die Ursachen eindeutig auf seiten der heutigen Menschen suchen. Bei ihnen hat eine deutliche Veränderung zum Schlechteren stattgefunden. Darin erfüllt sich exakt eine biblische Vorhersage für unsere Tage.

Ein fataler Umschwung

In 2.Timotheus 3,1-5 wird der christlichen Epoche eine gefahrvolle Endphase vorausgesagt. Sie würde durch einen tiefgreifenden negativen Verhaltenswechsel von Menschen geprägt sein, die ihr formales Christentum selbst nicht mehr ernst nehmen. (Hätte man vor fast 2000 Jahren unser Westeuropa treffender beschreiben können?) Alle aufgeführten Charakterzüge treten immer ungeschminkter hervor, sie zerstören das menschliche Zusammenleben im Kleinen wie im Großen. An der Spitze der traurigen Liste steht „eigenliebig“, später folgt noch „ohne natürliche Liebe“. Aber Selbstliebe mit dem Ziel der Selbstverwirklichung und Eheglück schließen einander aus.
Doch die zügige Abschaffung göttlicher Normen hat zu einer ganzen Reihe von Auswirkungen geführt, die das gesamte gesellschaftliche Umfeld für die Ehe ungesunder werden lassen. Dazu gehören:
- Abbau moralischer Hemmschwellen durch Medieneinfluss,
- finanzielle Unabhängigkeit der berufstätigen Frau,
- größere sexuelle Freiheit durch moderne Verhütungsmethoden und erleichterten Schwangerschaftsabbruch,
- leichte Scheidungsmöglichkeit,
- Ehepartner entstammen bereits Problemehen bzw. -partnerschaften.

Ich, Du, Wir

Wir erkennen wohl alle, dass die entmutigende Statistik nicht der göttlichen Einrichtung „Ehe“ anzulasten ist. Der Mensch des 20.Jahrhunderts fühlt sich von der Ehe mehr und mehr überfordert, denn er hat sich - wie biblisch angekündigt - zum „Ich-Anbeter” gewandelt. Die bewusste Ablehnung jedes weiteren Versuchs, Gott zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, macht ihn automatisch dazu. Auch die Zeitumstände begünstigen ein das Ich mit solch einem Maß an finanzieller Unabhängigkeit, gesetzlich eingeräumtem Freiraum, negativer Medienanleitung, antiautoritärer Vorprägung und gesetzlicher Rückendeckung. Das ICH aber ist eheuntauglich. Das von Gott gemeinte glückliche WIR der Ehe entsteht nicht aus zwei ICH, sondern aus zwei DU.
Unsere „Ursachenforschung” hat hoffentlich auch klar gemacht. dass keine einzige Alternative zur gottgemäßen Ehe das erwünschte Glück durch die Hintertür hereinzuholen vermag. Denn die Ehescheidung ebenso wie alle anstelle der Ehe propagierten oder praktizierten Formen des Zusammenlebens wollen letztendlich nur eins: dem Egoismus mehr Freiraum verschaffen. Das tiefe Glück zweier Menschen, besonders das körperliche und seelische Glück der Frau, setzt absolute Geborgenheit und Treue voraus. Eine unverbindliche Partnerschaft mit täglicher Kündigung ist gerade das Gegenteil.

Und wir Christen?

Wir dürfen nach wie vor überzeugt sein: Gottes uraltes Ehekonzept ist für alle Liebenden der einzige Weg zu tiefstem beiderseitigem Glück. Es ist auch heute noch uneingeschränkt erfahrbar. Die erschütternde Statistik braucht keinen Gläubigen zu verunsichern. Sie sollte uns aber zur ernsten Warnung dienen: Gottes Segen ist stets an Gehorsam Ihm gegenüber gebunden. Auch Christen, die sich vor oder in der Ehe über Gottes Gedanken hinwegsetzen, werden tief unglücklich werden.
Dabei haben gerade wir Christen durch Gottes Gnade eine einmalige Startposition für eine glückliche Ehe:
- Wir kennen Gottes Ehekonzept. Es sieht vor, dass du dich für einen geliebten Menschen völlig und für immer aufgibst. Wir haben dazu ein wunderbares Vorbild. In Epheser 5,22-33 wird uns die unfassbare Liebe des Christus zu Seiner Versammlung (Gemeinde) als Beispiel vorgestellt. Jede Ehe darf etwas von diesem Verhältnis widerspiegeln.
- „Was nun Gott zusammengefügt hat” (Mt 19,6) bedeutet wörtlich „in ein Joch gestellt hat“; es gilt für jede Ehe. Doch die christliche Ehe erhält dadurch einen besonderen Adel, dass Mann und Frau zugleich Jochträger des Herrn Jesus sein dürfen. Gemeinsamer Dienst für Ihn, gemeinsame Ziele und Absichten in Seiner Nachfolge sind eine starke Klammer.
— Wir Christen wissen, dass der Mensch Geist, Seele und Leib ist (1. Thes 5,23) und dass wahre Liebe den Partner in seiner Ganzheit einschließen muss. Erst das macht die Ehe wirklich schön.
- Gott hat uns bei der Bekehrung angenommen, wie wir waren. Diese Erfahrung wird uns helfen, unseren Ehepartner zu akzeptieren, wie er ist. Wir werden dann mit ihm nicht „unzufrieden“ sein und ihn nach unseren Vorstellungen ändern wollen; durch Liebe und Güte werden wir unmerklich einer durch den anderen geformt.
- Christen wissen etwas von Selbstgericht und Vergebung. Damit bringen sie ein unschätzbares Kapital in die Ehe; sie wird unerträglich und existenzunfähig, sobald ehrliches Bekennen und herzliches Vergeben aufhören.
—- Christen kennen Familienfreuden und -nöte bereits aus der Familie Gottes.

Meine jungen Leser, ihr habt es mit einem gütigen Schöpfer zu tun. Alles, was Er gebietet, will euer irdisches Glück nicht beschneiden, sondern es überhaupt erst ermöglichen. Es ist doch ein faszinierender Gedanke, dass Er schon einenMenschen kennt, der absolut zu euch passt. Betet um diesen Menschen, damit ihr gerade ihn erhaltet. Ich wünsche jedem von euch die heilige Freude und dankbare Überraschung, welche Adam empfinden durfte, als Gott ihm Eva vorstellte. Sie war ihm entsprechend (1. Mo 2,18; Fußnote). Gott tut so etwas immer noch. Viele eurer Mitchristen haben das bereits dankbar erlebt.