Fragen und Antworten

Frage: Wie ist der Ausdruck ,,und seine Tage seien hundert und zwanzig Jahre" in 1. Mose 6,3 zu verstehen, da es nach der Sintflut doch viele Menschen gegeben hat, die älter als 120 Jahre geworden sind?
L.H., Hückeswagen


Antwort: Auf den ersten Blick könnte man diese Aussage so verstehen, daß hier das Lebensalter des Menschen grundsätzlich auf 120 Jahre begrenzt wird. Tatsächlich gibt es Bibelkommentare, die diese Ansicht vertreten. Mit vielen Auslegern denken wir jedoch, daß die Zeitspanne gon der Ankündigung des Gerichts bis zum Hereinbrechen der Flut gemeint ist.
Die Worte in 1. Petrus 3,20 dürfen wir als eine Bestätigung dafür sehen: „Als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde". Gott hat das Gericht nicht von heute auf morgen ausgeführt. Der Bau der Arche war ein beredtes Zeugnis für die Menschen damals. Offensichtlich hat Noah während dieser Zeit den Menschen auch gepredigt, denn er wird ,,der Prediger der Gerechtigkeit" genannt (1. Pet 2,5). 120 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Wie bewundernswert ist doch die Langmut Gottes!

 

Frage: Was bedeutet der Ausdruck 7 ,,vollkommen" in den Briefen des NeuenTestaments, wenn er sich auf Gläubige bezieht?

Antwort: Bis auf wenige Ausnahmen ist das deutsche Wort ,,vollkommen" die Übersetzung des griechischen Wortes teleoo. teleoo
kommt im NT 28x vor, das Hauptwort telos 40x, und zwar in verschiedenen Übersetzungen. Ich greife einige Übersetzungsmöglichkeiten für telos aus dem „Langenscheidts Großwörterbuch von Menge-Güthling” heraus, um die umfangreiche Bedeutungsfülle anzudeuten: „Ende,Schluss, Ausgang, Lebensende, Tod, Ziel, Endziel, Zweck, Vollendung, Verwirklichung, Erfüllung, Ergebnis, Höhepunkt, Vollkommenheit, völlige Reife ...”
Auf Gläubige bezogen, scheint dieses Wort vor allem drei Bedeutungen zu haben:
1. Die vollkommene Stellung, in die jeder Gläubige vor Gott in Christus Jesus gebracht ist, nachdem er an das Werk Christi geglaubt hat (Heb 10,14).
2. Der Zustand der Vollkommenheit durch die Auferstehung (Heb 11,40).
3. Der Zustand geistlicher Reife, des Erwachsenseins. Eine Beschreibung der Gläubigen, die in der christlichen Wahrheit gegründet sind. Sie werden in 1. Korinther 3,1 „Geistliche” genannt, was darauf hindeutet, dass sie durch den Geist Gottes beherrscht werden. So wird dasWortanfolgendenStellen gebraucht: 1. Korinther 2,6; Philipper 3,15; Kolosser 1,28; 4,12; Jakobus 3,2.
An drei Stellen werden in bezug auf die Gläubigen zwei andere griechische Wörter gebraucht, und zwar katartizo (2. Kor 13,11 und 1. Pet 5,10) und artios (2. Tim 3,17). katartizo bedeutet zuerst einmal „daranhängen” , dann „gehörig einrichten, in Ordnung bringen, zurechtmachen, wiederherstellen, vollenden, vollkommen machen”. artios hat alsGrundbedeutung „passend, angemessen“, dann „treffend, bereit, einträchtig, von der rechten Beschaffenheit, in rechtem Zustand, fehlerfrei, vollkommen”.
Werner Mücher