Bibel praktisch
Hütet euch
Vielleicht hast du die Warnung, sich zu hüten, schon an einem Gartentor gelesen: „Hüte dich vor dem Hund! – Betreten des Grundstücks verboten!“ Auch als Kind hast du diesen Appell gewiss schon einmal von deinen Eltern oder deinen Großeltern gehört, als sie dich vor einer Gefahr warnen wollten. In jedem Fall heißt es für uns, dass wir bei einem „Hüte dich/hütet euch“ aufpassen müssen, dass wir nicht in eine Falle tappen – es ist Vorsicht geboten.
Im Neuen Testament wird das „Hütet euch“ dreimal verwendet in Verbindung mit Gefahren, denen wir leicht erliegen können und die unser geistliches Leben negativ beeinflussen können:
Hütet euch vor
- der Heuchelei (Lk 12,1)
- der Habsucht (Lk 12,15)
- den Götzen (1. Joh 5,21)
1) Heuchelei
Heuchelei bedeutet, dass ich etwas vortäusche, was in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Ich verstelle mich bewusst, um mir z. B. einen Vorteil zu verschaffen oder auch, um etwas zu verstecken.
In Matthäus 6 wird ein heuchlerisches Handeln dem wahrhaftigen Handeln gegenübergestellt, auch im Hinblick auf den Lohn. Dazu eine kleine Übersicht:

Dem Heucheln liegt Ehrsucht zugrunde. Man lebt vor den Augen der Menschen und sucht deren Anerkennung. Im Gegensatz dazu möchten wir uns bewusstmachen, dass wir vor dem Herrn bzw. dem Vater im Himmel stehen und leben. Unser Handeln soll im Verborgenen und echt sein, um Ihn allein zu ehren.
Es fällt auf, dass der Herr Jesus besonders den Pharisäern Heuchelei vorwirft. In Matthäus 23 geht Er ausführlich darauf ein. Dabei ist es Ihm auch hier wichtig, die Motive hinter ihrem Handeln aufzudecken: „Alle ihre Werke aber tun sie, um sich vor den Menschen sehen zu lassen“ (V. 5).
Sie liebten
- den ersten Platz bei den Gastmählern,
- die ersten Sitze in den Synagogen,
- die Begrüßung auf den Märkten,
- von den Menschen „Rabbi“ genannt zu werden,
- das Äußere (um das Innere, Schlechte, Verdorbene zu kaschieren).
Diese Haltung kann auch bei uns vorkommen. Petrus ermahnt uns in 1. Petrus 2,1, die Heuchelei abzulegen. Das zeigt, dass wir geneigt sind zu heucheln. Wir müssen es konsequent ablegen, denn es ist ein Verhalten, das aus der alten Natur kommt.
Übrigens: In Lukas 12,1 wird Heuchelei direkt mit Sauerteig verglichen. Der Sauerteig ist ein Bild von ungerichteter Sünde, die sich ausbreitet und auch andere anstecken kann.
Das Vorbild des Herrn Jesus
Der Herr Jesus dagegen spielte nie anderen Menschen etwas vor. Sein Auftreten war immer wahrhaft, echt und authentisch. Er ist die Wahrheit (Joh 14,6) und seine Worte stellten Ihn als den dar, der Er war, nämlich: die Wahrheit (vgl. die Fußnote zu Johannes 8,25 in der Elberfelder Übersetzung, Edition CSV). Auch suchte Er nicht seine eigene Ehre (Joh 8,49), sondern wies immer auf seinen Vater hin, der Ihn ehrte (Joh 8,54).
2) Habsucht
Im Neuen Testament wird das Wort „Habsucht“ auch mit „Gier“ übersetzt. Es beschreibt ein übersteigertes Streben nach materiellem Besitz, unabhängig von dessen Nutzen. Habsucht ist auch eng verwandt mit dem Geiz, der übertriebenen Sparsamkeit und dem Unwillen zu teilen.
Johan Martin Miller schreibt in seinem Gedicht Die Zufriedenheit im Jahr 1776 den heute noch bekannten Grundsatz: „Je mehr er hat, je mehr er will; nie schweigen seine Klagen still.“
Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft. Da besteht immer die Gefahr, dass wir damit nicht zufrieden sind, sondern immer mehr haben möchten. Nicht ohne Grund erzählt der Herr Jesus uns das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lk 12,16-21). Dieser Mann war ein Mensch mit großem Reichtum; seine Scheunen waren voll. Als das Land schließlich noch mehr Frucht brachte, merkte er, dass er keinen Platz mehr dafür hatte. In dem Moment zeigte sich, was in seinem Innern vorging: Er dachte nur an sich und seinen eigenen Vorteil, denn er wollte noch größere Scheunen bauen. Der große Besitz, den er bis dahin hatte, reichte ihm nicht mehr aus, er wollte noch mehr. Danach wollte er ausruhen und genießen – aber ohne Gott. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Gott bestrafte ihn mit dem Tod und auf einmal stand er leer vor Gott, weil er eben keine Schätze für die Ewigkeit gesammelt hatte. Das ist eine ernste Ansprache: Wie wichtig sind uns Reichtum, Ehre und Karriere – und wieviel investieren wir dafür?
In Markus 7 erwähnt der Herr Jesus, dass die Habsucht in Gedanken anfängt – eine Sünde, die aus dem menschlichen Herzen hervorkommt. Dabei ist zu beachten, dass Habsucht im Grundtext in der Mehrzahl steht. Das zeigt, dass es viele Bereiche gibt, wo Habsucht vorkommen kann. Wir sollen uns eben vor aller Habsucht hüten (Lk 12,15).
In dieser Verbindung wird übrigens auch gesagt, dass unser Leben nicht durch unsere Habe besteht, selbst wenn wir Überfluss haben. Interessant ist, dass in Epheser 5,3 Habsucht in einem Atemzug mit Hurerei genannt wird. Und wir werden aufgefordert, Hurerei, Unreinheit und Habsucht nicht einmal zu nennen. In Vers 5 nennt Paulus solche, die durch diese Sünden gekennzeichnet sind: Hurer, Unreine und Habsüchtige – sie haben kein Erbteil im Reich Gottes (vgl. 1. Kor 5,11). In Kapitel 4,19 untermauert Paulus diesen Gedanken als ein Kennzeichen der Nationen, welche die Unreinheit mit Gier (Habsucht) ausüben. Begegnen wir dieser schlechten Eigenschaft nicht täglich? Der Mensch möchte gerade auf sexuellem Gebiet alles haben und genießen – ohne Grenzen. Ebendavor müssen wir uns hüten und fliehen, wie Joseph es im Blick auf Hurerei tat (vgl. 1. Mo 39,12; 1. Kor 6,18). Wenn wir nicht konsequent sind, werden wir fallen. Wir werden aufgefordert, Hurerei und Habsucht zu „töten“ (Kol 3,5), uns also konsequent davon zu trennen, wenn solch eine Begierde aufkommt.
Das Vorbild des Herrn Jesus
Der Gegensatz von Habsucht sind Genügsamkeit, Bescheidenheit und Freigebigkeit. Wie sehr war der Herr Jesus dadurch gekennzeichnet! In Hebräer 13,5 werden wir ermutigt, uns zu begnügen „mit dem, was vorhanden ist, denn er hat gesagt: ‚Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen.‘“ Er, der reich war, ist für uns arm geworden. Wie schlicht und bescheiden war der Herr als Mensch; bei Ihm finden wir keinen Ansatz von Habsucht. Wir denken auch an Paulus, der in 1. Timotheus 6,8 schreibt: „Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“ Lasst uns in unserem Leben mehr die Eigenschaften des Herrn zeigen und Ihm nacheifern.
3) Götzen
Wie Habsucht zusammen mit Hurerei erwähnt wird, finden wir sie auch in Verbindung mit Götzendienst – sie wird sogar dem Götzendienst gleichgesetzt (Kol 3,5). Und der 1. Johannesbrief endet mit der Aussage: „Kinder, hütet euch vor den Götzen“ (Kap. 5,21). Eigentlich verwundert uns dieser Appell, weil der Brief uns großartige Segnungen beschreibt:
- Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn
- völlige Freude und Vergebung
- Besitz des ewigen Lebens usw.
Wie reich sind wir doch in Ihm geworden und was hat uns Gott alles geschenkt! Wir sollen das neue Leben kultivieren und genießen. Aber wir werden eben auch ermahnt, nicht zu sündigen (Kap. 2,1). Außer dem Fleisch ist da noch der Teufel, der uns die Gemeinschaft und die Freude an unserem Segen wegnehmen möchte, indem er uns irdische oder weltliche Dinge präsentiert, die unsere Herzen gefangen nehmen. Deshalb der Schluss-Appell, uns vor den Götzen zu hüten.
Was nun sind Götzen? Haben wir heute noch etwas damit zu tun? Schließlich werfen wir uns ja nicht vor irgendwelchen Statuen nieder. Götzendienst können wir jedoch nicht nur beschränken auf eine religiöse Anbetung von Personen und Dingen neben Gott. Letztlich geht es darum, dass uns Personen und Gegenstände, Beschäf- tigungen usw. ebenso wichtig oder wichtiger werden als der Herr. Die folgende Liste zeigt, was in unserem Leben zu einem Götzen werden kann:
- Auto
- Kleidung
- Gesundheit/Sport
- Beruf
- Ernährun
- Sport
- Influencer
- Smartphone
- …
Diese Dinge sind an sich nicht böse; sie sind teilweise sogar notwendig. Aber sie können zu Götzen werden, wenn sie die Zuwendung bekommen, die allein unserem Herrn gehört.
Greifen wir einmal das Smartphone heraus. Aus unserem täglichen Leben ist es kaum noch wegzudenken. Wir benutzen es zum Kommunizieren, Einkaufen, Geld überweisen, als Navi usw. Die Gefahr besteht aber, dass wir Sklave dieses Multifunktionsgerätes werden. Wenn unsere erste Aktion am Morgen ist, die Nachrichten zu checken und uns (nach einem langen „Online-Tag“) abends vor dem Schlafen noch die Zeit für ein Onlinespiel nehmen, wird das Smartphone schnell zu einem Götzen. Fluch und Segen liegen nah beieinander. Wie oft hat mich das Smartphone vom Beten abgehalten!? Wie oft hat es mich vom Bibellesen abgehalten und mir den Geschmack an Gottes Wort verdorben!? Abgesehen davon, das Smartphone Suchtpotential in sich birgt, lauern besonders auf moralischem/sexuellem Gebiet viele Gefahren, die unserem geistlichen Leben großen Schaden zufügen können. So kann ein nützliches Gerät zu einem Götzen werden.
Das Vorbild des Herrn Jesus
Der Herr Jesus setzte immer die richtigen Prioritäten. Immer und in allem tat Er den Willen des Vaters, um Ihn zu ehren und zu verherrlichen (Joh 4,34). Er erfüllte in Wahrheit das Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mo. 20,3). Schon früh am Morgen suchte Er die Nähe und Ruhe im Gebet zu seinem himmlischen Vater und ließ sich nicht durch andere Dinge ablenken.
Heuchelei – Habsucht – Götzen: nicht zu unterschätzende Gefahren für unser geistliches Leben. Lasst uns jeden Tag auf der Hut sein! Der Herr Jesus wird es lohnen.
„Lege das Golderz in den Staub und das Gold von Ophir unter den Kies der Bäche, so wird der Allmächtige dein Golderz und dein glänzendes Silber sein. Denn dann wirst du dich an dem Allmächtigen ergötzen und zu Gott dein Angesicht erheben“
Hiob 22,24-26
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Elberfelder Übersetzung
Die Elberfelder Übersetzung Edition CSV ist eine wortgetreue Übersetzung der Bibel in verständlicher Sprache. Auf dieser Webseite können Sie den Bibeltext vollständig lesen und durchsuchen. Zudem werden Werkzeuge angeboten, die für das Studium des Grundtextes hilfreich sind.
www.csv-bibel.deDer beste Freund
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Diese Monatszeitschrift wendet sich an alle, die ihr Glaubensleben auf ein gutes Fundament stützen möchten. Dieses Fundament ist die Bibel, das Wort Gottes. Deshalb sollen alle Artikel dieser Zeitschrift zur Bibel und zu einem Leben mit unserem Retter und Herrn Jesus Christus hinführen.
Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
www.imglaubenleben.de