Glaubensleben

„Ich kann nicht lesen“

Eine Zeitschrift wie Folge mir nach ist auf Leser angewiesen, nicht auf Zuschauer. Vielen Dank, dass du schon einmal bis hierher gelesen hast – lies gerne weiter! Bei der Bibel, dem wichtigsten „Lesebuch“ überhaupt, ist es ja genauso: Man versteht den Inhalt nur dann, wenn man sie liest. Das hat Felix in seiner Rezension zum Film „The Chosen“ klargemacht. Aber vielleicht gibt es bei dir oder bei mir Leseblockaden, die es auszuräumen gilt? Dann soll dieser extra kurze Text dabei helfen – damit das Lesen neu Freude bereitet und uns auch richtig ins Laufen bringt …

 

„Lies das doch!“ – „Ich kann nicht, denn es ist versiegelt.“

Die Zitate aus der Zwischenüberschrift stehen tatsächlich in der Bibel (Jes 29,11). Das Erstaunliche dabei ist, dass der Angesprochene bestens lesen konnte, er gehörte zu den Propheten und „Leadern“ seiner Zeit. Doch die Ursache für seine Unfähigkeit, den versiegelten Text zu lesen, lag bei ihm selbst: Er hatte sich fest vorgenommen, sich gegenüber Gottes Ansprache taub und blind zu stellen. Sein Herz war fern von Gott (Vers 13). Ist uns das auch schon mal passiert: Der Bibeltext wirkt auf uns wie eine Verschlussache, weil wir geistlich komplett auf Null sind und daher beim Lesen oder Hören auf Durchzug stellen? Oder wir bauen uns gedankliche, vielleicht intellektuelle, Hürden auf, die uns die Sehkraft nehmen? Lassen sich diese Blockaden lösen? Ja, Gott zeigt dazu selbst den radikalen, aber heilsamen Weg: „Kehrt um bis zu mir!“ (Joel 2,12), und zwar „mit eurem ganzen Herzen“ (Jer 29,13). Alles aus dem Weg räumen, was uns vom Herrn abgezogen hat, was wir an Barrieren aufgebaut haben, und dann neu durchstarten, auch mit dem Lesen der Bibel! Der Erfolg, sprich Segen, wird nicht lange auf sich warten lassen …

 

„Lies das doch.“ – „Ich kann nicht lesen.“

Der nächste Lesekandidat hat einen triftigen Grund, den vorgelegten Text nicht lesen zu können: Er hat nie lesen gelernt (Jes 29,12). Doch zog das Argument wirklich? War es nicht eher ein bewusstes „Nicht-lesen-lernen-wollen“? Sind wir da manchmal auch nahe dran? Ein Text wirkt kompliziert, ein Thema zu weit weg (oder auch zu gefährlich, es könnte ungemütlich werden) – und wir bleiben lieber beim Leichten (Seichten?). Aber der Herr meint es gut mit uns. Er selbst sprach zu den Leuten so, „wie sie es zu hören vermochten“ (Mk 4,33). Auch heute hilft Er beim (Wieder-)Einstieg ins Bibellesen: Ein kurzer Text zum Start, eine gute, ins Leben sprechende Bibellese dazu – und schnell kommt nach und nach wieder Appetit nach mehr. Fangen wir heute an, mit dem Lesetraining?

 

„Geläufig lesen“

„Weihnachten können die Erstklässler lesen“, sagen (oder wünschen …) ihre Lehrer. Manchmal dauert es etwas länger, und auch bei unserem Bibellesen ruckelt es manchmal etwas. Doch dafür gibt es auch gute Hilfen: Habakuk sollte den Text so gut auf eine Tafel schreiben, dass man ihn geläufig lesen konnte (Hab 2,2). So kann uns auch heute eine gute Bibelübersetzung in gutem Schriftbild sehr helfen, Gottes Wort zu verstehen. Oder man vergrößert und gliedert sich den Text am Bildschirm – und wird bald zum Gewohnheitsleser. Jeden Tag etwas, manchmal auch etwas mehr … Ehe man sich versieht, ist selbst ein längeres Bibelbuch durchgelesen. By the way: Je weniger Ablenkungen, desto höher die Konzentration, und auch der Segen …

 

„Lesen, um zu laufen“

Die besprochene Bibelstelle aus dem Propheten Habakuk wird in einigen Bibelübersetzungen etwas anders wiedergegeben: „Schreibe das Gesicht auf und grabe es in Tafeln ein, damit der, der es liest, laufen kann“1. Erst geläufig lesen, dann wie „elektrisiert“ vom Inhalt durchstarten! Wäre das nicht ein erstklassiges Lese-Ergebnis, wenn die Botschaft der Bibel bei uns zündete, uns neu motivierte

  • zum „laufenden“ Weitergeben des großartigen Evangeliums („sehr schnell läuft sein Wort“ – Psalm 147,15);
  • zum Wettlauf des Glaubens mit dem Herrn als Vorbild (Heb 12,2);
  • zum Laufen mit vollem Einsatz im Dienst für unseren Meister (1. Kor 9,26);
  • zum Jagen bis zum Ziel, dem Herrn im Himmel (Phil 3,14)?

In diesem Sinn: Viel Freude und Erfolg beim Lesen der Bibel – und beim Sehen mit den Augen des Herzens (Eph 1,18)!

 

 

 

[1] So z.B. in der New American Standard Bible, oder auch in der (frz.) Version J.N. Darby.