Glaube im Alltag

Ist Glauben Männersache?

Fünf vorbildliche Frauen

Manche meinen, die Bibel würde uns persönlichen Glauben und geistlichen Segen vorwiegend bei Männern zeigen. Aber es gibt auch wichtige und schöne Beispiele von Frauen, die im Glauben lebten.

 

Persönlicher Glaube und Segen, Widerspruch zu Schöpfungsordnung?

Gott hat in seiner Schöpfungsordnung Männer und Frauen in ihrem Wesen unterschiedlich geschaffen und ihnen unterschiedliche Verantwortungsbereiche gegeben. Dabei hat der Mann nach Gottes Willen die Führungsverantwortung. Aber bedeutet dies, dass persönlicher Glaube und Segen für gläubige Frauen weniger wichtig sind als für gläubige Männer? Keinesfalls!

Die Bibel zeigt uns anhand von vielen Beispielen, dass es anders ist. Denken wir nur an Sara, Mirjam, Rahab, Ruth, Hanna, Abigail, Martha, Lydia oder Priszilla und andere. Gott stellt seinen Segen Frauen genauso zur Verfügung, wie Männern. Um diesen für sich in Besitz zu nehmen, müssen sich auch gläubige Frauen dafür einsetzen, ebenso wie gläubige Männer. Anhand eines Beispiels aus dem Alten Testament wollen wir lernen, dass dies besonders für heranwachsende Gläubige gilt.

 

Zelophchad, Vater von fünf Töchtern

Kurz vor dem Einzug ins Landes Kanaan sollten Mose und Eleasar das Volk Israel zählen (4. Mo 26,2). Dabei sollten sie die Summe aller wehrfähigen Männer aufnehmen. Erst wurden die Vaterhäuser gezählt und dann die Anzahl der dazugehörigen männlichen Nachkommen über 20 Jahren.

Man hat den Eindruck, als wären Familien, die keine männlichen Nachkommen hatten (und davon wird es sicherlich einige gegeben haben), bei der Zählung außen vor geblieben. Das konnte doch kaum Gottes Absicht gewesen sein. Aber es gab – wie es scheint – einen besonderen Grund: Es sollte offenbar werden, dass Gott es wertschätzt und belohnt, wenn Personen in seinem Volk echtes Interesse haben an dem von Ihm gegebenen Land und dem persönlichen Erbteil darin. Da geraten auf einmal fünf junge Frauen ins Blickfeld, die einzigen Kinder ihres Vaters, des Zelophchad (4. Mo 26,33).

Und wenn Gott hier jede mit Namen erwähnt, so zeigt dies, dass Er die Haltung von jeder einzelnen gesehen hat und jede schätzt.

Auch wenn wir über Zelophchads Erziehung nichts lesen, zeigt uns das spätere Verhalten der Töchter, dass er ihnen viel über das verheißene Land und das Erbteil seiner Familie erzählt haben muss. Dieses Erbteil im Land Kanaan steht für das, was Gott jedem gläubigen Christen als persönlichen und gemeinschaftlichen himmlischen Segen gegeben hat.

Eltern können von Zelophchad lernen, dass sie ihren Kindern schon früh den himmlischen Segen vorstellen und „schmackhaft“ machen, ohne zu unterscheiden, ob sie Söhne oder Töchter haben. Die Namen, die Zelophchad seinen Töchtern gegeben hat, sind sicher bedeutungsvoll. Wenn wir davon ausgehen, dass ihre Namen im Zusammenhang mit ihren jeweiligen Charakteren stehen, dann scheint er sich viel mit seinen Töchtern beschäftigt zu haben und sie ihm wertvoll waren. Das war damals bei Töchtern nicht unbedingt üblich, es galt als Segen, wenn ein Vater männliche Nachkommen hatte, weil dadurch das Erbe weitergebeben werden konnte. Das sehen wir schon bei Abram (1. Mo 15,2-4). Dadurch konnte es sein, das weibliche Nachkommen nicht so wertgeschätzt wurden. Es gibt auch heute noch Kulturen, wo das so ist.

 

Die Töchter: Überzeugung und Kühnheit

Wir finden seine Töchter dann in 4. Mo 27,1-5 als junge Frauen wieder. Sie kommen zu Mose und Eleasar, zu den Fürsten und zur ganzen Versammlung an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. Das erforderte sicherlich großen Mut. Offenbar hatten sie schon damals Glaubensmut, so dass sie vertrauensvoll vor den Augen der Gemeinde Israels zu Mose gingen.

Weil ihr Vater keine Söhne hatte und gestorben war, fordern sie sein Erbteil für sich. Nach 4. Mose 26,53 ff. sollten nur die männlichen Nachkommen (die Gemusterten) ein Erbteil bekommen. Damit wollten sich die jungen Frauen nicht abfinden. Sie hatten sicher ihrem Vater gut zugehört, als er vom verheißenen Land erzählt hatte. Es war ihnen so wichtig und wertvoll geworden, dass sie nur noch ein Ziel hatten: Dort ein Erbteil in Besitz zu nehmen. Dafür nahmen sie ihren ganzen Mut zusammen und kamen zum Zelt im Zentrum des Lagers – es geschah also nicht im Verborgenen.

Die fünf Frauen gingen zu den Führern des Volkes, zu Mose und Eleasar. Man kann sich vorstellen, dass ihnen das Herz geklopft hat, als sie ihren Entschluss in die Tat umsetzten. Was würden ihre Freundinnen, ihre Nachbarn und alle anderen sagen? Wie würde Mose reagieren? Würde er sie für unverschämt halten, vielleicht sogar zornig werden? Ihr Vorhaben war äußerst kühn, aber die Sache war es ihnen wert. Kühnheit kommt durch Glauben. Den Glauben daran, dass Gott mit uns ist, wenn wir etwas tun wollen, was seine Zustimmung hat.

 

Ein persönliches Erbteil

Die Töchter Zelophchats hätten denken können: Lassen wir die Erbteile mal den Männern, als Frauen brauchen wir keinen persönlichen Besitz im Land. Sollten wir später heiraten, werden wir ja an dem Erbteil unserer Männer teilhaben. Nein, für sie war es wichtig, ein eigenes Erbteil zu haben. Dafür waren sie bereit, etwas zu wagen. Sie gingen Hindernissen nicht aus dem Weg.

An dieser Stelle wollen wir uns fragen: Sind wir uns bewusst, dass Gott seinen Segen jedem von uns ganz persönlich geben will? Und dass wir persönlich verantwortlich sind, diesen Segen, den Gott uns allen geschenkt hat (Eph 1,3), uns zu eigen zu machen? Ist bei uns Kühnheit vorhanden, diesen Segen zu kennen und zu genießen? Dass junge Schwestern ebenso gefordert sind wie junge Brüder, sie aber vielleicht andere Hürden zu überwinden haben? Wenn wir diese Fragen alle mit „ja“ beantworten können, haben wir aus dieser Begebenheit gelernt.

 

Exkurs: Was bedeutet das Erbteil für Christen?

Im Epheserbrief finden wir, was das Erbteil für uns Christen bedeutet. Eine intensive Beschäftigung damit lohnt sich wirklich.[1] Dort ist von den himmlischen Segnungen die Rede und dem Erbteil, das wir in Christus erlangt haben (Eph 1,11). Ein Christ ist mit seiner Bekehrung nicht nur aus seinem für Gott toten Zustand herausgeführt und lebendig gemacht worden, sondern er gehört jetzt der Auferstehungswelt an. Christus hat uns mitauferweckt und uns mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern (Eph 2,6). Wir sind als Erlöste

  • vor ewigen Zeiten begnadet worden und dürfen als Heilige vor Gott stehen und sein Wesen reflektieren. (Eph 1,4).
  • zur Sohnschaft für Gott selbst bestimmt (Eph 1,5).
  • mit dem heiligen Geist als Unterpfand (o. Anzahlung) unseres Erbes versiegelt (Eph 1,13.14).
  • Teilhaber der Herrlichkeit des auferstandenen Christus (Eph 2,6).
  • Söhne, die Zugang zu Gott als Vater haben (Eph 2,18; 3,14)
  • In Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und bilden den Tempel Gottes (Eph 2, 19-22)

Diese Segnungen werden wir im Himmel in ihrer Vollendung erleben. Aber wir brauchen nicht zu warten, bis wir dort sind. Wir können jetzt schon auf der Erde diese Segnungen genießen: ein innerer „Genuss“ im Gegensatz zum materiellen Genuss der Israeliten. Ja, wir dürfen praktisch in ihnen leben und geistlicherweise so handeln, als wären wir im Himmel. Aber der Teufel will uns daran hindern. Deshalb müssen wir Zeit dafür investieren, Widerstände überwinden und dafür kämpfen. Das können wir aber nur dann tun, wenn wir diese Segnungen wirklich wertschätzen. So wie die Töchter Zelophchads ihr Erbteil im Land Kanaan liebten.  

 

Gott belohnt Überzeugung und Kühnheit

Zurück zu der Begebenheit in 4. Mose 27. Mose bringt das Anliegen der Töchter Zelophchads zu Gott (V. 5). Weil ihr Wunsch in den Augen Gottes recht ist (und wir können sicher sein, dass Er seine Freude daran hatte), belohnt Er ihre Überzeugung und Kühnheit. Sie sollen ihr Erbteil bekommen. Und nicht nur das, Gott machte aus dem Einzelfall der Töchter Zelophchads einen grundsätzlichen Rechtsanspruch für alle israelitischen Familien, in denen es keine Söhne gab.

Wenn wir die himmlischen Segnungen lieben und alle Kühnheit anwenden, um sie persönlich zu besitzen, dann wird Gott sie uns auch praktisch schenken. Aber er wird nicht nur uns belohnen, sondern es wird auch eine gesegnete Auswirkung auf andere haben. In Josua 17,3-6 sehen wir dann, wie Josua die Zusage Gottes verwirklicht. Die Familie gehörte zum Stamm Manasse, der zwar leider neben dem Erbteil im Land auch Gebiete außerhalb des Landes östlich des Jordan beanspruchte. Dort war viel Weide für ihre große Menge an Vieh (4. Mo 32), ein Hinweis darauf, dass sie das Land, das Gott für sie bereithielt, zu wenig wertschätzten. Aber das Erbteil der Töchter Zelophchads lag innerhalb des verheißenen Landes. Durch ihren Glaubensmut erhielt Manasse insgesamt sogar zehn Anteile. Was für ein Lohn!

 

Noch ein praktischer Hinweis

Die Töchter Zelophchads haben erst geheiratet, nachdem sie die Frage ihres Erbteils geklärt hatten. Bei ihrer späteren Heirat wurden dann ihre eigenen Erbteile mit in die Familie eingebracht (4. Mo 36,5 ff). Ein Punkt, den gerade gläubige junge Frauen gut überlegen sollen. Was man in der Zeit, in der man unverheiratet ist, geistlich „in Besitz genommen hat“, ist ein gutes Startkapital für eine Ehe und Familie. Und wenn der Herr für jemanden keine Ehe und Familie vorgesehen hat, dann ist das persönliche Erbteil für das weitere Leben genauso segensreich und notwendig.

 

Fazit

Persönlicher Glaube und Segen sind definitiv kein Alleinstellungsmerkmal für Männer. Gläubige Männer und Frauen sind gleichermaßen aufgefordert, ein eigenes Glaubensleben zu führen. Das sollten sich gerade junge Gläubige zu Herzen nehmen. Als Eltern wollen wir lernen, dies bei unseren Kindern wirklich zu fördern.

 



[1] Es gibt sehr gute Auslegungen zum Epheserbrief, z.B. „Christus und seine Versammlung“ (Hamilton Smith, CSV-Verlag), „In Christus gesegnet“ (Arend Remmers, CSV-Verlag).