Jesus Christus

Christus – der einzigartige Knecht Gottes (Teil 1)

Jesus Christus ist die zentrale Person des Wortes Gottes. Bereits im Alten Testament gibt es in jedem Buch Hinweise auf Christus – so auch im Propheten Jesaja: Er stellt den Herrn Jesus in besonderer Weise als Knecht Gottes vor. Dies tut er mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die jeweils für sich betrachtet Gegenstand dieser fünfteiligen Serie sein sollen.

 

Christus, der auserwählte Knecht (Jes 42,1-4)

 

Siehe …

Kein geringerer als der ewige Gott selbst lenkt unsere Blicke hier auf die wichtigste Person auf der Erde überhaupt. Als wenn Gott sagen wollte: Schau jetzt mal von allem anderen weg, das dich den ganzen Tag beschäftigt, und schau ganz genau dorthin – auf meinen vollkommenen Knecht!
Der Hebräer-Brief sagt in Kapitel 12,2: „Hinschauend auf Jesus“ oder (wie man auch übersetzen kann)„wegschauend (von allem anderen) auf Jesus hin.“ Das ist auch hier der Gedanke – und es ist eine sehr gute Blickrichtung für uns als Christen. Nimm dir bewusst Zeit, um mit Gott gemeinsam auf seinen Sohn zu blicken und über Ihn nachzudenken! Das gilt nicht nur für das Zusammenkommen zum Brotbrechen am Sonntagmorgen, sondern gerade auch für deine persönliche Bibellese.

 

Mein Knecht

Jesaja bezeichnet den Herrn Jesus prophetisch als Knecht. Wenn der Herr Jesus uns – wie hier in Jesaja – als Knecht vorgestellt wird, geht es schwerpunktmäßig um seine Beziehung als Mensch zu seinem Gott. Christus ist Gottes vollkommener Knecht. Deshalb sagt Gott hier auch: Siehe, mein Knecht. Er wollte einfach nur im Gehorsam und in völliger Hingabe Gottes Auftrag ausführen. So sagte Er: „Ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh 6,38).

So ist uns der Knecht Jesus Christus ein Vorbild: Sind wir Gottes Wort gehorsam? Sind wir persönlich bereit, unseren Willen dem Willen Gottes unterzuordnen? Sind wir bereit, selber zu verzichten, um in erster Linie Gott und dann auch Menschen zu dienen?

 

Der auserwählte Knecht

Der Herr Jesus war Gottes Auserwählter. Bei dem Wort „Auserwählter“ stellen sich zunächst zwei Fragen: Wofür wurde er auserwählt? Und: Aus welcher Gruppe ist der Herr Jesus auserwählt worden?

Ich nehme die Antworten vorweg: Der Herr Jesus wurde nicht für das Kreuz von Golgatha auserwählt, sondern seine „Auserwählung“ bezieht sich auf seine einzigartige Position, die Er in Gottes Augen als vollkommener Mensch unter all den anderen Menschen einnahm. Dies wurde besonders bei der Taufe am Jordan; sichtbar, als Er aus der Mitte der dort stehenden, bußfertigen Menschen heraus hervorgehoben wurde. Interessanterweise wird diese Stelle aus Jesaja 42 in Matthäus 12,15-21 zitiert und dabei auf den Dienst des Herrn Jesus bezogen. Dieser öffentliche Dienst des Herrn begann gerade mit der Taufe durch Johannes.

Eine Auserwählung setzt immer die Wahl mehrerer Möglichkeiten voraus. Das macht deutlich, dass es um den Menschen Jesus Christus geht. Der ewige Sohn Gottes konnte nicht auserwählt werden, denn woraus hätte Er erwählt werden können? Aber als Mensch war Er seit Adam der Einzige, der für diese Auswahl in Frage kam: Er ist der Einzigartige (1. Pet 2,4.6).

Bezüglich des Todes auf Golgatha lesen wir vom Herrn Jesus, dass Er „zuvor erkannt ist vor Grundlegung der Welt“ und „hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes“ (1. Pet 1,20; Apg 2,23). Also war vor aller Ewigkeit im Ratschluss Gottes schon klar, dass Jesus Christus – und nur Er allein - als sündloser Mensch für die Sünde der an Ihn Glaubenden sterben musste.

Die Auserwählung wird bei der Taufe am Jordan in schöner Weise erkennbar. Und das kann man sich auch sehr gut bildlich vorstellen: Als Jesus Christus als Mensch bei Johannes dem Täufer stand, stand Er mitten unter lauter Menschen, die die Buße nötig hatten. Aber Er war als Heiliger und Reiner unter ihnen allen der Einzige, der keiner Buße bedurfte – nur konnte das rein äußerlich keiner erkennen, denn Er war ja körperlich ein ganz normaler Mann unter den Menschen (Mt 3,5f; Mk 1,9ff; Lk 3,21f). So bestand die Gefahr, dass man Ihn, den vollkommenen Menschen Jesus Christus, nicht von den gewöhnlichen Menschen unterscheiden konnte. Und genau in diesem Moment tritt Gott ein und zeichnet Ihn für die umherstehenden Menschen hör- und sichtbar als seinen geliebten Sohn aus, an dem Er Wohlgefallen gefunden hat. Hat sich hier nicht auch die prophetische Aussage über den Herrn in Psalm 4,4 erfüllt: „Erkennt doch, dass der HERR den Frommen für sich abgesondert (oder: seinen Frommen ausgezeichnet) hat!“?

 

Der Knecht, an dem Gott Wohlgefallen hat

Seit dem Sündenfall bei Adam und Eva gab es nie einen Menschen, der Gottes Willen vollkommen tat. Aber als der Herr Jesus hier auf der Erde lebte, konnte Gott endlich einen Menschen sehen, der in allem genau seinen Willen tat. Was muss das für Gott eine Freude gewesen sein! Endlich war da einer, der Mensch Jesus Christus, bei dem alles, was Er tat, sagte und sogar dachte, zu jedem Augenblick seines Lebens in völliger Übereinstimmung mit dem war, was Gott von Ihm wollte! Und Gott konnte das zweimal für die Menschen wahrnehmbar zum Ausdruck bringen, dass dieser Mensch zugleich sein geliebter Sohn war, an dem Er Wohlgefallen gefunden hatte (Mt 3,17; 17,5).

Wieder ist Christus unser Vorbild: Ist mein Leben (Tun, Reden, Denken, Gewohnheiten, Kontakte usw.) zum Wohlgefallen Gottes? Natürlich hat jeder von uns seine alte Natur in sich und wir können im Unterschied zu Jesus Christus sündigen. Aber wir haben als wiedergeborene Christen den Heiligen Geist in uns wohnen. Und dieser gibt uns die Kraft, das neue Leben auch zu Gottes Freude auszuleben.

 

Der Knecht macht kein Aufsehen um sich selbst: seine Demut

Jesaja schreibt weiter, dass der Knecht „nicht schreien und nicht rufen und seine Stimme nicht hören lassen wird“. So hat der Herr Jesus still als Knecht zu Gottes Wohlgefallen seine Aufgaben erfüllt, aber niemals seine eigene Ehre gesucht. Niemals hat Er etwas getan, um auf sich und die Herrlichkeit seiner eigenen Person aufmerksam zu machen. Im Gegenteil: Oft untersagte Er ausdrücklich, von seinen Wundern zu berichten (Mk 5,43; 7,36; 9,9 u.v.m.). Er war in der Tat von Herzen demütig (Mt 11,29). Sein Ziel war, Gottes Größe und Herrlichkeit zu zeigen.

 

Der Knecht kümmert sich um die Schwachen: seine Sanftmut

Ein geknicktes Rohr und ein glimmender Docht sind nach menschlichem Ermessen wertlos und zu nichts mehr zu gebrauchen. Es reicht eine kleine Handbewegung, und der letzte Funken des Feuers erlischt. Aber der Herr Jesus sieht das anders und kümmert sich gerade darum. Wie liebevoll begegnete Er in seinem Dienst als Gottes Knecht gerade solchen Menschen, die völlig am Ende waren.

Da war der Vater, der einen von einem Dämon besessenen Sohn hatte. Der Sohn war so in der satanischen Knechtschaft, dass er stumm und taub war. Der Vater konnte ihn weder verstehen noch sich ihm mitteilen. Er musste zusehen, wie sein Sohn dem sicheren Tod entgegenging. Selbst die Jünger konnten ihm nicht helfen. Der Glaube des Vaters wurde hart geprüft und war kurz vor dem Ende. Verzweifelt wirft er sich in die Arme des Heilands und ruft aus: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ Diesem letzten Funken von Glauben begegnet der Herr Jesus in seiner Liebe und Macht, indem Er dem unreinen Geist gebietet und den Sohn sofort und vollständig heilt. So hat Er den glimmenden Docht des Glaubens wieder zu einem lodernden Feuer angefacht (Mk 9,14 ff.). 

Da ist die Ehefrau, die die Schriftgelehrten und Pharisäer beim Ehebruch ergriffen hatten und für die sie nun in selbstgerechter Härte nach dem Gesetz die Todesstrafe forderten. (Nebenbei bemerkt: Zu der Tat gehörte naturgemäß auch ein Mann, von dem wir aber nichts lesen.) Die religiösen Führer zerrten offenbar nur die schwächere Frau vor Gericht und wollten sie angeblich auf der Grundlage des jüdischen Gesetzes, aber ohne die erforderliche Gerichtsverhandlung, (hin)richten. Eine ausweglose Situation für diese Frau. Sie ist durch eigene Schuld völlig am Ende – ein geknicktes Rohr. Und gerade für sie setzt der Heiland sich ein. Er tut das, indem Er ihre Ankläger auffordert: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“ Was für eine Gnade sind allein die Worte „von euch“. Hätte er gesagt „von uns“, hätte Er als Sündloser das Gericht gerechterweise ausführen müssen. So aber ging ein Ankläger nach dem anderen beschämt hinaus. Sie alle merkten, dass auch sie Sünder waren. Als der Herr Jesus dann allein mit der Frau ist, entlässt Er sie in Gnade. Aber nicht, ohne gemäß seiner Heiligkeit, die Sünde auch als solche zu benennen. So hat der vollkommene Knecht Christus ein geknicktes Rohr nicht zerbrochen, sondern in Liebe und Wahrheit aufgerichtet (Joh 8,1ff).