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PokémonGo - und mein Leben ändert sich?

Pokémon ist (oder war?) der „Run“ seit der zweiten Hälfte des Juli 2016. Dieser Tage las ich, dass bereits zwei Wochen nach Einführung des Spiels in Deutschland mehr als 20% aller Deutschen Pokémon-Go gespielt haben. Mehr als 80% haben davon schon gehört. Wie kommt es, dass solch ein Spiel Menschen von heute auf morgen derart begeistern und in seinen Bann ziehen kann?

 

Was ist das für ein Spiel?

Vielleicht gibt es unter den Lesern von „Folge mir nach“solche, die von diesem Spiel bis heute nichts gehört haben. Für sie gebe ich kurz den Inhalt dieses Spiels wieder:

Pokémon Go ist ein Spiel für Smartphones und Tablets. Es wurde vom US-amerikanischen Softwareunternehmen Nintendo entwickelt. Es handelt sich um ein „positionsbezogenes Spiel“. Das heißt, man muss bei diesem digitalen Spiel mit seinem Gerät an „wirkliche“ Orte gehen. Das Spiel ermittelt durch das GPS (Globales Positionsbestimmungssystem) und Mobilfunkortung den Standort des jeweiligen Spielers. Er muss dann in der Regel im Freien bei Sehenswürdigkeiten, Wahrzeichen und auffälligen anderen Orten besondere Figuren und Ausrüstung einsammeln. Es reicht also nicht, virtuell tätig zu sein. Man muss nach draußen gehen, um mit dem Handgerät sogenannte Pokémons (Taschenmonster) „einzufangen“, indem man die Stellen aufsucht, wo die Fantasiewesen per Zufallsverfahren virtuell herumstehen oder -laufen. Dies ist nötig, um bei Kämpfen erfolgreich sein zu können. Das Spiel kostet kein Geld. Allerdings kann man digitale Münzen kaufen, um wertvolle Gegenstände zu erwerben.

 

Ist das Spiel böse?

Nun stellt sich die Frage, wie man das Spiel beurteilen soll. Wichtig ist, dass man ausgewogen bleibt und nicht Dinge in die Bewertung aufnimmt, die jedenfalls für die meisten Spieler in Deutschland keine Relevanz besitzen. Warum weise ich auf diesen Punkt hin? Kürzlich las ich, das Spiel habe mit Dämonen zu tun. Der Begriff Pokémon wurde nämlich auch schon mit „Taschendämonen“ übersetzt. Handelt es sich somit um ein diabolisches Phänomen?

Es ist nicht ganz einfach, den Ursprung des Spiels zu erkennen. Aber in Deutschland dürften die allerwenigsten Pokémon mit Dämonie verbinden. Die meisten werden von sich sagen, dass sie daran noch nie gedacht haben. Ebenso wie viele Kinder, die schon einmal irgendwo ein „Monster“ gesehen haben, dabei wohl kaum an den Teufel denken.

Letztlich geht es bei vielen Computerspielen darum, Figuren durch bestimmte Handlungen kraftvoller zu machen. Sie sollen im Kampf gegen andere stark und stärker werden. Dennoch verbindet man damit im Allgemeinen keinen dämonischen Hintergrund.

Auch dürfte es kaum Spieler geben, die wissen, dass das Wort „Poké“ in der englischen Sprache als vulgärer Ausdruck benutzt werden kann. Vermutlich werden selbst in den USA und in England wenige an diese Bedeutung denken. Daher sollte man solche Gedanken auch nicht verwenden, um das Spiel von vornherein zu verurteilen.

 

Woher kommt der Reiz?

Warum aber besitzt dieses Spiel einen solchen Reiz? Vielleicht liegt es an den „Kindheitserinnerungen“ mancher Leute. Denn das ursprüngliche Pokémon-Spiel wurde 1996 von Nintendo veröffentlicht und war damals schon ein Renner. Damals sammelte man am Computer die verschiedenen Pokémon-Arten, jetzt kann man als „Großer“ diese Figuren erneut sammeln. Aber das geschieht nicht mehr am Computer. Heute verbinden sich digitale und reale Welt, weil die aktuellen Pokémons an vielen realen Orten, allerdings immer noch virtuell, verstreut zu finden sind.

Lustigerweise hört man sogar, dass Ärzte dieses Spiel positiv bewerten. Ich wüsste nicht, dass ich das vorher im Blick auf ein digitales Spiel schon einmal so gehört habe. Die Mediziner loben das Spiel, weil die davon faszinierten jungen Leute endlich nicht mehr nur in der Wohnung hinter ihrer Spiele-Konsole sitzen, sondern aktiv und in der Natur unterwegs sind.

Allerdings darf man bei dieser positiven „Sichtweise“ nicht außen vor lassen, dass es durch dieses Spiel auch schon Unfälle gegeben hat. Tatsächlich sieht man gelegentlich Personen an Straßenrändern (und an gefährlichen Orten) herumlaufen, die anscheinend auf der Suche nach Pokémons sind ...

Das Spiel ist einfach und durch die Verbindung von digitaler und realer Welt innovativ und überraschend attraktiv. Es verbindet junge und alte Menschen miteinander; allerdings nur darin, dass sie stundenlang auf der Suche nach Pokémons sind.

 

Bewertung

Wie sollen wir selbst mit diesem Spiel umgehen? Was sollen wir unseren Kindern und Freunden raten?

  • Zunächst einmal wollen wir vorsichtig sein, jedes Spiel und jeden „Hype“ zu kritisieren. Damit machen wir es uns zu einfach. Nicht alles ist deshalb böse, weil es viele machen oder weil es mit Computer bzw. Internet zu tun hat.
  • Wir müssen auch erst einmal abwarten, ob dieser „Hype“ nicht sehr schnell wieder vorbei ist. Wer weiß, ob so viele überhaupt noch mit PokémonGo unterwegs sind, wenn dieser Artikel erscheint.
  • Dennoch hat es der Teufel wieder einmal geschafft, Menschen verschiedener Altersstufen mit einem letztlich sinnlosen Spiel „gefangen zu nehmen“. Denn was hat man davon, seltsame Wesen zu fangen und für einen Kampf einzusetzen? Was für einen Sinn hat dieses Spiel? Sollen wir unsere Zeit mit Sinnlosem vergeuden? Aber das ist natürlich mit vielen (Computer-)Spielen und anderen Freizeitbeschäftigungen auch so …
  • Hinzu kommt, dass man mit den gesammelten Pokémons auch gegen andere Menschen in einen direkten virtuellen Kampf oder Krieg eintritt. Ist das etwa unsere Aufgabe?
  • Vor allem geht wieder viel Zeit und Energie verloren, die wir als Christen besser einsetzen könnten. Wie viel Zeit hat man mit diesem Spiel zugebracht? Und wie viel Zeit hat man sich für das Lesen des Wortes Gottes und das Gebet genommen? Könnte es in deiner Umgebung vielleicht jemand geben, der einsam ist und schon länger auf einen Besuch wartet? Ein alter Christ, eine Witwe? Jakobus sagt uns: „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten“ (Jak 1,27).

 

Begeistern

Als Christ frage ich mich natürlich auch: Wie schaffen wir es, junge und ältere Gläubige für den Herrn und den Dienst an Gläubigen zu „begeistern“? Es ist ganz klar, dass unser Fleisch für alles Mögliche aus den Angeboten dieser Welt empfänglich ist. Ein Manko nämlich haben alle diese Spiele, selbst wenn sie „wertneutral“ sind: Christus ist nicht in ihnen.

  • Was muss zudem geschehen, dass wir uns innerlich „gefangen nehmen lassen“ für eine geistliche Aufgabe? Für viele junge Leute ist die Mission irgendwie etwas Besonderes. Und ich bin sicher: Wer mit der Mission in seinem Umfeld beginnt, wird großartige Erfahrungen mit dem Herrn machen. Die mögen nicht spektakulär sein – aber sie machen sehr glücklich. Wer diesen Weg nicht geht, wird kaum von dem Herrn in ein anderes Missionsfeld berufen werden. Aber zweifellos macht Missionsarbeit viel Freude.
  • Wer die Bibel liest, um den Einen, den ewigen Gott besser kennenzulernen, der in Christus Mensch geworden ist, muss wirklich beeindruckt werden. Ich wünschte, wir könnten mehr vermitteln, wie faszinierend ein Leben in enger Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus ist. Dass Aufgaben für Ihn innerlich erfüllend sind. Wie ein fragendes Bibellesen echte Freude schenkt.
  • Wir Christen brauchen uns nicht zu verstecken! Petrus zeigt uns in 1. Petrus 1,8, dass es verherrlichte Freude gibt. Johannes spricht von völliger Freude (1. Joh 1,4). Paulus nennt uns „alle Freude“ (Röm 15,13). Diese Art von Freude ist nicht virtueller Art. Sie reicht weiter als nur ein paar Spielminuten oder -stunden lang, sie gibt es nur mit dem Herrn Jesus. Es lohnt sich.