Zum Nachdenken

Von neuem geboren werden - ein Muss

Von neuem geboren werden – ein Muss

Es gibt Menschen, die meinen, sie wären „im Glauben“. Gelegentlich nehmen sie die Bibel zur Hand und gelegentlich reden sie mit Gott – dann, wenn sie ein Bedürfnis danach verspüren. Um „aufzutanken“ besuchen sie gern mal eine christliche Veranstaltung. Doch im Allgemeinen leben sie ihren „Glauben“ ganz privat. Gemeint sind Menschen, die zwar religiös sind, denen aber das Entscheidende fehlt: Sie haben keinen echten, biblischen Glauben und damit auch kein neues, göttliches Leben. Wie geht man mit ihnen um bzw. wie kann man ihnen helfen, dass sie zum wahren Glauben durchbrechen?

Anhand von Johannes 3 wollen wir uns im Folgenden anschauen, wie der Herr Jesus einem religiösen Menschen begegnete – Nikodemus, einem Obersten der Juden – und ihm zum „Durchbruch“ verhalf.
Ausgangsposition (V. 1.2)

Die Wunder Jesu zogen damals viele Menschen an, auch Nikodemus. Ihm war es ein Bedürfnis, sich mit einem Anliegen direkt an Jesus zu wenden. War ihm bewusst geworden, dass dieser Lehrer mehr zu bieten hatte als alle Gelehrten in Israel? Und dass ihm selbst trotz Führungsposition und -aufgabe etwas Entscheidendes fehlte?

Jesus Christus aufsuchen und sich zu Ihm bekennen – damit stellt man sich gegen die öffentliche Meinung. Das kann damals wie heute jegliche Anerkennung kosten. Nikodemus kam deshalb bei Nacht zu Jesus. Aber er kam, und das war ausschlaggebend. Und er kam nicht als Klugredner, sondern wie ein Schüler zum Lehrer.

 

Anerkennende Worte und eine bemerkenswerte Antwort (V. 2.3)

„Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, wenn Gott nicht mit ihm ist“ (V. 2), so leitet Nikodemus die Unterhaltung ein. Und die Reaktion des Herrn darauf? „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (V. 3). Hatte Nikodemus nicht recht mit seinen anerkennenden Worten? Zweifellos: Christus war von Gott gekommen, und Gott war mit Ihm. Doch warum geht der Herr gar nicht darauf ein? Für jeden Menschen wäre diese Anrede die höchste Ehre gewesen; für den Sohn Gottes dagegen war sie nur der Beweis dafür, dass Nikodemus Ihn und auch sich selbst noch nicht wirklich kannte.

Die Juden glaubten, dass sie aufgrund ihrer Abstammung dazu berechtigt waren, ins Reich Gottes einzugehen. Ferner wollte Nikodemus für sich Nutzen aus den Lehren Jesu ziehen, deshalb suchte er den Lehrer auf. Aber der Herr Jesus macht hier deutlich, dass eine grundlegende Änderung im Menschen stattfinden muss, damit er wirklich Einsicht in die Dinge Gottes bekommen kann: Wir müssen von neuem geboren werden.

 

Von neuem geboren – wie soll das gehen? (V. 4)

„Von neuem geboren werden“ – was soll Nikodemus sich darunter vorstellen? Dass man auf übernatürliche Weise in den Köper der eigenen Mutter zurückkehrt, um dann noch einmal geboren zu werden? Nein, das kann der Sohn Gottes niemals gemeint haben. Er spricht hier über geistliche Dinge – im Gegensatz zu Nikodemus, der sich auf seine natürliche Vorstellungskraft stützt. Ein Mensch könnte noch so oft von seiner Mutter geboren werden, sein Wesen würde sich nicht ändern, es würde „Fleisch“ bleiben: „Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger!“, musste schon Hiob feststellen (Kap. 14,4).
Aus Wasser und Geist geboren (V. 5.6)

Nun erklärt der Herr Jesus die Neugeburt: Sie ist ein Vorgang, der durch Wasser und Geist geschieht. Das kann nur eine symbolische Sprache sein. Mit „Wasser“ ist nicht etwa das Taufwasser gemeint. Nein, das „Wasser“ ist hier vielmehr ein Symbol des Wortes Gottes, das der Heilige Geist an der Seele eines Menschen wirksam werden lässt. Das entspricht dem, was Jakobus in seinem Brief schreibt: „Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt [o. geboren]“ (Kap. 1,18).
Jeder Mensch ist von Grund auf ein Sünder und als Nachkomme Adams unverbesserlich. Deshalb braucht er einen völlig neuen Ursprung. Weil er sich diesen neuen Ursprung nicht selbst verschaffen kann, ist ein Werk Gottes notwendig. Die Menschen hätten das Reich Gottes damals bereits in der Person Jesu erkennen können, aber um daran teilzuhaben, braucht der Mensch eine ganz neue Natur, die zu dem Reich passt – man muss aus Gott geboren sein (Lukas 17,21; Johannes 1,13).

 

Große Verwunderung (V. 7)

Nikodemus ist verwundert. Warum? Stellen wir uns einen religiösen Menschen vor, der sich bemüht, die Gebote Gottes zu halten und vielleicht auch noch darüber zu reden. Bei Nikodemus war es zudem so, dass er auf den angekündigten Messias wartete, der Israel von der römischen Besatzungsmacht befreien und dann sein Reich aufrichten würde. Und solch ein religiöser Mann wird jetzt mit der Notwendigkeit der Neugeburt konfrontiert. Doch er muss lernen, dass weder gute Werke noch religiöse Bildung oder anerkannte Frömmigkeitsformen zum Eingang in das Reich Gottes berechtigen. Es muss unbedingt etwas völlig Neues in der Seele eines Menschen entstehen: eine neue Natur, göttliches Leben.

 

Neugeburt – ein Muss (V. 7)

Beachten wir, dass der Herr Jesus bei Nikodemus nicht über Sünden spricht, die er zu bekennen hätte. Zweifellos hatte er gesündigt. Er war ja ein Sünder wie alle anderen Menschen auch. Aber religiöse Menschen gehen manchmal in einer selbstgerechten Art mehr oder weniger aufrichtig mit ihren Verfehlungen um. Nikodemus hätte das vielleicht bestätigen können. Doch das Bekenntnis einzelner Sünden macht aus einem Sünder noch keinen neu geborenen Menschen. Dazu ist mehr erforderlich.

 

Ein geheimnisvoller Vorgang (V. 8)

Für Nikodemus wird es an dieser Stelle eng: Hat er bisher eine innere Veränderung erlebt? Kennt er ein Einst und Jetzt? Er hört weiter zu und lernt, dass die neue Geburt vollständig aus Gott ist. Es ist eine souveräne Handlung des Heiligen Geistes, ähnlich dem Wind, der nicht nach Anweisung des Menschen weht. Wir können nicht sagen, woher er kommt oder wohin er geht: Genauso wenig können wir das souveräne Handeln des Heiligen Geistes in der Seele eines Menschen erklären. Es bleibt ein Geheimnis, aber die Wirkung ist deutlich sichtbar und das ist der springende Punkt: Es entsteht neues Leben, das seinen Ursprung in Gott hat und das genauso denkt und empfindet wie Gott.

 

Das sollte man wissen (V. 9.10)

Nikodemus ist immer noch verwundert, obwohl er etwas von dieser Neugeburt hätte kennen müssen. Hatte nicht schon der Prophet Hesekiel von „Wasser“ und von „Geist“ gesprochen? Gott wollte die Israeliten von ihren Unreinigkeiten reinigen und ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist geben (Hesekiel 36,25–27).

 

Neugeburt muss man erlebt haben

Die Neugeburt ist kein Vorgang, der im Überschwang der Gefühle stattfindet. Sie findet bei der Bekehrung statt und ist mit Buße und Glauben verbunden: Buße, weil man erkennt, dass man ein Sünder ist und dass man auf einem völlig verkehrten Weg ist; Glauben, weil man das für wahr hält, was Gott in seinem Wort sagt und sich dem Retter Jesus Christus ganz anvertraut.

Wer von neuem geboren ist, sieht sich selbst in einem neuen Licht: früher verdorben und verloren, heute neues Leben und bei Gott angenommen; früher blind für Jesus Christus (nur ein Sittenlehrer), heute der Sohn Gottes und der Retter und Herr, der das Reich Gottes, bestehend aus Gerechtigkeit, Friede und Freude (Röm 14,17), in sich verkörpert.

 


Neugeburt – was sagt mir das? 

Vielleicht können diese wenigen Zeilen bewirken,

  • dass ein Leser bei sich feststellt, dass ihm die Neugeburt noch fehlt, weil er Jesus noch nicht als Retter und Herrn im Glauben angenommen hat. Bedenke: Wir müssen von neuem geboren werden.
  • dass einem Leser das göttliche Geschenk der Neugeburt wieder neu wertvoll wird und er dafür Gott von Herzen dankt.
  • dass einem Leser der beispielhafte Umgang des Herrn Jesus mit einem religiösen Menschen eine Hilfe geworden ist.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Neugeburt ein großartiger Bestandteil der Heilswahrheit Gottes ist.