Bibelstudium

2. Timotheus (Teil 1)

Ein Gang durch den 2. Timotheusbrief (erster Teil)

In einer vierteiligen Serie wollen wir uns den zweiten Timotheusbrief etwas näher ansehen. In diesem Artikel geht es um das erste Kapitel.

Der zweite Timotheusbrief ist ein sehr persönlich gehaltener Brief, der viele Appelle für Herz und Gewissen enthält. Du solltest ihn so lesen, als sei er direkt an dich gerichtet worden.
Einleitung

Der Apostel Paulus schreibt seinen letzten inspirierten Brief. Er adressiert ihn an sein geliebtes und echtes Kind im Glauben: Timotheus. Ungefähr drei Jahre vorher hat Paulus Timotheus seinen ersten Brief geschrieben. Jetzt ist Paulus zum zweiten Mal ins Gefängnis gekommen. Seine Haftbedingungen sind schlechter als bei seiner ersten Gefangenschaft, er hat seine Hinrichtung vor Augen. Und doch drängt es ihn, Timotheus noch einmal nachhaltig zu ermutigen.

 

Dank und Gebet für Timotheus

Auch wenn der zweite Timotheusbrief ein persönlicher Brief ist, betont Paulus zu Beginn seine apostolische Autorität. Sein Dienst war durch das ewige Leben gekennzeichnet, das alle Glaubenden im Himmel völlig genießen werden. Dieses Leben hat Gott in der Ewigkeit bereits verheißen. Und wo ist es zu finden? In Christus Jesus (Kap. 1,1). Paulus wünscht seinem geliebten Kind im Glauben das, was er allen seinen Briefempfängern wünscht: Gnade und Friede. Aber in den Timotheusbriefen fügt Paulus etwas hinzu: Barmherzigkeit. Diese Zuwendung Gottes und sein Mitgefühl sollte Timotheus angesichts seiner Schwachheit besonders erleben (V. 2).

Paulus ist dankbar, dass er in seinen vielen Gebeten mit Freude an Timotheus denken kann. Er wünscht sich sehr, seinen Freund und Bruder in Christus wiederzusehen. Als sie sich das letzte Mal verabschiedet hatten, weinte Timotheus traurig. Groß wäre die Freude für Paulus, ihn noch einmal vor seinem Tod wiederzusehen (V.3.4)!

Der Apostel geht in seinen Gedanken, wie es ältere Menschen gerne tun, zurück in die Kindheitstage. Seine Vorfahren waren gottesfürchtige und gewissenhafte Menschen. Das prägte ihre Erziehungsarbeit und schließlich das Verhalten von Saulus (V. 3). Paulus erwähnt nicht, dass er viele Jahre im Unglauben Christen verfolgt hat, denn das hat er schon im ersten Brief getan (1. Tim 1,13).

Wie sieht das Elternhaus von Timotheus aus? Timotheus hatte eine jüdische Mutter und eine Großmutter, deren Glaube ungeheuchelt ist. Sein griechischer Vater dagegen war offenbar ungläubig (Apg 16,1). Timotheus führt ein glaubwürdiges Christenleben, er schauspielert anderen nichts vor. Davon ist Paulus überzeugt (V. 5).

 

Ein Auftrag für Timotheus

Weil Timotheus ein Christenleben ohne fromme Maske führt, sagt ihm Paulus nochmals, dass er seine Gnadengabe fleißig gebrauchen soll. Gnadengaben kommen immer von Gott, aber in dem besonderen Fall von Timotheus war Paulus der Vermittler dieser Gabe gewesen, was die Verbindung zwischen diesen beiden Männern Gottes gewiss stärkte (V.6; vgl. 1. Tim 4,14).

Timotheus war offensichtlich ein sensibler und ängstlicher Typ. Deshalb stand er in Gefahr, angesichts von Schwierigkeiten zu resignieren und seinen Dienst (vorübergehend) einzustellen. Daher erinnert ihn der Apostel daran, dass der Heilige Geist bei den Christen Kraft, Liebe und Besonnenheit hervorruft (V. 7). Weil Gott uns diesen Geist geschenkt hat, braucht sich Timotheus nicht ängstlich zu verkriechen, sondern darf mutig das Zeugnis des Herrn ausbreiten (vgl. 1. Tim 2,7). Doch so wie das Evangelium abgelehnt wird, wird auch der Bote des Evangeliums zurückgewiesen. Diesen Schmerz der Verwerfung hat Timotheus in Kauf zu nehmen. Auch soll er sich nicht für Paulus schämen, der um des Herrn willen im Gefängnis sitzt. Gut, dass Gottes Kraft für diesen mühevollen Weg zur Verfügung steht (V. 8).

 

Das Evangelium Gottes

Bevor Paulus in Vers 12 weiter über den Dienst spricht, erörtert er in den Versen 9-11 den Inhalt des Evangeliums – das ist das Zeugnis, das der Herr uns anvertraut hat.

Die Gläubigen sind errettet von der Strafe für ihre Sünden und werden nicht in die Hölle geworfen werden; sie sind befreit aus der Macht Satans und herausgenommen aus dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf. Aber nicht nur das – Gott hat uns auch zu großartigem Segen berufen durch seinen heiligen, souveränen Ruf, der nicht auf unseren Werken basiert, sondern auf dem ewigen Vorsatz der Gnade Gottes (V. 9). Gottes Gnadenratschluss, der im Himmel gefasst wurde, konnte niemand sehen. Aber die Gnade Gottes ist sichtbar geworden in der Person des Sohnes Gottes (V. 10).

Was musste geschehen, damit Sünder in den Genuss der Gnade kommen konnten? Der Heiland musste für unsere Sünden sterben und aus den Toten auferstehen. Für alle, die an das Evangelium von Jesus Christus glauben, ist der Tod wirkungslos gemacht; er ist nicht mehr die Pforte zur Qual, sondern das Eingangstor in den Himmel. Die Gläubigen haben ewiges Leben für ihre Seele und sie werden einmal einen unverweslichen Körper bekommen (V. 10). Diese wunderbaren und wichtigen Tatsachen werden durch das Evangelium bekannt gemacht. Paulus hat dazu einen besonderen Auftrag: Er ist der Herold (Verkündiger, Ausrufer), Apostel und Lehrer des Evangeliums (V. 11).

 

Festhalten und Bewahren

Weil Paulus das Evangelium verbreitet, muss er ins Gefängnis. Er schämt sich nicht wie die Gefangenen, die wegen ihrer Verbrechen eine Strafe abbüßen, und resigniert nicht, weil er weiß, auf wen er sein Vertrauen gesetzt hat. Jesus ist stark und Er würde die ganze Arbeit, die Paulus Ihm anvertraut hat, auf „jenen Tag“ bewahren. Das ist der Tag des Herrn, an dem der Lohn offenbar werden wird, den die Knechte Gottes am Richterstuhl empfangen haben. Dann wird sichtbar: Paulus war kein Krimineller, sondern ein treuer Mann Gottes, dessen Dienst Gott gesegnet hat (V. 12).

Paulus hat Timotheus eine Lehre mitgeteilt, bei der alles wunderbar an seinem Platz ist, und die zur Gesundheit im Glauben führt. Timotheus soll das ganze Bild des Wortes Gottes festhalten und nicht nur einige „Puzzlestücke“ der göttlichen Wahrheit – keine Bibelstelle darf isoliert betrachtet und aus dem Zusammenhang gerissen werden. Um die Lehre festzuhalten, benötigt man kein herausragendes Gedächtnis, sondern wir müssen nahe beim Herrn Jesus bleiben. Wenn unsere Beziehung zu Ihm intakt ist, wenn Er vor unseren Augen ist, bekommen wir die Kraft, die Wahrheit des Wortes Gottes auszuleben (V. 13).

Wir vertrauen dem Herrn unser Lebenswerk an, aber Er vertraut auch uns etwas an: das schöne Glaubensgut. Das ist die Glaubenswahrheit, die einmal den Heiligen überliefert wurde (Jud 3). Allerdings sind wir nicht von uns selbst aus imstande, es zu bewahren (vgl. mit V. 12), sondern es gelingt uns nur durch die Kraft des Geistes Gottes (V. 14).

 

Trauer und Freude für Paulus

Timotheus versieht seinen Dienst in Ephesus, das zu der römischen Provinz Kleinasien gehört. In dieser Provinz ist man auf Distanz zu dem hingebungsvollen Diener Paulus gegangen, der wegen seiner evangelistischen Arbeit mit der Obrigkeit in Konflikt gekommen und zum zweiten Mal inhaftiert worden war. Auch zwei offenbar einflussreiche Männer, von denen wir sonst nichts wissen, rücken von Paulus ab: Phygelus und Hermogenes (V. 15). Sie haben anscheinend kein Verständnis dafür, dass Paulus für die Wahrheit zu leiden bereit war.

Aber Paulus sieht nicht nur die Dinge, die ihn traurig machen. Da ist auch ein Onesiphorus, der ihm oft Freude bereitet und sich nicht geschämt hat, ihn in Rom im Gefängnis zu besuchen. Paulus wünscht, dass Gott seiner Familie Barmherzigkeit zuwendet zu ihrer rechtzeitigen Hilfe. Außerdem betet Paulus dafür, dass der barmherzige Onesiphorus selbst Barmherzigkeit an dem Tag der Belohnung erfährt (vgl. Mt 5,7). Dieser Lohn ist einerseits eine Vergeltung des gerechten Richters, aber er ist auch ein Zeichen der Barmherzigkeit des Herrn. Dieser Onesiphorus hat sich nicht nur in Rom um Paulus bemüht, sondern auch in Ephesus viel gedient, was Timotheus natürlich bestens beurteilen kann (V. 16-18).

Wir wollen die Appelle von Paulus an Timotheus aus Kapitel 1 besonders in unser Herz fassen:

  • Fache die Gnadengabe Gottes an!
  • Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres Herrn!
  • Leide Trübsal mit dem Evangelium nach der Kraft Gottes!
  • Halte fest das Bild gesunder Worte!
  • Bewahre das schöne anvertraute Gut!