Familienstand ledig - vielleicht auf Dauer?

Ein Themenheft über das Thema „Ehe“ wäre unvollständig, wenn nicht auch der Aspekt berührt würde, dass nicht alle jungen Menschen in jungen Jahren heiraten. Manche müssen auf diesen Augenblick länger warten als sie dachten. Andere müssen die Erfahrung machen, dass der Weg in die Ehe nicht der Weg ist, den Gott für sie vorgesehen hat.

Es geht in diesem Artikel nicht um den Sonderfall eines bewussten Verzichts auf die Ehe um des Herrn willen und weil man die dazu nötige Gabe besitzt, sondern um den Fall „unfreiwilliger Ehelosigkeit“, die man sich nicht gewünscht hat. Dies kann für Männer ebenso zutreffen wie für Frauen, wenn auch diese Problematik sicher häufiger bei Schwestern vorkommt.

In einem kurzen Artikel kann dieses Thema sicher nicht erschöpfend behandelt werden. Auch soll es nicht um eine allgemeine, grundsätzliche Erörterung des Themas „Heiraten oder nicht heiraten“ gehen, das ist an anderer Stelle schon geschehen (s. Literaturverzeichnis). Es sollen vielmehr ein paar der mit dieser Problematik verbundenen Fragen und Nöte angesprochen werden.

 

Satans Lügen über das Unverheiratetsein

Besonders wenn man in einer Situation ist, die man persönlich als notvoll empfindet, besteht die Gefahr, dass man Gedanken nachhängt, die der Feind dir einflüstern will.

Lüge 1: Du bist unverheiratet, weil du ….

Du kannst den Satz selbst vervollständigen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Du bist nicht verheiratet, denn du bist…

  • … nicht hübsch genug,
  • … nicht klug genug,
  • … nicht geistlich genug,
  • … zu geistlich (!) (die „Ungeistlichen“ haben doch alle einen Ehepartner),
  • … zu introvertiert/zu extrovertiert,
  • … (kann endlos ergänzt werden).

Nein, in den wenigsten Fällen hat die Situation, nicht verheiratet zu sein etwas mit der Persönlichkeit des oder der Betroffenen zu tun. Das würde der Illusion Raum geben: „Wenn ich etwas daran ändere, bin ich „übermorgen“ verheiratet“.

Ob jemand verheiratet, unverheiratet, verwitwet ist, hängt auch in erster Linie damit zusammen, dass Gott souverän ist in dem Weg, den er mit dem Einzelnen geht. „Wie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist, wie die Gebeine im Leib der Schwangeren sich bilden, ebenso weißt du das Werk Gottes nicht, der alles wirkt“ (Pred 11,5).

Lüge 2: Wenn du (immer noch) unverheiratet bist, kann Gott dich nicht lieben

Du weißt natürlich, dass das nicht stimmt. Gott ist Liebe (1. Joh 4,8). Er hat seinen Sohn am Kreuz für dich dahingegeben. Ja, du weißt, dass Gott dich liebt.

Aber – glaubst du das auch? Ganz persönlich. Diese Welt ist von den Folgen der Sünde geprägt. Krankheit, Tragödien, Elend, Tod – es gäbe viele Gründe, an der Liebe Gottes zu zweifeln, wenn wir nur die Umstände betrachten, in denen wir sind. Gottes Liebe wurde (und wird) auf Golgatha deutlich. Dort gab Er seinen eigenen Sohn in schreckliche Leiden und den Tod, um dich zu erretten und um eine Beziehung zu dir als seinem Kind zu haben. Es gibt keinen größeren Beweis der Liebe Gottes als das Kreuz von Golgatha. Auch ein Ehepartner wäre kein größerer Beweis von Liebe. Die persönliche Not und persönlicher Kummer will der Feind gerne benutzen, um Zweifel an der Liebe Gottes zu säen (die feurigen Pfeile des Bösen). Dann schaue nach Golgatha und „ergreife den Schild des Glaubens“ (Eph 6,16), der auch diese Pfeile auslöschen kann.

Lüge 3: Da du noch nicht verheiratet bist, bist du nichts wert

Der Feind flüstert dir vielleicht ein: Wenn sich noch keiner für dich als Ehepartner interessiert hat, kannst du ja nichts wert sein. Du hast nichts zu bieten. Vielleicht haben auch andere Gläubige dir direkt oder indirekt suggeriert, dass nur Verheiratete in der Versammlung  (Gemeinde) „zählen“.

Dem liegt der uralte Irrtum zugrunde, dass dein Wert davon abhängt, was andere von dir denken. Ich könnte dir jetzt viele Beispiele nennen, von unverheirateten Brüdern und Schwestern, deren Glaubenshaltung (und Dienst) für die Geschwister von unschätzbarem Wert ist. Und es ist gut, diese Wertschätzung auch den Betroffenen gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Aber es liegt letztlich auf derselben Schiene: „Wie beurteile ich den Wert eines anderen?“

Du musst nicht wertvoll werden, durch etwas, was du tust (und wenn es heiraten ist), sondern du bist wertvoll, weil Gott dich geschaffen hat und du wertvoll bist in seinen Augen (vgl. Ps 139, 12-16).

Lüge 4: Du heiratest besser einen Ungläubigen, als das ganze Leben unverheiratet zu sein

Die Situation, keinen Ehepartner zu haben, kann schmerzhaft sein und die Erfahrung der Einsamkeit kann überwältigend werden. In solch einem Fall mag die Ehe mit einem Ungläubigen als ein Ausweg erscheinen. Doch das ist sie nicht! Die Schrift verurteilt ein solches „ungleiches Joch“ als Sünde. Glaubst du wirklich, eine solche Verbindung würde dein tiefstes Sehnen stillen? Selbst wenn der Ehepartner menschlich vorbildlich ist und dir „deinen Glauben lässt“, bleibt es so: Du gehst sehr wahrscheinlich allein in die Zusammenkünfte und liest alleine die Bibel. Über die wichtigsten Dinge in deinem Leben kannst du mit deinem Ehepartner nicht reden. Und wenn du an das Kommen des Herrn denkst – auch dann wirst du alleine mitgehen. Dein Ehepartner ist auf dem Weg zu einem anderen Ziel. Ein unerträglicher Gedanke. Ja, Gott kann in seiner Gnade auch deinen Ehepartner retten. Aber eine Verheißung dafür gibt es in der Bibel nicht.

Nein, du solltest auch dieser Lüge nicht „auf den Leim gehen“.

 

Der unverheiratete Christ und die Sexualität

Hier geht es um ein Problem, das in dieser Form nur der Unverheiratete hat – ein Leben in sexueller Enthaltsamkeit. Alle Christen sind zu einem Leben in (sexueller) Reinheit aufgerufen. Aber für den Verheirateten bedeutet das, seinem Ehepartner treu zu bleiben und nur mit dem eigenen Ehepartner sexuellen Verkehr zu haben. Für den Unverheirateten hingegen bedeutet das ein Leben in ständiger sexueller Enthaltsamkeit. Dies ist in einer völlig sexualisierten Umwelt schon für einen 19 jährigen schwer und wird für den 30 jährigen unverheirateten Christen kaum leichter.

In unserer Gesellschaft wird das Bringen von Opfern als etwas Negatives gesehen. Man muss seine Wünsche und Begierden ausleben. Aber das Leben eines Christen bedeutet oft, auch Opfer zu bringen. In einer Ehe müssen die Ehepartner auch verzichten können dem anderen zu Liebe. Ein egoistisches Ausleben der eigenen Wünsche ist undenkbar in einer christlichen Ehe. So sollte auch der unverheiratete Christ dazu stehen, dass er dieses Opfer bringt und einen enthaltsamen Lebensstil führt.

Das sexuelle Verlangen kann durchaus sehr stark werden und damit eine solche Lebensführung erschweren.  In diesem Fall ist es gut, wenn der junge unverheiratete Christ sich einem reiferen älteren Christen  gleichen Geschlechts oder einem Ehepaar anvertraut, um dort Hilfe und auch Gebetsunterstützung zu finden.

Vermeide jedenfalls „Ersatzlösungen“ (Selbstbefriedigung, Pornographie, Filme etc.), die dich nur unglücklich machen, deine Last erhöhen und dich auch geistlich in einen „Abwärtsstrudel“ ziehen. „Im Übrigen, Brüder, alles, was …rein… ist, dies erwägt“ (Phil 4,8).

 

„Wenn es Gottes Wille für mich ist, unverheiratet zu bleiben, warum nimmt Er mir dann nicht das Verlangen nach einem Ehepartner?“

Diese Frage zu stellen, warum Gott etwas tut oder nicht tut, steht uns als Geschöpfen eigentlich nicht zu. Wir bekommen auch häufig keine Antwort darauf. Aber der dahinter stehende Gedanke ist zwar nachvollziehbar, aber auch nicht ganz ungefährlich. Dahinter steht nämlich – vielleicht unbewusst – der Gedanke, für ein erfülltes Leben müsste ich heiraten, und wenn nicht, dann müsste der Herr mir doch den Wunsch zu heiraten nehmen. Aber die Situation im Leben (auch im Leben biblischer Personen) ist eine andere: zu erfahren, dass es ein erfülltes Leben mit dem Herrn gibt ohne die Erfüllung aller Wünsche.

Der Wunsch zu heiraten ist normal und gut – auch wenn Gott dir diesen Wunsch in seinen Wegen nicht (oder noch nicht) erfüllen will. Paulus schreibt in Philipper 4,11-13: „Nicht, dass ich dies des Mangels wegen sage, denn ich habe gelernt, worin ich bin, mich zu begnügen. Ich weiß sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiß Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.“  Auch der Apostel musste gewisse Dinge lernen, die uns von Natur aus schwerfallen. Vieles im Glaubensleben ist ein Lernprozess. Vielleicht fällt es dir schwer, mit dem Zustand des Unverheiratetseins zufrieden zu sein, weil der Wunsch zu heiraten durchaus noch da ist. Aber dennoch kann der Herr dir schenken, in dem Zustand des Unverheiratetseins ein erfülltes, glückliches Leben zu führen in den Möglichkeiten, die Er dir gibt.

 

Trauer oder Bitterkeit – und der Umgang damit

In gewisser Weise ist ein andauernder Zustand des Unverheiratetseins auch eine Form von Leiden, von Verlust oder Verzicht. Deswegen ist es auch natürlich und kein Zeichen von Ungeistlichkeit, dies zu empfinden und darüber auch zu trauern. Die Tochter Jephtas sagte zu ihrem Vater: „Lass zwei Monate von mir ab, dass ich hingehe und auf die Berge hinabsteige und meine Jungfrauschaft beweine, ich und meine Freundinnen“ (Ri11,37). Sie wollte eine Zeit trauern und sich dann in Gottes Wege fügen. Alles hat seine Zeit – auch trauern. Ob diese Zeit zwei Monate (wie bei Jephtas Tochter) oder länger dauert, das ist im Einzelfall sicher unterschiedlich.

Aber wenn nicht früher oder später der Zeitpunkt kommt, wo man die persönliche Situation aus der Hand des Herrn annehmen kann, dann besteht die Gefahr, dass „irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosst und euch beunruhigt und viele durch sie verunreinigt werden“ (Heb 12,15). Oft folgen dann – ausgesprochen oder unausgesprochen – Vorwürfe gegen Gott. Das verunehrt nicht nur Gott, sondern schadet dem eigenen Glaubensleben.

 

„Meine Zeit steht in deinen Händen“

Der folgende englische Satz darf jedem Christen – auch oder gerade dem unverheirateten – Mut machen:

„I don’t know what my future holds, but I do know who holds my future“  (frei übersetzt: ich weiß nicht, was meine Zukunft für mich bereithält, aber ich weiß, wer meine Zukunft in Händen hält).

Und Er hält auch die Gegenwart in seinen Händen. Auch die Jahre als Unverheiratete. Du sitzt nicht im „Wartezimmer“ und wartest darauf, dass das Leben endlich beginnt. Das Leben für Christus  findet jetzt statt. Nutze die Zeit und Gelegenheit zu seiner Ehre. Nur Christus kann letztlich einem Leben Sinn und Erfüllung geben – auch dem Leben eines unverheirateten Christen.