Den Griechen ein Grieche werden

„Den Juden ein Jude …“

In 1. Korinther 9,20-22 schreibt Paulus, wie er sich immer perfekt auf seine Gesprächspartner einstellt: „Ich bin den Juden geworden wie ein Jude ...“ (V. 20). Und auch „die ohne Gesetz“ wollte er gewinnen (V. 22). Damit meint er die Nichtjuden, die „Griechen“.

Wie komme ich mit Menschen ins Gespräch über den Herrn?

Wie Paulus sich auf die unterschiedlichen Gesprächspartner in der Praxis eingestellt hat, zeigt er bei seinem Aufenthalt in Athen (Apg 17). Es ist ein sehr guter Anschauungsunterricht für uns im Umgang mit Menschen.

In Kürze

Paulus war nicht in Athen, um dort Urlaub zu machen. Er wartete auf Silas und Timotheus. Mit großer Aufmerksamkeit beobachtete er seine Umgebung. Es fiel ihm auf, dass die Stadt voller Götzenbilder war. So suchte er auf dem Marktplatz das Gespräch mit den Menschen und hatte nicht übersehen, was er in dieser Stadt vorher gesehen hatte. Als hervorragenden Anlass für seine Ansprache an die Athener auf dem Areopag benutzte er einen Altar, dessen Aufschrift ihm aufgefallen war: „Dem unbekannten Gott“. Genau diesen Gott wollte er ihnen bringen. Damit gewann er die Aufmerksamkeit und das Interesse der Bürger von Athen. Über diese „Brücke“ konnte er das Evangelium verkünden.

Fällt es dir auch so schwer, mit Menschen deiner Umgebung über den Herrn Jesus zu sprechen? Von Paulus können wir lernen. Er schaffte es, aus dem Umfeld der Menschen auf den Glauben an den Herrn Jesus überzuleiten. Schauen wir uns einzelne Lektionen aus Apostelgeschichte 17 an!

Sieben Hilfsmittel, Menschen in das Licht Gottes zu stellen!

Die richtige Einstellung und ein geistlicher Blick!

V. 16: „… wurde sein Geist in ihm erregt, da er die Stadt voller Götzenbilder sah.“

Paulus ließ sich nicht blenden von den architektonischen Bauten und riesigen Tempeln. Im Gegenteil: Er blickte hinter die Kulissen, und das schockierte ihn. Es erregte ihn innerlich, dass die Athener mit dämonischen Mächten Gemeinschaft hatten. - Wie sehen wir diese Welt, wie sehen wir die Menschen? Unser Herr wurde innerlich bewegt über eine große Volksmenge, „weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben“ (Mk 6,34).

Gespräche mit Menschen suchen

V. 17: „Er unterredete sich nun in der Synagoge mit den Juden …“

Wenn wir die Liebe des Herrn für Verlorene haben, werden wir Menschenfreunde. Wir suchen dann Möglichkeiten, sie mit der Botschaft des Evangeliums zu konfrontieren. Von unserem Herrn lernen wir, wie Er Menschen ansprach: Oft stellte Er Fragen, um dadurch seine Gesprächspartner weiterzubringen. Bei der Frau am Jakobsbrunnen nutzte Er als Aufhänger ein irdisches Bedürfnis (Durst), um ihr Interesse und ihre Sehnsucht nach dem Wasser des Lebens zu wecken (vgl. Joh 4).

Bereit sein für eine Auseinandersetzung

V. 18: „Einige Philosophen griffen ihn an.“

Kalkuliere Widerstand ein, wenn du deinen Herrn bezeugst. Wir können über alles mit den Menschen reden: über die positiven Aspekte des Christentums, über Nächstenliebe, über christliche Werte ... Das findet Anklang bei vielen Menschen. Die Stimmung kippt oft dann, wenn wir das Evangelium bringen und von unserem Herrn reden. Aber gerade das ist ja unser Auftrag. Dazu müssen wir uns klarmachen, dass diese Menschen verloren gehen (siehe Punkt 1). Dann werden wir bei der richtigen Gelegenheit von unserem Herrn zeugen und die gute Botschaft bringen. Dazu gehört, Sünde und Gericht beim Namen zu nennen. Spätestens dann ist damit zu rechnen, dass die gute Stimmung verfliegt.

Schnittstellen suchen und Gemeinsamkeiten

V. 22.23: „… dass ihr in jeder Beziehung den Göttern sehr ergeben seid. Denn als ich umherging und die Gegenstände eurer Verehrung betrachtete …“

Nach dem Streit mit den Philosophen bekam Paulus die Chance, auf dem Areopag Stellung zu beziehen. Auffallend ist sein taktvoller Einstieg. Er betont, dass „sie den Göttern sehr ergeben sind“ sind. Man könnte vielleicht auch übersetzen, dass sie „einen überdurchschnittlichen Respekt vor allem Göttlichen“ haben. Damit schmeichelt er nicht und verprellt sie andererseits auch nicht. Er knüpft an ihre religiösen Gefühle an. Im weiteren Verlauf bezieht er sich auf den Altar für den unbekannten Gott für seine weitere Botschaft. Damit hat er seine Zuhörer gewonnen. Sie fühlten sich ernstgenommen und verstanden.

Gott in seinem Wesen vorstellen (V. 24-31)

Wie viele Menschen haben heute ein völlig verzerrtes Gottesbild! Paulus”˜ Rede zeigt, dass er ein umfassendes Bild von Gott in seiner Rede „malt“: Er ist der

Gott der Schöpfung, mit dem wir als seine Geschöpfe verbunden sind (V. 24-29).

Gott der Langmut, der die Zeit der Unwissenheit übersehen hat (V. 30).

Gott des Gerichts, vor dem man nur durch Buße und Glaube geschützt ist (V. 31a).

Gott der Auferstehung, denn Jesus ist nach seinem Werk nicht im Tod geblieben (V. 31b).

Den Anspruch Gottes deutlich machen

V. 30: „… gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen.“

Paulus macht deutlich, dass Gott allen Menschen gebietet, zu Ihm umzukehren. Nur durch diese Änderung der Lebensrichtung können wir mit Ihm versöhnt werden. Dieser Hinweis auf die Bekehrung ist gerade im Umfeld von „Kirchenchristen“ ganz wichtig.

Unterschiedliche Reaktionen einkalkulieren (V. 32-34)

Einige Zuhörer spotteten, andere wollten Paulus noch einmal hören, und wieder andere glaubten seinen Worten und bekehrten sich. Diese drei Klassen von Menschen finden wir heute auch, wenn wir das Evangelium bringen: Spötter, Abwartende und Glaubende.

Zusammenfassend einige Praxistipps:

Sei ein guter Beobachter: Es ist sehr lehrreich, die Stellen zu suchen: „Und Jesus sah …“

Interessiere dich für Menschen und stelle gute Fragen: „Wer fragt, der führt“; wie oft hat der Herr Jesus durch Fragen die Herzen seiner Jünger bewegt.

Setze „Köder“ ein: Neugierig machen wie der Herr Jesus z. B. in Johannes 4: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt …“, oder Paulus mit dem Hinweis auf diesen unbekannten Gott.

Entdecke die Interessen, Sorgen und Ängste deiner Gesprächspartner: Damit öffnest du Türen, denn echtes Interesse haben natürliche Menschen im Normalfall nur an sich selbst.

„Abholen“ aus dem jeweiligen Umfeld: Setz dich auf den „Stuhl“ des anderen, überlege, was ihn beschäftigt.

Sei bereit zu helfen und diene: Der Herr sah auch die natürlichen Bedürfnisse, als Er die Volksmenge versorgte; wir dürfen von Ihm lernen.

Geistlichen Impuls setzen: Es muss nicht immer sofort das ganze Evangelium sein; oft reicht in einem ersten Schritt ein Gedankenanstoß.

Nacharbeit: Im Anschluss an einen Kontakt ist es gut, eine kurze Mail oder ein evangelistisches Buch zu schicken mit Bezug auf das gute Gespräch. Und dann ist ein Gesprächsfaden entstanden, den man weiterspinnen sollte. Das ist Arbeit, eine segensreiche Arbeit!

Gebet: Vor, während und nach dem Gespräch!

Ein Beispiel aus dem Leben

Der Kundenberater Marc macht sich zu seinem nächsten Termin bei einer süddeutschen Firma auf. Schon am Eingang klingt ihm ein fröhliches „Servus“ entgegen. In der Rezeption sieht er in einem Rollstuhl einen freundlichen Behinderten, der ihn herzlich anlacht.

Marc fällt auf, dass dieser Mann wohl ein eingefleischter Bayernfan ist. Die Räder des Rollstuhls sind ein übergroßes FC-Bayern-Logo. Auch auf dem Hemd prangt der Schriftzug des bayrischen Fußballclubs. „Ich bin zwar Westfale, finde die Bayern aber auch ganz gut“, sucht Marc Zugang zu dem freundlichen Mann in der Zentrale. Dieser strahlt ihn noch mehr an und sagt: „Wir Bayern sind ja meist katholisch. Aber meine Kirche ist die Allianz-Arena.“

Marc zuckt zusammen, denn das kann er nicht stehenlassen. Aber er stellt noch einige Fragen an den überzeugten Fan. Dieser holt weit aus, wie lange er schon in dem Verein ist und wie viele große Erfolge er schon mitfeiern durfte.

„Hat der FC Bayern Ihnen denn schon geholfen, als es Ihnen nicht gut ging?“ „Na, helfen nicht. Aber zumindest habe ich mal ein gutes Gefühl.“ Marc kommt in ein gutes Gespräch. Er gibt einen kurzen Impuls, wie das Volk Israel ein goldenes Kalb baute und darum tanzte. Aber Gott wurde vergessen.

Dann kommt plötzlich der Gesprächspartner und holt Marc zu seinem Termin ab. Nach dem Geschäftstermin verabschiedet sich Marc auch von dem herzlichen Rollstuhlfahrer. Am Parkplatz holt er noch einen Flyer und ein Buch aus dem Handschuhfach. Wieder ergibt sich ein kurzes Gespräch, als Marc ihm empfiehlt, mal in das Buch hineinzusehen.

Auf der Autobahn nutzt er die Zeit, für den Fußballfan zu beten.

Überleg mal, wie du aktuelle Themen geistlich „verarbeiten“ kannst.

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