Weisheit entdecken

Es ist immer wieder wertvoll, in der Schöpfung Gottes Wundertaten zu erforschen (Ps 111,2). Er hat die Erde durch Weisheit gegründet (Spr 3,19). Aber diese göttliche Weisheit soll auch unser Leben als Christen prägen. Sind wir weise genug, um Weisheit zu kaufen?

Weisheit - Grundlage des Verhal- tens von Tieren und Menschen
„Vier sind die Kleinen der Erde, und doch sind sie mit Weisheit wohl versehen:
die Ameisen, ein nicht starkes Volk, und doch bereiten sie im Sommer ihre Speise; die Klippdachse, ein nicht kräftiges Volk, und doch setzen sie ihr Haus auf den Felsen; die Heuschrecken haben keinen König, und,doch ziehen sie allesamt aus in geordneten Scharen; die Eidechse kannst du mit Händen fangen, und doch ist sie in den Palästen der Könige (Spr 30,24–28)“.


Die uns umgebende Natur gibt uns im- mer wieder reichlich Anlässe, über Got- tes Weisheit ins Staunen zu geraten. Sie zu ergründen ist uns allerdings nicht gegeben, wie auch Agur (V. 2–4) und selbst Salomo (Pred 8,16.17) bekennen mussten.


Weisheit ist die Fähigkeit, Handlungs- abläufe so zu gestalten, dass ein vorge- gebenes Ziel erreicht wird.


Gott installierte beim Schöpfungsakt im Organismus der Tiere komplexe Programme, die ihr Verhalten gemäß seiner Weisheit steuern.


So bietet sich dem Betrachter eine scheinbar vorausschauende und kluge Lebensweise. Und der Erfolg ist in der Regel garantiert.

Uns Menschen jedoch schuf Er in seinem Bild und nach seinem Gleichnis. Damit gab Er uns weit gehende Freiheit in der Gestaltung unserer „Handlungsprogramme“. Auch sind wir herausgefordert, im Unterschied zu den Tieren, einen wesentlichen Teil seiner für uns bestimmten Weisheit als Information über den Verstand und das Herz aufzunehmen.


Diese Information hat Gott durch sein Wort mitgeteilt. Die Weisheit macht geschickt zu einer Lebensführung unter dem Segen Gottes. Hierzu ist nicht eine alles überblickende Logik, sondern das gläubige Vertrauen Gott gegenüber die Voraussetzung.


Anders als die Tiere können wir die Weisheit Gottes in dem uns gegebe- nen Rahmen erkennen und verstehen. Lehnen wir sie jedoch ab (und damit letzten Endes auch Gott) und ersetzen sie durch die irdische, sinnliche, teufli- sche Weisheit (Jak 3,15), verfehlen wir unser Ziel. Dieser Sachverhalt wird in der Bibel als Sünde bezeichnet.


Quelle der Weisheit – das Wort Gottes


Insbesondere im Buch der Sprüche wer- den die Weisheit, der Zugang zu ihr und ihre Wirkungen sehr ausführlich darge- stellt. Es ist immer wieder erfrischend und stärkend, hierüber nachzusinnen. Gerade die Gedanken der ersten 9 Kapi- tel kann man nicht oft genug in seinem Herzen bewegen.
In diesen Kapiteln wird der Einfältige, der Jüngling, aber auch der Weise angesprochen. Mit einer enormen Intensität, Vielfältigkeit und Eindringlichkeit wird auf die Notwendigkeit des Erwerbens von Weisheit, Erkenntnis und Verständ- nis hingewiesen. Dieses Werben findet man immer wieder im Wechsel mit den positiven bzw. negativen Resultaten.
Es wird die Bewahrung vor Verführung, irdischen Prinzipien und Maßstäben sowie kurzsichtigen und verdrehten Entscheidungsfindungen des Herzens, aber auch der Erwerb von bedeuten- den Gütern (bis hin zum Baum des Le- bens) vorgestellt.

So geben die ersten beiden Kapitel der Sprüche Warnungen vor

  • Verführung zur Gewalt (Kap. 1,10–19):Eine von Habsucht geprägte Lebens- führung auf Kosten anderer, die bis zu deren Auslöschung führen kann.
  • geistiger Verführung (Kap. 2,12–15): Der „Mann, der Verkehrtes redet“, ein Hin- weis auf gottlose Ideologen, Philoso- phen, Weltverbesserer, Religionsstifter, Irrlehrer, weltliche Schriftsteller etc..
  • Verführung zum leidenschaftlichen Begehren (Kap. 2,16–19; 6,25): Die „fremde Frau“, die in erster Linie für erotische und sexuelle Verführung steht, einer enormen Waffe in der Hand Satans zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte. Diese Frau symbolisiert aber auch den Charakter von Versuchungen, vor denen es zu fliehen gilt, weil sie eine enorme Anziehungskraft auf das Fleisch ausüben, der auch ein Christ nicht gewachsen ist. Dazu gehören die Hurerei (1. Kor 6,18), der Götzendienst (1. Kor 10,14), Gewinnsucht und Geldliebe (1.Tim 6,5–11) und die jugendlichen Lüste (2.Tim 2,22). So warnt auch Salomo: „Halte fern von ihr deinen Weg und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses.“ (Spr 5,8)

Weisheit erwerben und darin leben

Wie wird Weisheit nun konkret erwor- ben? Eine zusammenfassende Übersicht gibt Sprüche 2,1–8. Folgende Punkte werden hervorgehoben:

  • aufmerksam hören auf Worte der Weisheit;
  • das Herz neigen zum Verständnis;
  • dem Verständnis nachspüren, wie nach verborgenen Schätzen.

Hierbei handelt es sich also um ei- nen Prozess, der von Interesse, inne- rer Anteilnahme und Erforschen des Wortes Gottes gekennzeichnet ist. Die Geneigtheit des Herzens spielt dabei eine zentrale Rolle, da die Weisheit dort ihren Platz nimmt (2,10; 14,33). Gottes Weisheit kann nur in einem Ihm zugewandten Herzen wirksam werden (vgl. 3,5; 14,33).


Die „Weisheit von oben“ (s. Jak 3,17) ist an die Tätigkeit des Herrn Jesus im Innern des Gläubigen (1. Kor 1,30) ge- bunden. Mit dem Verstand allein läßt sie sich nicht handhaben. Nur in einem reinen Herzen kann sie sich entfalten. Diese Weisheit schafft eine Atmosphäre von Friedsamkeit und Milde. Wer in ihr wandelt, ist lenksam, barmherzig, bringt gute Früchte hervor, ist unpartei- isch und heuchelt nicht. Er hat vertrau- ten Umgang mit Gott (Spr 3,32), findet Raum für den nächsten Schritt (Spr 4,12) und ist sich bewusst, dass Gottes Wege und Gedanken höher sind als die eige-
nen (Jes 55,9). Ein solcher beharrt nicht auf Positionen, die ihm seine begrenzte Vernunft vorgegeben hat (Jak 3,14–16), läßt sich nicht von seinen Begierden antreiben (Jak 4,1–5) und erwägt bei seiner Lebensplanung Ziel und Weg vor dem Herrn (Jak 4,13).


Diese Haltungen können nur in einem von der Sünde gereinigten und vom Heiligen Geist erneuerten Herzen ent- stehen. Ohne das Erlösungswerk des Herrn Jesus könnte Gottes Weisheit in keines Menschen Herz kommen. Ihm sei dafür Preis, Ruhm und Anbetung!


Weisheit verlieren 

Salomo, den Gott zum Verfassen groß- artiger Weisheitsliteratur benutzte, von dem in 1. Könige 5,11 (bzw. 4,31) gesagt wird, dass er „weiser als alle Menschen“ war, liebte viele fremde Frauen, die sein Herz von Gott hinweg zu ihren Götzen neigten. So war sein Herz nicht mehr ungeteilt auf den Herrn gerichtet (1. Kön. 11,1–4). Später wandte er es so- gar von Ihm ab (Vers 9).


Das Wissen und Verstehen von Zusam- menhängen allein reicht nicht aus, um Weisheit zu praktizieren. Gottes Wort, inklusive der darin enthaltenen War- nungen gilt es ernst zu nehmen, indem man Gott fürchtet und Ihn ehrt (vgl. Spr 14,2; 28,9). Diese Haltung setzt Vertrau- en und Liebe zum Herrn voraus (vgl. Joh 21,15–17). Die Vorstellung etwa, dass ich, als „geistlicher Christ“ die Hinweise der Schrift nicht mehr alle ernst nehmen muss oder über so manche Warnung (z.B. Spr 6,25; 7,25) erhaben bin, ist Hoch- mut und führt unweigerlich zum Fallen.

 

Weisheit rettet

Gott hat all seine Weisheit eingesetzt, um den bußfertigen Sünder für alle Ewigkeit zu erlösen (Eph 1,7.8). Auch auf unserem Weg durch diese Welt kommen wir in Situationen, denen wir ohnmächtig gegenüberstehen und aus denen uns nur Gottes Weisheit erretten kann. Das Wort „erretten“ findet sich in der Bibel stets in Situationen, in denen eine übermächtige Bedrohung vorliegt (vgl. 1. Sam 17,37; Mich 5,5).


Wenn wir aus diesem Blickwinkel um die Notwendigkeit der Rettung von „dem bösen Weg, von dem bösen Mann, der Verkehrtes redet“ (Spr 2,12.13) und auch „von der fremden Frau“ (Spr 2,16) wissen, können wir Gott nicht dankbar genug für die Gabe sei- ner Weisheit sein.


Andererseits sollten uns die Dinge, vor denen es zu fliehen und Satans Macht, der es zu widerstehen (Eph 6,13; Jak 4,7;

  1. Petr 5,8.9) gilt, ernsthaft unsere eige- ne Schwachheit und Bedürftigkeit vor Augen führen (vgl. Phil 2,12b).

Wer meint, hinter dem Herrn her ab- weichen zu können (vgl. 1. Sam 15,11), vielleicht auch nur hin und wieder, gibt sich dem Verderben preis (Gal 6,8).


Weisheit umsetzen – tägliche Herausforderung

Wenn wir uns konkret vor dem Weg des Bösen warnen lassen, will und wird uns Gott einen Weg der Weisheit führen, der uns und Ihn erfreut: „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Mor- genlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr 4,18).


„Es ist ein großer Segen, in dem Laby- rinth dieser Welt, wo ein verkehrter Schritt so bittere Folgen nach sich zie- hen kann, ein Buch zu besitzen, das den Pfad der Klugheit und des Lebens anzeigt und das dies tut in Verbindung mit einer von Gott kommenden Weis- heit“ (J.N.Darby).


Weisheit in der Bibel beinhaltet das Umsetzen von biblischer Lehre in die tägliche Lebenspraxis. Allein der Täter des Wortes kommt in den Genuss ihrer Frucht (Mt 7,24; Jak 1,22–25). In diesem Sinn sind wir alle gefordert, in der Kraft des Herrn die Wegweisungen und die Warnungen zu beachten – zum Segen für uns und zur Ehre des Herrn. Das Buch der Sprüche fordert deshalb zum Lesen und zum Praktizieren des Lese- stoffs geradezu heraus ...